Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916657
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geradeheraus. Aber recht hatte sie. Nur im Augenblick waren sie ja beide nicht mit der Gegenwart ihrer ›Kerle‹ gesegnet, Lindes arbeitete bei Ärzte ohne Grenzen in Malawi und ihrer …, der tourte irgendwo im Krisengebiet Afghanistan herum.

      Ehe Bettina jedoch in trübe Gedanken versinken konnte, hatten sie das Geschäft erreicht, das sie mit glänzenden Augen betraten.

      *

      So sehr Bettina in den nächsten Tagen Ausschau nach der kleinen Astrid hielt … Sie konnte sie nicht sehen, sie war wie vom Erdboden verschluckt. Und auch von Leni hatte sie nicht viel erfahren, dabei wusste Leni über die Gäste immer viel zu berichten, weil sie eine freundliche Person war und die Gäs­te sich ihr anvertrauten.

      Hier war sie sogar schlauer gewesen, denn Leni hatte nicht gewusst, dass die Mutter der kleinen Astrid verstorben war.

      So wussten sie nur, woher die beiden kamen und wie sie hießen.

      Mark von Borg und seine kleine Tochter Astrid.

      Bettina wollte nach einem Kaffeepläuschchen bei Leni wieder hinauf in die Destille gehen, als sie die Kleine endlich entdeckte, sie saß auf der Bank vor dem Gesindehaus und hatte eine Puppe fest an sich gepresst. Diesmal trug sie keine Zöpfe, sondern hatte die Haare glatt heruntergebürstet. Vermutlich war es dem Vater zu mühsam, die Haare zu Zöpfen zu flechten.

      Bettina lief auf die Kleine zu.

      »Hallo, Astrid, endlich sehe ich dich wieder einmal. Wie geht es dir?«

      Vielleicht war diese Frage dumm gewesen, denn das Gesicht der Kleinen verfinsterte sich.

      »Eine schöne Puppe hast du da«, sagte Bettina rasch, um dem Kind die Antwort auf diese dumme Frage zu ersparen. Wie sollte es einem kleinen Mädchen schon gehen, das seine Mutter verloren hatte.

      Sofort begann Astrid zu strahlen und hielt Bettina die Puppe entgegen.

      »Sie heißt Lilly«, rief sie, »wie meine Mama.«

      »Das ist aber ein schöner Name.«

      Astrid nickte.

      »Meine Mama war auch schön … Sie war so schön wie eine Prinzessin und schöner als meine Lilly.«

      Durch welches Wechselbad der Gefühle die Kleine ging. Als Erwachsener stand man, besonders wenn man außenstehend war, einem solchen Leid so hilflos gegenüber.

      Während Bettina noch überlegte, wie sie die Kleine ein wenig aufheitern konnte, wurde die Haustür geöffnet, Mark von Borg kam heraus.

      Er nickte Bettina kurz zu.

      »Guten Tag«, dann wandte er sich an seine kleine Tochter. »Komm, mein Liebes«, sagte er sanft.

      Gehorsam stand Astrid auf, ergriff vertrauensvoll die Hand ihres Vaters, und ehe sie zusammen über den Hof gingen, rief Astrid: »Tschüss, Bettina.«

      »Auf bald, Astrid«, sagte Bettina.

      Sie blieb noch eine Weile stehen, sah den beiden hinterher. Die Kleine hatte ihre Mutter verloren, aber der Vater ging liebevoll mit ihr um, das konnte man sehen, das spürte man. Sie waren eine Einheit, in Liebe und Schmerz vereint.

      Seufzend wandte Bettina sich ab, um wieder an ihre Arbeit zu gehen.

      Während sie den Hügel zur Destille hinaufging, nahm sie sich vor, Mark von Borg anzusprechen und ihn zu bitten, Astrid zu den Pfer­den zu lassen.

      Aber konnte sie das wirklich tun? Sie konnte sich doch nicht einfach in das Leben ihrer Gäste, die für einen Aufenthalt im Gesindehaus zahlten, einmischen, auch wenn sie es gut meinte. Es ging sie nichts an.

      Wenn es sein sollte, würde es sich ergeben.

      Wo Vater und Tochter wohl ihre Zeit verbrachten? Bettina dachte noch immer darüber nach, als sie oben angekommen war.

      Likörfabrik Fahrenbach …

      Liebevoll betrachtete sie das altmodische Schild, das einer ihrer Vorfahren über der Eingangstür angebracht hatte.

