Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
Male den Direktor des Orchesters zu befragen.

      »Schweigt da oben und geht hinein,« rief Anne in seiner üblen Laune, »was Teufels, da Euch Eure Serenade zu Theil geworden ist, so habt Ihr nichts zu sagen, haltet Euch also ruhig.«

      »Meine Serenade. meine Serenade,« erwiederte Chicot mit der freundlichsten Miene, »ich will wenigstens wissen, an wen meine Serenade gerichtet ist.«

      »An Eure Tochter, Dummkopf.«

      »Verzeiht, Herr, ich habe keine Tochter.«

      »An Eure Frau also.«

      »Ich bin, Gott sei Dank! nicht verheirathet.«

      »An Euch, an Euch persönlich.«

      »Ja, an Dich und wenn Du nicht hineingehst…«

      Joyeuse verband die That mit der Drohung und sprengte sein Pferd gegen den Balcon von Chicot, und zwar mitten durch die Instrumentisten.

      »Alle Wetter!« rief Chicot, »wer wirft hier die Musiker nieder, wenn die Musik für mich ist?«

      »Alter Narr,« brummte Joyeuse das Haupt erhebend, »wenn Du Dein häßliches Gesicht nicht in Deinem Rabennest verbirgst, so werden Dir die Musiker alle ihre Instrumente auf dem Genick zerbrechen.«

      »Laß diesen armen Menschen,« sprach Du Bouchage, »er muß sich in der That sehr wundern!«

      »Und warum wundert er sich, beim Teufel! Uebrigens siehst Du wohl, daß wir, wenn wir einen Streit anfangen, Jemand an das Fenster ziehen werden; prügeln wir also den Bürger, stecken wir sein Haus in Brand, wenn es sein muß, aber rühren wir uns, rühren wir uns.«

      »Ich bitte, mein Bruder,« entgegnete Heinrich, »erpressen wir nicht die Aufmerksamkeit dieser Frau, wir sind besiegt, ergeben wir uns!«

      Briquet verlor kein Wort von diesem Zwiegespräch, das helles Licht in seine noch verworrenen Ideen brachte; er traf im Geiste seine Anstalten zur Vertheidigung, denn er kannte die Laune desjenigen, welcher ihn angriff.

      Doch Joyeuse ergab sich den Vernunftgründen seines Bruders, ging nicht weiter und entließ Pagen, Diener, Musiker und Maestro.

      Er zog sodann seinen Bruder bei Seite und sprach zu ihm:

      »Du siehst mich in Verzweiflung, Alles ist gegen uns verschworen.«

      »Was willst Du damit sagen?«

      »Es gebricht mir an Zeit, Dir zu helfen.«

      »Du bist in der That in Reisekleidern; ich hatte das nicht bemerkt.«

      »Ich reise heute Nacht mit einer Sendung des Königs nach Antwerpen ab.«

      »Wann hat er Dir sie übertragen?«

      »Diesen Abend.«

      »Mein Gott!«

      »Komm mit mir, ich bitte Dich.«

      Erbleichend bei dem Gedanken an diese Abreise, ließ Henri die Arme sinken und fragte:

      »Befiehlst Du es mir, mein Bruder?«

      Joyeuse machte eine Bewegung.

      »Wenn Du es mir befiehlst, Bruder, werde ich Dir gehorchen.«

      »Ich bitte Dich nur darum, Du Bouchage.«

      »Ich danke, mein Bruder.«

      Joyeuse zuckte die Achseln.

      »So lange Du willst, Joyeuse; aber siehst Du, wenn ich darauf verzichten müßte, meine Nächte in dieser Straße zuzubringen, wenn ich aufhören müßte, nach diesem Fenster zu schauen…«

      »Nun?«

      »So würde ich sterben.«

      »Armer Narr!«

      »Mein Herz ist dort,« sagte Henri, indem er die Hand nach dem Fenster ausstreckte, »mein Leben ist dort; fordere nicht, daß ich lebe, wenn Du mir das Herz aus der Brust reißest.«

      Der Herzog kreuzte die Arme mit einem Zorn, in den sich Mitleid mischte, biß sich auf seinen feinen Schnurrbart und sprach, nachdem er einige Augenblicke stillschweigend nachgedacht hattet:

      »Wenn Dein Vater Dich bäte, Du möchtest Dich durch Miron behandeln lassen, der ein Philosoph und zugleich ein Arzt ist…«

