TIDAL GRAVE - Ihr hättet es nicht wecken dürfen!. H.E. Goodhue. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: H.E. Goodhue
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958350540
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      TIDAL GRAVE

      ein Horror-Thriller von

      H.E. Goodhue

      aus dem Amerikanischen übersetzt von

      Andreas Schiffmann

      This Translation is published by arrangement with SEVERED PRESS, www.severedpress.com

      Title: TIDAL GRAVE. All rights reserved. First Published by Severed Press, 2014. Severed Press Logo are trademarks or registered trademarks of Severed Press. All rights reserved.

      Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

      Impressum

      Deutsche Erstausgabe

      Originaltitel: TIDAL GRAVE

      Copyright Gesamtausgabe © 2015 LUZIFER-Verlag

      Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

      Cover: Michael Schubert

      Übersetzung: Andreas Schiffmann

      ISBN E-Book: 978-3-95835-054-0

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      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Für “Sunset” Island

      1

      Ich werde die Fähre versenken. Jawohl, ganz richtig: Ich werde geradewegs ins nächste Boot fahren, das ich sehe … oder noch besser, vielleicht den Kai rammen. Dort ist die Strömung am stärksten. Niemand wird überleben. Jedes Arschloch auf dieser verrosteten Schaluppe wird hinaus aufs Meer und am atlantischen Festlandsockel vorbeigerissen. Das übersteht kein Mensch. Oh ja, ich werde die Fähre definitiv versenken. Heute ist der Tag.

      Das nahm sich Raymond Weller täglich vor, wenn er den Motor der Fähre startete. Ray, den man weithin als „den Kapitän“ kannte, hasste seinen Job und diesen Spitznamen mit jeweils annähernd gleicher Erbitterung. Es lag nicht an der Fähre; sicher, sie war wenig mehr als ein offenes Binnenschiff mit Führerhaus in der Mitte und Platz für ungefähr fünfzehn Autos, wobei es stimmte, dass sie allmählich den Anschein erweckte, mehr Rost als weiße Farbe an sich zu tragen, doch es handelte sich immer noch um ein gutes Boot. Ray wollte bloß nicht Kapitän der Fähre sein, die aufgeblasene Stadtameisen auf Erholungsurlaub von ihren Wolkenkratzerkolonien zur Sunset Island beförderte – zu seiner Insel. Schlimmer noch als solche käseweißen, reichen Säcke waren diese unreifen Typen über dreißig mit ihren dämlichen Klamotten, dicken Brillen und Bärten. Ray hatte gehört, dass Jimmy sie Hipster nannte, er weigerte sich aber, das selbst ebenfalls zu tun. Schließlich gab es nichts, was hip daran war, ein arbeitsloser Penner zu sein. Sie hatten Haare im Gesicht und einen Sprung in der Schüssel, also hielt Ray die Bezeichnung „Bartschnösel“ für angemessen, doch egal wie man sie nannte: Sie waren die Schlimmsten unter dem ganzen Pack. Kohle hatten sie nur dank Mamas und Papas Kreditkarten. Scharenweise zwängten sich diese großen Kinder in ätzende Kisten mit Fahrgemeinschafts-Aufklebern am Heck, weil es offensichtlich nicht cool war, ein eigenes Auto zu besitzen. Nachdem sie berauscht von ihrer Überheblichkeit und weiß-der-Teufel was noch aufgekreuzt waren, fingen sie an, so zu tun, als wären sie mehr wert als jeder andere, und behandelten die Menschen auf der Insel wie Dreck. Diese Wichser betranken sich und stifteten Ärger, angesichts dessen ihre Eltern vor Scham im Erdboden versinken würden. Irgendein Teenagerabschaum war im Sommer vor drei Jahren in die Schlagzeilen gelangt, indem er schlechte Erziehung vorgeschoben hatte, um sich gegen den Vorwurf fahrlässiger Tötung im Rahmen eines alkoholbedingten Unfalls beim Bootsfahren zu verteidigen. Die Lokalpresse hatte etwas von einem Wohlstandssyndrom geschrieben, als seien sie krank oder so etwas, weil sie über Gebühr bevorrechtigt und verwöhnt worden waren. Ray hielt das alles für einen dampfenden Haufen Pferdeäpfel. Unfähige Eltern, Liebesentzug, Regellosigkeit oder was auch immer sonst der kleine Scheißer benutzt hatte, um sich aus der Affäre zu ziehen: Es war nichts weiter als Schmu. Rays Meinung zufolge, gehörte so jemandem eine enge Gefängniszelle verpasst und der Hintern versohlt, doch das war nicht erfolgt. Dafür ließ sich nicht ungeschehen machen, dass drei Familien auf Sunset Island ihre Kinder hatten zu Grabe tragen müssen, während das kleine Monster, welches deren Tod verantwortete, zur Therapie in eine versnobte Klinik gekommen war, um Yoga zu betreiben und verdammt noch mal auf Pferden zu reiten. Oh ja, die großen Kinder waren mit weitem Abstand das Schlimmste am Sommer. Die feinen Pinkel besaßen wenigstens Kohle und Berufe. Diese jungen Flegel hingegen hatten niemals mehr erreicht, als Daddys Geld zu verprassen und auszusehen wie Obdachlose. Ray hoffte, dass viele von ihnen an dem Tag, da er sich endlich dazu durchrang, die Fähre zu versenken, an Bord sein würden.

