Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740929428
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ärgerlich. »In diesem Laden muß doch noch mehr Geld rumliegen.«

      »Wir hauen ab«, sagte der Wortführer. »Der Streifenwagen liegt mir im Magen.«

      Ohne sich um seine beiden Begleiter zu kümmern, ging er zur Tür. Zögernd folgten sie ihm. Es paßte ihnen nicht, daß sie sich mit nur 128 Dollar begnügen sollten.

      »Dann stecken wir aber Brewster wenigstens die Bude an«, sagte der Mann, der weiter nach Geld suchen wollte.

      »Von mir aus«, meinte der Wortführer, »aber beeil dich, wir wollen weg von hier!«

      Der Brandstifter lief noch einmal zurück in das kleine, enge Büro. Suchend sah er sich um. Die Streichholzschachtel hielt er bereits in der Hand. Sein Blick irrte umher. Wo konnte er am besten Feuer legen?

      Da war der überfüllte Papierkorb!

      Der Mann grinste, riß ein Streichholz an und warf es auf das lose zusammengeknüllte Papier, das über den Rand des Papierkorbs quoll. Sofort züngelten Flammen hoch. Es roch plötzlich nach Feuer und Brand.

      Der Mann grinste, wollte den bereits brennenden Papierkorb noch schnell mit der Schuhspitze an die Fenstervorhänge schieben. Doch dann ließ er es. Der Korb bestand aus einem brüchigen Weidengeflecht. Sobald das brannte, mußte der ölgetränkte Fußboden Feuer fangen.

      Er beeilte sich, seine beiden Partner einzuholen. Es handelte sich zwar nur um 128 Dollar, doch davon wollte er seinen Anteil haben. Um John Brewster kümmerten sie sich alle nicht mehr. Was aus ihm wurde, war ihnen vollkommen gleichgültig …!

      *

      Langsam rückten die Mitglieder des Ku-Klux-Klan auf das Privathaus des Redakteurs zu. In der Masse ihrer Anonymität fühlten sie sich stark und sicher. Hinzu kamen die züngelnden Flammen und das Stieben der Funken. Sie alle schienen von einer Art Gruppenhypnose erfaßt worden zu sein.

      Je mehr sie sich dem Haus näherten, desto stiller wurden die Kapuzenmänner. Fanatisch glänzende Augen leuchteten aus den Sehschlitzen ihrer Spitzkapuzen. Wie eine unausweichliche Gewalt schoben sie sich an das Haus heran, in dem eine kranke, gelähmte, mit panischer Furcht erfüllte Frau lebte.

      Josuah Parker, der das Schrotgewehr wiederholt gehoben und wieder abgesetzt hatte, entschloß sich zu einem ersten Schuß. Er hatte eingesehen, daß die Kapuzenmänner wie unter Zwang handelten. Sie mußten sehr nachdrücklich gestoppt werden.

      Der Butler pirschte sich an die abgestellten Wagen heran, bis er günstiges Schußfeld hatte. Dann visierte er die Männer an, holte tief Luft und feuerte den ersten Schuß ab.

      Der Erfolg war frappierend!

      Die vielen kleinen Schrotkörner bekamen nach Verlassen des Laufs freie Fahrt, trennten sich voneinander und sirrten wie viele kleine Einzelgeschosse durch die Luft. Ihre Streuung war erstaunlich. So kam es auch, daß wenigstens sechs Männer des Ku-Klux-Klan getroffen wurden.

      Parker hatte absichtlich tief gehalten, um Verletzungen lebenswichtiger Gliedmaßen zu verhindern. Daran lag es, daß diese Männer vom Gesäß ab getroffen wurden.

      Die Schrotkörner durchschlugen die Vermummung und bohrten sich in das Fleisch.

      Die Getroffenen stießen augenblicklich spitze und schrille Schreie aus. Sie blieben auf der Stelle stehen und ließen ihre Fackeln zu Boden fallen. Sie faßten unwillkürlich und instinktiv nach den winzig kleinen Einschußlöchern und drehten sich auf der Stelle. Ihre Bewegungen erinnerten lebhaft an die Kriegstänze aufgebrachter Südsee-Insulaner. Zwei der angeschossenen Ku-Klux-Klan-Mitglieder wußten sich in ihrer Hilflosigkeit nicht anders zu benehmen, als sich mit ihrem Gesäß auf den kühlen, weichen Erdboden zu setzen.

      Verständlicherweise wurde durch diese groteske Einlage die massierte Einigkeit der Vermummten gestört. Ihnen klang der Schuß in den Ohren. Sie sahen ihre Nebenleute, die wimmerten und Schmerzensrufe ausstießen.

      Bevor die noch unverwundeten Klan-Mitglieder ihrer Verwirrung Herr werden konnten, feuerte Josuah Parker einen zweiten Schuß ab. Diesmal hatte er gegen die Seitenscheiben der abgestellten Wagen gehalten. Glas splitterte und Scherben rasselten klirrend zu Boden. Auf einigen getroffenen Reifen entwich pfeifend die Luft.

