Im Licht des Mondes. A. Cayden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. Cayden
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745097511
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um eine Art Fluch handeln! Doch egal, was es ist, es kommt nicht infrage, dass ich mich dermaßen erniedrigen lasse! Ich bin ein Dämon und kein abhängiges, kleines Tier. Zwar gehöre ich der niederen Kaste an, aber immerhin tausendmal besser als ein sterblicher Mensch! Ich bin kein niedlicher Mäusejäger, der sich streicheln und füttern lässt, weil ein dreckiger Sterblicher es möchte! Und schon gar nicht lasse ich mir ein Halsband wie ein höriges Haustier umlegen! Ich weiß, dass es nur Träume sind, allerdings lassen sie mich nicht mehr los. Das darf ich mir nicht gefallen lassen! Niemand hat mich fertig zu machen, so zu demütigen! Ich kann das nicht mehr länger hinnehmen! Ich möchte mein altes, gleichgültiges Leben zurück. Genauso wie es vorher war, bevor ich ihn kennengelernt habe! Ich möchte meine Arbeit nachts verrichten, meinen Herrn zufriedenstellen und tagsüber schlafen! Strukturiert, einfach und gut.

      Ich atme tief durch und als ein Gedanke durch meinen Kopf schießt wie ein krachender Blitz, gelingt es mir tatsächlich, mich wieder zu beruhigen. Natürlich, das ist die Lösung. Gar kein Problem! Es gibt einen Weg, es zu bewerkstelligen, und ich bin wild entschlossen, ihn zu gehen: Ich werde heute Nacht Micks Leben aushauchen, dann ist ein für alle Mal Schluss mit diesem Chaos!

      ***

      Mit klopfendem Herzen springe ich den Pfad der kaputten Hausmauer hinauf zu Micks Balkon. Wie nicht anders zu erwarten, steht das Fenster wieder einladend offen. Nun gut, bringen wir es hinter uns! Behände hüpfe ich in die Wohnung und warte. Stille. Mein Blick schweift suchend durch den Raum, aber ich kann nichts Außergewöhnliches entdecken. Alles ist aufgeräumt wie immer. Ungeduldig tapse ich in den Flur und bemühe mich, äußerst laut dabei vorzugehen. Allerdings kommt er mir nicht wie erwartet freudig entgegen. Wütend schaue ich in die Küche. Auch hier kein Lebenszeichen von Mick. Wo steckt er nur? Warum ist er noch nicht daheim? Was fällt ihm ein, mich auch noch warten zu lassen, wo er doch der Grund für meinen schlechten Gemütszustand ist?!

      Ich spüre eine brodelnde Hitzewelle in mir aufsteigen, unaufhaltsam wie eine rollende Lawine. Meine Krallen fahren in den vergilbten PVC-Boden und unruhig flitzen meine Blicke umher. Immer mehr wird mir bewusst, dass er der Grund allen Übels ist, und dass er mich jetzt auch noch warten lässt. Er wird schon sehen, was er davon hat!

      Wie von einer Tarantel gestochen flitze ich ins Wohnzimmer und springe auf die Holzkiste, die als Tisch dient. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so enttäuscht und verbittert gefühlt. Erbost schlage ich das Bild und eine Kerze herunter. Etwas lacht innerlich in mir auf und ich gebe nun vollends nach und lasse mich von den schlagenden Wellen des gnadenlosen Zorns treiben. Eilig wetze ich zur Anrichte und schmeiße alles herunter, was nicht niet- und nagelfest ist. Mein Atem rast mit meinem Puls um die Wette, als ich mich nach neuen Gegenständen zum Zerstören umsehe, doch im Wohnzimmer werde ich nicht mehr fündig. Hektisch sause ich in die Küche und setze meinen Weg der Vernichtung fort. Mal sehen, was du dazu sagst, du mickriges Ungeziefer!

      ***

      Müde von meiner Raserei liege ich auf der Couch und warte, bis er heimkommt. Ich möchte sein Gesicht sehen, wenn er das Chaos in seiner Wohnung sieht. Als ich das Klacken des Türschlosses vernehme, öffne ich meine Augen, bewege mich allerdings keinen Millimeter. Er wird schon von allein herkommen. Ein gehässiges Grinsen durchzieht mein Gesicht bei der Vorfreude über seine erboste Reaktion, die wohl gleich erfolgen wird. Ich höre, wie sich die Tür langsam unter Knarren öffnet und schließt. Er läuft in die Küche und plötzlich bleiben die Schritte abrupt stehen. Irgendetwas fällt schallend zu Boden. Ich vermute, dass er seine Umhängetasche hat fallen gelassen. Dann vernehme ich seine schnellen Schritte, wie sie erst in das Schlafzimmer rennen, um den Schaden zu mustern und schließlich in das Wohnzimmer. Ich hebe leicht meinen Kopf und sehe, wie er sich mit weit aufgerissenen Augen panisch umsieht. Zuerst zur Anrichte, dann auf den Boden, schließlich zum Tisch und dann auf mich. Fassungslos verharrt er in seiner Bewegung und mir fällt auf, wie blass er geworden ist. Ich zucke unweigerlich zusammen und weiß nicht einmal warum.

