Drunter und Drüber. Erich Sedlak. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Erich Sedlak
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844264968
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      Er: Wenn du mich weiter so verwöhnst, werd´ ich bald hundert Kilo haben.

      Sie: Die hast du bereits, Erwin!

      Er: Kannst mir aber trotzdem noch was geben…

      Sie: Und bitte, iss mit Ehrfurcht! Das ist ein Butterhenderl vom Biobauern.

      Er: Geh´ Schatzi, warum drehst denn den Fernseher schon wieder auf?

      Sie: Weil ich mir heute den „Tatort“ anschau´.

      Er: Dabei wär´ im zweiten „Universum“. Von den Laichzügen der Lachsschwärme…

      Sie: Die Laichschwärme… das ist ja zum Einschlafen, Erwin…

      Er: Oder machen wir uns unser eigenes Programm, Schatzi?

      Sie: Und das wäre?

      Er: Na, du weißt schon… mit allen Finessen…

      Sie: Heute nicht! Ich hab´ Migräne.

      Er: Du hast schon die ganze Woche Migräne. Was hast übrigens mit deinen Haaren gemacht, Schatzi?

      Sie: Das dir das endlich auffällt…

      Er: Musst du denn jede Woche zum Friseur?

      Sie: Sowieso! Und bei der Kosmetikerin war ich auch… Gesichtspeeling…

      Er: Bei deiner blühenden Jugend, Schatzi, hast du das aber wirklich nicht notwendig! Ich werd´ mir deinen gehobenen Lebensstandard bald nimmer leisten können.

      Sie: Das Geld dafür hat mir die Mama ´geben.

      Er: Bei deiner Mutter warst? Hast ihr auch recht liebe Grüße ausgerichtet von mir?

      Sie: Das Henderl ist von ihr, Erwin.

      Er: Was, von ihr? Ich hab´ mir eh schon gedacht, woher du plötzlich kochen gelernt hast.

      Sie: Kannst ja ab morgen zum Mac Donalds essen geh´n.

      Er: Aber Schatzi, jetzt sei nicht bös´… war ja nicht so gemeint…

      Sie: Pst! Der „Tatort“ fangt gleich an.

      Er: Als Wiedergutmachung trag´ ich alles raus und räum´s in den Geschirrspüler hinein. Sind wir wieder gut?

      Sie: Übrigens brauch´ ich fünfhundert.

      Er: Bist du wahnsinnig? Für was?

      Sie: Für meine Herbstkollektion…

      Er: Aber ich bin ja noch deine Fetzen vom Frühjahr schuldig…

      Sie: Dann mach´ halt zum Beispiel mehr Überstunden, Erwin!

      Er: Aber Schatzi, dir gehören vom Einbaukasten eh schon sechs Meter und ich hab´ nur noch drei Kleiderbügeln.

      Sie: Schrei´ nicht so oder willst, dass die Kinder aufwachen?

      Er: Ich mach dir ein faires Angebot: Dreihundert… und da hast noch fünfzig dazu… für so ein durchsichtiges mit Spitzen… ein Necklischee…..geh, sei nicht fad, Schatzi!

      Sie: Ende der Diskussion… ich möcht´ jetzt fernseh´n!

      Er: Heute ist er ja wieder ganz besonders spannend dein „Tatort“ … ist aber eine Wiederholung… soll ich dir verraten, wer der Mörder ist?

      Sie: Nein! Bitte nicht!

      Er: Der Autohändler.

      2. Szene

      Er ist 35, Sie 30 Jahre alt

      Er: Was riech´ ich da? Gibt´s denn heut´ gar keine Pulversuppe?

      Sie: Die haben wir gestern gehabt.

      Er: Na, dann sicher ein Dosengulasch.

      Sie: Du irrst dich wieder, Erwin. Heut´ gibt´s ein Henderl… ein Butterhenderl vom Biobauern.

      Er: Ein Henderl? Dann war´st bei deiner Mutter.

      Sie: Na und? Hast du was dagegen?

      Er: Du, die Besuche bei der musst ein bisserl einschränken. Auch wenn´s jede Wochen ihre alten Viecher mitschickt, wird sie mir deswegen nicht sympathischer.

      Sie: Ich kann damit auch den Hund füttern.

      Er: Was ist denn heut´ im Fernsehen?

      Sie: Der „Tatort“.

      Er: Wenn heut´ der „Tatort“ ist, dann bin ich außer Haus!

      Sie: Geh´ Erwin, bleib´ doch da… wir könnten zum Beispiel ein Glaserl Rotwein trinken und nachher …

      Er: Nachher? Ich bitt´ dich, lass´ wenigstens du mich in Ruh… mir genügen schon in der Firma die halblustigen Weiber.

      Sie: Aber bei denen bist sicher ungemein witzig und charmant. Übrigens: Die Kinder brauchen was zum Anziehen.

      Er: Tut mir leid, Gerda! Keinen Cent von mir! Zieh´ halt der Daniela an, was dem Markus nimmer passt. Heutzutag´ ist es ja eh schon wurscht: Kind ist Kind und Hose ist Hose!

      Sie: Du bist wirklich ein Geizhals! Aber für deine blöden Schiffsmodelle haust das Geld beim Fenster hinaus. Genier`st dich denn gar nicht, Erwin?

      Er: Na, von mir aus: Hundert Euro… aber das war für heuer der letzte. Ihr saugt´s mich ja aus wie Blutegel.

      Sie: So geht das nicht mehr weiter!

      Er: Was wär´s mit einer Heimarbeit? So wie die Frau Brehoda von Tür sieben.

      Sie: Die? Die fädelt Glasperlen auf …. das ist doch völlig intelligenzbefreit…

      Er: Genau das Richtige für dich!

      Sie: Geh´st jetzt wirklich noch weg, Erwin?

      Er: Bingo! Zum Wirten geh´ ich. Und dein Henderl, das kannst dir … aufwärmen. Das richte bitte auch deiner hochverehrten Mutter aus! Und sie soll einmal was anderes zusammen brutzeln wie ihre rachitischen Aasgeier. Eine Stelzen zum Beispiel oder einen Kalbsbraten. Aber die war ja schon immer phantasielos…genauso wie du!

      Sie: Und wann wird der gnädige Herr wieder erscheinen?

      Er: Ich komm´ erst wieder heim, wenn der depperte „Tatort“ aus ist. Wenn´st ein Pech hast, ist es eh eine Wiederholung … wo der Autohändler der Mörder ist. Gute Unterhaltung!

      3. Szene

      Er ist 45, Sie 40 Jahre alt

      Er: Was stinkt denn da so penetrant? Verbrenn´st einen Reibfetzen, Gerda?

      Sie: Ich wärm´ dir gerade was auf …

      Er: Nicht rede weiter … ein Henderl von deiner Mutter! Den Dreck brauchst mir gar nicht servieren.

      Sie: Das würde dir aber leid tun … ein Butterhenderl vom Biobauern.

      Er: Ich fang´ ja direkt schon zum Gackern an. Soll ich mich umbringen lassen von diesen zähen Methusalems?