Die statistische Relation zwischen Soldat und Soldatin erinnert wider Willen recht aufdringlich an die Relation zwischen Verbrecher und Verbrecherin – auf elf männliche Kriminelle kommt bloß eine einzige einsame Straftäterin. Männer sind peinlicherweise die elfmal schlechteren Menschen, asozial, bedrohlich, aggressiv, einfach nur Arschlöcher, und die in toto uneffektive Frauenemanzipation kanns als Fernziel allenfalls hinbekommen, daß Frauen bloß neunmal weniger juristisch auffällig werden als Männer, statt elfmal. Das bezieht sich nicht nur auf die Tätigkeitsfelder Totschlag und Mord; selbst noch beim simplen Ladendiebstahl stehlen Männer den kleptomanischen Hausfrauen die Show. Frauen sind auch weniger schwer zum Vegetarismus zu verführen; doppelt so viele Vegetarierinnen wie Vegetarier konnten erzielt werden. Da hilfts auch nichts, wenn männliche NS-Forscher gern behaupten, daß KZ-Kommandantinnen genauso schlimm herrschten wie ihre männlichen Kollegen, ja punktuell noch unerweichlicher und härter. Im politischen Sektor hingegen bringen es Frauen allenfalls zur Eisernen Lady, nicht aber zur Diktatorin oder Tyrannin.
Im breiten milliardenköpfigen Alltagsleben fallen solche Weiber eher als Klatsch- und Nörgeltanten, Nervensägen, Stachelmimosen, Giftzicken auf, als archetypische Xanthippen, auf der Kompensationsfolie ähnlich unleidlicher Ehetrottel, Pantoffelhelden und Saftsäcke in Küchenschürze, ein insgesamter Sozialtypus von einer derart mainstreambildenden Häufigkeit, daß sich daraus nur in Maßen Charaktertypen rekrutieren dürften, die als heilige oder unheilige Närrinnen positiv auffällig werden könnten.
Klassischerweise solls sehr wenige Naturwissenschaftlerinnen geben, aber wer »Mathematikerinnen« googelt, bekommt hundertweise Differenzialgeometrikerinnen und Algorithmentheoretikerinnen hingeschüttet, z.B. Sylvia Frühwirt-Schnatter, eine Statistikprofessorin in Linz. Zwar solls auch plastikbebrillte Nerds weiblichen Geschlechts geben, von grottenolmbleicher Gesichtsfarbe, doch solange weniger Informatikstudentinnen sich einschreiben als Germanistikstudentinnen, braucht die Kulturmenschheit die Hoffnung nicht aufzugeben. Männer lesen nun mal, falls sie lesen, ausschließlich Computerzeitschriften und Sachbücher; Frauen hingegen lesen lieber Romane, in denen Frauen und Männer miteinander dialogisieren.
Sodann gibt’s seit alters einen berühmten Berufszweig, hochpopulär, kulturgeschichtlich sehr bedeutsam, oft in Bild und Wort dargestellt; heut nennt man’s Nerdismus, Introvertiertheit, Autismus, Kontaktunfähigkeit, Cocooning; in alten Zeiten hieß es Eremitentum. So archaisch und wichtig wie Schafhirt und Nachtwächter erschien der Einsiedler, doch keiner kannte einen und keiner hielt es dauerhaft als Einsiedler aus, und schon gar nicht als Einsiedlerin. Im 18. Jahrhundert hießen sie Schmuck- und Ziereremiten, die sich ein Herzog zwecks Gaudium anschaffte; er stellte ihnen gratis ein Baumhaus zur Verfügung, Kandidaten standen Schlange, doch jeder kehrte bereits nach zwölf oder vierundzwanzig Stunden ins lebenswichtige Getümmel und närrische Treiben zurück. Bei Einsiedlern, die auf zwischenmenschliche Dialoge verzichteten, erhöhten sich sofort innere Stimmen und dämonische Kontakte. Waldklausner im Mittelalter rekrutierten sich – statt aus romantischen Spitzwegfiguren in Mönchskutte, die mit Rehen und Vögeln redeten – aus Deserteuren, Verbannten, Verbrechern. Eremitinnen blieben über zehnmal seltener als Eremiten, erstens, weil Mörderinnen sowieso über elfmal seltener zu Buche schlugen, und zweitens: weil Frauen durchschnittlich kontakt- und kicherfreudiger, auch sprachlich gewandter und schneller sind als ihre dumpfen Kollegen. Als plus/minus einzige berühmte Ausnahme fällt Genoveva von Brabant auf, die sechs Jahre im Wald lebte und sich begnügte, ein Milchkind und eine Hirschkuh bei sich zu haben, gemalt vom romantischen Ludwig Richter.