      „Du … du warst das?“, höre ich seine leise gehauchten Worte, die voller Verwunderung sind, jedoch gänzlich ohne Zorn. Im Gegenteil: Seine gesamte Anspannung scheint sich mit einem Mal zu lösen und ein erleichtertes Lächeln gleitet über sein porzellanweißes Gesicht. Er atmet tief aus und streicht sich durch seine ölverschmierten Haare.

      „Mann, hast du mich erschreckt! Gott sei Dank! Und ich dachte schon, jemand wäre hier eingestiegen!“

      Ich starre ihn unverändert an. Natürlich ist hier jemand eingestiegen und zwar ich! Wo bleibt seine Wut über die Verwüstung, die ich angerichtet habe? Wo bleibt der erwartete Gefühlsausbruch? Irritiert sehe ich ihm zu, wie er anfängt, die umgeschmissenen Gegenstände wieder aufzuheben und an ihren ursprünglichen Platz zu stellen. Wie kann er nur so ruhig dabei bleiben? Was stimmt mit diesem Kerl nicht? Das ist doch nicht normal! Der bringt mich total aus der Fassung!

      „Du hattest bestimmt Hunger und warst enttäuscht, dass niemand da war, um dich zu füttern.“

      Mick blickt mich mitfühlend an und elektrisierende Stromstöße durchschießen meinen Körper. Ich bin gelähmt, als seine warme Hand mich sanft beginnt am Nacken zu kraulen.

      „Es tut mir leid, ich musste wieder Überstunden machen. Ich hole dir gleich was. Komm!“

      Er gibt mir einen leichten Schubs, sodass ich von der Couch springen muss. Alles in mir sträubt sich, doch meine Pfoten setzen sich wie von allein in Bewegung und folgen ihm. Am liebsten würde ich mir selbst quer durch das Gesicht kratzen!

      Wie gewohnt richtet er mir in der Küche eine Schale mit Milch und stellt diese vor mich auf den Boden. Na gut. Tun wir ihm halt den Gefallen, denn immerhin ist heute der letzte Tag seines Lebens. Artig trinke ich die dickflüssige Brühe aus, während er umhergeht und seine verwüstete Wohnung mit einer Engelsgeduld in Ordnung bringt. Gelangweilt bleibe ich im Flur sitzen und beobachte ihn dabei. Als er schließlich ins Badezimmer geht, werde ich schlagartig wach und tappe ihm vorsichtig hinterher. Ich setze mich zwischen den Türrahmen und sehe ihm gespannt zu, wie er gedankenversunken sein weites T-Shirt über seinen Kopf streift und seinen wohlgeformten Oberkörper freigibt. Leichte Bauchmuskeln zeichnen sich auf der blütenweißen Haut ab, noch schöner, als ich es mir vorgestellt habe. Achtlos lässt er sein T-Shirt auf den Boden gleiten. Er scheint mich gar nicht zu bemerken und ich habe auch nichts dagegen. Ich kann den Blick nicht von ihm abwenden, auch nicht als seine Hände verheißungsvoll zu seinem Hosenbund gleiten. Ungeduldig warte ich, bis seine schlanken Finger den Knopf und den Reißverschluss seiner Jeans öffnen und er seine Jeans fast anmutig hinunterfahren lässt. Schwarze, enganliegende Boxershorts lächeln mir verlockend entgegen und machen mir Appetit auf mehr. Ich lecke mir hungrig über meine Lippen und spüre, wie mein Herz immer lauter zu schlagen beginnt wie ein Buschfeuer im tiefsten Dschungel. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, obwohl es sich nur um wenige Sekunden handeln kann, bis seine Hände die letzte Hülle entfernen und er völlig nackt vor mir steht. Ich muss schlucken, als ich seinen knackigen Hintern sehe. Sein Körper scheint einfach perfekt. Noch nie zuvor habe ich so ein harmonisches Zusammenspiel von Muskeln und Zerbrechlichkeit gesehen. Wenngleich ich auch merke, dass mir die Entwicklung der Situation nicht gefällt, ich kann einfach nicht wegsehen und starre ihn unverblümt an. Vorsichtig steigt er in seine kleine Duschkabine. Als das Wasser auf seine Haut prasselt wie ein kleiner Regenschauer, schließt er genießend seine Augen und lässt seinen Kopf in den Nacken fallen. Durchsichtig glänzende Tropfen perlen seidig an seiner Haut nieder und vertreiben das schwarze Motorenöl auf seinem Körper, während er fast sinnlich mit dem Wasser zu spielen scheint. Sein Anblick irritiert mich und noch mehr als das: die Reaktion meines eigenen Körpers. Mein Herz rast wie wild, als wolle es aus meiner Kehle springen, und schmerzt. Mir ist unglaublich heiß, dabei hat er keine Heizung an.

      Mein Blick wandert immer wieder über seine nackte Haut und ich frage mich, wie er dabei so unverschämt unschuldig aussehen kann. Ich schließe kurz meine Augen. Irgendwie muss ich mich doch seinem Bann entziehen können und wieder Herr meiner Sinne werden.

      „Hey, was suchst du denn hier drin? Ich dachte, Katzen mögen kein Wasser?“

      Ich zucke kurz zusammen, als ich seine fragende Stimme höre. Er ist mit der Dusche fertig und wickelt sich ein Handtuch