Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis. Dieter Kremp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dieter Kremp
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Год издания: 0
isbn: 9783960085560
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Heilmond, Christmond, Wintermonat, Heiligmond konnten sich nicht durchsetzen. Die Bezeichnung „Julmond“ geht zurück auf das Julfest der Germanen, das in der Wintermitte gefeiert wurde. „Jul“ war das Sonnenrad, das als Licht beschworen wurde. Bis zur Kalenderreform von Julius Cäsar im alten Rom war er der zehnte Monat („decem“ = „zehn“).

      „Januar warm, dass Gott erbarm!“ sagen die Bauern, wenn die Sonne den Schnee wegtaut und sich zum Jahresanfang erstes zartes Grün in Feld und Wald zeigt.

      Für sie gilt die Regel, mit der dieses Kapitel überschrieben ist: „Januar kalt, das gefallt!“ Die Bauern wissen, dass der Schnee die Saaten vor dem Frost schützt, dass er geraten lässt, was der Bauer im Herbst säte: „Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte soll gut sacken.“

      Der Januar ist in unseren Breiten der einzige Monat, wo man nicht auf dem Feld arbeitet. Trotzdem hat der Bauer noch viel zu richten: „Im Januar sieht man lieber den Wolf als einen Bauern in Hemdsärmeln.“

      Der Wolf, der sich noch vor hundert Jahren in manchen Gegenden Mitteleuropas im frostigen Monat Januar bis an die Gehöfte heranschlich, war bei der Landbevölkerung sehr gefürchtet. Anscheinend hatte aber jeder mehr Angst vor dem Bauern, der sich im Haus auf die faule Haut legte.

      „Fährt der Bauer im Januar Schlitten, muss er im Herbst um Sä-Frucht bitten.“ Wer in den Sommer- und Herbstmonaten nicht genügend Vorrat gesammelt hat, der kann leicht zum Hungerleider werden. Denn der Januar war von jeher der Monat, der für die Landbevölkerung zum teuersten wurde: „Der Jänner – ist ein Holzverbrenner.“ „Januar – macht die Butter rar.“

      Am meisten schätzt man einen sonnigen Januar, der mit Eis, Frost und einer schützenden Schneedecke einhergeht. „Ist der Januar hell und weiß, kommt der Frühling ohne Eis, wird der Sommer sicher heiß.“

      „Der Januar muss krachen, soll der Frühling lachen.“ „Die Erde muss ihr Betttuch haben, soll sie der Winterschlummer laben.“ „Ein kalter Januar – bringt ein gutes Jahr.“ „Ist der Januar frostig und kalt, lockt uns bald der grüne Wald.“ „Eis und Schnee im Januar – künden ein gesegnet Jahr.“

      Die Winterluft – das weiß der Bauer – ist für ihn auch ein Lebenselixier. Wenn er sich warm anzieht, nimmt er so leicht keinen Schaden. Ist aber der erste Monat des Jahres warm und regenreich, und legt sich der Nebel auf die Landschaft, so gibt es allenthalben Kranke. Da man früher noch keine Antibiotika kannte, starben im ersten Teil des Jahres sehr viele Menschen an Lungenentzündung oder auch nur an Erkältungen, die heute im Beruf kaum noch als Krankheitsgrund gelten.

      „Winter weich – Kirchhof reich.“ Aber wärmeres Wetter mit Niederschlägen im Januar wirft auch Schatten auf die nächsten Monate: „Nebel im Januar – bringen ein nasses Frühjahr.“ „Ein Jahr, das schlecht will sein, stellt sich schwimmend ein.“ „Regen im Januar – bringt der Saat Gefahr.“ „Viel Regen, wenig Schnee tut Äckern und Bäumen weh.“ „Lässt der Januar Wasser fallen, lässt der Lenz es gefrieren.“ „Soviel Tropfen im Januar, soviel Schnee im Mai.“ „Ist der Januar feucht und lau, wird das Frühjahr trocken und rau.“ „Ein Januar wie März, ist dem Bauer ein schlechter Scherz.“

      Und zusammenfassend fluchte ein Kalendermacher: „Hat der Januar viel Regen, bringt’s den Früchten keinen Segen, nur die Gottesäcker werden gedüngt, wenn er viel Regen bringt.“ Reichlicher Schnee im Januar macht dem Bauern viel Freude: „Januar Schnee zuhauf – Bauer halt den Sack auf.“ „Reichlich Schnee im Januar, macht Dung fürs ganze Jahr.“

      Außer dem Wolf beobachtete man auch andere Tiere und ihr Verhalten: „Wenn der Maulwurf wirft im Januar, währt der Winter bis zum Mai wohl gar.“ „Je näher die Hasen dem Dorfe rücken, desto ärger sind des Eismonds Tücken.“ „Tanzen im Januar die Mucken, muss der Bauer nach dem Futter gucken.“ „Wenn die Mücken spielen im Januar, so sind die Schafe in großer Gefahr.“

