Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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das seinige erkannte.

      Der unsichtbare General, der das Manoeuvre leitete, hatte Musiker und Pagen so geordnet, daß alle, das Gesicht gegen die Wohnung von Robert Briquet gewendet, das Auge auf die Fenster geheftet, nur für diese Betrachtung zu athmen zu leben und sich zu beleben schienen.

      Chicot schaute einen Augenblick erstaunt diese Evolution an und horchte auf das ganze Getöse.

      Dann schlug er mit seinen knochigen Händen auf seine Schenkel und sprach:

      »Das ist ein Irrthum; es ist nicht möglich, daß man für mich einen solchen Lärmen macht.«

      Hierauf trat er näher hinzu, vermischte sich mit den Neugierigen, welche die Serenade herbeigezogen hatte, und versicherte sich, aufmerksam umherschauend, daß alles Licht der Fackeln sich an seinem Hause abspiegelte, wie die ganze Harmonie an dieses anprallte, und daß Niemand in der Menge sich im Geringsten um das Haus gegenüber oder um die benachbarten Häuser bekümmerte.

      »In der That,« sagte Chicot zu sich selbst, »es ist für mich: sollte sich zufällig eine unbekannte Prinzessin in mich verliebt haben?«

      Diese Annahme, so schmeichelhaft sie auch war, schien indessen Chicot keines Wegs zu überzeugen.

      Er wandte sich nach dem Hause um, das dem seinigen gegenüber stand.

      Nur zwei Fenster dieses Hauses, die zwei einzigen, welche keine Läden hatten, fingen zuweilen Lichtblitze auf; doch dies geschah nur zum Vergnügen des armen Hauses selbst, das alles Lebens beraubt, von jedem menschlichen Antlitz verlassen zu sein schien.

      »Man muß einen sehr harten Schlaf in diesem Hause haben,« sagte Chicot, »alle Teufel! ein solches Bacchanal müßte Todte erwecken.«

      Während aller dieser Fragen und Antworten, welche Chicot an sich selbst richtete, setzte das Orchester seine Symphonie fort, als ob es vor einer Versammlung von Königen und Kaisern gespielt hätte.

      »Verzeiht Freund,« fragte Chicot, sich an einen Fackelträger wendend, »könntet Ihr mir nicht sagen, für wen diese ganze Musik?«

      »Für den Bürger, der hier wohnt,« antwortete der Diener, indem er Chicot das Haus von Robert Briquet bezeichnete.

      »Es ist für mich, entschieden für mich,« dachte Chicot.

      Chicot drang durch die Menge, um die Erklärung des Räthsels auf dem Aermel und der Brust der Pagen zu lesen, aber jedes Wappen war sorgfältig unter einer Art von mauerfarbigem Ueberwurf verborgen.

      »Wem gehört Ihr, mein Freund?« fragte Chicot einen Tamburinschläger, der seine Finger mit dem Athen erwärmte, weil er in diesem Augenblick gerade nichts zu trommeln hatte.

      »Dem Bürger, der hier wohnt,« antwortete der Musiker, indem er mit seinem Stäbchen die Wohnung von Robert Briquet bezeichnete.

      »Ah! ah!« sagte Chicot, »sie sind nicht nur meinetwegen hier, sondern sie gehören sogar mir. Es kommt immer besser; wir werden wohl am Ende sehen.«

      Er bewaffnete sein Gesicht mit der schwierigsten Grimasse, die er finden konnte, stieß rechts und links Pagen, Lackeien, Musiker, um die Thüre zu erreichen, ein Manoeuvre, das er nicht ohne Schwierigkeit durchführte, zog hier, sichtbar und glänzend in dem von den Fackelträgern gebildeten Kreis, den Schlüssel aus der Tasche öffnete die Thüre, trat ein, stieß die Thüre wieder zu und schob den Riegel vor.

      Dann stieg er auf seinen Balkon, stellte auf den Vorsprung einen metallenen Stuhl, setzte sich bequem darauf, stützte das Kinn auf das Geländer und sprach, ohne daß er das Gelächter zu bemerken schien, das seine Person empfing:

      »Meine Herren, täuscht Ihr Euch nicht, sind Eure Triller, Cadenzen und Rouladen wirklich an mich gerichtet?«

      »Ihr seid Meister Robert Briquet?« fragte der Director des ganzen Orchesters.

      »In Person.«

      »Wohl, wir sind ganz zu Euren Diensten, mein Herr,« erwiederte der Italiener mit einer Bewegung seines Stabes, welche einen neuen Melodiesturm hervorrief.

