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Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Weg der Vampire
Жанр произведения: Героическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9781632910554
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wusste nicht, was mit ihr passierte, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie konnte einen Brocken Fleisch riechen und drückte sich durch die Menge, direkt darauf zu, und starrte es an. Ruth drängte sich neben sie.

      Scarlet drängelte sich einen Weg bis ganz nach vorne, und dabei schubste ein missbilligender Mann in der Menge sie zurück.

      „He Mädchen, pass auf, wo du hintrittst!“, schnappte er.

      Ohne überhaupt nachzudenken drehte Scarlet sich herum und schubste den Mann. Er war mehr als doppelt so groß wie sie, doch er flog nach hinten und warf mehrere Obststände um, während er zu Boden fiel.

      Er rappelte sich schockiert wieder auf, blickte Scarlet an und versuchte, dahinterzukommen, wie ein so kleines Mädchen ihn so überwältigen konnte. Dann, mit einem ängstlichen Blick, war er weise genug, sich abzuwenden und davonzueilen.

      Der Verkäufer blickte grimmig zu Scarlet hinunter, nichts Gutes ahnend.

      „Du willst Fleisch?“, schnappte er. „Hast du das Geld, dafür zu bezahlen?“

      Aber Ruth konnte sich nicht länger zusammenreißen. Sie sprang vor, grub ihre Zähne in den riesigen Fleischbrocken, riss ein Stück heraus und verschlang es. Bevor noch irgendjemand reagieren konnte, sprang sie noch einmal vor und schnappte nach einem weiteren Bissen.

      Diesmal schlug der Händler mit seiner Hand zu, so fest er konnte, auf Ruths Nase zielend.

      Doch Scarlet spürte es kommen. Tatsächlich passierte etwas Neues mit ihrem Gefühl für Geschwindigkeit und Zeit. Als die Hand des Händlers langsam herunterfuhr, schoss Scarlets Hand von selbst hoch, beinahe ohne ihr Zutun, und packte das Handgelenk des Händlers, knapp bevor er Ruth traf.

      Der Händler blickte auf Scarlet hinunter, mit weit aufgerissenen Augen, schockiert, dass ein so kleines Mädchen so fest zupacken konnte. Scarlet drückte das Handgelenk des Mannes zusammen, fester und fester, bis sein ganzer Arm zu zittern begann. Sie blickte grimmig zu ihm hoch, unfähig, ihre Wut unter Kontrolle zu halten.

      „Fass ja nicht meinen Wolf an“, fauchte Scarlet dem Mann entgegen.

      „Es…tut mir leid“, sagte der Mann, sein Arm vor Schmerzen zitternd, seine Augen weit vor Schreck.

      Endlich lockerte Scarlet ihren Griff und eilte vom Stand davon, Ruth an ihrer Seite. Während sie sich beeilte, so weit wie möglich weg zu kommen, hörte sie ein Pfeifen hinter sich, dann hektische Rufe nach der Wache.

      „Weg hier, Ruth!“, sagte Scarlet, und die beiden eilten die Gasse hinunter davon und verloren sich in der Menge. Zumindest hatte Ruth nun gefressen.

      Doch Scarlets eigener Hunger war überwältigend, und sie wusste nicht, ob sie ihn noch viel länger in Zaum halten konnte. Sie wusste nicht, was mit ihr passierte, doch als sie eine Straße nach der anderen hinunterliefen, stellte sie fest, dass sie die Hälse der Menschen untersuchte. Sie fokussierte auf ihre Adern, sah ihr Blut pulsieren. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich die Lippen leckte und den Wunsch—den Drang—verspürte, ihre Zähne hineinzubohren. Sie dachte mit Begierde daran, ihr Blut zu trinken, und ertappte sich dabei, sich auszumalen, wie es sich anfühlen würde, wenn das Blut ihre Kehle hinunterrann. Sie konnte es nicht verstehen. War sie überhaupt noch menschlich? Verwandelte sie sich in ein wildes Tier?

      Scarlet wollte niemandem wehtun. Im Kopf versuchte sie, sich zurückzuhalten.

      Doch im Körper wurde sie von etwas überwältigt. Es stieg aus ihren Zehenspitzen hoch, in ihre Beine, durch ihren Oberkörper bis an ihren Scheitel und in die Fingerspitzen. Es war ein Verlangen. Ein unaufhaltsames, unstillbares Verlangen. Es übernahm ihre Gedanken, sagte ihr, was sie denken sollte, wie sie handeln sollte.

      Plötzlich entdeckte Scarlet etwas: in der Ferne, irgendwo hinter ihr, jagte ein Trupp römischer Soldaten hinter ihr her. Ihr neues, hochempfindliches Gehör warnte sie durch den Laut ihrer Sandalen, die über den Steinboden klapperten. Sie wusste Bescheid, obwohl sie noch mehrere Häuserblocks entfernt waren.

