Es gibt auch eine ganze Reihe von Medikamenten, die den Heuschnupfen zumindest lindern. Vielfach besteht noch immer die Meinung, Heuschnupfen sei zwar eine lästige, aber doch harmlose Störung des Wohlbefindens. Das ist er jedoch nicht. Die Erfahrung lehrt, dass etwa ein Drittel der Pollenallergiker ohne Behandlung eines Tages mit einem allergischen Bronchialasthma rechnen muss.
So unerträglich Pollen auch sind, wenn sie mit dem Wind „fremdgehen“ – unter dem Mikroskop offenbart sich eine Wunderwelt an magischen Formen und Mustern, doch mit Haken und Ösen versehen. Damit klammern sie sich an den Blütennarben fest – oder eben in der empfindlichen Schleimhaut der Nase.
FRÜHLINGSBLUMEN ALS WETTERPROPHETEN
„… und nun hören Sie den Wetterbericht: Der Waldsauerklee hat schon vor Stunden seine Blätter zusammengelegt, die Anemonen ihre Knospen geschlossen und das Labkraut stinkt mal wieder! Da ist Regen zu erwarten.“
Anemonen und Veilchen, Holunder und Schlehen, Kirschblüten, Gras und Laub – das sind die am weitest verbreiteten und aussagekräftigsten Wetterpropheten unter den Frühlingsblumen. Sie alle weisen wie drei Wegweiser in drei Richtungen. Auf eine bevorstehende Wetteränderung, auf den Ertrag der Ernte und auf die Art des Winters.
Manche Blumen sind ideale Barometerpflanzen: Sie messen den Luftdruck und den Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre und übertreffen für kurzfristige Voraussagen sogar unsere modernen technischen Hilfsmittel. Es ist wirklich so, dass manche Pflanzen durch hygroskopisches Öffnen und Schließen der Blüten trockenes oder nasses Wetter ankündigen.
Waldgeißblatt und Nachtviolen reagieren nicht hygroskopisch, sondern odorisch: sie duften besonders stark, wenn Schlechtwetter im Anzug ist.
Es gibt auch eine „Sonnenuhr“ unter den Wildpflanzen. Es ist die Wegwarte, deren azurblauen Blüten sich haargenau nach dem Stand der Sonne drehen.
Der Sauerklee öffnet am Morgen seine Blüten nur, wenn schönes Wetter in Aussicht ist. Bei bevorstehendem Regen stellt er die Blattstiele steil empor, so dass sie wie ein aufgespannter Regenschirm aussehen. Er wird im Volksmund deshalb Wetterhahn genannt. Ähnlich verhält sich die Malve.
Aus der Fülle der Bauernregeln über „Wetterpflanzen“ nehmen wir einige heraus:
„Schön Wetter künden die Anemonen, wenn sie ihre Blüten weit öffnen; schlechtes, wenn sie ihre Kronen geschlossen halten.“ „Die blauen Veilchen frage, wann nahen die warmen Tage.“ „Wenn Regen bevorsteht, schließt der Ackergauchheil seine winzigen, roten Blüten.“ Man nennt ihn daher auch gerne Regenblume, Gewitterblume und Schönwetterblume. „Wenn das Buschwindröschen seine weißen Blütensterne glockenförmig verschließt, das kurzlebige Hungerblümchen seine Blätter herabhängen lässt und die Sumpfdotterblume ihre Blätter zusammenzieht, so ist regnerisches oder trübes Wetter zu erwarten.“
„Wenn die Apfelblüten blüh’n, soll der Ofen wieder glüh’n.“ „Wenn der Flieder langsam verblüht, die Ernte sich lang hinzieht.“ „Wenn der Flieder verblüht schnell, so geht’s mit der Ernte rasch von der Stell.“ „Solange im Mai der Holunder nicht ausschlägt, ist noch Frost zu befürchten.“ „Wenn der Holunder blüht, so blühen auch die Reben.“ „Wie der Holunder blüht, Rebe auch und Lieb erglüht; blühen beide im Vollmondschein, gibt’s viel Glück und guten Wein.“ „Wie die Kirschblüt’, so die Wein- und Kornblüt’.“ „Eine gute Kirschblüte tut sagen, dass wir auch gute Wein- und Kornblüte haben.“ „Wenn der Kirschbaum zwischen zwei Lichtern am Neumond blüht, gibt es keine Kirschen.“
„Je früher der Schlehdorn blüht, je zeit’ger der Schnitter zur Ernte zieht.“ „Steht der Schlehdorn früh im Blütenschein, wird vor Jakobi die Ernte sein.“ „Wenn die Schlehdorn blicken, muss man die Handschuh noch mal flicken.“ „Wenn die Veilchen früh blüh’n, kommt auch der Kuckuck früh.“ „Wenn die Veilchen früh ihren Duft versprüh’n, so kommt ein warmer Frühling.“
Man kann sich denken, wie wichtig das Wetter für die Bauern war. Schließlich hing davon ihre Ernte ab. Und was wäre besser geeignet und schöner anzusehen gewesen, als die Blumen, um sich eine Vorhersage einzuholen. Die Vielfalt der Sprichwörter und Bauernregeln zeugt davon, dass die Menschen über lange Zeit hin genau das gemacht haben.
