Der Sklavenwiderstand. Jochen Nöller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jochen Nöller
Издательство: Автор
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Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783967525779
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dann nicht mehr deine Sorge sein. Einen Fehlschlag werde ich nicht tolerieren.«

      Logan räusperte sich und die Stimme aus dem Spiegel fragte ungehalten: »Gibt es noch etwas?«

      »Ja, Eure Exzellenz. Mir sind beunruhigende Gerüchte über eine Widerstandsbewegung aus entflohenen Sklaven zu Ohren gekommen. Ich würde vorschlagen -«

      »Das ist eine Angelegenheit für den Großmagnaten. Sollen die Normalos sich allein mit ihrem selbstgemachten Problem auseinandersetzen. Ich werde keinen Magier abstellen, um deren Dreck wegzuräumen. Du hast deine Anweisungen. Das Gespräch ist beendet.«

      Nico machte sich während des Wortwechsels so klein wie möglich und hoffte inständig, nicht entdeckt zu werden. Logan war der Großinquisitor! Die rechte Hand des Erzmagiers. Die Identität des Großinquisitor und der beiden Inquisitoren war geheim. Niemand wusste wer sie waren. Zudem diese drei von allem gefürchtet wurden.

      Zu seinem Glück blieb Nico unentdeckt. Kurz nach Beendigung der Unterhaltung verschwand Logan wütend vor sich hin murmelnd und er war fürs Erste sicher. Von Marak, dem Kaffeehändler hatte er einiges über die Geschichte der Menschen erfahren und war äußerst bestürzt über diese Enthüllung. Die Erde, die Heimatwelt der Menschen, war also gar nicht verloren. Der Erzmagier und die Seinen nutzten sie als Seelenfarm. Sollte er seiner Herrin von diesem Gespräch berichten? Was würde sie dann tun? Was würde mit ihm passieren, wenn Logan erfahren würde, dass er mitgehört hatte? Nico entschied sich, erst einmal nichts zu sagen und verschwand eilends aus dem fensterlosen Raum.

      *

      Wenig später nahm Nathalie ihn mit in das gewaltige Einkaufscenter der Normalos. Sie hatte dort geschäftliches zu erledigen. Während die Magier das schlichte und einfach bevorzugten, umgaben sich die Nichtmagier mit ihrer Technik und modernen Errungenschaften.

      Nach einem kurzen Gespräch mit einem der Händler wurden sie in einen leeren Raum geführt. Dort warteten die beiden auf dessen Rückkehr.

      Kaum, dass sich die Tür geschlossen hatte, wandte sich Nathalie ihm zu und musterte ihn scharf. »Nico, was ist los mit dir? Du bist den ganzen Tag schon sehr seltsam drauf. Ich habe gesehen, wie du angewidert den Mund verzogen hast, als wir vorhin am Kristallschalter der Bank waren. Also sprich. Sag mir, was los ist!«

      Hatte er sich so verräterisch verhalten? Was sollte er jetzt tun? Konnte er seine Herrin, der er so viel verdankte, denn belügen? Nein, das konnte er nicht und so erzählte er ihr alles, was er am Morgen gehört hatte. Nathi sah ungläubig zu ihm auf. »Logan. Ist. Der. Großinquisitor?! Und sie haben Zugang zur Erde, unserer Heimat? D-das ist … unglaublich!«

      »Ja, Herrin, das hat er gesagt«, antwortete Nico ergeben. »Was werdet Ihr jetzt tun, Herrin?«

      Plötzlich sagte eine männliche Stimme: »Das ist eine gute Frage.« Aus dem Nichts erschien Logan mitten im Raum und sah von einem zur anderen. Nathi starrte irritiert ihrem Bruder entgegen, wohingegen Nico auf die Knie sank, den Kopf auf den Boden drückte und ängstlich zu zittern begann.

      »Logan, was machst du denn hier?«, fragte Nathalie bestürzt.

      »Ich bin hier, um deine Antwort auf diese Frage zu hören. Ja, ich bin der Großinquisitor und ja, wir haben Zugang zur Erde. Wir haben ihn nie verloren. Die Erde und all ihre Bewohner dienen uns als Seelenschmiede für die Herstellung der Seelenkristalle.«

      Gespanntes Schweigen breitete sich in dem Raum aus. Nur unterbrochen von Nicos heftiger Atmung. Er hatte Angst. So entsetzliche Angst. Vor Logan. Vor dem, was dieser ihm antun würde.

      Er konnte hören, wie Nathalie einmal tief durchatmete. »Was soll dieser Wahnsinn, Bruder? Warum tut ihr das?«

      »Ewiges Leben und mehr Macht, als du dir vorstellen kannst.«

      »Ich verstehe nicht.«

      »Du kannst dir gar nicht vorstellen, kleine Schwester, welch unvergleichbare Macht diesen Kristallen innewohnt. Die meisten sehen sie nur als Währung an, aber das ist nur eine geschickte Tarnung. Ihre wahre Kraft ist in ihnen verborgen. Die Macht der Seelen lässt sich direkt in verschiedene Zauber umsetzen. Nur wenige wissen darüber Bescheid.«

      »Wie genau sammelt ihr Seelen und schließt diese in Kristalle ein?« Nathalies Stimme zitterte vor Anspannung.

