Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740914011
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gefunden. In traumwandlerischer Sicherheit und mit der fatalen Gleichgültigkeit eines Menschen, der den Tod hundertmal vor Augen hatte, war ihm der Abstieg gelungen.

      Als er das erste Gras fand, krallte er die Finger in die Büschel, kaute auf den Halmen herum und sog den Saft heraus.

      Eine übermenschliche Kraft hielt ihn auf den Beinen.

      Bis er zu der Quelle kam.

      Da erst brach er zusammen.

      Und als er aus seiner Ohnmacht erwachte, als der Schlaf die Schwäche überwunden hatte, gab der frische Bergquell ihm neue Kräfte.

      Jake Halbot hätte nie geglaubt, daß ein Mensch so viel aushalten kann.

      Er taumelte vorwärts, so weit ihn die Füße zu tragen vermochten, sank zu Boden und richtete sich wieder auf, wenn er sich gekräftigt glaubte, und wankte weiter.

      Nach Tagen sah er die Blockhütte plötzlich vor sich. Im Morgengrauen war es.

      Wie ein Tier pirschte er sich heran. Als er in ihrem Eingang stand, sah er den Mann drüben auf dem Lager liegen. Mit einem großen Bärenpelz bedeckt, bärtig und kahlhäuptig.

      Rechts an der Wand lehnte das Winchester-Gewehr.

      Der entflohene Sträfling machte sich keine Mühe mehr, geräuschlos aufzutreten. Er nahm das Gewehr und richtete es auf den Schlafenden.

      Dann brüllten die Schüsse auf.

      Jake Halbot hatte den zweiten Menschen getötet. Den neunundfünfzig-jährigen Fallensteller Tim Billoray.

      Der Mörder schaffte den Toten hinaus und verscharrte ihn.

      Dann hauste er in der Hütte des Fallenstellers.

      Er erholte sich schnell.

      Nach einigen Tagen nahm er das Pferd des Toten, sein Gewehr, seine Kleidung und die schon aufgespannten Pelze und ritt dann talwärts.

      Er ritt scharf südöstlich.

      Einen Ziel in nebelhafter Ferne entgegen.

      *

      Das Ziel, das der Mörder verfolgte, lag, genauer gesagt, weit drüben in Kansas.

      Und dem Chronisten, der von Sescattewa her auf der Fährte dieses fürchterlichen Mannes ritt, sträubten sich die Haare, als er begriff, daß der Verbrecher, blind vor Haß, keinem anderen Ziel zustrebte als dem fernen Dodge City.

      Jake Halbot hatte den Gedanken an die Freiheit längst unter dem Haß auf einen ganz bestimmten Mann begraben.

      Dieser Mann war der Marshal Earp.

      Er dachte nicht daran, daß der Marshal für ihn gesprochen hatte, daß er ihn vor dem Strick bewahrt und ihm dadurch das Leben erhalten hatte. Vom Haß verblendet, war nur eine einzige Tatsache in seinem verbrannten Hirn zurückgeblieben: Er hat mich nach Sescattewa geschickt!

      Ich werde ihn töten…

      Jake Halbot ritt nach Dodge.

      Er würde Rache nehmen, blutige Rache.

      Der Weg, den er nach Südosten zog, war eine einzige blutige Fährte.

      Bei Palmer Lake verwundete er mit seiner Winchester einen Sheriff, der ihm in der Abenddämmerung begegnete.

      Vor Wild Horse schoß er einen Indianeragenten an.

      Und bei Arapahoe, wo er die Grenze nach Kansas überschritt, verletzte er mit einem Schuß eine Farmersfrau lebensgefährlich.

      Den Indianeragenten hatte er um Proviant und eine Decke bestohlen, um Gewehrmunition und einen Hut und um Geld.

      Auf der Farm hatte er ebenfalls Proviant gestohlen, Rauchfleisch, Käse, Butter und Brot. Die Frau hatte ihn während des Diebstahls in der Nacht überrascht. Drei Leute von der Farm folgten ihm. Aber der Fallenstellergaul Halbots war nicht einzuholen.

      Kurz hinter der Grenze von Kansas brüllte aus einem Gesträuch ein Schuß auf.

