was auch mein schöner Name sagt,
so manchem andren Vogel stehle
ich dessen Weibachen sanft und zart,
durch meine schöne Sangesschau:
Goldhähnchen bin ich, gelb und blau.
Welch andrer Vogel kann so zwitschern,
wie Schwalben auf dem Bauernhof,
mit ihren langen Flügeln glitzern.
Ich bring’ euch Menschen Glück ins Haus,
treib’ mit Gesang die Geister aus
und bin im Fliegenfang ganz groß.
Der König bin ich auf dem Thron,
und gerne auf dem Zaune wohn’.
Mein Schmettern schon am frühen Morgen
befreit euch doch von allen Sorgen.
Lieblich perlend, melodiös,
und manchmal auch mit viel Getös,
einer Kettensäge gleich,
so ziere ich das Vogelreich.
Mit meinem kleinen, roten Kehlchen
kann besser ich als Raben krächzen.
Metallisch und mit vielen Silben
klingt schon im März mein früher Sang,
so mancher Artgenosse kann sich bilden
im Park an meinem Meisenklang.
Ein Star bin ich,
ein wahrer Künstler,
ich sitze gern im Besenginster
und brüste mich,
kann alle Laute imitieren
und ahme all’ Geräusche nach,
dass Mensch und Tier sich irritieren,
das Läuten einer Straßenbahn,
des Dackels Jaulen und sein Bellen,
sogar des Eiermannes Schellen.
Wir Tauben turteln und wir gurren
als Liebesboten Salomos,
wir bringen auch die Post ins Haus,
wenn wir auch manchmal knurren
und hinterlegen unsren Kot,
wie auch in eurem Stall die Maus.
Die Musik steckt mir im Blut,
die Muse unter dem Gefieder,
und alle meine Werke, die sind gut:
Ich komponier’ und sing die Lieder,
trotz meines Namens sing ich auch tagsüber.
Ihr kennt die „Nachtigallen-Polka“,
Strawinskys „Lied der Nachtigall“,
den „Nachtigallenschlag“,
das Schnarren, Rattern und das Klingen,
das Karl der Große schon gern mag,
mein Pfeifen, Tönen und mein Singen.
Ich bin der Specht, der Zimmermann des Waldes,
der Trommler und der Musikant,
der Dirigent der Vogelschar.
Ich schlag den Takt,
laut schallt es dann
durchs ganze Vogelsängerland:
Ein Ohrenschmaus, fürwahr.
Mit seiner Pauke hämmert er
so laut auf seinen Buchenstamm,
von links nach rechts und kreuz und quer:
Das kann doch nur der Specht –
im Chor der Paukermusikant.
Nun ist das Matinee zu Ende,
wir alle reichen uns die Hände:
Bis heute Abend zur Soiree,
zum Abendschmaus und zum Diner.
(Dieter Kremp)
VOM LÄSTIGEN FLUG DER FLIEGENDEN POLLEN
Rund sechs Millionen Bundesbürger sehen dem Erwachen der Natur nicht mit freudiger Erwartung entgegen. Die Vorfreude auf das Hochfest der Blüten, das Anfang März mit dem Stäuben der Erle und Hasel beginnt, sich Ende März mit den blühenden Palmkätzchen und Ende April mit der gelben Löwenzahnwiese schmückt, löst bei diesen Geplagten schon lange keine poetischen Gefühle mehr aus. Und ein „Bett im Kornfeld“ wird dann im Sommer zur Qual, wenn nach dem Schäferstündchen das Niesen und Tränen beginnt. Sie weinen nicht aus Liebe, denn Pollenallergiker reagieren sehr empfindlich.
Alljährlich, wenn der Frühlingsherold seinen Einzug hält, wird der Pollenflug zum „Fluch der Pollen“. Wenn der Wind den Pollenstaub von blühenden Bäumen und Sträuchern, von Gräsern und Getreide über die Lande verstreut, fangen sich diese Allergiker ihren jährlichen Heuschnupfen ein. Dann werden sie von dauerndem Niesen und triefender Nase, von tränenden und brennenden, verquollenen Augen, qualvollem Husten und Atemnot, Kopfschmerzen und Schlafstörungen geplagt. Und es ist schwer, dem bedrohenden Blütenstaub zu entfliehen; denn er tritt mit einem „Milliardenheer“ von winzigen Angreifern auf: Eine einzige Roggenähre zum Beispiel setzt rund vier Millionen Pollen frei, aber schon 20 von ihnen pro Kubikmeter Luft genügen für eine massive allergische Reaktion.
Eigentlich wollen die männlichen Pollenkörnchen ihrer ureigensten Bestimmung wegen die weiblichen Narben der artgleichen Blüten treffen. „Die Nase ist doch kein weibliches Sexualorgan“, meinte schon der berühmte schwedische Naturforscher Linné, wenn sich bei ihm die männlichen Pollen auf der Nasenschleimhaut festsetzten und wieder mal seinen „Heuschnupfen“ auslösten.
Um den geballten Angriff der Pollen und einem Heuschnupfen zu entgehen, ist vielen der Betroffenen kein Weg zu weit. Sie reisen auf ferne Inseln, wenn Helgoland nicht mehr ausreicht; sie fahren ins Hochgebirge, um an diesen Orten in der fast pollenfreien Luft wieder aufatmen zu können. Aber nicht für jeden ist eine solche Reise möglich oder erschwinglich. Er ist voll und ganz auf den Arzt angewiesen, der heute in den dafür geeigneten Fällen die vorbeugende Immunbehandlung, die sogenannte Hyposensibilisierung, anwendet.
Kaum ein Mensch gleicht dem anderen; was dieser verkraftet, macht jenen krank. Die körpereigenen Abwehrkräfte sind nicht gleichmäßig verteilt. Daher kommt es, dass sich Blütenpollen so unterschiedlich auswirken. Sie rufen als sogenanntes Allergen oder Antigen im Organismus eine Überempfindlichkeit (Sensibilisierung) mit anschließender