Aloronice. Judith Weber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Judith Weber
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844232790
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hier. Reicht ja, wenn einem von uns der Spaß vergangen ist. Erzähl mir einfach wie es war und dann stimmen wir unsere Geschichte für Laurent zusammen ab." „Meinst du wirklich?" Richard war immer noch nicht überzeugt, aber man sah deutlich, dass er lieber dableiben würde.

      „Ja, meine ich und nun mach’s gut!" Claude strich sich seine Haare entschlossen aus dem Gesicht und wandte sich zum Gehen.

      „Du lässt hier viele Chancen sausen", bemerkte Richard, der aus den Augenwinkeln die enttäuschten Blicke einiger weiblicher Gäste registriert hatte.

      „Richard!", Claude war gereizt und schien genervt zu sein. Er betrat schon den Rasen.

      „Okay, noch ein oder zwei Stündchen, dann komme ich nach!" Richard rief Claude die Worte hinterher und verschwand fast augenblicklich wieder zu seinen drei Damen.

      Claude drehte sich von der Terrasse weg und ging auf das Meer zu, er wollte am Meer entlang zur Stadt zurücklaufen. Nur weg von dieser Feier mit all ihren Menschen.

      Als er den Rasen überquerte sah er sie, sie lag zurückgelehnt auf der Gartenliege. Sie hatte die Augen geschlossen, ihre Brust hob und senkte sich sacht und regelmäßig, sie schien zu schlafen.

      Der Weg zum Meer führte direkt an ihr vorbei, er zwang sich, ohne einen Blick zu riskieren, an Marie vorbei zu gehen.

      Sie murmelte im Schlaf und im ersten Moment fühlte er sich angesprochen. Der kurze Blick zurück war ein Fehler, er wusste es. Er betrachtete ihr Gesicht, sie war tatsächlich eingeschlafen. Sie sah so zart und zerbrechlich aus, wie sie dort lag umrahmt von Blüten und im Licht der untergehenden Sonne.

      Zwanghaft ging er die wenigen Schritte bis zu ihr zurück, sie bemerkte ihn nicht.

      Ganz vorsichtig näherte er sich mit seiner Hand ihrer Wange, er wollte sie auf keinen Fall wecken.

      Wie ein Hauch glitten seine Fingerspitzen über ihre Haut und zeichneten sacht ihre Wangenknochen nach, dann beugte er sich zu ihr herunter und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Da war er wieder, dieser unwiderstehliche Drang sie zu küssen. Doch bevor er auch nur die Chance hatte diesen Gedanken zu Ende zu spinnen, rief jemand von der Terrasse herunter

      „Hey, was machst du da? Spinnst du? Wer bist du überhaupt?"

      Marie schlug die Augen auf, das Meer immer noch ganz ruhig, nur die Sonne war schon fast verschwunden. Daniel stand vor ihr, er hielt zwei Gläser in der Hand, reichte ihr eines davon und setzte sich zu ihr auf die Liege

      „Wer war denn das eben?" fragte er leicht angesäuert.

      „Wen meinst du?", fragte Marie leicht verwirrt, hier war keiner gewesen. Sie war wohl eingeschlafen und hatte wieder einen dieser Träume gehabt, dass Claude gekommen wäre um sie zu küssen. Leider hatte Daniels Stimme sie Mitten aus diesem schönen Traum gerissen.

      „Hier war keiner!", Marie war sich sicher, das hätte sie doch bemerkt. „Ich habe hier auf der Liege gelegen und bin ein wenig weggenickt, aber ich war ganz allein."

      „Eben, als ich von der Terrasse gekommen bin, stand hier jemand über dich gebeugt, es schien als hätte er dich geküsst", Daniel schaute sie skeptisch an „ Hat er dich geküsst?"

      „Daniel, bitte", Marie wurde ärgerlich, „hier war niemand und geküsst hat mich schon gar keiner." Sie konnte nicht verhindern, dass sie ein wenig Rot wurde, zählten Träume etwa auch?

      „Vermutlich hast du geschlafen und gar nichts davon mitbekommen, aber wenn ich den in die Finger kriege." Daniel guckte so ärgerlich und bedrohlich, dass Marie plötzlich lachen musste.

      „Daniel, es ist nett, dass du mich beschützen willst, aber es gibt wirklich keinen Grund dafür!" sie setzte sich auf, ließ ihre Beine von der Liege herabbaumeln und saß nun unmittelbar neben Daniel.