      Und über die Pflanzen und ihr weiteres Gedeihen wusste man: „Wächst das Gras im Januar, wächst es schlecht das ganze Jahr; wächst die Frucht auf dem Feld, wird sie teuer in aller Welt.“

      Wenn aber die Flüsse, Seen und Teiche zugefroren waren, dann litt man später keine Not: „Ist im Januar dick das Eis, gibt’s im Mai ein üppig Reis.“ „Sind im Januar die Flüsse klein, gibt’s im Herbst einen guten Wein.“

      „Scherben bringen Glück“, nicht nur dem jungen Paar am Polterabend, auch dem Haus und seinen Bewohnern am Morgen des Neujahrstages. Unsere Vorfahren glaubten, mit dem Gepolter und Geklapper zerschellender Krüge und Töpfe die bösen Geister fortscheuchen zu können. Doch müssen die Scherben aus Steingut, Ton oder Porzellan bestehen, in keinem Falle dürfen es Glasscherben sein, denn die bringen Unglück.

      Glas ist das Symbol für Glück, und gerade das soll in der künftigen Ehe heil bleiben. Doch „Glück und Glas, wie leicht bricht das“. Und wehe, wenn gar ein Spiegel am Neujahrstag zerbricht! Der soll sieben Jahre lang „sein Glück nicht finden“.

      Das Glück ist blind und schon gar nicht vollkommen. „Jeder ist seines Glückes Schmied“: Das Hufeisen, an der Schwelle des Jahres geschmiedet, verheißt seinem Besitzer ein Jahr lang Geborgenheit und Schutz.

      Wer seinem Glück hinterherläuft, ist selbst schuld daran, wenn er am Ende des Jahres vor einem Scherbenhaufen steht. „Dem Glücklichen schlägt keine Stunde“: Dieser Spruch bezieht sich auf das „Glück in der Liebe“, nicht auf das „Glück im Spiel“.

      Das neue Jahr ist immer mit großen Hoffnungen und Erwartungen begrüßt worden. Alter Aberglaube aus vorchristlicher Zeit und frommer Glaube haben sich am Jahresanfang so durchdrungen, dass der jeweilige Ursprung oft in Vergessenheit geraten ist. So hat man das neue Jahr in Gesellschaft begrüßt, weil man dich durch die Gemeinschaft des geschlossenen Kreises vor den dämonischen Mächten sicherer gefühlt hat. Ring und Kranz sind magische Zeichen für den geschlossenen Kreis. Sie verstärken die schützende Wirkung und sind Garanten für dauerndes Glück.

      Der guten Vorbedeutung wegen wünscht man sich am Neujahrstag Glück und möchte selber möglichst viele Glückwünsche bekommen. Glückszeichen gibt es viele: Marienkäfer und Glücksschwein, das vierblättrige Kleeblatt und der Lorbeerzweig, Rosmarin und Myrtenkranz, Glücksei und Hufeisen, Schornsteinfeger und Glückspfennig, Herz und Ring, Holzschuhe uns Sternkreiszeichen, Sonnenrad, Efeu, Mistel, Lebensbaum und glückbringende Ammoniten.

      Der Holzschuh symbolisierte lange Zeit hindurch eheliches Glück und Fruchtbarkeit. Er tauchte deshalb häufig bei den Riten der Brautwerbung auf. Heute ist der tiefere Sinn dieses Brauchs verlorengegangen. Man verwendet Holzschuhe als rustikales Schmuckelement in Neubauten und in Vorgärten. Das Rad ist seit den frühesten Zeiten der Menschheit ein in allen Kulturen anerkanntes Sonnensymbol. Das Sonnenrad symbolisierte in der Zeit der Wintersonnenwende den Sieg des Lichts über die Mächte der Dunkelheit.

      Findet man ein Hufeisen, so bringt das Glück. Schon die Römer hegten diesen Glauben. Man trug es bei sich, nagelte es über die Eingangstür, über den Kaminsims oder über das Scheunentor. Der Kult um das Hufeisen liegt wohl darin begründet, dass Eisen als Metall ursprünglich sehr kostbar war. Das Hufeisen als Glückssymbol weist aber auch auf das Hufeisen von Wotans Pferd aus der Wilden Jagd. Ebenso erinnert das Glücksschwein an den wilden Eber, dass heilige Tier der germanischen Götter. Der Marienkäfer (Siebenpunkt) soll besonders Kindern Glück bringen. Er weist auf die magische Glückszahl Sieben hin. Das Herz war stets ein glückbringendes Symbol und Zeichen der Treue zu Mensch, Haus und Hof. Das Ei galt in allen Kulturen als Sinnbild für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt.

      Rosmarin und Myrte mit ihren immergrünen Blättern sind Pflanzen, die Segen und Lebenskraft verheißen. Als Hochzeitspflanzen tauchen sie schon bei den Griechen auf. Im Brautkranz verbunden, bedeuten sie ein ewiges Eheglück. Beide Pflanzen waren der Aphrodite heilig, später der germanischen Göttin Hulda. Sie sind auch Symbole der heiligen Liebe.

      Storch