Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis. Dieter Kremp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dieter Kremp
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Год издания: 0
isbn: 9783960085560
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so zeigt er Sturm und Regen an.“ „Wachsen die Nächte schon wieder auf Erden, so viel kürzer die Tage werden.“ „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich’s Wetter, oder es bleibt wie es ist.“

      Schwalben gelten seit altersher in den volkstümlichen Vorstellungen als Glücksbringer. Sie stehen überall als Symbole für Wohlergehen, Glück und Erfolg von Haus und Hof. Ihre regelmäßige Rückkehr zur warmen Jahreszeit, ihre Treue zum Nest mögen der Grund für diese Vorstellungen sein. Sie sind die vom Volk verehrten Tiere schlechthin, man schützt sie und hilft ihnen, sich in oder am Haus niederzulassen. Man wartet jedes Jahr mit Ungeduld auf ihre Rückkehr. Bleiben sie aus, so soll Unglück über das Haus und seine Bewohner kommen. Der Schwalbe sagt man auch nach, dass sie um jeden Preis auch die Tugend der Hausfrau schützt. So symbolisiert sie auch die soziale Eintracht, die Dauerhaftigkeit der Beziehung des Ehepaares.

      Die Schwalbe hat viele Volksnamen. Zum Beispiel wird sie auch „Muttergottesvogel“, „Marienvogel“ und „Gotteshuhn“ genannt. Denn in einigen südlichen Gegenden kommen die Schwalben schon um die Zeit von Mariä Verkündigung bereits Ende März aus ihren Winterquartieren zurück. Dann um Mariä Geburt, Anfang September, fliegen die Schwalben wieder fort, was eine alte Bauernregel besagt.

      Doch lange bevor die Schwalbe als „Marien- und Muttergottesvogel“ verehrt wurde, hatten auch die Germanen schon die Schwalbe geehrt. Sie galt bei ihnen als Zeichen und Bote der Göttin Iduna. Die Göttin Iduna war die Hüterin der goldenen Äpfel, die den Göttern ewige Jugend gaben. So war die Schwalbe auch eine Botin zwischen Himmel und Erde.

      Ihre besondere Symbolik haben die Schwalben in der christlichen Religion. Die nistende Schwalbe ist in der Bibel Sinnbild für die Geborgenheit des Gottsuchers bei Gott (Psalm 84, 4), ihr Zwitschern Sinnbild für inniges Beten (Jesaja 38, 14). Als Frühlingsbote steht sie auch für Freude und Auferstehung. Da man früher annahm, sie könne ihre blinden Jungen mittels Saft vom Schöllkraut von der Blindheit heilen, ist sie auch Symbol für Buße (Heilung von geistiger Blindheit). In der Antike war die Schwalbe auch Lichtsymbol.

      Psychologische Deutungen besagen, wer Schwalben ein Nest bauen sieht, will sich verändern, um im neuen Lebensbereich glücklicher zu werden. Einem Unverheirateten verspricht das möglicherweise, dass er einen Partner gefunden hat oder finden wird, mit dem er einen Hausstand gründen kann. Hier wird an die uralte Weisheit erinnert, dass ein Schwalbenpaar, das sich bei uns einnistet, Glück ins Haus bringt.

      Nun gibt es noch unzählige symbolische Deutungen, die sich auf das Verhalten der Schwalben beziehen. Im Arabischen bedeutet, wenn man Schwalben sieht, erfreuliche Vorzeichen in Liebesdingen, einen geliebten Menschen wiederfinden, zu dem man schon längere Zeit keinen Kontakt mehr hatte – aber auch Glück bei der Gründung von neuen Unternehmungen. Das Fliegen der Schwalben symbolisiert in Arabien immer eine erfreuliche Nachricht, singen hören bedeutet fröhlich und guter Dinge sein und im Nest brüten verheißt Liebesglück.

