Und Josef ergänzte die Worte seiner heiligen Jungfrau Maria und sagte: „Unser lieber Herrgott da droben im Himmel wird euch in drei heilige Könige verwandeln, und dieser Tag, es ist auf Erden der 6. Januar, erhält dann den Namen „Dreikönigstag“. Ihr Drei seid dann die „Heiligen Drei Könige“ mit den Namen Caspar, Melchior und Balthasar.“
Ach, wie stolz waren jetzt die drei Weisen aus dem Morgenland! Sie waren keine Hirten mehr, sondern richtige Könige.
Und später fand jeder von ihnen auch seine Königin und alle drei wohnten in Bethlehem zusammen in einem Königsschloss.
Und als das Jesuskind zu einem Knaben herangewachsen war, besuchte es hin und wieder seine drei Patenonkel im Königsschloss.
Als dann einige Tage später das erste „Dreikönigsfest“ auf Erden war, zogen die Heiligen Drei Könige durch die Straßen in Bethlehem. Einer von ihnen, es war der Melchior, malte sein Gesicht mit schwarzer Farbe an: Er war unter den Heiligen Drei Königen der „schwarze Mohr“. In der einen Hand trugen sie einen langen Stab mit einem Laternenlicht, in der anderen Hand hatten sie ein Stück weiße Kreide. Und auf ihren Pelzmützen leuchtete ein goldener Stern, der eben wie eine goldene Königskrone aussah.
Sie zogen von Haus zu Haus, stampften durch den hohen Schnee, klopften an die Türen und schrieben mit der weißen Kreide die Anfangsbuchstaben ihrer Namen auf die Türschwelle: C + M + B, Caspar, Melchior und Balthasar.
Und überall sagten sie ihren Segensspruch auf, den die heilige Jungfrau Maria ihnen geschrieben und gedichtet hatte:
„Heute ist Dreikönigsfest,
wir wünschen euch das allerbest.
Wir bringen Glück in euer Haus,
wie der heilige Nikolaus.
Wir bitten euch um milde Gaben,
dass arme Kinder Essen haben.“
Die „Sternsinger“, so nannte man auch die Heiligen Drei Könige; sie zogen weiter von Haus zu Haus und überall erhielten sie eine Geldspende. So kam eine stolze Summe zusammen, die sie dann später an arme und kranke Kinder verteilten.
Und auch heute noch, und das schon seit 2000 Jahren, ziehen die Heiligen Drei Könige, als Sternsinger verkleidet, durch die Dörfer und Städte. Und ihre Schäfchen weiden noch immer auf der Himmelsflur, behütet und beschützt vom silbernen Mond.
DIE SIEBEN – EINE ZAHL, DIE ES IN SICH HAT
Die mystische Zahl Sieben spielte in der Vorstellungswelt unserer Vorfahren eine große Rolle. Der Glaube, dass nach sieben Jahren gleiches Wetter wiederkehre, war im Mittelalter weit verbreitet. Es war aber nicht nur Aberglaube, der zu dieser Meinung führte, sondern auch die Wettererfahrung dieser Zeit: Alle sieben Jahre war ein Flohjahr, alle sieben Jahre ein Raupenjahr, alle sieben Jahre ein Käferjahr und alle sieben Jahre ein Krankenjahr.
1991 war ein „Blattlausjahr“ und demzufolge gab es auch eine Massenvermehrung ihrer natürlichen Feinde, der Marienkäfer. Es mag Zufall sein, dass auch der Sommer 1984 ein „Blattlaussommer“ war. Heute wissen wir, dass bestimmte Forstschädlinge zu Waldverwüstern werden, wenn es eine massenhafte Vermehrung gibt, die im Laufe mehrerer Jahre periodisch auf- und abschwillt. In Monokulturen vermehren sich die Schädlinge bei dem reichlich vorhandenen Futter und bei günstiger Witterung von Jahr zu Jahr: wahre Schädlingsheere wachsen heran. Sie fressen schließlich den Forst über viele tausend Hektar kahl. Haben die Raupen dann ihre Nahrungsquelle vernichtet, müssen sie zugrunde gehen, und die Plage hört ganz plötzlich auf.
Auch die mit jeder Massenvermehrung eines Schädlings einhergehende Zunahme seiner Vertilger trägt zum Rückgang des Übels bei. Die endgültige Vernichtung der Schädlingsmassen geschieht vielfach durch parasitische Seuchen. Dieses regelmäßige Auf- und Abschwellen von Schädlingsheeren in rhythmischen Zeitabständen wurde auch schon von unseren Vorfahren beobachtet. Oft musste dabei die biblische Zahl Sieben herhalten, gab es doch im alten Ägypten die „sieben fetten und sieben mageren Jahre“.