      Es gab Menschen auf Sunset, die ihn um seine Arbeit beneideten. Er bezog Leistungen von der Stadt und musste nicht raus, wenn das Wasser vereiste. Ray hielt sie für Idioten. Warum hätte er sich dafür verantwortlich zeigen wollen, seine Insel mit genau dem zu füllen, was er verachtete? Mit der Fähre anzudocken und die Touristen an Land gehen zu lassen, kam ihm ein wenig so vor, als legte er sich einen stinkenden Haufen Hundekacke vor die eigene Haustür. Den hätte Ray vielleicht sogar vorgezogen. Obwohl, Hundekacke hatte weder weite Hosentaschen noch dicke Geldbörsen.

      Sunset Island war wenig mehr als ein felsiger Sandhügel, zusammengehalten von verkümmerten Kiefern und seit Generationen von raubeinigen Menschen bevölkert, die das Eiland schon länger ihr Zuhause nannten, als sich irgendjemand entsinnen konnte. In seiner Hochzeit war Sunset ein florierender Außenposten des Fischereigewerbes gewesen. Da es nur zehn Meilen vom Kontinentalschelf entfernt und in tiefem Gewässer lag, nicht zu vergessen die großen Fische dort, hatten die Bewohner einen entschiedenen Vorteil genossen. Die seichten Zuflüsse wiederum waren ideal zum Sammeln von Muscheln und Austern gewesen. Familien hatten über viele Generationen hinweg prächtig auf Sunset gelebt und sich einer schlichten Lebensweise erfreut, aber dann war der Wandel erfolgt.

      Ob es an der Umweltverschmutzung, der globalen Erwärmung oder einem angepissten Gott Neptun lag, konnte Ray nicht sagen, aber eines war sicher: Die Fische waren verschwunden, und die Muschelfelder verödet, die Fischindustrie und Rays Lebensentwurf hatten nicht viel länger ausgehalten.

      Er war zum Fischer geboren gewesen – mit Betonung auf »gewesen«. Ray hatte schwere Brocken gejagt, zum Beispiel Speer- oder Thunfische – also solche, für deren Fang man ein echter Mann sein und um die man sich verdient machen musste. Von Weicheierkram wie Trawlfischen, bei dem man bloß ein Netz hinter dem Boot herzog und jeden Mist nahm, den man einholte, verstand er nichts. Sein Vater hatte ihm gegenüber nämlich den Vergleich gezogen, Trawling sei wie in eine Kneipe zu gehen, die Hose herunterzulassen und den Schwengel herumzuzeigen, auf dass die erste willige Seekuh anbiss. Irgendetwas bekam man also immer, bloß war es den Aufwand nicht