      Sie drehte ihr Gesicht zu ihm " Wenn hier einer geküsst wird, dann du, danke, dass du mich doch noch überredest hast mitzukommen", sie hatte das Gefühl, Daniel hatte es verdient und so drückte sie ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und schnell, noch bevor er seine Arme um sie legen konnte, wollte sie aufstehen. Mit seiner freien Hand hielt er sie am Handgelenk fest.

      „So einfach kommst du mir nicht davon", sagte er, zog sie auf seinen Schoß und verschloss ihre protestierenden Lippen mit einem langen, innigen Kuss.

      Es fühlt sich gar nicht mal so schlecht an, dachte Marie und beschloss, dieser neuen Romanze eine Chance zu geben und sie einfach zu genießen.

      Daniel konnte küssen, er konnte sogar sehr gut küssen und erst, als Marie seine Hand bemerkte, die sich über ihren Rücken langsam zu ihren Beinen hinunter schob, löste sie sich von ihm, atemlos, durch seine Leidenschaft angesteckt und schob ihn sachte von sich.

      „Für heute ist das genug", sagte sie und stand auf.

      Daniel lächelte sie an, auch er hatte Mühe seine Atmung zu normalisieren „ Für heute ja", sagte er, nahm ihre Hand und gemeinsam gingen sie zu den anderen Partygästen auf die Terrasse zurück.

      Vom Strand her war ein leichtes Grummeln zu hören, es klang, als ob ein wildes Tier gefährlich knurrte.

      Hardun

      Es war dunkel, hier in Hardun so tief unter der Erde und Hakon, der Oberste des Golem-Clans schrie laut nach seinen Dienern.

      „Licht, ich brauche Licht!" Seine tiefe Stimme polterte laut durch die hohen Hallen.

      Kaum hatte er ausgesprochen, rannten schon mehrere Gestalten eifrig mit flackernden Fackeln herbei um ihm das benötigte Licht zu liefern.

      Es waren Steinwände, die das flackernde Licht nur wenig erhellte. Es schien als ob das Licht von den Wänden aufgesogen wurde, es hatte kaum eine Chance, zurück zu strahlen.

      Durch die Räume zog ein leicht moderiger Geruch, ähnlich einem feuchten Keller und hätten nicht Bilder und Teppiche an den Wänden gehangen, so hätte es wohl auch genauso ausgesehen.

      Hakon saß aufrecht in seinem Bett und wartete ungeduldig, dass der Raum hell genug war, damit ihn seine Diener ankleiden konnten. Während sein Leibdiener eifrig bemüht war, Hakon das Gewand überzustreifen, brüllte dieser schon nach seinem engsten Vertrauten Digun, der ebenso eifrig herbeigeeilt kam, wie die einfachen Diener zuvor.

      „ Sind die Späher schon eingetroffen?", er schüttelte ungeduldig seinen Arm, an dem eben der Gewandmeister seinen Ärmel zu recht rückte, „ist gut, das reicht, den Rest mache ich selbst." Mit einem Ruck riss er seinen Ärmel los und der Diener, der eben noch eifrig um ihn bemüht war, flog ungebremst in die Ecke des Raumes. Er rappelte sich schnell wieder auf und verließ unentwegt buckelnd, rückwärts das Schlafgemach.

      „Und denk an das Frühstück!", brüllte Hakon hinter ihm her.

      Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Digun zu und wiederholte seine Frage von vorhin.

      „Sind die Späher schon eingetroffen?" Digun nickte.

      „Und?" „Der Rat hat ohne euch getagt Herr", antwortete Digun, „ sie sind übereingekommen, euch zum nächsten Vollmond vorzuladen. Sie wollen eure persönliche Stellungnahme hören, bevor sie über weitere Schritte nachdenken."

      „Gut", grinste Hakon, „das ist gut. Das gibt uns Zeit unsere Vorbereitungen abzuschließen und überraschend zuzuschlagen. Wer ist vor Ort geblieben?"

      „Drago und Kamur, sie werden abwechselnd hierherreisen um in Abständen zu berichten was in der Burg vorgeht."

      „Das klingt vernünftig", Hakon nickte vor sich hin, plötzlich brüllte er wieder los, „Wo bleibt das Frühstück?"

      Fast im selben Moment öffnete sich die Tür und eine endlose Anzahl von Dienern kam herein mit Schüsseln voller Speisen. Der letzte Diener brachte zusätzlich einen großen Krug randvoll mit Bier, er hatte Mühe ihn zu tragen ohne etwas zu verschütten. In Windeseile wurde der Tisch gedeckt und noch ehe alles auf dem Tisch bereit stand, hatte Hakon den Krug bereits geleert und verlangte lautstark nach einem weiteren.

      Dann