Die Lektüre der Landbevölkerung in früheren Jahrhunderten bestand neben der Bibel aus Kalendern, die mit allerlei Tipps und Traktätchen angereichert waren. Diese Prognostiken und Bauernregeln, oft in Verse gekleidet, waren sehr beliebt. Den größten Erfolg aber hatte, bis in unsere Tage hinein, der sogenannte „Hundertjährige Kalender“ von Dr. Maurizius Knauer, Abt im Kloster Langheim bei Kulmbach. Als Kind seiner Zeit in dem damaligen astrologischen Geist befangen, brachte er den jährlichen Planetenwechsel mit dem Wetterwechsel in Verbindung. Er ging davon aus, dass die sieben damals bekannten beweglichen Himmelskörper der Reihe nach die Witterung eines Jahres bestimmen würden. Es genügten ihm sieben Jahre Wetterbeobachtung (1652 bis 1659), um einen „beständfigen, siebenjährigen“ Kalender aufzuschreiben.
Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn, Jupiter und Mars wurden als Planeten gezählt, und in genau dieser Reihenfolge sollte jeder das Wetter eines Jahres bestimmen. Nach sieben Jahren kam stets derselbe Planet an die Reihe und sollte wieder das gleiche Wetter bringen. Ein geschäftstüchtiger thüringischer Arzt hat vierzig Jahre später den siebenjährigen Kalender des Abtes Maurizius in einen „hundertjährigen“ Kalender umgearbeitet, weil sich ein solcher besser verkaufen ließ.
Venusjahre sollen danach „feucht und warm“ sein. Das stimmte für die Jahre 1983 und 1990 nur zum Teil: Beide waren sehr warm, aber trocken, wobei der Sommer 1983 einer der schönsten Sommer des Jahrhunderts war. In einem Merkurjahr soll es „sehr veränderlich und unbeständig, kalt und trocken“ sein. Das Merkurjahr 1991 war ein extrem trockenes Jahr, kalt im Frühjahr und im Juni, aber extrem heiß im Sommer. Das Mondjahr 1985 war kühl und nass, so wie es nach dem siebenjährigen Planetenkalender sein soll: „Kalt und feucht, doch etwas wenig warm dabei.“ 1993 war ein Saturnjahr, was „eine kalte Natur und etwas wenig trocken“ verhieß.
„Mit dem Mond muss man gut Freund sein“, meinte Goethe, denn so mancher hat seine Schlafprobleme bei Vollmond, was von der Wissenschaft nicht mehr geleugnet wird. Und helle Mondnächte haben unsere Dichter und Denker inspiriert, unvergängliche Lyrik zu schreiben.
Die Anthroposophen sind übrigens davon überzeugt, dass der Mond besondere Einflüsse auf das Keimen, Wachsen und Reifen unserer Kulturpflanzen ausübt. So werden eigene Saat- und Erntekalender herausgegeben.
Die gute und die böse Sieben sind Zahlen, die es in sich haben. Die Sieben hat schon im grauen Altertum in den Geistern gespukt. In sieben Tagen schuf Gott die Welt. Sieben Erzengel umkreisen Gottes Thron. Es gibt sieben Todsünden, sieben Schmerzen und Freuden Mariens. Sieben Wochen dauert die Fastenzeit, Pfingsten liegt sieben Wochen nach Ostern. Die Kirche kennt sieben Sakramente. Den sieben Todsünden stehen sieben Werke der Barmherzigkeit gegenüber. Sieben Kreuzesworte des Erlösers werden aufgezählt, sieben Bitten des Vaterunsers.
Auch im Märchen kehrt die Sieben wieder: Die sieben Berge, die sieben Zwerge, die sieben Geißlein, die sieben Schwaben, die sieben Raben, die Siebenmeilenstiefel. Selbst in Kinderreimen findet sich die Sieben an erster Stelle: „Wer will schöne Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen.“ – Oder die Frage: „Hast du seine sieben Sachen zusammen?“ Wenn es am Siebenschläfertag regnet, soll es sieben Wochen lang regnen.
Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut, am Rhein ragt das Siebengebirge auf, obwohl es weit mehr Hügel hat. Geheimnisvolles steht im Buch mit sieben Siegeln. Das Haus der göttlichen Weisheit hat sieben Säulen, ein Hauptstück religiösen Kults war der siebenarmige Leuchter.
Sieben Winde und Meere kannte die Antike, die Griechen sieben Weltreiche, sieben Köpfe der Hydra und sieben Weltwunder. „Sieben kommen durch die Welt“ und „sieben auf einen Streich“ heißt es in Sprichwörtern, und Verliebte fühlen sich „im siebten Himmel“.
VIEL LÄRM AM DREIKÖNIGSTAG
Dreikönigstag!