      »Das ist wahrhaftig nicht zu verstehen,« sagte Chicot zu sich selbst, indem er seine scharfen Augen auf der ganzen Menge und an allen Häusern der Nachbarschaft umherlaufen ließ.

      Alle Bewohner waren an ihren Fenstern, auf der Schwelle ihres Hauses oder mit den Gruppen vermischt, die vor der Thüre standen.

      Meister Fournichon, seine Frau und das ganze Gefolge der Fünf und Vierzig bevölkerten die Oeffnungen des Gasthauses zum Schwert des kühnen Ritters.

      Nur das Haus gegenüber war stumm, düster wie ein Grab.

      Chicot suchte fortwährend mit den Augen den Schlüssel zu diesem unerklärlichen Räthsel, als er plötzlich unter dem Weiterdach seines Hauses, durch die Spalten des Bodens vom Balken, einen ganz in einen dunkelfarbigen Mantel gehüllten Mann erblickte, der einen schwarzen Hut mit rother Feder und einen langen Degen trug und, da er nicht gesehen zu sein glaubte, mit seiner ganzen Seele nach dem gegenüber liegenden öden, stummen, todten Haus schaute.

      Von Zeit zu Zeit verließ der Director des Orchesters seinen Posten, um leise mit diesem Mann zu sprechen.

      Chicot errieth bald, daß das ganze Interesse der Scene hier war, und daß dieser schwarze Hut das Gesicht eines Edelmanns verbarg.

      Von diesem Augenblick an war seine ganze Aufmerksamkeit dem Unbekannten zugewendet. Die Rolle des Beobachtens war ihm leicht, seine Stellung am Geländer erlaubte seinem Blicke aus der Straße und unter dem Wetterdache zu unterscheiden; es gelang ihm, jeder Bewegung des geheimnißvollen Unbekannten zu folgen, dessen Züge ihm seine erste Unvorsichtigkeit unfehlbar enthüllen mußte.

      Plötzlich, und während Chicot ganz in seine Beobachtungen vertieft war, erschien ein Cavalier, gefolgt von zwei Stallmeistern, an der Ecke der Straße und vertrieb energisch mit Gertenhieben die Neugierigen, welche hartnäckig Gallerie für die Musiker bildeten.

      »Herr Joyeuse,« murmelte Chicot, der in dem Cavalier den aus Befehl des Königs gestiefelten und gespornten Großadmiral von Frankreich erkannte.

      Sobald die Neugierigen zerstreut waren, schwieg das Orchester.

      Ohne Zweifel hatte ihm ein Wink des Gebieters Stillschweigen auferlegt.

      Der Cavalier näherte sich dem unter dem Wetterdache verborgenen Edelmann und fragte:

      »Nun, Henri, was gibt es Neues?«

      »Nichts, mein Bruder, nichts.«

      »Nichts!«

      »Neins sie ist nicht einmal erschienen.«

      »Diese Bursche haben also keinen Lärmen gemacht?«

      »Sie haben das ganze Quartier betäubt.«

      »Sie haben also nicht gerufen, wie es ihnen empfohlen war, sie spielen zu Ehren dieses Bürgers?«

      »Sie haben es so laut gerufen, daß er in Person auf seinem Balcon sitzt und der Serenade zuhört.

      »Sie ist nicht erschienen?«

      »Weder sie, noch sonst Jemand.«

      »Der Gedanke war doch geistreich,« sagte Joyeuse gereizt, »denn sie könnte es am Ende, ohne sich zu compromittiren, machen wie alle diese guten Bürgersleute und die ihrem Nachbar gegebene Musik benütze.«

      Henri schüttelte den Kopf.

      »Ah! man sieht wohl, daß Du sie nicht kennst, Bruder,« sagte er.

      »Doch, doch, ich kenne sie; das heißt, ich kenne alle Frauen, und da sie in dieser Zahl inbegriffen ist, so wollen wir den Muth nicht sinken lassen.«

      »Oh! mein Gott! Bruder, Du sagst mir das mit einem ganz entmuthigten Tone.«

      »Durchaus nicht; nur muß der Bürger von heute an jedem Abend seine Serenade bekommen.«

      »Sie wird ausziehen.«

      »Warum, wenn Du nichts sagst, wenn Du sie nicht bezeichnest, wenn Du stets verborgen bleibst? Sprach der Bürger, als man ihm diese Artigkeit erwies?«

      »Er hat eine Rede an das Orchester gehalten…