Drunter und Drüber. Erich Sedlak. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Erich Sedlak
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844264968
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Jedes Mal wird mir nachher schlecht.

      Sie: Wo gehst denn heute hin, Erwin? Tarockieren?

      Er: Du irrst, meine Liebe! Heut´ ist unser Kegelabend, Kartenspielen tun wir erst morgen.

      Sie: Übrigens: Der Markus hat ein Nichtgenügend auf die Englischschularbeit kriegt…

      Er: Bitte, erzähl´ mir nichts von die G´frieser. Ich hab´ eh selber genug Aufregungen in der Scheißfirma.

      Sie: Und die Daniela ist heute erst um zwei Uhr früh heimkommen.

      Er: Na und, dann soll´s halt in der Diskothek übernachten dein Fräulein Tochter. Und so lang´ ihr angemalter Tschirokäs nicht auf meinem Fauteuil im Wohnzimmer hockt…

      Sie: Im Mai will sie sich mit dem Alexander verloben.

      Er: Verloben? Nur über meine Leiche, Gerda! Wie schaust überhaupt du aus? Hast du nichts anderes zum Anzieh´n wie den verschnudelten Kaftan?

      Sie: Soll ich dich vielleicht in einem ein Cocktailkleid empfangen?

      Er: Und dazu die Lockenwickler und die Fettmaske.

      Sie: Das gehört alles zu meiner umfassenden Körperpflege…

      Er: Da bin ich im Büro den ganzen Tag über von wirklich attraktiven Damen umgeben und dann daheim: eine Vogelscheuchin! Da treibt´s einen ja förmlich aus dem Haus!

      Sie: Was ist jetzt Erwin, soll ich dir das Hendl servieren, oder nicht?

      Er: Danke! Ich kauf´ mir lieber beim Wirten eine Geröstete Leber … die ist wenigstens nicht von deiner Mutter.

      Sie: Bevor du gehst… ich brauch´ fünfhundert…

      Er: Spinnst, Gerda? Möchtest du dir unseren letzten Kontoauszug anschau´n?

      Sie: Ich fahr´ morgen mit den Kindern Wintersachen einkaufen.

      Er: Logisch, dass sie nicht in Badeschlapfen herumrennen können, aber wenn wir so weiter wirtschaften, haben wir bald überall den Kuckuck drauf picken.

      Sie: Und dein Gegenvorschlag?

      Er: Geh´ in die Tauschzentrale oder zur Kleiderausgabe von der Caritas.

      Sie: Du bist ein blöder Ignorant!

      Er: Und wie wird die Gnädigste ihren Abend verbringen? Sicher vor dem Fernseher.

      Sie: Geh´ jetzt bitte endlich, Erwin!

      Er: Aha … der „Tatort“ ist? Na, da brauch´st du dich wenigstens nicht geistig überanstrengen. Sicher bringen´s eine Wiederholung. Na bitte, was hab´ ich gesagt?

      Sie: Ja, ja… wo der Autohändler…

      Er: …der Mörder ist. Richtig!

      Sie: Wenn du heimkommst, dann bemühe dich, ein bisserl leise zu sein.

      Er: Was? Leise soll ich sein? Einen Schmarrn werde ich leise sein! Vielleicht soll ich mich noch in Socken da hereinschleichen? Na, soweit kommt´s noch! Spalier müsstet´s ihr am Gang stehen vor mir, wenn der Ernährer heimkommt. Aber wenn euch was stört, dann stopft´s euch Watte in die Ohrwascheln. Da bin ich schon ang´fressen!

      4. Szene

      Er ist 60, Sie 55 Jahre alt

      Er: Servus, Gerda…

      Sie: Heute kommst aber schon früh nach Haus, Erwin. Ich bin mit dem Kochen noch gar nicht fertig. Ein Henderl kriegst!

      Er: Also, wenn deine Mutter nicht eine gute Seele ist… trotz ihrer neunzig vergisst sie nie auf unser wöchentliches Henderl…

      Sie: Ein Butterhenderl vom Biobauern…

      Er: Ja, ja, auch wenn du nie kochen gelernt hast, Gerda… deine Mutter hat in dieser Hinsicht wieder vieles gut gemacht.

      Sie: Was gibt´s denn Neues in der Firma?

      Er: Frag´ mich lieber nicht. Mich geht schon alles an. Die Jungen tun so, als ob man schon nimmer da wär´. Dabei könnte ich noch Bäume ausreißen.

      Sie: Sicher, Erwin. Einen ganzen Wald…

      Er: Aber die zwei Jahr derpack ich auch noch.

      Sie: Der Markus hat vorher angerufen.

      Er: Geh´! Und wie geht’s ihm? Und warum rührt sich die Daniela nie?

      Sie: Weißt eh, die renovieren doch gerade ihre Wohnung …

      Er: Sie und ihr komischer Tschirokäs… Weißt, was du wieder einmal machst, Gerda? Am Sonntag ladest alle zu einer Jausen ein… so wie früher einmal.

      Sie: Das wär´ gar keine schlechte Idee, Erwin.

      Er: Wir verlieren ja den ganzen Kontakt zu den Kindern. Den einzigen Kontakt, den wir noch haben, ist der zu deiner Mutter und zu ihren Hendeln.

      Sie: Und, schmeckt´s dir?

      Er: Ja… ausgezeichnet… kannst mir gern noch ein Bügerl geben…und vielleicht noch ein Löfferl Reis… danke, Gerda.

      Sie: Im Fernsehen ist heute der „Tatort“… schaust mit?

      Er: Hoffentlich ist es keine Wiederholung.

      Sie: Ich schau´ ihn mir trotzdem an.

      Er: Was war sonst noch los?

      Sie: Gehäkelt hab´ ich…

      Er: Bravo… da komm´st wenigstens auf andere Gedanken. Du, aus dem Kinderzimmer könnten wir auch was anderes machen. Ewig geht das nicht so weiter, dass du stundenlang drinnen sitzt und dir vorstellst, dass noch da sind.

      Sie: Und was? Eine Sauna?

      Er: Ich hab´ eine bessere Idee! Wir stellen eine Tiefkühltruhe hinein. Dann brauchst nicht jeden Tag einkaufen rennen mit deine Hühneraugen und wir könnten alles Mögliche einfrieren.

      Sie: Ein Henderl zum Beispiel. Weißt eh, was nächste Woche am 13. ist?

      Er: Hat eines von den Kindern Geburtstag?

      Sie: Aber nein Erwin, am 13. ist doch unser 30. Hochzeitstag!

      Er: Unglaublich! 30 Jahr´ ist das schon her? Gell, Gerda, schnell geht das? Oft glaub´ ich, dass es erst gestern war, wie ich dich zum ersten Rendezvous von deiner Mutter abgeholt hab´… ins Kino sind wir gegangen. Vorher hat es ein Henderl gegeben.

      Sie: Pst! Der „Tatort“ fängt gleich an.

      Er: Ui, jetzt drückt´s mich… hätt´ ich doch nicht die fette Haut essen sollen. Hast vielleicht ein Samarin?

      Sie: Diesmal ist der „Tatort“ keine Wiederholung.

      Er: Weißt was, ich leg´ mich trotzdem nieder. Nein, nein, schau nur zu, Gerda … ich hab´ Sodbrennen.

      5. Szene

      Er ist 70, Sie 65 Jahre alt

      Sie: Das Essen ist fertig, Erwin.

      Er: Du