      »So würde ich ihm antworten, ich sei nicht krank, mein Kopf sei gesund, und Miron heile keinen Liebesschmerz.«

      »Man muß also Deine Art, die Sache anzusehen, adoptiren; doch warum sollte ich mich beunruhigen? Diese Frau ist eine Frau, Du bist beharrlich, nichts steht also verzweifelt, und bei meiner Rückkehr werde ich Dich munterer, freudiger und singlustiger finden, als ich bin.«

      »Ja, ja,« erwiederte der junge Mann, seinem Freunde die Hände drückend, »ja, ich werde genesen, ja, ich werde glücklich sein, ja, ich werde munter sein, Dank sei Deiner Freundschaft!… Das ist mein kostbarstes Gut.«

      »Nach Deiner Liebe.«

      »Vor meinem Leben.«

      Trotz seiner scheinbaren Frivolität tief gerührt, sagte Joyeuse, seinen Bruder ungestüm unterbrechend:

      »Gehen wir? Die Fackeln sind ausgelöscht, die Instrumente auf dem Rücken der Musiker, die Pagen unter Weges.«

      »Gehe, gehe, mein Bruder, ich folge Dir,« erwiederte Du Bouchage seufzend, daß er den Platz verlassen sollte.

      »Ich verstehe Dich,« sprach Joyeuse, »das letzte Lebewohl an das verlassene Fenster, das ist billig! Nun auch ein Lebewohl für mich, Henri.«

      Henri schlang seine Arme um den Hals seines Bruders, der sich zu ihm herabneigte.

      »Nein,« sagte er, »ich werde Dich bis zu den Thoren begleiten; erwarte mich nur hundert Schritte von hier. Wenn sie die Straße verlassen glaubt, wird sie sich vielleicht zeigen.«

      Anne ritt zu der Escorte, welche in einer Entfernung von hundert Schritten stille gehalten hatte.

      »Vorwärts, vorwärts,« sagte er, »wir bedürfen Euer bis aus weiteren Befehl nicht mehr. Entfernt Euch.«

      Die Fackeln verschwanden, das Gelächter und die Gespräche der Musiker erloschen, und eben so auch die letzten den Saiten der Violen und Lauten durch das Berühren einer verirrten Hand entlockten Seufzer.

      Henri warf einen letzten Blick nach dem öden Hause, sandte ein letztes Gebet nach dessen Fenstern, und folgt langsam und beständig sich umwendend seinem Bruder, dem seine zwei Stallmeister voranritten.

      Als Robert Briquet die zwei jungen Leute mit den Musikanten sich entfernen sah, dachte er, die Entwickelung dieser Scene, wenn sie überhaupt eine Entwickelung hätte, würde stattfinden.

      Dem zu Folge zog er sich geräuschvoll vom Balcon zurück und schloß das Fenster.

      Einige hartnäckige Neugierige blieben noch auf ihrem Posten, aber nach zehn Minuten war auch der Ausdauerndste verschwunden.

      Während dieser Zeit erreichte Robert Briquet das Dach seines Hauses, welches ausgezackt war, wie das der flamändischen Häuser; er verbarg sich hinter einer dieser Zackungen und beobachtete die Fenster gegenüber.

      Sobald der Lärm auf der Straße aufgehört hatte und man weder Instrumente, noch Tritte, noch Stimmen mehr vernahm, sobald endlich Alles in die gewöhnliche Ordnung zurückgekehrt war, öffnete sich geheimnißvoll eines von den oberen Fenstern dieses seltsamen Hauses und ein vorsichtiger Kopf kam daraus hervor.

      »Nichts mehr,« murmelte eine Männerstimme, »folglich keine Gefahr mehr; es war eine Mystification an unsern Nachbar gerichtet; Ihr könnt Euer Versteck verlassen, gnädige Frau und in Euer Zimmer hinabgehen.«

      Bei diesen Worten schloß der Mann das Fenster wieder, ließ das Feuer aus einem Stein springen, zündete eine Lampe an und reichte sie einem Arm, der sich ausstreckte, um sie zu empfangen.

      Chicot schaute mit allen Kräften seines Augensternes.

      Doch er hatte nicht sobald das bleiche und erhabene Antlitz der Frau erschaut, welche die Lampe in Empfang nahm, er hatte nicht sobald den sanften, traurigen Blick aufgefaßt, der zwischen dem Diener und der Gebieterin