Der Sklavenwiderstand. Jochen Nöller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jochen Nöller
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783967525779
Скачать книгу
Dank für deine Hilfsbereitschaft. Aber mal eine Frage«, quasselte die Frau drauflos und wartete einen Augenblick, bis ihr Bruder ihr Gehör schenkte. Dieser nahm gerade einen Schluck Kaffee und nickte dabei, um zu zeigen, dass er ihr zuhörte. »Also, Nico wird nicht mit uns zusammen am Tisch essen, oder?«

      Einen Augenblick geschah nichts. Dann plötzlich prustete Logan entsetzt los und spuckte dabei den Kaffee quer über den Tisch. »Nein!«, war alles, was er in dieser Situation noch herausbrachte.

      Dann lachte Nathi schrill auf und deutete mit dem Finger auf ihren fassungslosen Bruder. »Oh. Du hättest dein Gesicht sehen sollen. Das war nur ein Scherz, Logan«, gestand sie, nachdem sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte.

      Ihr Bruder fand das nicht so lustig und machte seinem Ärger Luft: »Sklave! Was sitzt du da so herum? Mach gefälligst sauber, du Nichtsnutz.«

      Als Nico hastig aufsprang, befahl Nathi plötzlich: »Nico, sitz.« Verwirrt gehorchte er und sah vom Boden aus zu seiner Herrin empor. Er verstand nicht, was hier gerade los war.

      »Ich sagte: Mach sauber, Sklave«, schrie Logan und sah wütend hinunter. Wie geschlagen zuckte Nico gequält zusammen, blieb aber an Ort und Stelle. Er musste schließlich seiner Herrin gehorchen, auch wenn er sich damit Logans Zorn zuzog.

      »Aber, Bruder, du hast ihn mir geschenkt. Nico hört nur auf mein Kommando.« Sie drehte sich leicht zu ihm und tätschelte ihr Bein, wobei sie sagte: »Gib Pfötchen.« Vorsichtig kam Nico dem Befehl nach und legte seine Pfote auf ihr Bein. Ängstlich sah er ihr dabei in die Augen.

      Auf einmal, es ging so schnell, dass er sich nicht sicher war, dass es wirklich geschah, blinzelte sie ihm verschwörerisch zu. Dann hob sie die Hand und tätschelte seinen Kopf. »Braves Hündchen.«

      »Nathi, das ist ein Wesen, ein Sklave, kein Haustier!«, beschwerte sich Logan und schüttelte missbilligend den Kopf.

      »Er ist doch so süß. Da kann ich einfach nicht anders. Aber gut. Nico, mach bitte sauber.« Sofort sprang dieser auf die Beine und ging in die Küche, um einen Lappen holen.

      Mit seinen Ohren konnte er noch hören, wie sie ihren Bruder tadelte: »Logan, ich rede mit meinem Sklaven, wie ich das möchte. Ein wenig Höflichkeit hat noch keinem geschadet. Wir sind immerhin zivilisiert und keine Höhlenmenschen. Hier zu Hause sind wir Bruder und Schwester, also sprich nicht so überheblich mit mir. Ich bin keiner deiner Novizen.«

      Während Nico damit beschäftigt war, den Tisch und den Boden vom Kaffee zu befreien, erhob der Magier erneut das Wort: »Da wir gerade davon sprechen. Ich habe einen wichtigen Auftrag bekommen und möchte dich als meine Vertretung in der Akademie benennen. Was sagst du dazu?«

      »Hm, dann habe ich weniger Zeit zum Studieren, aber ich nehme diese Ehre gerne an. Professorin Nathalie, klingt doch gut, oder?«, sprach sie vergnügt. Als Antwort bekam sie ein Nicken, anschließend wandten sich beide ihrem Frühstück zu.

      Nachdem die beiden gegessen hatten, bemerkte Logan: »Ich werde jetzt in die Akademie gehen und dort alles vorbereiten. Ab morgen wirst du meine Novizen übernehmen. Sei bitte nicht zu nett zu ihnen. Sie sollen lernen und sich keinen faulen Lenz machen. Ich werde dir später den Lehrplan für die nächsten Tage zukommen lassen.« Nachdenklich gab er noch die Anweisung: »Ich rate dir, deine Abwehrrunen immer zu erneuern, du wirst sie benötigen. Bis heute Abend, Schwester.« Keine Sekunde später verschwand Logan in dem Wirbel aus Runen. Kaum war er weg, da entwich Nathi ein schweres Seufzen und sie suchte den Blickkontakt mit dem Sklaven.

      »Nico, wenn du mit dem Abräumen fertig bist, komm bitte zu mir«, erklärte sie und machte es sich in ihrem Sessel bequem. Das Buch vom Tag zuvor schwebte mit einer Handbewegung ihrerseits auf sie zu und schon war sie wieder in ihr Studium vertieft. Nico indes beeilte sich, seine Aufgabe zu erledigen. Insgeheim wollte er unbedingt wissen, was seine Herrin von ihm wollte, denn eines stand fest: Sie hatte ihn vor Logan in Schutz genommen.