      Es erfüllte sie mit Stolz, dass sie, ausgerechnet sie, die Tradition der Fahrenbachs fortsetzen durfte.

      Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie beinahe mit Inge zusammengestoßen wäre, die aus der Tür trat.

      Sie hatte sich hübsch zurechtgemacht, und aus der traurigen verbitterten, unglücklichen Frau war ein fröhliches Wesen geworden. Sie brauchte es nicht zu sagen, es war klar, dass sie Ihren neuen Freund treffen würde.

      »Bettina, du weißt schon, dass ich heute früher Feierabend mache, oder?«

      Bettina umarmte spontan ihre Mitarbeiterin und auch Hofbewohnerin.

      »Ich weiß es, liebe Inge, ich vergesse zwar manches, aber senil bin ich noch lange nicht. Doch wenn ich mich recht erinnere, wolltest du bereits mittags Schluss machen«, sie sah auf ihre Uhr. »Das war exakt vor vier Stunden.«

      »Ich weiß, aber es gab noch was Wichtiges zu tun, die Arbeit hat Vorrang, mein Süßer wird es schon verkraften, auf mich warten zu müssen … Aber, Bettina, ich habe ein Attentat auf dich und die anderen hier oben vor … Frank war schon auf dem Hof und ist hin und weg. Also, er wäre glücklich, wenn das mit dem Einzug in das Häus­chen klappen würde.« Sie lachte. »Ich habe ihm aber gesagt, dass er erst die Feuerprobe bestehen muss, das heißt im Klartext, dass er euch gefallen muss.«

      »He, Inge, wie bist du denn drauf, der arme Mann … Er muss in erster Linie dir gefallen und sich hier auf dem Hof einfügen, das reicht allemale.«

      »Ach, soll er ruhig ein bisschen zappeln, der Weg ins Paradies ist zunächst immer mit Dornen versperrt … Aber jetzt mal im Ernst. Ich würde euch alle am Samstag­nachmittag zum Kaffee einladen. Die Anderen haben schon zugesagt. Wie sieht es bei dir aus? Kannst du dann auch?«

      »Also, meine Liebe, selbst wenn ich nicht könnte, würde ich alle anderen Termine sausen lassen, um deinen Frank kennenzulernen.«

      »Das haben die Anderen auch gesagt«, lachte Inge. »Also gut, abgemacht, dann am Samstag fünfzehn Uhr … Ich backe auch selbst den Kuchen, der natürlich nicht an die Kunstwerke von Leni heranreichen wird. Aber, wie sagt man

      doch so schön, auf den guten Willen kommt es an, und den habe ich, auch den Ehrgeiz, von Frank hinterher zu hören – boooh, bist du gut.«

      Sie winkte ab.

      »Das war nur so dahergesagt, ich muss mich vor ihm nicht profilieren und er sich vor mir auch nicht. Das macht man nur, wenn man ganz jung ist und zum ersten Mal so richtig verliebt. Mit Frank und mir ist es anders, wir gehen noch sehr behutsam miteinander um und haben keine Ahnung, wohin es letztlich führt. Wir wissen nur eines, dass wir mehr Nähe miteinander haben möchten, und das geht am besten, wenn man zusammenwohnt, auch den Alltag miteinander verbringt, um feststellen zu können, ob die sprichwörtliche offene Zahnpastatube einen auf die Palme bringt, oder ob man gelassen damit umgehen kann.«

      Inge blickte auf ihre Armbanduhr.

      »Oh, jetzt muss ich mich aber wirklich sputen, sonst komme ich zu spät. Frank hat Premierenkarten für ein Konzert ergattert, um dorthin zu gelangen, liegt allerdings noch eine zweistündige Autofahrt vor uns.«

      »Du bist verrückt, die Arbeit hättest du doch auch morgen machen können, also, lauf los, viel Spaß beim Konzert und … grüß unbekannterweise deinen Frank … Ich freue mich auf Samstag, nicht nur, um ihn kennenzulernen, sondern auch auf deinen Kuchen. Ich bewundere jeden, der Kuchen backen kann.«

      Ob Inge das noch gehört hatte? Bettina war sich nicht sicher, denn sie war mit ganz schönem Tempo den Weg hinuntergelaufen.

      Nachdenklich ging Bettina in die Destille.

      Auch Inge sah ihren Weg klar vor sich, genauso wie Babette, auch Linde wusste, wie ihr Leben verlaufen sollte.

      Warum war sie selbst so verunsichert und konnte ihre Vorstellungen, ihre Wünsche, nicht mit der Realität vereinbaren? Erwartete sie zu viel?