      In Europa ist die Schwalbe immer ein Zeichen von Frieden und harmonischem Familienleben sowie treuen Freunden. In den Süden fliegen bedeutet, dass eine Ferienreise mit der Familie in den Süden bevorsteht. Sehen verheißt meist eine sehr gute Nachricht für die Liebe, bisweilen auch für den Beruf. Im Dorf herumfliegen sehen bedeutet Erfolg und Glück in der Liebe, wegfliegen sehen gilt auch für Herzeleid und Trauer. Auf Drähten sitzen sehen verheißt eine Zusammenkunft mit dem oder der Liebsten, bei Verheirateten ein Wiedersehen mit einer Jugendliebe. Hört man sie zwitschern, erwartet man einen ersehnten Liebesbrief oder eine entsprechende Botschaft. Eine verletzte oder tote Schwalbe steht für viel Kummer.

      In Indien symbolisieren große Scharen von Schwalben, dass ein großes Verwandtschaftstreffen bevorsteht. Wenn man sie fliegen sieht, gibt es Neuigkeiten; wer sie zwitschern hört, bekommt eine frohe Botschaft.

      Es gab aber auch bei uns früher im Aberglauben unserer Vorfahren unglückbringende Vorbedeutungen der Schwalbe, wofür die Vorstellung vom Seelenvogel Schwalbe bestimmend war. Die Schwalbe wie Nachtigall begegnen uns häufig auf Grabmälern, besonders auf denen verstorbener Kinder.

      Aristoteles überlieferte uns das Wort: „Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling“, welches wie heute, auf eine Fabel von Äsop zurückgreifend, in der Form zitieren: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“ Äsops Fabel „Der verschwenderische Jüngling und die Schwalbe“ erzählt von einem Jüngling, der seine Habe bis auf einen Mantel verschwendet. Auch diesen verkauft er, als er die erste Schwalbe heimkehren sieht, weil es nun schon Sommer sei. Danach aber fror es noch so, dass die Schwalbe starb und der frierende Verschwender ihr Worte des Zornes über die Täuschung nachrief.

      Schon unsere Wetterpropheten in den Klöstern, die die alten griechischen Sagen kannten, haben nicht nur das Sprichwort daraus gemacht, dass ein kleiner Teil noch kein Ganzes mache. Sie haben dieses Sprichwort auch auf andere Vögel ausgedehnt: „Eine Lerche, die singt, noch keinen Sommer bringt.“ „Ein Sperling auf dem Dach macht den Lenz nicht.“

      Kuckuck, Lerche, Nachtigall und Schwalbe sind in den alten Bauernregeln vielfach die Künder des Frühlings. Der heilige Tiburtius (14. April) „kommt mit Sang und Schall, bringt Kuckuck mit und Nachtigall“. „Der Kuckuck schreit nicht eher, bis der Hafer grün ist.“ „Wenn der Kuckuck schreit, ist der Frühling nicht mehr weit.“ „Der Lerche Gesang weckt dich vom Winterschlaf.“ „Lerchen und Rosen bringen des Frühlings Kosen.“ „Rufen Kuckuck und Nachtigall, wird es Sommer überall.“

      Vielfach in Reime gefasst, ist die Schwalbe Wetterprophetin im Sommer. Daher folgt sie nur triebhaft einem anderen Wetterkünder, den Insekten. Wenn sich „schlechtes Wetter ankündet, wenn es schwül und drückend ist, dann schwirren Fliegen und Mücken ganz niedrig über dem Boden, vor allem über dem Wasser: „Wenn die Schwalben fischen, kommt ein Gewitter.“ „Siehst du die Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter kriegen.“ „Fliegen die Schwalben hoch in den Höhn, kommt ein Wetter, das ist schön.“

      So wie die Rückkehr der Schwalben den nahen Frühling ankündet, so kündet ihr Wegziehen auch das Ende des Sommers an: „An Mariä Geburt (8. September) ziehen die Schwalben furt; bleiben sie da, ist der Winter nicht nah.“ „Auf Schwalb’ und Eichhorn, merke bald, wenn sie verschwunden, wird es kalt.“ „Wenn die Schwalben zeitig ziehn, kommt früh die Kält, vor der sie fliehn.“

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