      »Herrin, ich bin fertig und hier ist Euer Tee«, sagte er und schenkte ihr das Gebräu ein. Mit einem musternden Seitenblick beobachtete sie, wie er zwei Löffelchen Zucker in die Tasse gab und umrührte, bevor er ihr anschließend das Getränk reichte. Sie pustete ein wenig und nahm einen Schluck. »Du hast dir gemerkt, wie viel Zucker ich in meinen Tee gebe. Du bist sehr aufmerksam. Wenn du schnell lernst, kann ich wesentlich mehr mit dir anfangen, als dich nur für den Haushalt einzusetzen.«

      »Wie Ihr wünscht, Herrin. Was soll ich für Euch tun?«, fragte Nico wissbegierig und neigte demütig den Kopf.

      »Das werden wir sehen. Aber zuerst gehst du einkaufen. Hier, ich habe dir aufgeschrieben, was ich benötige. Also, durch diese Tür kommst du hinaus.« Sie deutete auf eine der schweren Holztüren und übergab ihm einen Zettel. »Du gehst die Treppe hinunter, bis es nicht mehr weitergeht. Dann kommst du direkt auf dem Marktplatz raus. Gib dem Händler dieses Amulett zur Bezahlung.« Streng hob sie einen Finger. »Verlierst du dieses Amulett, ist dein Leben verwirkt. Du gibst es dem Händler, der stempelt damit den Kaufvertrag ab und gibt es dir zurück. Und jetzt geh.«

      »Zu Befehl, Herrin«, sagte Nico gehorsam, verneigte sich tief und nahm das wertvolle Kleingut entgegen. Beim Umdrehen hörte er die Magierin murmeln: »Ich muss den violetten Heiltrank ersetzen«, doch da sie offenbar mit sich selbst sprach und nicht mit ihm, ignorierte er diese Aussage und machte sich rasch auf den Weg, um seinen Auftrag zu erledigen.

      Am besten wäre es, er behielte das Amulett die ganze Zeit über in der Pfote. Auf keinen Fall durfte er es verlieren. Nach etwa einer Viertelstunde hatte er endlich das Ende der ewig langen Treppe erreicht.

      »Oh, das wird lustig mit den Einkäufen wieder hochzusteigen«, stöhnte er mitleidig und ruhte sich kurz aus. »Mal sehen, was ich überhaupt besorgen soll.« Auf dem Zettel stand: Eine Phiole unreines Blut der 4. Stufe. Angewidert streckte er die Zunge raus, wobei ihm ein »Bäh« entwich.

      Nico wusste zwar nicht, was es mit diesem Blut auf sich hatte, entschied sich aber, nicht weiter darüber nachzudenken. Es war ein Auftrag seiner Herrin und den musste er erledigen, ob er wollte oder nicht.

      Mit einer tiefen Verbeugung fragte er eine der umherlaufenden Wachen, der gerade an ihm vorbeikam, nach dem richtigen Laden dafür und bekam eine genaue Wegbeschreibung. Einen kleinen Fußmarsch später war er dort angekommen und sah sich erstaunt um. Die Läden bestanden aus kleinen Zelten, in denen die Händler ihre Ware ausstellten. Über den Eingängen waren Schilder angebracht, auf denen stand, was diese Geschäfte verkauften. Auf einem dieser Schilder stand: Blutphiolen, und so betrat er das zugehörige Zelt. Die Wände im Innern waren mit Schränken in verschiedenen Größen vollgestopft und in diesen befanden sich unzählige gläserne Flaschen mit unterschiedlich gefärbten Flüssigkeiten. Bei dem starken Geruch nach Blut zog Nico unwillkürlich die Nase kraus.

      Schnell trat der Händler vor ihn und fragte missgelaunt: »Ah, du musst Nathalies kleines Haustier sein.«

      »Ihr wisst von mir?«, fragte Nico erstaunt.

      »Natürlich. Gerüchte sprechen sich schnell herum. Was sollst du denn besorgen, dass du in meinen Laden kommst?«

      »Ich soll«, Nico schaute auf den Zettel und las vor, »eine Phiole unreines Blut der 4. Stufe erwerben, mein Herr.« Unterwürfig verbeugte er sich rasch und hoffte, dieses seltsame Zelt schnell verlassen zu können.

      »Hm. Ich führe verschiedene Sorten von Blut. Was genau möchte denn deine Herrin: Katzenblut, Hundeblut oder vielleicht sogar Menschenblut?«

      Noch einmal verbeugte sich Nico tief und erklärte: »Es tut mir leid, mein Herr, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur das, was ich Euch bereits gesagt habe.«

      Als Nico aufschaute, sah er ein diebisches Grinsen im Gesicht des Händlers und dieser fragte zuckersüß: »Dann wähle. Was darf es sein?«

      »I-ich«, stammelte Nico überfordert, wobei das Grinsen im Gesicht seines Gegenübers noch breiter wurde. Der Händler drehte sich um und griff in eines der Regale. Anschließend hielt er eine Phiole mit dunkelrotem dickflüssigem Inhalt in der Hand und zeigte ihm diese. »Das hier ist unreines Menschenblut der