Gesammelte Werke. Джек Лондон. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джек Лондон
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788026884484
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gesagt, die Partie ist zu Ende. Aber jetzt gebe ich, und da will ich doch sehen, ob ich nicht die vier Asse kriegen kann – –.«

      »Finger weg, du getünchtes Grab!« rief er scharf.

      Nathaniel Lettons Hand, die sich sacht nach dem Klingelknopf geschoben hatte, zuckte zurück.

      »Plätze wechseln«, kommandierte Daylight. »Nimm den Stuhl drüben, du leberkrankes Stinktier! Rück' auf die andere Seite, Guggenhammer! Und du, Dowsett, setz' dich hierher.«

      »Jetzt werde ich die Karten geben. Denkt daran, daß ich nichts über euer Spiel gesagt habe. Ihr habt euer Leck gestopft, gut! Aber jetzt bin ich am Geben, und jetzt will ich mein Leck dichten. Ihr kennt mich; Ich bin Burning Daylight – savvy? Ich fürchte nichts, weder Gott noch Teufel, weder Tod noch Untergang. Das sind meine vier Asse, und die stechen eure sicher aus.«

      »Und doch werden wir dich hängen sehen«, sagte Dowsett, der als einziger seine Ruhe bewahrt hatte.

      »Damit hat's noch gute Weile. Und wenn's geschieht, so erlebt ihr es sicher nicht. Ihr sterbt hier und in dieser Minute.« Daylight schwieg.

      »Ist das Ihr Ernst?« fragte Letton mit seltsam dünner Stimme.

      Daylight schüttelte lächelnd den Kopf.

      »Nein, es lohnt sich nicht. Ihr seid es nicht wert. Aber ich will meine Chips wiederhaben. Und ich denke, ihr gebt sie mir lieber zurück, als daß ihr geradeswegs von hier in die Leichenhalle wandert.«

      Ein langes Schweigen folgte.

      »Schön, also ich hab' jetzt gegeben. Ihr seid am Spiel. Aber während ihr noch überlegt, will ich euch noch eine Warnung erteilen: Wenn die Tür aufgeht und einer von euch Banditen sich merken läßt, daß hier was Besonderes los ist, dann knall' ich euch nieder, so wahr ich hier stehe. Nicht eine Seele kommt hier heraus, es sei denn mit den Füßen voran.«

      Geschlagene drei Stunden blieben sie sitzen. Der entscheidende Faktor war weniger der große Revolver an sich, als die Gewißheit, daß Daylight Gebrauch von ihm machen würde. Nicht nur die drei Männer, auch er selber war fest davon überzeugt. Er war fest entschlossen, sie zu töten, wenn er sein Geld nicht bekam. Sofort zehn Millionen in bar herbeischaffen, war keine Kleinigkeit. Immer wieder mußten Howison und der erste Buchhalter hereingerufen werden. Dann lag der Revolver unter einer Zeitung auf Daylights Schoß, während er sich eine seiner braunen Zigaretten drehte und anzündete. Aber endlich war alles in Ordnung. Aus dem wartenden Auto wurde eine Segeltuchtasche geholt, und als Daylight das letzte Paket Scheine hineingestopft hatte, schnappte er sie zu. An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Noch eines: Wenn ich zu dieser Tür hinaus bin, habt ihr eure Handlungsfreiheit wieder, aber ich will euch ein paar Winke geben. Erstens keinen Haftbefehl – savvy? Dies Geld gehört mir, ich hab's euch nicht gestohlen. Wenn es herauskommt, wie ihr mich reinlegen wolltet, so wird man auf eure Kosten lachen, und das nicht zu knapp. Weiter: Ihr habt mich ausgeplündert, und ich habe mir mein Geld wiedergeholt. Wenn ihr versucht, mich verhaften zu lassen und mich noch einmal auszuplündern, schieße ich euch über den Haufen. Ihr seid gerade die Rechten, Burning Daylight das Fell über die Ohren zu ziehen. Also nehmt euch in acht, daß es hier nicht ein paar Beerdigungen gibt. Wenn ihr mir in die Augen seht, dann wißt ihr, daß ich meine, was ich sage. Die Talons und Quittungen hier gehören euch. Guten Morgen!«

      Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sprang Nathaniel Letton ans Telephon, aber Dowsett stellte sich ihm in den Weg.

      »Was wollen Sie tun?« fragte Dowsett.

      »Die Polizei. Das ist gemeiner Raub. Ich laß mir das nicht gefallen.«

      Dowsett lächelte ingrimmig und schob den dürren Finanzier auf seinen Sessel zurück.

      »Lassen Sie uns erst mal drüber reden«, sagte er, und Leon Guggenhammer pflichtete ihm eifrig bei.

      Es kam nichts dabei heraus. Die drei wahrten ihr Geheimnis. Auch Daylight verriet nichts; als er aber an diesem Nachmittag im Salonwagen in seinen Sitz zurückgelehnt saß, lachte er herzlich und lange.