      Das Geräusch der Sandalen auf dem Stein reizte sie nur noch mehr; die Laute mischten sich in ihrem Kopf mit den Rufen der Händler, den lachenden Kindern, den bellenden Hunden… Es wurde ihr alles zu viel. Ihr Gehörsinn wurde zu intensiv, und sie war zu genervt von all dem Lärm. Auch die Sonne fühlte sich kräftiger an, als würde sie nur auf sie hinunterbrennen. Es war alles zu viel. Sie fühlte sich, als stünde sie unter dem Mikroskop der Welt und würde gleich explodieren.

      Plötzlich lehnte sich Scarlet zurück, vor Wut überschwappend, und spürte etwas Neues mit ihren Zähnen geschehen. Sie spürte, wie ihre beiden Schneidezähne sich ausdehnten, spürte lange, scharfe Hauer hervorwachsen und aus ihnen hervorstehen. Sie wusste kaum, was das Gefühl war, doch sie wusste, dass sie sich verwandelte, in etwas, das sie kaum wiedererkennen oder kontrollieren konnte. Plötzlich entdeckte sie einen großen, fetten, betrunkenen Mann durch die Gasse stolpern. Scarlet wusste, dass sie entweder trinken musste, oder selbst sterben. Und etwas in ihr wollte überleben.

      Scarlet hörte sich fauchen und war schockiert. Der Laut, so urgewaltig, erschreckte selbst sie. Sie fühlte sich, als wäre sie außerhalb ihres Körpers, als sie hochsprang und durch die Luft direkt auf den Mann zusprang. Sie sah wie in Zeitlupe zu, wie er sich ihr zu drehte, die Augen vor Angst weit aufgerissen. Sie spürte, wie sich ihre beiden Vorderzähne in sein Fleisch bohrten, in die Adern an seinem Hals. Und einen Augenblick später spürte sie sein heißes Blut in ihre Kehle rinnen, ihre Adern füllen.

      Sie hörte den Mann schreien, für nur einen Moment. Denn eine Sekunde später lag er zusammengebrochen am Boden, und sie war auf ihm und saugte all sein Blut aus ihm. Langsam spürte sie ein neues Leben, eine neuer Energie, ihren Körper durchdringen.

      Sie wollte zu trinken aufhören, diesen Mann am Leben lassen. Doch das konnte sie nicht. Sie brauchte das. Sie musste überleben.

      Sie musste trinken.

      KAPITEL SECHS

      Sam rannte durch die Gassen von Jerusalem, fauchend, rot vor Zorn. Er wollte zerstören, alles in Sicht zerfetzen. Als er an einer Reihe Händler vorbeilief, streckte er die Hand aus und streifte ihre Buden, und sie fielen um wie Dominosteine. Er rempelte Leute absichtlich an, so fest er konnte, und warf sie in alle Richtungen um. Er war wie eine Abrissbirne, außer Kontrolle, warf sich durch die Gasse und schmiss alles um, was ihm im Weg war.

      Chaos folgte; Schreie erhoben sich. Menschen fingen an, ihn zu bemerken, und sie flüchteten oder sprangen ihm aus dem Weg. Er war wie ein Güterzug der Zerstörung.

      Die Sonne machte ihn wahnsinnig. Sie brannte auf seinen Kopf herunter, als wäre sie etwas Lebendiges, und erfüllte ihn mit immer mehr Rage. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, was wahre Rage war. Nichts schien ihn zufriedenzustellen.

      Er sah einen großen, schlanken Mann und warf sich auf ihn, ihm die Zähne in den Hals bohrend. Dies alles geschah innerhalb eines Sekundenbruchteils; er saugte ihm das Blut aus und eilte dann weiter, seine Zähne in einen weiteren Hals bohrend. Er zog von einer Person zur nächsten, versenkte seine Zähne und saugte ihr Blut. Er bewegte sich so schnell, dass niemandem Zeit blieb, zu reagieren. Sie sackten alle zu Boden, einer nach dem anderen, und er hinterließ einen Pfad von ihnen. Er befand sich in einem Fressrausch, und er konnte spüren, wie sein Körper von ihrem Blut anschwoll. Und es war noch nicht genug.

      Die Sonne brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Er brauchte Schatten, und zwar schnell. Er entdeckte ein großes Gebäude in der Ferne, ein offiziell wirkender, kunstvoll gestalteter Palast aus Kalkstein mit Säulen und riesigen gewölbten Toren. Ohne nachzudenken platzte er über den Vorhof und stürmte darauf zu, und trat das Tor auf.

      Es war kühler hier drin, und endlich konnte Sam wieder atmen. Alleine die Sonne von seinem Kopf zu bekommen machte einen Unterschied. Er konnte seine Augen öffnen, und langsam passten sie sich an.

      Sam entgegen starrten die verblüfften Gesichter von dutzenden Menschen. Die meisten von ihnen saßen in kleinen Becken, einzelnen Badewannen, während andere herumspazierten, barfuß auf dem Steinboden. Sie waren alle nackt. Und da erkannte Sam: er befand sich in einem Badehaus. Einem römischen Badehaus.

      Die