Drunter und Drüber. Erich Sedlak. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Erich Sedlak
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844264968
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Ein Henderl? Du hast für mich ein Henderl… stellst dich extra her und…

      Sie: Sogar ein Butterhendl vom Biobauern…

      Er: Kannst dich noch erinnern, wie deine selige Mutter uns jede Woche eines geschickt hat?

      Sie: Möchtest lieber ein Bügerl oder die Brust?

      Er: Egal, aber schneid´ es mir gleich zusammen … wenn möglich nur das weiße Fleischerl… ich sollt ja nimmer… aber wenn du dir soviel Mühe machst.

      Sie: Na und? Schmeckt es dir, Erwin?

      Er: Ausgezeichnet… ganz weich und knusprig… obwohl´s deine Mutter ein bisserl g´schmackiger gemacht hat.

      Sie: Die Daniela hat heute angerufen…

      Er: Geht´s ihr und dem Tschirokäsen eh gut? Und hat´s dir was von unserem Enkerl erzählt?

      Sie: Der Florian geht schon in den Kindergarten..

      Er: Da sind´s halt noch lieb, wenn´s klein sind…

      Sie: Und der Markus kommt am Wochenende zu uns

      Er: Na geh!

      Sie: Seit er geschieden ist, macht ihm ja keiner mehr die Wäsch´…

      Er: Muss denn dauernd der Fernseher rennen, Mama?

      Sie: Der „Tatort“ fangt gleich an.

      Er: Na, wenn der „Tatort“ ist … du, der ist auch schon hundert Jahr´ im Fernsehen… Zu meinem Glück hab´ ich ihn ja meistens versäumt…

      Sie: So wie du vieles versäumt hast, Erwin. So vieles, was wichtig gewesen wär´. Wie zum Beispiel die Kinder…

      Er: Die Kinder? Die haben uns nie richtig gehört. Ein paar Jahr´ haben´s uns geborgt von ihrem Leben.

      Sie: Ich würde jetzt gern fernsehen.

      Er: Komisch…bei der Folge weiß ich gar nimmer, wer der Mörder ist…

      Sie: Weil es keine Wiederholung ist.

      Er: Dann schau´ ich auch zu. Du, Mama… der Schauspieler dort… siehst ihn? Na, den dort, der im Liegestuhl liegt…? Weber oder so ähnlich heißt er… Kannst dich an den noch erinnern? Der war doch früher im „Tatort“ immer der junge Assistent vom Kommissar… und weißt, was er heute spielt? Einen Großvater spielt er…

      Sie: Ja, jetzt ist er ein Opa … ein Opa mit schneeweiße Haar´… so wie du!

      Kalorienbomben

      Wie bereits seit vielen Jahren beenden Viktoria Pawelka, eine mollige Endvierzigerin, und ihr athletisch gebauter Ehemann Max, ihren traditionellen Saunatag nach drei Aufgüssen und einer Massage mit dem Besuch des Restaurants, wo sich die beiden in den Vitrinen einer reichen Auswahl von Torten, Cremeschnitten, Lachskaviarbrötchen und weiteren Köstlichkeiten ausgeliefert sehen.

      Viktoria: Mmmm… Schau´ doch, Max! Diese delikaten Himbeertörtchen… da nehm´ ich mir eines davon und dazu noch eine von diesen köstlichen Maronischnitten …

      Max: Fräulein, bringen Sie uns bitte zwei Glas frisch gepressten Karottenfenchelsaft und zweimal Blattsalat mit gegrilltem Putenstreifen.

      Viktoria: Nur einmal, Fräulein, den Saft und den Salat! Nur für meinen Mann!

      Max: Viktoria!

      Viktoria: Spiel´ da nicht den Moralapostel, Max! Dieses winzige Himbeertörtchen wird das Kraut auch nicht mehr fett machen.

      Max: Das Kraut nicht, aber dich, Viktoria! Außerdem bleibt es ja nicht bei diesem einem. Ich kenn´ dich doch! Wenn du erst einmal angefangen hast, bist du durch nichts mehr zu bremsen …

      Viktoria: Das brauche ich mir von dir wirklich nicht sagen zu lassen! Außerdem gibt es viel Dickere als mich.

      Max: Vielleicht haben die hier auch etwas für Diabetiker?

      Viktoria: Ich bin nicht krank, sondern nur ein bisserl mollig.

      Max: Dann verzichte wenigstens auf das Schlagobers.

      Viktoria: Einverstanden, mein Lieber! Ich nehm´ also kein Schlagobers in meinen Capuccino, dafür aber…

      Max: Sehr brav, Viktoria!

      Viktoria: …dafür aber zwei Himbeertörtchen. Wenn ich noch länger damit warte, fressen die mir das letzte auch noch weg.

      Max: Schau, wer da hereinkommt: die Frau Strebinger… gertenschlank! An der könntest du dir ein Beispiel nehmen.

      Viktoria: An der Strebinger? Die leidet doch unter notorischer Bulimie! Außerdem ist sie mindestens zehn Jahre jünger als ich. Damals hab´ ich auch noch anders ausgeschaut.

      Max: Noch dicker!

      Viktoria: Immerhin habe ich jetzt drei Aufgüsse hinter mir und zehn Längen im Sportbecken absolviert… so was macht Appetit.

      Max: Dort drüben steht eine Schüssel mit Vollkornkeksen.

      Viktoria: Vollkornkekse? Bist du verrückt geworden, Max? Da kann ich ja gleich von der Tischplatte abbeißen.

      Max: Dein Heißhungeranfall ist also nicht mehr verhindern?

      Viktoria: Kaum! Mein größtes Problem ist nur, was ich mir bei diesem reichlichen Angebot nehmen soll. Das ist so wie bei den Männern ….

      Max: Weil dich noch einer nehmen würde, Viktoria…

      Viktoria: Passt dir vielleicht irgendetwas nicht an meiner Figur?

      Max: Ein bisserl üppig bist halt geworden … zehn Kilo weniger und du wärst eine überirdische Schönheit.

      Viktoria: Das sind die Wechselbeschwerden! Außerdem: Wenn mich einer nur wegen meines Äußeren mag, dann kann er sich gleich brausen geh´n. Was zählt, sind innere Werte!

      Max: Das stimmt… du hast ein sehr nettes Wesen…

      Viktoria: Manche Männer sind geradezu scharf auf Rubensfiguren.

      Max: Du meinst wohl Scheich´s? Die gibt es aber hier bei uns in Österreich relativ selten. Wechseln wir lieber das Thema.

      Viktoria: Thema Himbeertörtchen. Du eines und ich eines?

      Max: Danke! Ich kann darauf verzichten!

      Viktoria: Ich aber nicht.

      Max: Und was hast du nachher davon? Sodbrennen und einen Gallanfall.

      Viktoria: Aber Max, ich hab´ doch keine Galle mehr!

      Max: Entschuldige!

      Viktoria: Ich werde mich für die Maronischnitte entscheiden.

      Max: Und dein sündteures Chanelkostüm, Viktoria? In das wolltest du doch am Wochenende, wenn wir ins Burgtheater gehen, wieder hineinpassen.

      Viktoria: Dieser unmögliche Fetzen? Den habe ich mir damals schon viel zu eng gekauft.

      Max: Nein, nein… vor zwei Jahren hattest du noch Größe 38!

      Viktoria: