Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740914011
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Wahrscheinlich. Aber wenn Shack ihn beobachtet hatte, war es nicht unmöglich, daß ihn auch andere heimlich bei seiner Sägerei an dem Kettenende beobachtet hatten. Die Wächter zum Beispiel.

      Der Texaner hatte plötzlich ein mulmiges Gefühl im Magen. Seine Flucht war in Frage gestellt. Am liebsten wäre er umgekehrt.

      Da flüsterte ihm Shack ins Ohr: »Geh weiter. Nur ich weiß davon, bloß ich habe die anderen besser dabei im Auge gehabt als du. Vorwärts. Hier ist ein Meißel? Für den Wächter draußen und dann für die Ketten.«

      Halbot nahm das kühle Metallstück an sich und schloß die Hand darum zur Faust. Dann öffnete er behutsam die Tür.

      Der Wächter war nicht zu sehen.

      Shack flüsterte dicht am Ohr des Texaners: »Er hat sich wegen des Regens irgendwo unter dem Dachvorsprung an der Hauswand untergestellt. Spring ihn von hinten an, wenn er mir folgt.«

      Ehe Halbot den Grauhaarigen zurückhalten konnte, war der über die wenigen Treppenstufen in den Hof gestiegen.

      Aber wie ging er? Mit weit vorgestreckten Armen und erhobenem Kopf, wie ein Schlafwandler.

      Jake Halbot vernahm rechts neben dem Eingang ein Geräusch und preßte sich eng in die Türnische.

      Der Wächter hatte sich von der Wand gelöst. Das Gewehr hatte er im Anschlag und starrte entgeistert auf den ›Schlafwandler‹.

      Shack setzte einen Fuß vor den anderen, so, als ginge er auf einem schmalen Grat.

      Gebannt folgte auch der Texaner seinen Bewegungen.

      Der Posten befand sich kaum drei Yards vor der Treppe.

      Halbot hechtete los.

      Ein wuchtiger Schlag traf den Wächter und streckte ihn nieder, ehe er einen Laut von sich geben konnte. Betäubt brach er zusammen.

      Halbot nahm sich die Zeit, ihm den bereitgehaltenen Knebel zwischen die Zähne zu schieben und ihn zu fesseln. Dann schleppte er ihn in den tiefen Schatten der Schlafbaracke. Das Gewehr des Überwältigten warf er sich über die Schulter, dann rannte er los.

      Shack sah sich um.

      Halbot kam ihm nach.

      Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, hasteten sie nordwärts auf den Steinbruch zu.

      Auch mit geschlossenen Augen hätten sie den Weg gefunden, den sie Tag für Tag in die ›Wand‹ machen mußten.

      Auf der ersten Stufe hielt Shack plötzlich keuchend inne.

      »Damned!«

      »Was ist passiert?« Halbot wandte sich nach ihm um.

      »Ich habe mir den Fuß verknackst!«

      Sie mußten trotzdem weiter.

      Der Regen klatschte in schweren Tropfen auf sie nieder.

      Nur mühsam kamen sie vorwärts.

      Shack mußte immer wieder stehenbleiben.

      Sie befanden sich jetzt in einer engen Kluft zwischen himmelragenden Felsbastionen.

      »Das ist doch Wahnsinn!« keuchte Halbot. »Nie und nimmer kommst du mit dem angeschossenen Knochen weiter. Wenn es Tag wird, finden sie uns und knallen uns irgendwo in der Wand ab wie Steppenhasen.«

      Aber Shack beharrte auf seinem Vorhaben.

      Längst hatten sie die letzte Terrasse, auf der tagsüber gearbeitet wurde, erreicht und kraxelten durch eine gewölbte Gesteinsrinne bergan.

      Der Regen hatte den Fels rutschig gemacht.

      Nicht selten stolperten und rutschten die beiden Sträflinge, stürzten auf den rissigen, scharfkantigen Boden, rafften sich wieder auf und stiegen weiter.

      Als sie in den Kamin kamen, wie die Sträflinge die von Halbot für den Fluchtweg ausgesuchte Steinrinne nannten, mußten sie sich mit Händen und Füßen rechts und links an den Wänden abstützen.

