Am Anfang hatten wir immer zusammen gearbeitet, doch während der Facharztausbildung hatte sie lieber die Allgemeinmedizin gewählt, wohingegen ich mich für die Kardiologie entschieden hatte, da mich das Herz von Anfang an fasziniert hatte. Dennoch hatten wir oft gemeinsam Dienst, vor allem nachts, wo wir in der Notaufnahme aushalfen.
Bis vor einem Jahr hatte sie noch in einer festen Beziehung gesteckt und wollte Sean heiraten, doch dann erwischte sie ihn mit einer anderen und trennte sich von ihm. Seitdem hetzte sie von einem Date zum nächsten, da niemand ihre Anforderungen erfüllen konnte.
Mit einem Seufzer erhob ich mich und ging zum Operationssaal auf der vierten Etage, um bei Mrs Miller nun den Bypass zu legen. Es dauerte gute drei Stunden und verlief ohne weitere Komplikationen, weshalb ich gegen zwei Uhr schon Mr Turner eine neue Herzklappe verpasste.
Dabei kam es zu einer kleinen Blutung, die ich jedoch schnell wieder in den Griff bekam. Auch Ian riss sich diesmal zusammen und machte keine Fehler. Anscheinend hatte er seit der letzten gemeinsamen Operation etwas dazugelernt, nachdem ich ihn mir zur Brust genommen hatte.
Um halb sechs überprüfte ich noch einmal die Vitalfunktionen meiner Patienten, bevor ich wieder nach unten fuhr und mit Laura essen ging.
>> Dann erzähl mir mal von Ryan.<< bat ich sie, als ich mich gerade setzte und mir eine Gabel des Salats gönnte.
>> Er ist einfach anders, als die anderen. Wir waren gestern im Belvedere essen, was total romantisch war. Er ist so aufmerksam und zuvorkommend und wir haben das gleiche durchgemacht.<<
>> Er wurde auch betrogen?<<
>> Ja, von seiner letzten Freundin, weswegen es ihm genau so geht wie mir und wir alles ganz langsam angehen wollen. Am Ende haben wir uns dann endlich geküsst und er kann so gut küssen... Eve...<< schwärmte sie und drückte meinen Arm.
>> Ich glaube, ich habe ihn endlich gefunden und wir verstehen uns wirklich super, haben die gleichen Interessen und lachen über die gleichen Witze. Das ist einfach so unglaublich entspannend. Bei ihm muss ich mich nicht verstellen.<<
>> Du solltest dich auch nicht verstellen. Du bist toll so wie du bist, wer das nicht sieht, ist selbst Schuld.<<
>> Ich weiß, aber irgendwie möchte man ja immer allen gefallen.<<
Ich hob kritisch meine Augenbraue und trank einen Schluck Wasser, als sie es mit einem Achselzucken abtat und weiter aß.
>> Er holt mich morgen Abend von der Arbeit ab. Dann kannst du mal einen Blick auf ihn werfen.<<
>> Dass lasse ich mir nicht entgehen, wenn ich Zeit habe.<<
>> Ich frage ihn mal, ob er einen guten Freund hat, der Single ist, dann könnten wir ja mal alle gemeinsam ausgehen.<<
>> Auf keinen Fall Laura. Vergiss es.<< sagte ich panisch, damit sie nicht weiter darüber nachdachte und schon alles plante, da ich das auf keinen Fall wollte.
>> Aber bei dir ist es schon Jahre her.<< sagte sie mitleidig und sah mich dabei mit großen, traurigen Augen an, was mich nur noch nervte.
>> Ich weiß, danke, dass du mich daran erinnerst, aber falls du es vergessen hast, ich möchte es so. Ich brauche keinen Mann an meiner Seite.<<
>> Rede dir das nur schön weiter ein.<< zickte sie mich an, woraufhin ich meine Gabel zur Seite legte und tief durchatmete.
>> Vielleicht habe ich ja auch schon jemanden kennengelernt.<<
Sofort weiteten sich ihre Augen, weswegen ich meinen Satz schon wieder bereute. Eigentlich hatte ich gedacht, dass es sie besänftigen würde und wir damit das Thema überspringen würden, doch diese Idee war nach hinten losgegangen, da sie nun nur noch neugieriger war.