      Emile Febrenez, ein emigrierter Franzose, der sich seit seinem Betrug in der Bank von St. Louis als Grenzgeldjäger beschäftigte, hatte den flüchtigen Mörder überfallen.

      Aber er hatte Pech.

      Er war an den reißendsten Wolf geraten, dem er begegnen konnte.

      Halbot lag seitlich unter seinem Pferd und blieb liegen, still liegen, bis sich der Heckenschütze nähertraute.

      Halbot sah, daß der Mann das Gewehr schußbereit in der Hand hatte.

      Sein eigenes Gewehr hatte er in der Linken und wartete kaltblütig auf den Grenzgeldjäger. Als der Mann auf zwanzig Yards herangekommen war, warf sich Halbot herum, und seine Winchester spie Feuer.

      Zwei Schüsse warfen den Banditen von den Beinen.

      Er war nicht tot.

      Als ein Cowboy von der Henners-Ranch ihn am nächsten Vormittag fand, lebte er noch.

      Er wurde gerettet – blieb aber zeitlebens ein Krüppel.

      Die Kugeln des Texaners hatten ihm das rechte Kniegelenk zerschmettert.

      Jake Halbot hatte nun durch Febrenez ein neues Pferd, einen Rappen, der indianischer Herkunft sein mußte. Ein ausdauernder, genügsamer und zäher Gaul, der tagelang vorwärtstrottete, ohne die Ohren hängen zu lassen.

      Auch einen Coltgurt hatte der Mörder jetzt, mit zwei Revolvern, die auf den Knäufen die Buchstaben J.G. trugen.

      Der Grenzgeldjäger hatte sie drüben in Garden City in einer Schenke gestohlen, wo sie am Wandhaken hinter einem Spieltisch gehangen hatten.

      Er mied die Städte, soweit das möglich war, vor allem tagsüber.

      Dann aber verlor der Rappe ein Eisen. Links hinten.

      Halbot sah sich seitdem nach den Koppeln um, wo Pferde weideten. Aber immer gab es auch Cowboys, die Wache hielten.

      Er konnte es nicht riskieren, sich in weitere gefährliche Abenteuer zu stürzen. Auf Pferdediebe waren sie hier in Kansas ganz besonders scharf.

      Statt dessen klopfte er spät in der Nacht, zwischen elf und zwölf, an die Tür des Blacksmiths Ed Lanners in der Mainstreet von Garden City.

      Der bärbeißige Schmied kam und öffnete.

      Er hörte das Begehren des Reiters – und sagte zu. »All right. Will mal eine Ausnahme machen.«

      Während der Schmied eine Kerosinlampe holte, brachte Jake den Gaul in die Werkstatt im Hof.

      Der Feuerschein der Lampe fiel auf die Gestalt des Verbrechers.

      Plötzlich zuckte der Schmied zusammen.

      Halbot witterte Gefahr, glaubte sich entdeckt und zog einen der beiden Revolver.

      Lanners starrte auf die Waffe. »Der Colt – wo haben Sie ihn her?« stammelte der Schmied.

      »Ich habe ihn bei Arapahoe von einem Mann gekauft.«

      Lanners wischte sich durchs Gesicht. »Die Revolver gehören meinem Schwiegersohn John Griffith; sie wurden ihm vor ein paar Wochen drüben im Saloon gestohlen…«

      Halbot nahm den Gurt ab und warf ihn auf den Werkzeugtisch neben der Esse. »Wenn es so ist, dann lasse ich das Ding hier. Ich laufe nicht mit gestohlenen Revolvern herum«, tat er ganz ehrbar.

      Lanners nahm den Gurt sofort und rannte hinaus.

      Halbot lief zu seinem Gaul und riß die Winchester aus dem Scabbard.

      Mit der Waffe im Anschlag blieb er hinter seinem Gaul stehen.

      Fliehen? Nein, das konnte er nicht mehr. Der Rappe würde keine Meile mehr ohne das fehlende Eisen zurücklegen.

      Im Tor erschienen jetzt zwei Männer.

      Halbot hörte den tiefen Baß des Schmiedes: »Es ist ein anständiger Bursche,