>> Möchten Sie nicht zu ihm?<<
>> Ich brauche noch einen Moment.<<
Erschöpft setzte er sich auf eine Bank neben sich und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er sah vollkommen erschöpft und ausgelaugt aus. Normalerweise war er ein Bild von einem Mann, stark und muskulös, dem, so wie es schien, nichts etwas anhaben könnte, doch nun saß er hier und war nur eine Hülle seiner selbst. Ein wenig ratlos blieb ich neben ihm stehen, bis ich mich ebenfalls neben ihn setzte.
>> Mr Humphrey...<<
>> Nenn mich endlich Blake.<< herrschte er mich an, woraufhin ich ein wenig zusammenfuhr und nickte.
>> Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich mag nur keine Krankenhäuser und die Situation grade...<<
>> Schon in Ordnung. Kann ich denn irgendetwas für Sie tun?<<
Er schüttelte den Kopf, als er sich mit den Händen durch die Haare fuhr, die er nun geöffnet hatte und ihm bis zu den Schultern reichten.
>> Wie hoch sind seine Chancen?<<
>> Das können wir nicht sagen. Wir müssen die Nacht abwarten.<<
>> Er darf nicht sterben!<< sagte er mit einem Blick, der keine Einwände zuließ.
>> Ich kann nichts versprechen, aber ich gebe mein Bestes, dass er es schafft.<<
>> Er darf nicht sterben!<< wiederholte er noch einmal, während ich bemerkte, wie stark er zitterte.
>> Ist wirklich alles ok?<<
>> Ich... Ich hab ihn zu sehr aufgeregt, sein...<<
Er brach seinen Satz ab, ließ seinen Kopf hängen und schlug die Hände darüber zusammen, während ich so langsam verstand, was das eigentliche Problem war. Er gab sich die Schuld für den Herzinfarkt.
>> Jemanden nur aufzuregen reicht nicht, um einen Herzinfarkt auszulösen. Der ganze Lebenswandel spielt da eine Rolle.<<
>> Rette ihn bitte einfach.<<
Als ob das so einfach wäre, dachte ich bei mir, da ich wusste, wie sehr sein Leben auf der Kippe stand. Es war reines Glück gewesen, dass wir ihn stabilisieren konnten, nachdem er so viele Blutungen gehabt hatte. Sein Herz war vollkommen kaputt, weswegen ich jede Sekunde mit einem neuen Infarkt, oder einer neuen Blutung rechnete. Seine Chancen standen wirklich schlecht, doch das konnte ich Blake nicht sagen, wenn er grade in solch einem schlechten Zustand war, weswegen ich ihm nur zunickte.
>> Brauchen Sie etwas zur Beruhigung?<< fragte ich ihn, da ich mir wirklich Sorgen um ihn machte. Er war kreidebleich und zitterte immer noch am ganzen Körper, was mir schon aufgefallen war, als Dr. Sterling ihn und seine Familie über den Zustand aufgeklärt hatte. War es nur, weil er Angst um das Leben seines Vaters hatte und sich eventuell die Schuld gab?
>> Nein, da muss ich jetzt durch.<< seufzte er, stand auf und ging in die Richtung der Intensivstation, wobei er sich noch einmal umdrehte und mich müde anlächelte.
>> Du siehst übrigens wunderschön aus, wenn du so gut wie gar nicht geschminkt bist und der Kittel steht dir auch viel besser. Dein Plan A gefällt mir.<<
Ich musste lächeln, bevor ich mich umdrehte und zu meinem Spind ging. Als ich auf die Uhr sah, war es schon fast Mitternacht, weswegen es sich wirklich nicht mehr gelohnt hätte nach Hause zu fahren und ich Maya und Toby eine Nachricht schickte, damit sie morgen früh noch unsere Mutter versorgten. In der Nachricht entschuldigte ich mich sogleich dafür und erklärte es ihnen kurz.
Als ich mein Telefon wieder weglegte, sah ich wieder den Umschlag von Blake und zählte kurz das Geld, was wieder 5000 Dollar waren. Der Kerl war wirklich nicht mehr zu retten. Kurzerhand nahm ich den Umschlag mit, um ihn wieder zurückzugeben. Immerhin war er im Krankenhaus, also konnte ich diese Situation ausnutzen. Nach einigen Minuten ging ich wieder nach draußen und traf auf Dr. Sterling, die gerade mit Blake um die Ecke kam.
