Im Mittelalter entwickelten sich in Kirchen und Klöstern die Dreikönigsspiele. Aus ihnen entstand später das Sternsingen, das in allen katholischen Gegenden Deutschlands und Österreichs verrbreitet ist. Am Vorabend des 6. Januars ziehen die Kinder durchs Dorf, verkleidet als Kaspar, Melchior und Balthasar. Sie tragen den großen goldenen Stern am langen Stecken. Sie singen vor den Häusern ihr Sternsingerlied. Zum Lohn erhalten sie Weihnachtsgebäck, Obst und Geld. Manchmal ist mit dem Sternsingerlied auch ein kleines Spiel verbunden, das sich auf die Geschichte der heiligen Drei Könige bezieht. Heute sammeln die Kinder oft für wohltätige Zwecke.
Die Überlieferung schreibt den Heiligen Drei Königen starke Schutzkräfte zu. Sie sollen Schicksalsschläge und alles Böse von Mensch, Haus und Vieh abhalten. Deshalb schrieb früher der Hausvater die Anfangsbuchstaben der Namen der drei Weisen über die Tür und setzte drei Kreuze und die Jahreszahl dazu. Heute tun das die Sternsinger. Die drei Buchstaben CMB können auch anders gedeutet werden. Sie bedeuten für den frommen Christen: Christus mansionem benedicet, Christus möge mein Haus beschützen.
Der Dreikönigstag, an dem bis ins Mittelalter hinein das neue Jahr begonnen hat, kennt auch Orakelsprüche. An Dreikönig kann man das Wetter des beginnenden Jahres ablesen. Man legt zwölf Weizenkörner auf den Ofen; jedes symbolisiert einen Monat. Die Körner, die am weitesten fortspringen, deuten auf Monate voll Glück, Gesundheit und gute Ernte.
Der Dreikönigstag beendet die zwölf Rauhnächte, in den nach dem Volksglauben Geister und Gespenster ihr Unwesen treiben. Aber so ganz war man nicht davon überzeugt, dass nun der Spuk vorbei sei, den nicht nur imaginäre Bösewichte in diesen zwölf Nächten trieben, sondern auch maskierte Burschen. Vielfach wurden den Geistern auch Speisen hingestellt, damit sie gesättigt davonziehen konnten. In Oberbayern und in Tirol stellte man für die Frau Perchta, eine der norddeutschen Frau Holle ähnliche Gestalt, Essen vors Fenster oder legte Nudeln für sie aufs Dach. Und vor dem Schlafengehen durften auf dem Tisch ein Krug Wasser und Brot nicht fehlen. Wer so handelte, dem half Frau Perchta das ganze Jahr über. Wer aber am Dreikönigstag nicht an die Perchta dachte, dem würde sie – so glaubte man – übel mitspielen.
Natürlich muss am Dreikönigstag überall viel Lärm gemacht werden, damit auch die letzten bösen Geister Haus und Hof verlassen. Übrigens, wer am Dreikönigstag noch Äpfel von der letzten Ernte aufbewahrt, der hat sie zu lange gelagert: „Heilige Drei Könige hochgeboren – da haben die Äpfel den Geschmack verloren.“
Als Wetterregeln galten diese:
„Ist Dreikönig hell und klar, gibt’s viel Wein in diesem Jahr.“ „Ist bis Dreikönig kein Winter – folgt keiner mehr dahinter.“ „Wie’s Wetter sich bis Dreikönig hält, so ist das nächste Jahr bestellt.“ „Heilig Dreikönig sonnig und still – Winter vor Ostern nicht weichen will.“ „Regen an Dreikönig – doppelte Keime, aber nur halbe Frucht in die Scheune.“ „Dreikönigstag sind die Feste vorbei – Mariä Verkündigung bringt neue herbei.“ „Dreikönig mit der Hack steckt Weihnachten in den Sack.“
Eigentlich handelte es sich beim Perchtenlauf um einen Fruchtbarkeitszauber der wetterabhängigen Landbevölkerung. Nebenbei konnte er dann gleich mit seinem Getöse wohl auch noch unliebsame Geister austreiben. Sicherlich haben die Burschen immer ihre besondere Freude daran gehabt, andere – und besonders junge Mädchen – zu erschrecken.
ERGO BIBAMUS!
Sie sind wieder „in“ – die Stammtische in den kleinen Städten und Dörfern. Allabendlich trinkt man hier sein „Helles“, spielt Skat, philosophiert im kleinen über die große Politik, über lokale Besonderheiten und bevorstehende Ereignisse.
Der Stammtisch ist wie eine Zeitungsredaktion – hier laufen laufend Meldungen ein. Er ist das „Kaffeekränzchen“ der Männer – man sollte dies nur zugeben.