BIRKENSAFT ZUR FRÜHJAHRSKUR
Die Birke ist der leibhaftige Frühling
Alte Bäume sind etwas Herrliches. Mit ihrem mächtigen Stamm, den kräftigen Ästen und dem riesigen Blätterdach scheinen sie den Himmel zu tragen. Je älter ein Baum wird, umso mehr festigt sich sein ihm eigener Charakter in der Baumgestalt. Er wird immer mehr zur Persönlichkeit.
Die Birke macht da eine Ausnahme. Als junger Baum ist sie am schönsten. Später gleicht sie einer alten Frau, die ihre Falten mit viel Schminke zu verstecken sucht. Aber in der Jugend übertrifft sie alle anderen Bäume an Schönheit und Grazie. Der weiße, schlanke Stamm ist elegant und das feingliedrige, zartgrüne Blattkleid anmutig. Die Birke ist der leibhaftige Frühling, und wenn sie dann noch ihre spielenden Pollenkätzchen baumeln lässt, scheint sie ihre Hochzeit zu halten. Eine Baumnymphe, die der jungen Birke an einem Frühlingstag entstiege, würde sicher den zarten, blumigen Frauengestalten auf den Bildern Botticellis gleichen.
Haselnuss, Birke und Erle gehören alle zur Familie der Birkengewächse. Jeder dieser drei Bäumen war für die Menschen das Sinnbild eines bestimmten Punktes im Kreislauf des Lebens. Die Haselnuss stand am Anfang als Baum der Kinder und der Zeugung, die Birke verkörperte die Jugend, das Wachstum und Entstehen, die Erlen symbolisierte das Alter, welches schon mit dem Geheimnis des Todes vertraut wird.
Das Fest der Birke wird bei uns schon seit uralter Zeit gefeiert, denn die Heimat dieses Baumes sind die nördlichen, gemäßigten und arktischen Gebiete. Auf Island und Grönland waren die Birken sogar einmal die einzigen Bäume. In diesen Ländern, in denen Väterchen Frost besonders arg wütet, ist die Freude groß über den Frühling mit seinen ersten, sich begrünenden Bäumen: Weide und Birke. Während die Weide auch das Absterben symbolisiert, war die Birke ein Baum der reinen Freude. Ihr Fest im Frühling war jedes Mal ein Freudenfest der Wiedergeburt und der Hochzeit zwischen Himmel und Erde. Manchmal werden Birken am Waldrand auch mit Frauenkleidern behängt und so zur leibhaftigen Frühlingsgöttin gemacht.
Frische Birkenzweige wurden zur Lebensrute, mit der die jungen Burschen durchs Dorf zogen. Wer mit einer solchen Lebensrute „geschlagen“ wurde, war vor Krankheit für das weitere Jahr geschützt.
Selbst ein eisiger Winter kann der Birke nicht schaden, denn ihre luftgepolsterte Rinde ist ein guter Kälteschutz. Kein Laubbaum ist so winterhart wie die Birke. Außerdem ist die Birke besonders wasserdurchlässig. Die Rinde blättert nicht in dicken Schuppen ab, sondern sie schält sich elegant in papierähnlichen Querbändern. Dieses „Baumpapier“ war früher ein billiges Schreibmaterial.
Vom Birkenholz dagegen lässt sich nicht viel Rühmliches berichten. Es ist nicht von bester Qualität. Sehr selten wird es zum Möbelbau verwendet. Deshalb gilt es bei Forstmeistern oft „als Unkraut im Wald“. Aber durch den eingelagerten Birkensaft im Innern des Holzes brennt dieses auch in frischem und nassem Zustand und ist ein Geheimtipp für alle, die es im offenen Kamin verbrennen.
Im Frühling hat die Birke in Blättern und Saft die meisten Heilkräfte und bietet sich für eine Frühjahrskur geradezu an. Ihre Heilstoffe bilden zusammen eine gelungene Kombination, die belebend und reinigend auf den menschlichen Körper wirkt. Blase und Niere werden angeregt, doch hilft sie ebenso bei Rheuma, Gicht, Arthritis, Nieren- und Blasensteinen. Schon bei den Germanen galt der Birkensaft als Schönheitstrunk.
In meiner Kindheit habe ich zusammen mit meinem Großvater den Birkensaft abgezapft. Er schnitt die Rinde an einer der oberen Wurzeln an, hängte ein Fläschchen hinein und fing den tropfenden Saft auf. Daheim wurde dann im Frühjahr jeden Morgen vor dem Frühstück Birkensaft getrunken. „Gemolken“ werden die Stämme und Wurzeln von Ende März bis Mitte Mai,