Späte Einsicht
Ich renne durch die Straßen und suche dich
Doch dichter Nebel trübt meine Sicht
Hüllt mich ein, nimmt mich gefangen,
wohin bist du bloß gegangen?
Ich bin mir sicher, du wartest dort auf mich.
Halte durch, vertraue drauf und verlass mich nicht.
Ich verspreche dir, mein Bestes zu geben
Denn du bist mein Atem, mein Licht, mein Leben.
Ohne dich erscheint mir mein Sein so schwer,
und ohne dich sein, kann ich jetzt nicht mehr.
Du kennst mich besser als ich mich selbst
Du bist die Person, die mich aufrechthält
Gabst mir Hoffnung, gabst mir Licht
Tränen verschmieren mir die Sicht.
Wie konnte es nur soweit kommen?
Ich war ein Idiot, hab alles genommen.
Zu sicher habe ich mich gefühlt
Und mit deinen Gefühlen gespielt.
Alles auf eine Karte gesetzt
Und dich damit zutiefst verletzt.
Wenn ich dich finde, lass ich dich nie mehr los
Wenn ich dich finde, stell ich dich nie mehr bloß
Werde alles tun, damit du mir verzeihst
Und für immer bei mir bleibst.
Kälte durchdringt meine müden Glieder
Entkräftet lege ich mich nieder.
Meine Gedanken drehen sich jetzt nur um dich,
auch als alles um mich herum mit einem Schlag erlischt …
PAPATACK!
Erschrocken zucke ich zusammen, als ich das fremde Geräusch direkt hinter mir am vibrierenden Geländer vernehme und mich unsanft aus meinen Gedanken reißt. Kullernd rollt mein Kugelschreiber, den ich fallen gelassen habe, von mir weg und direkt vor vier schwarze Samtpfoten. Meine Augen weiten sich überrascht und ich blicke auf, direkt in zwei schmale Katzenaugen, die mich durchdringend und erwartungsvoll mustern. Mein Herz scheint vor Freude einen Sprung zu machen und ich bin im ersten Moment unfähig, eine Bewegung zu tätigen.
„Du bist tatsächlich zurückgekommen“, murmle ich und ein berauschendes Prickeln durchdringt meinen Körper. Beherzt springe ich auf.
„Du hast bestimmt Durst und Hunger – ich hole dir sofort was!“
Ich bin mir der Albernheit bewusst, doch zu groß ist das aufkeimende Glücksgefühl der zerschlagenen Einsamkeit, das sich wärmend in meinen vor Kälte steifen Körper ausbreitet. Eilig haste ich in meine Wohnung, beflügelt von kindischer Freude über meinen nächtlichen, tierischen Besuch.
Kapitel 8
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Ich kann nicht leugnen, dass ich über seine Begeisterung überrascht bin, die er mir entgegenbringt. Deswegen starre ich ihm verdutzt hinterher, als er bei meinem Anblick sogleich aufspringt und in seine kleine Wohnung eilt, um mich mit Milch zu versorgen. Noch nie in meinem belanglosen Leben habe ich jemanden sich so freuen sehen und schon gar nicht wegen meiner Anwesenheit. Wenn der wüsste, wen er hier durchfüttert! Meine Blicke wandern zu dem Notizblock, den er an Ort und Stelle liegengelassen hat, doch ich komme nicht dazu, mir den handgeschriebenen Text durchzulesen, denn das Klappern von Geschirr und das Geräusch des sich öffnenden Kühlschranks macht mir unweigerlich bewusst, wie sehr ich Durst habe. Leichtfüßig springe ich durch die offene Terrassentür in seine Wohnung und tappe gemütlich, aber auf schnellen Pfoten, in die rechteckige Küche. Er holt gerade ein Päckchen mit Milch aus dem Kühlschrank und geht damit zum Tisch, wo die kleine Schale vom letzten Mal für mich bereitsteht. Geduldig setze ich mich vor den Raum und beobachte, wie er die weiße Flüssigkeit in das runde Gefäß füllt. Für ein paar Sekunden mustere ich seine sanften Hände, dann wandert mein Blick über seinen Körper. Ein leichter Bauchmuskelansatz zeichnet sich auf seinem eng anliegenden T-Shirt ab und trotz seiner etwas zu weiten Jogginghose kann ich einen knackigen Hintern entdecken. Wenn ich so darüber nachdenke, wundert es mich, dass er hier allein lebt, denn unattraktiv ist er bei Weitem nicht. Er dürfte sowohl bei Frauen als auch bei Männern gleichermaßen gut ankommen, denn sein Körper ist wirklich nicht zu verachten.