      Kurz, die unheimliche Szenerie verwandelte sich innerhalb weniger Augenblicke in ein tolles Tohuwabohu. Die geschlossene Front der Klan-Männer löste sich auf. Sie vergaßen den eigentlichen Zweck ihres Hierseins und flüchteten sich zu ihren Wagen zurück. Einer der Vermummten versuchte die Lage noch zu retten. Er brüllte Befehle durch das zuckende Halbdunkel, doch kein Mensch hörte mehr auf ihn. Motoren sprangen an, röhrten mit Vollgas auf. Dann setzte sich ein Wagen nach dem anderen ab. Selbst die Autos mit Plattfuß verzichteten auf den so notwendigen Reifenwechsel. Auf Felgen und zerquetschten Reifen rumpelten sie zurück nach Alexander City.

      Parker war mit dem Erfolg seines an sich harmlosen Eingreifens durchaus zufrieden. Genauso hatte er sich alles vorgestellt. Dieser Zwischenfall bewies ihm, daß die Mitglieder des Klans zum größten Teil aus verhetzten und geistig schwachen Mitläufern bestanden. Ihnen mußte man nur die Zähne zeigen, um sie wieder zur Vernunft zu bringen.

      Parker wartete, bis der letzte Wagen in der Dunkelheit verschwunden war. Dann überquerte er die Straße und ging durch den kleinen Vorgarten auf das Haus zu. Unterwegs kam ihm ein Gedanke. Er verließ den mit Kies gestreuten Weg und ließ das Schrotgewehr unter einem Strauch verschwinden. Er wollte damit auf keinen Fall angetroffen werden, falls die Polizei erschien.

      Er klingelte, doch er rechnete nicht damit, daß geöffnet wurde. Er griff in eine der vielen Taschen seines Covercoats und holte ein flaches Lederetui hervor. Es enthielt einige neutral aussehende Schlüssel. Doch diese Schlüssel hatten es in sich. Es handelte sich um ein Spezialbesteck, mit dem er jedes gängige Türschloß in Sekundenschnelle öffnen konnte.

      Der Butler betrat vorsichtig die kleine Halle des Hauses, wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ging dann zur Treppe, die hinauf in die erste Etage führte. Er wollte seinen Fuß gerade auf die erste Stufe setzen, als irgendwo in den hinteren Räumen eine Tür ins Schloß fiel.

      Parker änderte nun sofort seinen Plan.

      Mit einer Schnelligkeit und Geschmeidigkeit, die man ihm bestimmt nicht zugetraut hätte, lief er zurück in die Halle, fand einen Vorhang und schlug ihn zur Seite. Er sah gegen den geröteten Nachthimmel zwei Fenster und die Glastür einer Terrasse.

      Er machte gar nicht erst den Versuch, durch diese Tür hinaus in den Garten zu gehen. Er schlüpfte zur Vordertür hinaus und baute sich knapp neben dem Kiesweg hinter einem Busch auf.

      Seine Rechnung erwies sich als richtig.

      Nach wenigen Augenblicken hörte er Schritte. Sie kamen um das Haus, bewegten sich auf ihn zu. Kies knirschte unter Schuhen. Dann erkannte der Butler die Silhouette eines Mannes, der eine Tasche trug.

      »Kann ich helfen?« erkundigte sich Parker höflich, ohne seinen Standort zu verlassen.

      Der Mann reagierte sehr schnell, aber auch sehr ungewöhnlich. Er schien plötzlich zu explodieren. Seine Gestalt verwandelte sich in einen orangeroten Blitz.

      Der Schuß pfiff dicht an Parker vorbei und schlug gegen einen Baumstamm. Bevor der Mann noch einmal schießen konnte, hatte Josuah Parker aber bereits mit seinem Regenschirm zugelangt. Er schlug dem nervösen Nachtwandler die Waffe aus der Hand und stellte ihm ein Bein.

      Der flüchtende Mann stolperte und schlug auf den Kies. Parker schob mit der Spitze seines Universal-Regenschirms die Aktentasche auf den Rasen und kickte sie dann mit seiner Schuhspitze unter einen Strauch.

      Der Mann, der scheinbar wie gelähmt liegengeblieben war, sprang plötzlich hoch und ergriff die Flucht. Nun, Josuah Parker hätte den Mann leicht stoppen können. Doch alle Methoden für solch einen Zweck waren mehr oder weniger gefährlich. Der Butler wollte kein Blutvergießen. Da er sich aber auch nicht unnötig anstrengen wollte, ließ er den Nachtwandler laufen.

      Bald darauf war hinter dem Wegeknick das Aufheulen eines Automotors zu hören. Der Mann beschloß seine Flucht mit