      »Ich wusste, du würdest es verstehen. Nun, das ist ganz einfach. Du nimmst einen leeren Rohkristall, aber nicht irgendeinen, er muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wie die molekulare Dichte und die Kristallgitteranordnung und … Du nimmst also den Kristall und legst einen Seelensammelzauber auf ihn. Dann muss nur noch ein Lebewesen in seiner Nähe sterben – und voilà, der Kristall beginnt sich aufzuladen.«

      »Wie stellt ihr sicher, dass sich die Sterbenden in der Reichweite der Kristalle befinden? Oder habt ihr diese unter jedem Krankenhaus und Seniorenheim platziert.«

      Gehässig lachte Logan auf. »Eine solche Praxis wäre viel zu Umständlich. Wir lassen die Menschen auf der Erde doch nicht einfach frei herumlaufen. Wir züchten sie in Tanks und ernten ihre Seelen, nachdem sie alt genug sind. Das hat sich als die effektivste Methode herausgestellt.«

      Entsetzt japste sie nach Luft und stammelte: »Das ist Mord! Wie kannst du bei so etwas mitmachen?«

      Logans boshaftes Lachen hallte von den Wänden wider. »Es sind doch nur Normalos.«

      »Es sind Menschen. Menschen wie du und ich.«

      Zaghaft hob Nico ein wenig den Kopf und sah die emotionslose Miene des Magiers. »Wie du und ich? Normalos sind Abschaum. Nicht mehr als Nutzvieh. Kaum mehr wert als Wesen. Ihr einziger Nutzen ist es, neue Magier zu zeugen und für uns, die Herrenrasse, zu arbeiten.«

      »Hegst du immer noch einen Groll gegen die Normalos? Logan, das ist schon so lange her, komm zur Besinnung.«

      Voller Wut verzerrte sich das Gesicht des anderen. »Ich werde den Normalos niemals vergeben, was sie uns angetan haben.«

      »Logan, wir waren Kinder. Sie waren Kinder. Es war doch nur ein Streich. Ein dummer Kinderstreich.«

      Ein gehässiges Schnauben war die Antwort. »Dumme Kinder, die zu dummen Erwachsenen wurden. Viele Jahre musste ich warten, schlussendlich war die Rache mein.«

      Logan zog einen gelblichen Kristall aus seinem Umhang. Mit einem diabolischen Grinsen sagte er: »Ihre Seelen mehren nun meine Macht. Damit sind sie immerhin für etwas von Nutzen.«

      »Logan!«

      Der Magier ließ den Seelenkristall verschwinden und hob eine Hand. »Genug davon. Ich werde mich nicht weiter rechtfertigen. Der Erzmagier hat große Pläne. Pläne, über die ich nun endlich mit dir reden kann. Dafür muss ich deinem Sklaven danken. Durch ihn konnte ich den Zauber des Erzmagiers umgehen, welcher mich zur Verschwiegenheit gezwungen hatte.«

      Er breitete die Arme vor sich aus und enthüllte: »Wir werden eine neue Zivilisation erschaffen. Eine Zivilisation von unsterblichen Magiern, welche die Macht haben werden, Planeten und sogar ganze Sonnensysteme nach ihrem Ermessen zu formen. Dann kann uns nichts mehr aufhalten!«

      Auf einmal änderte sich Logans Blick und er wurde kalt, wobei seine Augen auf Nico ruhten. »Nur eines musst du noch erledigen. Dein Sklave hat zu viel gehört. Töte ihn. Aber keine Sorge, seine Seele geht nicht verloren. Unter allen bewohnten Bereichen haben wir Rohkristalle versteckt. Wir wollen keine Seelen verschwenden. Ich muss dir noch so vieles zeigen! Aber eines nach dem anderen. Zuerst töte den Sklaven!«

      Was dann geschah, ging so schnell, dass Nico nicht einmal Zeit hatte zu reagieren. Von ihrem Bruder unbemerkt, hatte Nathi ihre magische Kristallkugel hinter dem Rücken hervorgeholt. Die glatte Oberfläche pulsierte von den ganzen Runen, welche sich darauf bewegten. Sie schrie laut: »Nein, das werde ich nicht!«

      Da schoss auch schon die Sphäre um ihren Körper herum und entlud ihre Macht in einen Strom magischer Energie – gerichtet auf Logan. Auf dessen Robe erschienen Schutzrunen und lenkten einen Großteil des Strahles ab.

      Der klägliche Überrest des Zaubers traf ihn