Drunter und Drüber. Erich Sedlak. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Erich Sedlak
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844264968
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jetzt ohnehin nur noch Hosen und Kostüme aus dehnbarem Material …

      Max: Stretch, ich weiß! Und letzten Silvester, Viktoria? Da hast du mir hoch und heilig versprochen…

      Viktoria: Zum Jahreswechsel nimmt sich doch jeder von uns irgendetwas Unmögliches vor! Aber dann kommt halt immer was dazwischen…

      Max: Ja, zwischen die Zähne! Aber sechs Kilo Gewichtszunahme in einem Jahr …

      Viktoria: Wenn schon, dann bitte fünf! Nur fünf!

      Max: Ich hab´ den heutigen Kilo bereits dazugerechnet. Dabei wolltest du doch morgen mit einer sogenannten Wunderdiät anfangen.

      Viktoria: Werd´ ich schon, werd´ ich schon! Nur wird das einzige Wunder daran sein, dass ich wieder nichts abnehme.

      Max: Ganz im Gegenteil! Wie ich in deiner Woman gelesen habe: Drei Kilo in einer Woche!

      Viktoria: Was? Drei Kilo in einer Woche? Grauenhaft! Da ist ja von mir in dreißig Wochen nichts mehr übrig!

      Max: Und wie wäre es, wenn du schon heute mit deiner Fastenkur anfängst?

      Viktoria: Merk´ dir eines, Max: Ich fang´ mit meinen Diäten immer erst morgen an.

      Viktoria Pawelka vertilgt innerhalb der nächsten halben Stunde zwei Himbeertörtchen, eine Maronischnitte, einen Capuccino ohne Schlagobers, eine Gulaschsuppe mit zwei Semmeln, ein gemischtes Eis mit Waffeln und eine Flasche Cola ligth.

      Max: Na und? Geht es dir jetzt besser, Viktoria?

      Viktoria: Das kann man sagen! Nur die zwei Semmeln hätte ich vielleicht weglassen sollen. Für heute habe ich jedenfalls genug.

      Max: Für heute! Und was ist morgen?

      Viktoria: Morgen? Das kann ich dir sagen, mein Lieber! Da sind wir um sieben zur Vernissage eingeladen beim Schönfelder mit rustikalem Buffet und anschließend haben wir noch mit den Ollrams das sechsgängige Haubendinner im Harlekin.

      Max: Um Gotteswillen! Wenn ich an diese Kalorienbomben denke!

      Viktoria: Du Max, es ist übrigens vier Uhr … musst du denn nicht zu deiner Pediküre?

      Max: Ach ja! Darauf hätte ich fast vergessen. Also dann … bis später, mein Schatz! Und bitte, halte dich in meiner Abwesenheit ein bisserl zurück.

      Aus der Küche schwebt ein dienstbarer Geist heran und füllt die inzwischen leer gewordenen Vitrinen mit einer Vielzahl von Köstlichkeiten. Und Viktoria Pawelka, die nun nicht mehr der lästigen Kontrolle durch ihren Ehemann ausgesetzt ist, holt sich ohne Gewissensbisse weiteren Nachschub. Immerhin war sie ja vorher in der Sauna.

      Happy birthday!

      Ein Wohnzimmer. Er sitzt im Bademantel bekleidet und mit hochgelegten Beinen auf einem Fauteuil. Sie kommt aus der Küche und trägt eine Sachertorte.

      Sie: (singt) Happy birthday to you… happy birthday, lieber Konrad…

      Er: Aber Gerda! Ich hab dir doch schon tausendmal gesagt, dass ich meinen Siebziger nimmer feiern will.

      Sie: Geh´, sei nicht so grantig, Konrad! Jedes Alter hat seine schönen Seiten.

      Er: Der Siebziger nimmer.

      Sie: Und ich renn´ extra in die Konditorei und besorg´ dir eine original Sachertorte.

      Er: Was? Die hast du gar nicht selber gemacht?

      Sie: Geh´! Das zahlt sich doch nicht mehr aus, Konrad … vertrag´st es eh nicht mit deiner Galle.

      Er: Und wieso ist auf der Torte nur ein Kerzerl drauf?

      Sie: Weil siebzig Kerzerl keinen Platz haben.

      Er: Im Vorjahr haben aber neunundsechzig noch draufgepasst…

      Sie: Aber Konrad! Dieses eine Kerzerl ist symbolisch gemeint … dein Lebenskerzerl.

      Er: Ich brauch´ kein Lebenskerzerl…

      Sie: (befehlend) Blas´ es aus, Konrad!

      Er: (trotzig) Ich mag´s nicht ausblasen.

      Sie: Von mir aus. (sie bläst das Kerzerl aus) Soll ich sie jetzt anschneiden?

      Er: Aber du hast doch g´rad vorher g´sagt, ich vertrag´s eh nimmer …

      Sie: Ein kleines Stückerl darfst schon noch… ausnahmsweise… nimmst halt dann nachher gleich eine Tablette gegen Sodbrennen.

      Er: Ich kann drauf verzichten! Außerdem hast sie je eh nicht selber gebacken.

      Sie: Dann mach´ wenigstens dein Geburtstagspackerl auf.

      Er: Aber das wär´ doch nicht notwendig gewesen, Gerda.

      Sie: Ist ja eh nur eine Kleinigkeit.

      Er: Immer krieg ich von dir nur eine Kleinigkeit…

      Sie: Aber dafür mit sehr viel Liebe ausgesucht.

      Er: (öffnet das Packerl) Aha, diesmal ist es gar kein Pyjama, sondern ein Gutschein…

      Sie: Aber ein ganz besonderer.

      Er: (liest) Gutschein für ein romantisches fünfgängiges Candlelight-Dinner…

      Sie: Ein Abendessen bei Kerzenschein…

      Er: Soviel Englisch versteh ich auch noch, Gerda… für zwei Personen…

      Sie: Also nur du, Konrad, und ich…

      Er: Wer denn sonst?

      Sie: Und weißt du, wo?

      Er: Noch nicht, aber du wirst es mir gleich sagen…

      Sie: Im berühmten Restaurant Schwalbenschwanz… dem hat man heuer zum ersten Mal drei Hauben verliehen …

      Er: Schwalbenschwanz? Das war vor einigen Jahren noch ein stinknormales Landgasthaus… und jetzt spielt er, dieser Schwalbenschwanz, den selbsternannten Feinschmeckerpapst.

      Sie: Sei doch nicht immer so negativ, Konrad… lass dich lieber angenehm überraschen…

      Einige Tage später sitzen Konrad und Gerda im Restaurant Schwalbenschwanz und nehmen dort das romantische fünfgängige Candlelightdinner ein.

      Er: Was steht da auf der Menükarte?

      Sie: Gruß aus der Küche: Ein pikanter Dialog zwischen Oktopustatar und Meeresspinne.

      Er: Pfui Teufel! Wenn ich dran denk´, wie gut wir hier früher einmal gegessen haben. Tafelspitz, Backhenderl, G´röste Leber...

      Sie: Aber Konrad, das sind doch alles nur Vorurteile. Schau, jetzt kommt zuerst einmal unser Aperitif.

      Er: Was ist denn das für eine grüne Giftmischung?

      Sie: Litchisaft mit Aquavit und Waldmeister. Prost, mein Lieber!

      Er: Klingt Dekadent (trinkt) und schmecken tut´s scheußlich.

      Sie: Ich bitte