Verrückte Nudeln konnten mit Labilitäten und Wahnideen genauso oft aufwarten wie männliche Kollegen im närrischen Gewerbe – Größenwahn vielleicht abgerechnet. Aber spätestens ab der ersten Niederkunft sah sich jede Närrin veranlaßt, auf Normalität einzuschwenken und eine gewisse grundlegende Hygiene walten zu lassen. Nicht jeder Bube hielt sein Stübchen und sich so rein wie fast jede verliebte Magd. Narren fielen oft durch Verlotterung und Verwilderung lästig und koinzidierten hierbei mit praktisch fast jedem Eigenbrötler und Hagestolz, – Single Naßzelle – während jede psychisch halbwegs zurechnungsfähige Frau und Dame, selbst bei Aufgekratztheit und histrionischer Exaltiertheit ein gewisses humanes Minimum an Pflegeinstinkt aufrechterhält, und schon dünnt die Spezies heiliger Närrinnen durchaus imposant zu Buche schlagend aus. Um ungewaschen und unfrisiert herumzulaufen, als Narren Christi, und hierbei möglichst hirnrissige Theoreme auszuspenden, gehört auch Mut und Kontrollverlust, dem empfindsame Seelen sich weniger unbedenklich hingaben und hinschmissen. Ausnahme: Sektiererinnen à la Eva von Buttlar oder auch Halbweltdamen. Wo aber wäre ein weibliches oder gar feminines Wesen anzutreffen, das so hemmungslos und schamlos wie der Kabarettist Wolfgang Neuss einfach in der Öffentlichkeit seine dritten Zähne rausnähme und grinsend vorzeigte!? Vagabundinnen, Stadtstreicherinnen und Tippelschwestern – kraft geringerer Wehrhaftigkeit und größerer Angst vor Ungeschütztheit – blieben also statistisch überall recht selten. Falsche Bescheidenheit senkte Närrinnenquoten.
Narzißten dürften in Snobkreisen und Dandygesellschaften ungeheuer oft bis regelmäßig ihr angestammtes Parkett finden, genau wie Schauspielerinnen, Diven und Grand Old Ladies, doch rekrutiert sich eine erhebliche Anzahl unheiliger und heiliger Narren aus Persönlichkeiten ohne jede Gefallsucht. Gewisse männliche Typen wollen nicht gefallen, sondern einfach nur auffallen, egal wie, am besten durch Tabubrecherei, und wie die Hemmschwelle bei Mördern und fiesen Typen schwächer ausgebildet erscheint als bei guten Frauen und guten Ehefrauen, so sinken ebendiese nicht so leicht zu asozialen Urviechern und Bestien herab. Naturgemäß blieben unter den humaneren Menschen in Frauengestalt solche Mutanten wie Pessimisten, finstere Gesellen, miese und fiese Typen angenehm selten. Blutsäuferinnen wie Blutsäufer Idi Amin hats praktisch nicht gegeben, und wenn Raucherinnen, Chefinnen und Soldatinnen nachziehen und bessere Quoten einfahren, bleibt dennoch wünschenswert, daß sie trotzdem im Fachbereich Inhumanismus nur zögernd aufholen.
Obwohl Frauen doppelt so viel lachen wie Männer, also ihrem Immunsystem doppelt so viele Kicks zuführen und also in summa fünf, sechs Jahre länger leben, behaupten männliche Zungen recht gern, daß Frauen im Zweifelsfall weniger Humor haben als männlich strukturierte Humorinhaber.
Seltsam, daß katholische Frauen nicht Priesterinnen, wohl aber selig- und heiliggesprochen werden dürfen! Indirekt wird ihnen damit ein gewisses Quantum seelischer Durchgeknalltheit zugestanden, nicht aber die Erfüllung in einem seriösen Berufsstand. Verrückte Nonnen liefen im Mittelalter den verrückten Mönchen schier den Rang ab – es kam zu einer herzrührenden, herzerhebenden, auch herzbeklemmenden Mystikerinnenschwemme. Daß auch in hochindustrialisierten Zeiten bei Hysterie- und Borderlineerkrankungen viel mehr Frauen als Männer befallen werden, muß mit den gotisch verzückten Gottesbräuten und Visionärinnen nicht auf Teufel komm raus im Zusammenhang gesehen werden.
Frauen, die in Gambia dauerhaft kinderlos bleiben, bilden eine eigene Sparte und Gesellschaftsschicht, dürfen die üblichen Höflichkeiten und Regeln umgehn, kleiden sich überbunt, tragen sich in kollektiver Närrinnenfreiheit extrem offen, dürfen jeden vorbeilaufenden, erschrocken zusammenzuckenden Mann bedrängen und anfassen – ganzjähriger Karneval, eine wunderbar ansteckende Krankheit.
Bilanz oder Zwischenbilanz: Daß Männer statistisch in toto zehnmal aggressiver und krimineller sind als Frauen, spricht ewig gegen Männer; immerhin gibt es nicht zehnmal weniger Närrinnen, sondern bloß halb so viel.
Hundegattin, vernarrt in einen Quasimodo
Hipparchia von Maroneia – Kynikerin, Philosophin, Emanze (um 300 v.Chr.)
Sie stammte aus vornehmen Kreisen in Maroneia. Bald drängten allerlei Freier herbei, sogar recht ansehnliche und wohlhabende: Sie aber guckte gar nicht genauer hin und wies allesamt schroff ab. Sie hatte nämlich einzig nur Augen für den Lehrer ihres Bruders Metrokles, den optisch und finanziell vergleichsweise nicht sehr günstig herauskommenden, sprich: