Aloronice. Judith Weber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Judith Weber
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844232790
Скачать книгу
spürte die Unsicherheit der Beiden und bemerkte beiläufig: „Herr, erlaubt Ihr, dass ich den Beiden Eure Beschlüsse mitteile? Ich denke, dass ich Eure Anordnungen gut verstanden habe und entsprechend weitergeben kann."

      „Sicher, meinetwegen! Sprich ruhig", Hakon nahm sich noch einen Krug mit Bier, Brakun schien bei diesem Anblick einer Ohnmacht nahe.

      „Euer Herr möchte, dass ihr zurückgeht in die Menschenwelt und binnen einer Woche dieses Mädchen, diese Marie hierherbringt. Unverletzt und lebend und", er schaute sie aus seinen kleinen gelben Augen drohend an, „ unberührt von euch!"

      Beide nickten beflissen und eilig, „Selbstverständlich! Ihr könnt euch ganz auf uns verlassen. Selbstverständlich!"

      Digun fuhr fort „Da sie unter normalen Umständen keine Stunde in unserer Welt überleben würde, ist es wichtig, dass sie zuvor diesen Trank hier zu sich nimmt. Darin befindet sich etwas, was ihr einen Aufenthalt hier überhaupt erst möglich macht." Digun reichte Norgut eine kleine Phiole mit einer rötlich schimmernden Flüssigkeit, „Aber vergesst es auf keinen Fall und lasst euch nicht einfallen selber davon zu probieren, für euch wäre es tödlich! Es reicht für etwa drei Tage, bis dahin müsst ihr sie hierher gebracht haben. Die Flasche gehört zu den Gegenständen, für die wir eine Passiererlaubnis des Herrschers haben."

      Norgut steckte die kleine Flasche in seine Hosentasche und nickte als Zeichen des Verstehens, er wusste, dass nur Gegenstände mit dieser besonderen Erlaubnis durch das Tor gebracht werden konnten. Jeder Clan besaß eine kleine Auswahl dieser, mit einer besonderen Ermächtigung versehenen Gegenstände, vorwiegend harmlose Sachen wie Taschen, Beutel, oder Trinkschläuche.

      „Wie sieht sie aus?", Hakon war der Unterhaltung nicht wirklich gefolgt, „bevor wir hier große Entführungspläne schmieden, möchte ich doch wissen, was mich erwartet."

      „Hm", Brakun räusperte sich, irgendwie hielt er sich für den größeren Experten von ihnen beiden, „Sie ist etwa einen Meter siebzig groß, schlank und hat längere blonde Haare, dazu blaue Augen und ihr Körper muss wohl für die Menschen und somit auch für die Menschenähnlichen sehr anziehend sein."

      „Wie kommst du darauf?" Hakon wurde aufmerksamer.

      „Nun, es interessieren sich auch andere Männer, ich meine echte Menschen, für das Mädchen. Außerdem schien sie uns nicht mehr ganz so unerfahren, was den Umgang mit Männern angeht."

      „Umso besser", lachte Hakon, „dann ist sie also kein dummes Küken mehr."

      Es reichte ihm an Informationen und er erhob sich von seinem Stuhl.

      „Dann steht hier nicht so dumm rum und haltet Maulaffen feil, bringt sie her. Je schneller je besser. Und solltet ihr binnen einer Woche nicht mit ihr zurück sein, dann werden wir euch holen."

      Er entließ sie mit einer kurzen Handbewegung und sie verließen den Raum. Als sich die schwere Tür hinter ihnen geschlossen hatte, atmeten die beiden auf.

      „Das heißt für euch jetzt nur eine kurze Pause, ihr könnt euch Proviant einpacken und dann geht es umgehend zurück nach oben." Digun gönnte ihnen keinen längeren Aufenthalt in Hardun.

      Schon nach einer knappen Stunde waren Brakun und Norgut wieder auf dem Weg zum Portal an der Grenze.

      Der Wecker war erbarmungslos laut und schrill. Und es war so furchtbar hell. Das Licht tat Marie in den Augen weh.

      Mist, dachte sie, ich habe doch gar nicht so viel getrunken. Aber nur drei Stunden geschlafen, meldete sich eine andere Stimme in ihr. Die Sonne schien, so wie fast jeden Tag von einem wolkenlosen Himmel und vereinzelte Sonnenstrahlen stahlen sich durch die Ritzen der Vorhänge ins Zimmer.

      Mühsam setzte sich Marie auf die Bettkante und stützte ihren Kopf mit den Händen ab. Möglicherweise half ja kaltes Wasser. Mit schweren Beinen schleppte sie sich zur Dusche und drehte den Kaltwasserhahn voll auf. Vorsichtig ließ sie das wirklich eiskalte Wasser über ihr rechtes Bein laufen, dann wechselte sie zum linken, um dann mit einem beherzten Schwung ganz unter den Wasserstrahl zu tauchen. Lange hielt Marie das allerdings nicht aus und so drehte sie dann doch etwas warmes Wasser dazu.

      Es nützt nichts, dachte sie, während sie sich abtrocknete, heute werde ich wohl nur körperlich im Unterricht anwesend sein. Das wird mir nicht wieder passieren, nahm sie sich fest vor.

      Nachdem sie sich angezogen hatte, warf sie noch einen Blick auf ihre Vokabelzettel von gestern, beschloss, dass das eh sinnlos war und ging in Richtung Mensa um wenigstens einen Kaffee zu trinken. Draußen vor der Tür setzte sie sofort ihre Sonnenbrille auf, das Licht stach unangenehm in ihren Augen. Ihr Kopf begann zu schmerzen und sie spürte ein heftiges Pochen in ihrer rechten Schläfe. Schritt für Schritt quälte sie sich in Richtung Mensa.

      In der Mensa saß die ganze Horde schon beisammen und winkte sie unter fröhlichem Gelächter und Geplapper zu sich an den Tisch.

      „Meine Güte", Nora versuchte hinter Maries Sonnenbrille zu gucken, „sind deine Augen offen, oder schlafwandelst du?"

      „War wohl 'ne heiße Nacht gestern, was?" die Frage kam von Pedro, einem kleinen Spanier, der wegen seines knabenhaften Aussehens von allen nur Chico genannt wurde, er war ein enger Freund von Carlos. „Mmmmh", Marie war entschieden zu müde um zu reden, sollten die anderen doch denken, was sie wollten.

      „Daniel ist auch noch nicht da", Chico war echt hartnäckig.

      „Nun lasst sie mal in Ruhe", Thea schaltete sich ein. „ bevor sie keinen Kaffee getrunken hat, ist sie eh nur ein halber Mensch."

      Thea ging los, um Marie einen großen Becher Kaffee zu holen. Marie saß ganz ruhig am Tisch und die anderen fingen an, sich über den gestrigen Abend zu unterhalten.

      „Wisst ihr was sonderbar ist?", Henri sagt, dass er heute Morgen Spuren am Strand gesehen hat, die von einer großen Katze sein könnten."

      „Na und? Was ist daran denn so besonders? Katzen gibt es doch überall."

      „Ja, aber er meint riesige Spuren, wie von einer Raubkatze."

      „So ein Quatsch!" Alle lachten. „Ist denn eine aus dem Zoo ausgebrochen?" „Hier gibt es doch gar keinen Zoo!"

      „Ich denke, der gute Henri hat gestern Abend etwas zu viel Bowle getrunken und fantasiert heute noch etwas nach."

      „Was fantasiert Henri?", Daniel war bei den letzten Worten an den Tisch getreten und hatte sich neben Marie gesetzt, nachdem er ihr einen Kuss aufs Haar gegeben hatte. Er nahm ihr sachte die Sonnenbrille ab, legte eine Hand auf ihren Kopf und zog ihn vorsichtig auf seine Schulter. Danach legte er seinen Arm wie zum Schutz um sie. Das alles geschah so ruhig und selbstverständlich, dass keiner es irgendwie sonderbar fand. „Schlaf ruhig noch ein bisschen", sagte er leise zu ihr, „du kannst meine Schulter als Kissen benutzen." „Also?", fragte er nun lauter und zu den anderen gewandt, „was fantasiert Henri?"

      „Ach", lachte Nora, „ er glaubt, dass er heute Morgen Raubtierspuren am Strand entdeckt hat."

      „Uahhhh! Ein wildes Tier macht den Strand unsicher." Chico sprang auf Nora zu und fauchte wie ein Löwe. „Nora, du machst mich ganz wild."

      „Ich mach dich gleich wild, wenn du mich nicht augenblicklich weiteressen lässt." Nora war wenig beeindruckt und nahm sich einen weiteren Löffel Joghurt.

      „Sie liebt mich nicht!", Chico machte so ein übertrieben verzweifeltes Gesicht, dass alle am Tisch zu lachen anfingen, selbst Marie, die sich dabei vorsichtig aus Daniels Umarmung löste.

      „Ich liebe dich sehr", sagte Nora sehr ernst, „ und meine Liebe zu dir würde geradezu ins Unermessliche steigen, wenn du mir zu meinem Joghurt ein paar Stücke Obst organisieren würdest."

      „Bei dieser Frau geht die Liebe echt nur durch den Magen.", Chico seufzte theatralisch, stand aber auf um Nora ihren Wunsch zu erfüllen. Er legte sich eine Serviette über den Arm und schaute in die Runde.

      „Noch eine Bestellung die Herrschaften?"

      Während