Drunter und Drüber. Erich Sedlak. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Erich Sedlak
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844264968
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Ich bin nämlich die Margarite… die von unserem Blinddate… und nachdem auch Sie (zeigt) eine Margarite tragen. Nicht ganz zufällig, wie ich annehme?

      Wildfeuer: Nein, nicht ganz zufällig.

      Tomsich: Wir beide haben uns für heute verabredet. Sechzehn Uhr. Cafe Raimund. Und hier bin ich.

      Wildfeuer: Ach, Sie sind das? (nach einer Schreckminute - entsetzt) Sie sind das?

      Tomsich: (erschrocken) Was haben Sie denn? Schau ich so schrecklich aus?

      Wildfeuer: (stockend) Aber Sie sind doch …

      Tomsich: (verbeugt sich) Tomsich, Georg Tomsich

      Wildfeuer: Sie sind doch dieser unmögliche Mensch… dieses Monster…

      Tomsich: Welches Monster?

      Wildfeuer: Na, dieser Ober … vom Gasthausgarten Schnötzinger.

      Tomsich: Da muss es sich um eine Verwechslung handeln, gnädige Frau.

      Wildfeuer: Der mit den zusammen geschobenen Zweier- und Vierertischen……..

      keine drei Wochen ist das her.

      Tomsich: (unsicher) Ach ja jetzt kann ich mich wieder dunkel erinnern. Sie waren doch diese Dame, die eigenmächtig die Tische …

      Wildfeuer: (nachäffend) Spielen wir ein bisserl Architekt…

      Tomsich: Ich war damals ziemlich im Stress... der Garten voller Leut´ und noch dazu war ein Kollege erkrankt.

      Wildfeuer: (wütend) Und Sie wagen sich hierher zu einem Blinddate und noch dazu mit dieser komischen Margarite im Knopfloch?

      Tomsich: Das mit der komischen Margarite war aber Ihre Idee, gnädige Frau.

      Wildfeuer: (heftig) Ich lege keinen Wert auf Ihre Bekanntschaft! Außerdem habe ich in meiner Email ausdrücklich betont, dass ich wünsche, einen Akademiker kennenzulernen.

      Tomsich: Ich bin Akademiker.

      Wildfeuer: Sie und Akademiker? Der ungalante Kellner!

      Tomsich: Aushilfsweise, gnädige Frau. Nur aushilfsweise. In Wirklichkeit bin ich Jurist.

      Wildfeuer: Ach was! Erzählen Sie Ihre Lügenmärchen doch jemand anderen.

      Tomsich: Das sind keine Märchen, sondern die nackte Wahrheit!

      Wildfeuer: (schnaubend) Lassen Sie mich bitte in Ruhe.

      Tomsich: Ich kann aber alles aufklären, gnädige Frau Darf ich mich für einen Augenblick zu Ihnen setzen?

      Wildfeuer: (einlenkend) Aber wirklich nur für einen Augenblick!

      Tomsich: Danke! Also früher, das war vor etwa zwei Jahren, und noch vor meiner nicht gerade ruhmreichen Episode als Kellner … inzwischen wurde ich dort gekündigt…

      Wildfeuer: Kein Wunder!

      Tomsich: …da war ich in der Rechtsabteilung der Bank Austria in führender Position tätig, von wo man mich aber von heute auf morgen eiskalt wegrationalisiert hat … aus Altersgründen. Dabei bin ich noch keine sechzig…

      Wildfeuer: Das ist bedauerlich…

      Tomsich: Sie meinen mein Alter?

      Wildfeuer: Aber nein, Ihre Kündigung…

      Tomsich: Ach ja Wenn das aber nur alles wäre…

      Wildfeuer: (neugierig) Was war sonst noch?

      Tomsich: Aufgrund meiner plötzlich eingetretenen verminderten finanziellen Situation hat mich dann auch noch meine Frau verlassen… und plötzlich war ich mutterseelenallein.

      Wildfeuer: Sie Ärmster! Mir kommen gleich die Tränen.

      Tomsich: Darf ich Sie zu einem Glas Sekt einladen, gnädige Frau?

      Wildfeuer: Erlaubt das Ihre (betont) verminderte finanzielle Situation?

      Tomsich: Herr Ober, eine piccolo Flasche Sekt, bitte! Wenn ich mich recht erinnere, sind Sie Ärztin?

      Wildfeuer: AKH… Röntgenologie…

      Tomsich: Also deswegen durchschauen Sie alles so rasch…

      Wildfeuer: Und weil Sie sich damals so mutterseelenallein fühlten, haben Sie gechattet?

      Tomsich: Und wie! Nächtelang bin ich vor dem Computer gesessen. Da glaubt man, man ist allein so allein, und plötzlich sind es so viele andere auch. Und nächtelang habe ich umsonst gesucht. Aber als ich dann auf Sie gestoßen bin im Chatroom, da habe ich mir gleich gedacht…. diese Wellenlänge… dieser Gleichklang der Seelen…

      Wildfeuer: Sie Schmeichler…

      Tomsich: Sehr zum Wohl, gnädige Frau… ich freue mich, dass das Schicksal uns hier und heute zusammengeführt hat.

      Wildfeuer: Anita…

      Tomsich: Was? Wie? Ach so, ja gern… Anita… und wenn Sie, Du, wen Du zu mir Georg sagen möchtest…

      Wildfeuer: Prost, lieber Georg!

      Eine Woche später. Anita Wildfeuer und Georg Tomsich betreten an einem sonnigen Nachmittag Hand in Hand den Gasthausgarten des Restaurants Schnötzinger.

      Wildfeuer: Dass du unbedingt wieder da herkommen willst, Georg … so schön ist es beim Schnötzinger auch wieder nicht.

      Tomsich: (schwärmerisch) Schon aus reiner Nostalgie wollte ich, Anita … immerhin sind wir uns hier zum ersten Mal in unserem Leben begegnet.

      Wildfeuer: Und noch dazu unter skurrilen Umständen… wie fürchterlich du dich darüber aufgeregt hast, dass wir die Tische zusammen geschoben haben…

      Tomsich: (küsst sie auf die Wange) Ich kann mich noch genau erinnern. Die beiden Tische dort drüben waren es … die unter den Nussbäumen.

      Wildfeuer: (kichernd) Und zum Essen hast du uns Saure Presswurst und Rollmöpse angeboten…

      Tomsich: Weil die Küche noch geschlossen war! Worauf du und die anderen wütend auf und davon seid. Und du hast geschrien: Mich sehen Sie hier niemals wieder!

      Wildfeuer: Ja, ja, mein Lieber, so kann man sich irren. Ah, da kommt der Ober…

      Tomsich: Der Kollege Bertl! Grüß dich! Nein, wir haben nichts reserviert, aber wir hätten gern einen schattigen Tisch … vielleicht den dort drüben unter den Nussbäumen…

      Wildfeuer: (zärtlich) Einen Tisch bitte… aber nur für zwei Personen!

      Sie umarmen und küssen sich.

      Szenen einer Ehe

      1. Szene

      Er ist 30, Sie 25 Jahre alt

      Er: Was riecht denn da so gut, Schatzi?

      Sie: Ein Henderl.

      Er: Ein Henderl?