>> Ich erwarte Sie dann morgen aber erst um acht Uhr, wenn Sie sich die Nacht über um Mr Humphrey kümmern.<<
>> In Ordnung. Ich werde alle zwei Stunden nach ihm sehen.<<
Wir verabschiedeten uns, während Blake vor mir stehen blieb, der nun wesentlich gesünder aussah und mich unbeirrt ansah. Er war noch größer, als neulich im Club, da ich keine hohen Schuhe anhatte, weswegen ich noch stärker nach oben sehen musste.
>> Ich wollte mich noch mal bei dir bedanken. Dr. Sterling meinte, dass mein Vater bereits gestorben wäre, wenn du eben nicht so schnell und professionell gehandelt hättest.<<
>> Ich tue, was ich kann. Hoffentlich hält er die Nacht durch.<<
Er nickte nur, während ich die Tür zum Bereitschaftszimmer öffnete und meine Sachen dort schon mal ablegte.
>> Ich weiß, es ist grade ein schlechtes Timing, aber den würde ich dir gerne wiedergeben.<< sagte ich leise und ziemlich vorsichtig, da ich nicht wusste, wie er auf die Rückgabe des Umschlags reagieren würde.
>> Nein. Das ist für dich.<<
>> Das kann ich nicht annehmen. Wirklich nicht.<<
Er seufzte und trat einen Schritt näher an mich heran, was alles in mir zum Kribbeln brachte, bevor er mit sanfter Stimme anfing zu reden, die so einen riesigen Kontrast zu seinem bulligen Aussehen darstellte.
>> Anscheinend brauchst du dringend Geld. Ich meine du hast diesen tollen Job hier. Du bist Ärztin, rettest Leben und trotzdem machst du noch diesen anderen Job, der dir keinen Spaß macht, also muss es etwas geben, wofür du das Geld dringend brauchst. Was auch immer es ist, nimm es dafür.<<
>> Wer sagt, dass ich keinen Spaß am Tanzen habe?<< fragte ich ihn, woraufhin er mir bedrohlich nah kam und mir tief in die Augen sah.
>> Jeder würde es sehen, wenn er dir beim Strippen mal in die Augen sehen würde, anstatt deinen wunderschönen und heißen Körper anzugaffen. Deine Augen zeigen, wie sehr du es hasst, wie sehr du das aufgeben möchtest und wie sehr es dich kaputt macht, weil es einfach zu viel ist.<<
>> Und du hast das gesehen?<< flüsterte ich und spürte bereits, wie meine Knie weich wurden. Es war einfach zu viel. Sein Aussehen, seine tiefblauen Augen, sein Duft und seine Anziehungskraft brachten mich aus meinem Konzept.
>> Die ganze Zeit über und seitdem gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf.<<
>> Blake...<< hauchte ich, da er mich regelrecht in seinen Bann gezogen hatte und ich willenlos wurde. Wir standen so dicht aneinander und fixierten uns dabei so stark, dass ich mehr wollte, doch das sollte sicherlich nicht auf dem Gang vor allen Kollegen geschehen.
>> Sag mir endlich deinen richtigen Namen.<< bat er mich und sah mich dabei so flehentlich an, dass sich in mir alles zusammenzog.
>> Evelyn.<< hauchte ich und wurde immer schwächer vor Verlangen nach ihm, da sein Blick, sein Duft und seine Nähe mich verrückt machten, weswegen ich meine Prinzipien kurzerhand über Bord warf.
Eilig zog ich ihn in das Bereitschaftszimmer, als hinter uns auch schon die Tür zuflog und er mich gegen die Wand drückte. Sofort pressten sich seine Lippen auf meine, die sich so sanft anfühlten, bis sich unsere Zungen fanden und sich neckten. Anders als ich es erwartet hatte, kratzte mich sein Bart überhaupt nicht, sondern fühlte sich weich an, was mich überraschte. Seine großen, männlichen Hände gruben sich in meinen Hintern und packten ihn, während ich mich ihm entgegenbog und nach mehr bettelte.
Seit ich ihn das erste Mal gesehen hatte, wollte ich ihn küssen, ihn spüren und mich ihm hingeben und nun war es endlich so weit. Mein Bauch explodierte