Der alte Stammtisch hat seine eigene Philosophie. Er ist eine der philanthropischsten Erfindungen der zivilisierten Menschheit. Böse Zungen lästern über ihn und wünschen seine „Biertischpolitik“ zum Teufel.
Es gibt kaum einen von uns, der nicht gelegentlich an einem Stammtisch wenigstens mal gastweise zu finden war. Er übte eine magische Kraft auf die Dichter und Denker unseres Volkes aus. So hat Goethe denn geselligen Umtrunk besungen: „Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun, drum, Brüderchen, ergo bibamus (lat: also lasst uns trinken!)“ Oder Schiller bittet an der Tafelrunde: „Brüder, fliegt von eurem Sitze, wenn der volle Becher kreist, lasst den Schaum zum Himmel spritzen: Dieses Glas dem guten Geist!“
Sind wir froh, dass der Stammtisch als Souvenir der gutbürgerlichen alten Zeit in unserer hektischen Welt weiterlebt!
DER JANUAR, DER HÄRTESTE MONAT DES JAHRES
Januar, der erste Monat des Jahres mit 31 Tagen, hat seinen Namen von dem altrömischen Gott Janus. Die Römer sahen ihn als Schützer des Hauses an. Er war der Gott der Tür und des Torbogens. Mit einem Doppelgesicht schaute Janus zugleich nach drinnen und draußen, hütete den Eingang und den Ausgang. Später entwickelte Janus sich allgemein zum Gott des Anfangs. Er wurde am Gebetsbeginn angerufen, und seine heiligen Zeiten waren die ersten Stunden des Tages, die ersten Monatstage und der erste Monat des Jahres.
Janus wird mit einem Schlüssel und einem Pförtnerstab als Beigaben sowie mit einem jungen und einem alten Gesicht dargestellt. Das alte Gesicht blickt in die Vergangenheit, das junge in die Zukunft. Gerade zum Jahreswechsel kann das als Symbol gelten, nachdenklich zurückzuschauen und zugleich voll Hoffnung vorwärts auf alle kommenden Tage zu blicken.
Eine andere Bezeichnung für den Monat ist Jänner oder Jenner. Sie wurde bis ins 18. Jahrhundert verwendet. Heute ist sie nur noch in oberdeutschen Mundarten gebräuchlich, besonders in Österreich und in der Schweiz. Alle älteren deutschen Namen wie Eis-, Schnee- oder Wintermonat zeigen ebenso wie das altdeutsche Wort Hartung, dass der Januar in unseren Gegenden eine harte, eiskalte und bittere Winterzeit bringt. Der Hartung ist der härteste Monat des Jahres. Auch die meisten Bauernregeln, alte Erfahrungen des Volkes mit dem Wetter, verlangen vom Januar viel Schnee und klirrende Kälte. Nur so, meinen sie, kann das Jahr gelingen und ein rechter Sommer Einzug halten.
So wie der doppelsichtige Janus mit seinem Gesicht in die Vergangenheit und mit dem anderen in die Zukunft schaut, so steht der Januar als Bindeglied zwischen dem alten und dem neuen Jahr. Daher wurde er einst auch als „Tür des Jahres“ bezeichnet. Schneemond oder Eismond, aber auch Hartung, weil der Januar der „härteste“ Monat des Jahres ist, sind alte Bezeichnungen für den ersten Monat des Jahres. Folglich erscheinen auch Schneemänner, Schneeflocken und Eiskristalle als Symbole für den oftmals kältesten Monat des Jahres.
Zieht man den Hundertjährigen Kalender zu Rate, dann soll es im Januar zunächst „so kalt wie Ende Dezember“ bleiben. Nachdem sich dann für den 7. Januar Schneefall ankündigt, ist vom 8. Bis 15. Des Monats mit Kälte zu rechnen, die anschließend von einer „linden“ Phase mit Schnee und Regen abgelöst wird. Erst nach dem 23. Januar – so heißt es weiter – wird es wieder kälter. Allerdings ist für den 30. Januar erneut mit eher milder Witterung zu rechnen.
Altem Volksglauben zufolge gilt jedenfalls: „Je frostiger der Jänner, je freundlicher das ganze Jahr.“ Klirrende Kälte sah auch der Bauer vergangener Tage besonders gern. Für ihn galt die Faustregel: „Werden die Tage länger, wird der Winter strenger.“ Die Erklärung dafür lag auf der Hand: „Der Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte gut soll sacken“ oder „Der Januar muss krachen, soll der Frühling lachen.“ Darüber hinaus hieß es: „Januar hart und rau, nützet dem Getreidebau“ und „knarrt der Jänner Eis und Schnee, gibt’s zur Ernt’ viel Korn und Klee.“ Auch die Menge der weißen Pracht war einst von großer Bedeutung. „Schnee zu Hauf“, sagte dem Bauern, „hält den Sack weit auf“ und gewährleistete schon im Januar „Dung für das ganze weitere Jahr.“
Ein milder