Ich wende meinen Kopf kurz nach links und schaue genau in das offene Badezimmer. Auf dem Boden liegt noch ein feuchtes Handtuch und ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich vielleicht etwas früher hätte kommen sollen, um ihn noch beim Duschen zu erwischen. Ein schiefes Grinsen durchzieht mein Gesicht und ich würde mich am liebsten selber ohrfeigen. Als ich mich ihm wieder zuwende, stellt er gerade die Packung zurück in den Kühlschrank, wobei ihm seine braunen Haare seicht in das Gesicht fallen und seine hellgrünen Augen leicht bedecken, als würden sie ein Geheimnis wahren wollen. Mein Blick bleibt kurz an seinen schmalen Lippen hängen, die watteweich aussehen. Recht ungewöhnlich für einen Mann und ich frage mich kurz, welche sexuelle Neigung er wohl hat.
Ich schüttle kurz den Kopf. So etwas sollte mich nicht interessieren und … das tut es auch nicht. Nicht einmal ein bisschen. Es muss an meiner Müdigkeit und meiner trockenen Kehle liegen. Vielleicht hätte ich doch nicht hierherkommen sollen, doch der Durst und die Gewissheit, dass ich hier etwas zu Trinken bekomme, waren zu groß gewesen.
Er richtet sich auf und nimmt die gefüllte Schale in die Hand. Dann dreht er sich vorsichtig um und wendet sich mir zu. Ein Lächeln spiegelt sich in seinen sanften Gesichtszügen wider, als er auf mich herabsieht, und mich durchfährt ein mir unbekannter Schauer.
„Hey, du kannst es wohl kaum abwarten, wie? Bestimmt hast du auch Hunger!“
Behutsam stellt er die Milch vor mich ab und kramt in seiner Schublade nach einem Unterteller den er mit einem Happen aus dem Topf füllt. Von hier unten aus kann ich nicht erkennen, um was es sich dabei handelt. Gespannt warte ich, bis er auch den Teller auf den Boden abstellt, doch überzeugen kann mich die Pampe nicht, die er da draufgehauen hat. Misstrauisch rieche ich an den lauwarmen Ravioli – Dosenfutter, nein danke. Wie kann man so etwas freiwillig essen?
Angewidert rümpfe ich meine Nase und wende mich lieber schnell der Milch zu, die ich gierig aufschlecke, ungeachtet dessen, dass er mich die ganze Zeit über beobachtet. Zufrieden räkle ich mich und schaue ihn sichtlich entspannt an. Meine Kehle brennt nicht mehr und mein Magen ist etwas gefüllt. Immer noch betrachtet er mich mit leuchtenden Augen, fast als wäre ich ein wertvoller Schatz. Irgendwie regt mich das auf. Diese grenzenlose Naivität, die ihn umgibt. Weiß er eigentlich, in welcher Gefahr er gerade ist? Nein, natürlich nicht. Ich könnte ihm das Leben nehmen, wenn ich nur wollte und er könnte nicht das Geringste dagegen tun. Doch vorerst reicht mir die Verpflegung, die er mir gibt.
Als er sicher ist, dass ich fertig bin, stellt er das Geschirr auf die Spüle und begibt sich in das Wohnzimmer.
„Kommst du?“, höre