>> Was? Wen? Erzähl.<<
>> Ich erzähl es dir, wenn es da wirklich etwas zu erzählen gibt. Bisher ist es eher nur ein Anbaggern. Ich weiß noch nicht, ob ich darauf eingehen sollte.<<
>> Bitte Eve, geh drauf ein, wenn du ihn nett findest.<<
>> Er wird eh das Weite suchen, wenn er merkt, was bei mir los ist.<<
>> Vielleicht auch nicht. Das kannst du nicht wissen. Versprich mir, dass du ihm eine Chance gibst.<<
>> Wenn ich ihn noch mal sehen sollte, ja. Wenn ich ihn nicht schon vergrault habe.<<
Laura seufzte, als sich plötzlich unsere Pager meldeten und wir eilig in die Notaufnahme liefen.
In der Nacht war nicht besonders viel los, es reichte jedoch aus, um uns durchgängig zu beschäftigen. Am nächsten Morgen bereitete ich noch ein zehnjähriges Kind für seine Bypass Operation vor und assistierte meiner Oberärztin bei dem Eingriff. Da das Herz schon stark geschädigt war, gab es einige Komplikationen, weswegen ich erst gegen sechs Uhr Abends aus dem OP kam.
Vollkommen erschöpft schleppte ich mich zum Getränkeautomaten und holte mir etwas Erfrischendes zu trinken. Auf einmal spürte ich wie mein Magen knurrte, weswegen ich mir noch schnell einen Schokoriegel zog und diesen in Rekordgeschwindigkeit verschlang.
Als ich mich gerade umziehen und nach Hause gehen wollte, piepte mein Melder wieder, der mir einen Notfall in der Notaufnahme anzeigte. Ich seufzte noch einmal kurz, als ich auch schon losrannte und mich auf das Schlimmste gefasst machte.
Kapitel IV
Blake
>> Oh, hallo Mr Humphrey. Wir hatten Sie heute gar nicht erwartet.<< begrüßte mich der Fotograf ein wenig irritiert und hielt kurz inne.
>> Ich habe mich spontan dazu entschieden, weil ich sehen wollte, wie es läuft.<< erklärte ich meinen Besuch und sah auf die halbnackten Models, die sich grade in Dessous auf einer Couch räkelten. Es war ein zugegeben äußerst netter Anblick, der sich mir dort bot, weswegen ich mich über meinen Job nicht beklagen konnte.
Allerdings war ich eigentlich hergekommen, um mich ein wenig abzulenken und nicht ständig an Lexy denken zu müssen. In meinem Büro war es zu ruhig gewesen, weswegen meine Gedanken immer wieder abgeschweift waren und ich nun nach etwas Ablenkung suchte, was durch diesen Anblick auch nicht wirklich funktionierte.
Sofort stellte ich sie mir in diesen Dessous vor, was wesentlich besser ausgesehen hätte, da sie einen Körper zum Niederknien hatte, während diese Models einzige Hungerhaken mit einer Hühnerbrust waren.
Vor meinen inneren Augen lag Lexy auf dem Sofa, mit dem Kopf auf der Lehne, während ihre lockige, blonde Mähne darüber nach unten fiel. Ihr linkes Bein wäre angewinkelt, wohingegen das rechte auf dem Boden stünde. Ihr Rücken würde sich durchrecken, sodass ihre Brüste nach oben gestreckt wären. Dabei würden wir die ganze Zeit tiefe Blicke austauschen, wobei ich wahrscheinlich schon nach drei Sekunden auf ihr liegen und sie küssen würde. Ihre sanften und vollen Lippen spüren würde, die gestern schon so sanft und warm an meinem Finger zu spüren gewesen waren.
>> Mr Humphrey?<< riss mich plötzlich der Fotograf aus meinen schönen Gedanken, wofür ich ihn am liebsten gefeuert hätte.
>> Mhm?<<
>> Ich sagte, dass Sie zu meiner Assistentin gehen und dann die bisherigen Bilder der Fotostrecke schon einmal betrachten können.<<
>> Das werde ich gleich machen, machen Sie ruhig weiter, ich schaue Ihnen noch ein wenig zu.<<
Er nickte nur, während ich ihn dabei beobachtete, wie er immer wieder Fotos aus allen möglichen Winkeln und Perspektiven schoss, die Models herumkommandierte und sie ständig umsetzte und neue Posen annehmen ließ. Sie kamen mir wie kleine Marionetten vor, die an seinen Fäden