      New York konnte nie aus der Geschichte klug werden oder eine vernünftige Erklärung dafür finden. Wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre, hätte Burning Daylight fertig sein müssen, und doch wußte man, daß er unmittelbar darauf mit anscheinend unvermindertem Kapital wieder in San Franzisko auftauchte. Das bezeugte die Größe seiner neuen Unternehmungen, wie der Panama-Post, deren Kontrolle er Seftly ausschließlich kraft seines Geldes und seiner Kampftüchtigkeit entriß, und die er zwei Monate später für eine, dem Gerüchte nach, fabelhafte Summe den Harrimans überließ.

      Neunzehntes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Nach Daylights Rückkehr wuchs sein Ruf schnell. Es war gerade kein beneidenswerter Ruf. Man fürchtete ihn. Er wurde als Raufbold, als Teufel, als Tiger verschrien. Sein Spiel war vernichtend, und keiner wußte, wie und wann sein nächster Schlag fallen würde. Alles kam überraschend. Er schlug unerwartet zu, ließ seinen Geist nicht ausgetretene Bahnen gehen, sondern erfand immer neue Kniffe und Kriegslisten.

      Zu ruhiger Kapitalsanlage neigte er nicht, die hätte sein Geld nur gebunden und sein Risiko verringert. Was ihn an den Geschäften reizte, war das Moment der Spannung, und sein Draufgängertum erforderte stets neue Mittel. Er band sich immer nur für kurze Zeit, steckte Geld in eine Sache und zog es wieder heraus, um es anderweitig anzulegen, sobald er seinen Gewinn in Sicherheit hatte. Heute hier, morgen da, war er ein wahrer Seeräuber auf dem Meere des Kapitalismus. Er spielte genau nach den Regeln, aber schonungslos. Die Verbindungen, die er von Zeit zu Zeit einging, waren ausschließlich von Nützlichkeitsgründen diktiert; in seinen Verbündeten sah er Leute, die ihn ihrerseits bei der ersten Gelegenheit übers Ohr hauen würden. Trotzdem war er selbst anständig gegen sie, wenn auch nur so lange, wie sie selbst es waren, und sein Wort galt soviel wie seine Unterschrift.

      Der Grund zu seiner Schonungslosigkeit war, daß er seine Mitspieler verachtete. Er hatte jede Illusion bezüglich des Spieles, das unter dem Namen Geschäft ging, verloren und sah es nun in seiner ganzen Nacktheit.

      Die moderne Gesellschaft war ein riesiger organisierter, auf Ausbeutung der Schwachen und Minderbegabten berechneter Schwindel. Arbeit, rechtmäßige Arbeit war die Quelle allen Reichtums, nirgends aber sah man die rauhhändigen Söhne der Arbeit sich ihrer Früchte freuen. Fuhren sie in eigenen federnden Automobilen, kleideten sich in feine seidene Stoffe? ... Tausende, Hunderttausende saßen Nächte hindurch und schmiedeten Ränke, um sich zwischen die Arbeiter und die von diesen geschaffenen Dingen zu drängen. Diese Ränkeschmiede waren die Unternehmer. Ihnen fiel der Gewinn zu, der durch kein Gleichheitsgesetz geregelt, sondern nur durch ihre eigene Stärke und Gemeinheit bestimmt wurde.

      Freilich gab es auch unter ihnen Unterschiede. Jene kleinen Geschäftsleute, Ladeninhaber und dergleichen waren in Wirklichkeit nur die Handlanger der Großen, über denen wiederum die ganz Großen saßen. Magnaten, über Heere von Arbeitern gebietend, mehr Spieler als Räuber, die kein direkter Gewinn befriedigte, und deren unersättliche Gier sie zu Großmachtskämpfen untereinander trieb. Das nannte man haute finance.

      Noblesse oblige galt bei den Großen des Handels und der Industrie nur in seltenen Ausnahmefällen. Diese modernen Übermenschen waren eine Horde Banditen, die die erfolgreiche Frechheit besaßen, ihren Opfern ein Gesetz über Recht und Unrecht zu predigen, das sie selbst nicht befolgten. Ihnen galt das Wort eines Mannes nur so lange, wie er gezwungen war, es zu halten. Das Wort »Du sollst nicht stehlen« wurde nur auf den ehrlichen Arbeiter angewandt. Sie selbst waren über solche Gebote erhaben. Sie stahlen und wurden von ihren Mitmenschen nach der Größe ihrer Beute geehrt.

      Daylight war ein dickschädeliger Praktikus, und nichts lag ihm ferner als Bücherweisheit. Er hatte sein Dasein unter den einfachsten Verhältnissen verbracht und keiner Gelehrsamkeit bedurft, um das Leben zu verstehen, und jetzt, unter den komplizierten Verhältnissen, erschien es ihm ebenso einfach. Er durchschaute Betrug und Lüge und fand das Leben