DUNKLER FLUSS. Nicholas Bennett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nicholas Bennett
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958350373
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sie nur benutzt, jetzt mit noch wütenderer Stimme. Nein, stritt er ab, er habe sie nicht benutzt. Dann wollte er ihr weismachen, es tue ihm leid, er habe sie nie verletzen wollen, und sie sei so ein nettes Mädchen, das bestimmt bald jemand anderen finden würde.

      Ein nettes Mädchen? Dorothy blinzelte, als habe er sie geohrfeigt. Jemand anderen?

      In diesem Moment waren für sie alle Zweifel daran aufgehoben, dass er log. Er hatte jemand anderen gefunden. Sie sah ihn mit einer lispelnden, kleinen Miss, sie sah, wie die beiden unbeherrscht über irgendetwas – über sie lachten.

      Ihr Zorn brach aus ihr hervor, noch ehe sie realisierte, dass er überhaupt da war. Sie traf Ronnies zartes Kinn mit geballter Faust, woraufhin er viel zu einfach stürzte. Sie hörte und spürte zugleich, wie sein Kopf unten gegen den Stamm des Baumes – ihres Baumes – schlug. Dann sah sie seinen reglosen Körper daliegen, die Augen ausdruckslos auf sie gerichtet.

      Ihre Wut verflog augenblicklich. Sie kniete sich neben den unbeweglichen Leib nieder und war sich sofort sicher, er sei tot. Man weiß es sofort, wenn man ihn trifft, höhnte eine Parodie auf die Binsenweisheit ihrer Mutter in ihr. In Panik riss sie sich von der Leiche los und lief durch den Garten zurück, während sich Ronnies leerer Blick in ihr Gedächtnis einbrannte und ihre Füße achtlos das Blütenkonfetti im Gras zerdrückten.

      Kurz bevor sie die Straße erreichte, die zurück in den Ort führte, blieb sie stehen. Denk nach.

      Dorothy setzte sich an einen Zaunpfahl, sodass sie niemand, der vorbeikam, im hohen Gras gesehen hätte.

      Sowieso hatte niemand sie gesehen? Kein Mensch wusste, dass sie hergekommen war. Sie hatte auf Ronnies Bitte hin niemandem von ihrem Techtelmechtel erzählt. Jetzt kannte sie den Grund dafür. Vor nur wenigen Minuten war sie durch den Garten gesprungen, ein junges, verliebtes Ding in Gedanken bei den sanften, braunen Augen ihres Geliebten, doch der war jetzt tot, und sie dadurch eine Mörderin.

      Unter Schmerzen erbrach sie sich ins Gestrüpp.

      Hatte Ronnie irgendjemandem von ihr erzählt?

      Sie konnte sich dessen nicht sicher sein.

      Bevor sie zugeschlagen hatte – getötet, wie eine hämische Stimme sie berichtigte – wäre sie davon überzeugt gewesen, Ronnie habe niemanden in seine schmutzig possierlichen Treffen mit ihr eingeweiht, einer niederen Dienstmagd, die zugelassen hatte, dass er mit ihr anstellte, wonach ihm auch immer der Sinn stand.

      Als sie sich vor Augen rief, wie sie miteinander Liebe gemacht hatten, drehte sich ihr Magen wieder um. Sie kroch auf allen vieren von dem Gestank ihres Erbrochenen davon und wischte sich die Hände an ihrem Kleid ab, während sie bemüht langsam Luft holte.

      Denk nach.

      Wenige Augenblicke später stellte sie fest, dass sie wieder vor Ronnies reglosem Leib stand. Es war sonderbar, denn sie empfand nichts. Es hatte den Anschein, als stehe sie unter der Kontrolle von jemand anderem, der ihre Arme bewegte und den Toten vom Baum wegzog. Als sein Körper schlaff zur Seite rollte, sah sie seinen Hinterkopf. Sie erwartete Blut, doch da war nichts. Vage dachte sie an die Zerbrechlichkeit des Lebens, als sie anfing, Ronnie durch das hohe Gras zu schleifen. An einigen Stellen, wo sie gemeinsam gelegen hatten, war es platt gedrückt, wie sie nun bemerkte. Ihre Entschlossenheit geriet ins Wanken. Sie spürte, wie erneut Panik in ihr aufstieg, schloss jedoch die Tür zu jenem entlegenen Ort, an dem die echte Dorothy zu kauern schien und darauf wartete, dass dieser Albtraum endlich vorbeiging. Sie wuchtete Ronnie durch das Grün, indem sie ihre Handgelenke unter seine Achselhöhlen schob, wobei sie seinen feuchtwarmen Schweiß durch seine Clubjacke hindurch spürte. Abermals machte sich die echte Dorothy hinter den schützenden Wänden ihres Unterbewusstseins bemerkbar.

      Als sie Ronnie aus dem Gesträuch an das Flussufer gezogen hatte, wurde es leichter. Das Gras war dort nicht mehr so hoch. Sie legte ihn ans Wasser und richtete sich auf. Ihr Rücken schmerzte, sie holte in schluchzenden Schüben Luft. Dann, als habe sie ihr Leben lang nichts anderes getan, suchte sie das Ufer geruhsam nach schweren Steinen ab. Nicht lange, und sie stopfte dicke Kiesel, Ziegelsplitter und scharfkantigen Mauerbruch in Ronnies Kleider. Sie füllte die Taschen seiner Jacke und Hose, hob sein Hemd an und legte flachere Stücke auf seine Brust, bevor sie an seinem Bund zog, um auch welche in die Unterhose zu stecken. Als sie sah, dass Ronnie mit einer Erektion gestorben war, würgte sie trocken, weil sie ihren Mageninhalt schon zur Gänze von sich gegeben hatte. Nachdem sie das Hemd behutsam zurück in die Hose geschoben hatte, zog sie den Gürtel so fest, wie sie nur konnte. Zuletzt erhob sie sich, trat zurück und betrachtete ihren Geliebten. Die Kiesel und Ziegel erweckten den Eindruck eines unförmigen Körpers voller gebrochener Knochen. Nachträglich fiel ihr noch ein, die Hosenbeine in die Socken zu stecken, damit die Gewichte darin auch nicht herausrutschten.

      Ronnie starrte nun gen Himmel, so als dachte er ein letztes Mal über seine geliebten Blau- und Grautöne nach.

      Dorothy ging neben dem starren Leib auf die Knie und schloss ihre Augen.

       »Es tut mir leid«, murmelte sie, ehe sie wieder hinschaute. Während sie eine Hand auf seinen Beckenknochen und die andere auf seine Schulter legte, drückte sie ihn die Böschung hinunter. Ronnie glitt mit wenig mehr als einem leisen Klatschen ins Wasser und ging sofort unter. Dorothy schaute in seine offenen Augen, während er immer tiefer sank.

      Es hatte zu nieseln begonnen. Dorothy wartete, während die Tropfen dicker wurden, bis sie Ronnies Umrisse im Wasser nicht mehr erkennen konnte. Dann sah sie nur noch ihr eigenes Spiegelbild im grünen Nass und zuckte schuldbewusst zusammen, als sei sie ertappt worden.

      Ihr Kopf und die Schultern ihres Kleides waren bis auf die Haut durchnässt, als sie sich umdrehte – zum Garten und zu ihrem Leben.

      Ronnies Hoffnungen und Träume trieben allmählich dahin ins Reich der Vergessenheit, und der Fluss strömte weiter, wie er es seit eh und je getan hatte: Das Gewissen der Stadt, das sich an alles erinnerte.

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