Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916657
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geglitten.

      Bettina konnte so gut nachvollziehen, wie sehr Vater und Tochter litten – er vermisste seine geliebte Frau, sie ihre Mami.

      Als dieses Foto entstanden war, hatte die junge schöne Frau bestimmt nicht im entferntesten daran gedacht, bald sterben zu müssen, sonst hätte sie nicht so gestrahlt und dem Betrachter unbändige Lebensfreude vermittelt.

      Da konnte man wieder einmal sehen, wie flüchtig das Leben war. Kein Mensch konnte dessen Leben voraussagen.

      Sie würde das Foto mitnehmen, daheim in einen Briefumschlag tun und den dann in das Brieffach im Gesindehaus legen. Bettina wusste, dass Mark von Borg seine Post und Zeitungen nachgeschickt bekam, er würde auf jeden Fall in das Fach blicken.

      Bestimmt würde er sich freuen, dieses Foto bald wieder zurückzubekommen. Sollte sie ein paar Zeilen dazuschreiben, wo sie es gefunden hatte?

      Während Bettina darüber noch nachdachte, wurde die Tür der Kapelle erneut geöffnet, jemand kam eilig über den Steinfußboden gelaufen, blieb vor ihr stehen, sie blickte hoch.

      Es war Mark von Borg, der sie anblickte, das Foto in ihrer Hand. Er beugte sich herunter, riss es ihr aus der Hand.

      »Es … es lag auf dem Boden«, versuchte Bettina zu erklären, doch das interessierte ihn nicht. So rasch wie er gekommen war, war er auch wieder draußen.

      Nun, das ersparte ihr, ihm das Foto auf andere Weise zukommen zu lassen, dachte Bettina mit einem Anflug von Humor, ehe sie sich erneut erhob, um endlich ihre Kerzen anzuzünden …

      *

      Nach einer unruhig verbrachten Nacht voller wirrer Träume, in denen Bellert sie mit dem Gewehr verfolgt hatte, sie von Mark von Borg aus der Kapelle gezerrt worden war, Jan und Thomas sie gemeinsam von Klippen gestoßen hatten hinunter in tosendes Wasser, war Bettina wie gerädert aufgestanden.

      Aber es war kein Wunder, dass die Ereignisse der letzten Tage sie bis in die Träume verfolgten, wenngleich sie sich keinen Reim darauf machen konnte, wieso Jan und Thomas gemeinsame Sache gemacht hatten, um sie zu beseitigen.

      Träume durfte man nicht einfach auslegen, einfach etwas in sie hin­ein­interpretieren.

      Sie wusste, dass Thomas irgendwann nach Fahrenbach kommen würde und dann die Aussprache fällig war. Und vielleicht wollte sie lieber in den Tod gehen, als mit ihm zu reden.

      »Was für ein Quatsch«, murmelte Bettina vor sich hin und beschloss, all den Unsinn zu vergessen, den sie sich da zusammengeträumt hatte, und das würde ihr am besten unter der Dusche gelingen.

      Sie lief in ihr Badezimmer und stand wenig später prustend unter ihrer Dusche, wenn sie wechselseitig kaltes und warmes Wasser aufdrehte.

      Auf jeden Fall fühlte sie sich danach wesentlich besser, obgleich ein Blick in den Spiegel ihr verriet, dass sie bleich war wie der Tod von Bagdad … Auch so eine Redensart ohne jeden Sinn, denn wer war der Tod von Bagdad? Und wie sah er aus? Und wenn überhaupt, sollte sie eher von dem Tod von Kabul sprechen, denn dort hielt ihr Jan sich auf.

      Nein! Nein, dachte sie ganz erschrocken, Jan wollte sie nicht mit dem Tod in Verbindung bringen, er sollte leben, leben für sie, mit ihr.

      Bettina überlegte, ob sie ihrem Gesicht durch ein bisschen Rouge eine künstliche Frische verleihen sollte, aber dann ließ sie es bleiben. In einer halben Stunde würde sie an ihrem Schreibtisch sitzen und nicht an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen.

      Sie schlüpfte in eine braune Leinenhose, ein weißes T-Shirt, das sie aber sofort wieder auszog, weil es sie noch blasser machte.

      Nachdem sie wenigstens zwanzig Shirts aus ihrem Schrank gezogen und ein richtiges Chaos angerichtet hatte, entschied sie sich dann doch wieder für das weiße Shirt und zog darüber ein braunes Leinenhemd, das sie offen darüber tragen würde.

      Heute sollte es nicht so warm werden und wenn doch, konnte sie das Hemd ausziehen.

      Der Kaffee, den sie kurz darauf zu sich nahm, belebte sie, und sie fühlte sich schon sehr viel wohler.

      Wenn sie Mark von Borg treffen würde, würde sie ihm erklären, dass sie das Foto wirklich auf dem Fußboden vor der Bank gefunden hatte und dass es doch normal war, es sich in einem solchen Fall auch anzusehen. Seine Reaktion hatte sie nämlich mehr als irritiert. Aber vielleicht musste man ihm auch einiges nachsehen, im Schmerz war man nicht voll zurechnungsfähig und reagierte zeitweise nicht ganz normal.

      So, und das war es auch, an Mark von Borg wollte sie keine weiteren Gedanken verschwenden.

      Sie stand auf, biss in das letzte Stückchen Toast, ehe sie ihr Geschirr wegräumte und das Haus verließ.

      Bettina hatte den Hof schon fast überquert, als ihr einfiel, dass sie ihre Agenda noch in ihrem Auto hatte, und die brauchte sie auf jeden Fall. Also drehte sie um.

      Wer’s nicht im Kopf hatte, der hat’s in den Beinen, würde Leni jetzt sagen, aber die wusste zum Glück nichts von ihrer Schusseligkeit.

      Bettina ging zu ihrem Auto, holte die Agenda heraus, schloss das Auto wieder ab und blickte aus alter Gewohnheit den Weg hinunter, der vom Hof zum Dorf führte und Privatstraße war.

      Es kam jemand hochgelaufen.

      Bettina stockte der Atem, ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Sie schloss die Augen, öffnete sie wieder, versuchte, durch gleichmäßigen Atem ihr wildpochendes Herz zu beruhigen.

      Nein! Es konnte nicht wahr sein, es war nicht mehr als eines dieser Déja-vu-Erlebnisse …, weil sie sich mit Thomas beschäftigt hatte, wuss­te, dass die Aussprache in Kürze bevorstand. Da spielte einem die Phantasie schon mal einen Streich.

      Doch das, was sie sah, was immer näher kam, hatte überhaupt nichts mit déja-vu zu tun. Es war Realität.

      Wer da den Weg hochgelaufen kam war kein anderer als … Thomas, Thomas Sibelius …

      Warum hatte ihr niemand gesagt, dass er sich bereits in Fahrenbach befand? Warum kam er jetzt zu ihr? Sie waren doch überhaupt nicht verabredet.

      Ihre Gedanken rasten wie ein immer schneller werdendes Karussell.

      Sie glaubte, ohnmächtig zu werden, wünschte, sich in einem Mauseloch verkriechen zu können. Solche Wünsche gingen natürlich nicht in Erfüllung.

      Dieser unverwechselbare Gang ... Es war Thomas, die erste, die große Liebe ihres Lebens, der da immer näherkam.

Herzbube mit Vergangenheit

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