      Halbot hörte das Ächzen seines Komplizen unter sich.

      Als er einmal nach oben sah, mußte er sich mit aller Kraft ins nasse Gestein klammern, weil er befürchtete, daß er abstürzte.

      Noch fast siebzig Yards stiegen die eng nebeneinanderliegenden Felswände hoch.

      Heavens! Das war nicht zu schaffen, durchzuckte es den Texaner. Längst hatte er das Gewehr des Postens in einer Steinspalte zurückgelassen.

      Mit geschlossenen Augen, Arme und Beine von sich gegen den Felsen gepreßt, hing Jake Halbot im ›Kamin‹.

      Es war eine furchtbare Strapaze.

      Mit zusammengebissenen Zähnen und hämmernden Pulsen kämpften sich die beiden Männer in der Steinrinne hoch.

      Nach unsäglichen Anstrengungen schafften sie es, wenn auch mit letzter Kraft.

      Halbot rutschte oben auf das glitschige Gestein, zog sich mit letzter Kraft vorwärts und blieb flach am Boden liegen.

      Er hörte das Ächzen Shacks, dachte aber nicht daran, dem Verletzten hochzuhelfen. Stöhnend kroch der Grauhaarige neben ihm auf das winzige, kaum fünf Yards im Quadrat messende abschüssige Plateau.

      Nach Luft ringend lagen sie da, völlig entkräftet, triefnaß bis auf die Haut. Gesicht, Hände und Brust und Beine waren voller Schrammen, die ihnen das rissige Gestein beigebracht hatte.

      Nach Minuten erst richtete Halbot den Oberkörper auf.

      Auch Shack hatte sich aufgerichtet. »Und jetzt?« fragte er mit belegter Stimme.

      Halbot erhob sich, machte ein paar Schritte in das Dunkel der ausgebuchteten Wand, rutschte auf dem nassen Stein aus, stürzte und schlidderte auf die Spalte zu, aus der sie gekommen waren. So sehr er auch versuchte, sich mit den Fingern ins Gestein zu krallen – er rutschte rasend schnell weiter.

      Das kleine Plateau war so abschüssig, daß der Texaner unweigerlich in die Kluft gerutscht wäre, wenn Steve Shack nicht die Rechte ausgestreckt hätte, um seinen Sturz aufzuhalten.

      Jake Halbot klammerte sich an die rettende Hand des anderen und zog sich wieder auf das Plateau hinauf.

      Mit jagenden Pulsen lag er auf dem Stein neben dem Grauhaarigen. Er dachte einen Moment daran, daß ihm ein anderer Mithäftling einmal in einem unbewachten Augenblick berichtet hatte, daß dieser Steve Shack ein Bankräuber aus Kansas sei, der in Topeka auf der Flucht einen Mann niedergeschossen habe.

      Shack hatte sich mit der Linken in einer spitzen Rille festgeklammert. Jetzt hob er den Kopf und blickte auf die Wölbung der Felswand über ihnen.

      »Sieht so aus, als wäre unser Ausflug hier zu Ende, Brother!« kam es rostig aus seiner Kehle.

      Halbot schwieg.

      Minuten verrannen.

      Endlich richtete Shack sich auf. Vorsichtig stützte er sich mit Händen und Füßen auf dem glatten Boden ab, während er sich vorwärtsbewegte.

      Jake hörte ihn in der Nische herumkriechen.

      Dann kam Shack zurück. »Es gibt einen Weg«, sagte er heiser, »nur einen einzigen.«

      Halbot riß die Augen auf.

      Da krächzte der ehemalige Bankräuber: »Wir müssen da seitlich an der Wand hoch.«

      Halbot richtete den Oberkörper auf.

      »Bist du verrückt? Wie sollen wir denn da hinaufkommen? Die Wand hängt doch über.«

      »Yeah – das sehe ich. Du mußt dich unter den Seitenvorsprung stellen. Dann werde ich auf deine Schultern klettern. Ich habe einen scharfen Einschnitt entdeckt, an dem ich mich hochziehen könnte.«

      »Wer weiß, wie es da drüben ist. Vielleicht hängt die Wand da noch steiler über. Dann kommen wir weder hinauf noch hinunter.«

      »Willst du hinunter?«