Aloronice. Judith Weber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Judith Weber
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844232790
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Haare aus dem Gesicht.

      „Ziemlich, war wohl doch zu wenig Schlaf heute Nacht.", wie zur Bekräftigung ihrer Worte musste sie plötzlich gähnen. Gott sei Dank, da kam Thea mit dem Kaffee zurück.

      „Ist ein Riesenespresso", sagte sie, „der weckt Tote auf!"

      „Läuft da was zwischen Daniel und dir?", sie sprach deutsch und ziemlich leise.

      „Irgendwie schon, aber eigentlich weiß ich gar nicht so genau ob ich das wirklich will.", Marie antwortete auch auf Deutsch.

      „Hey Mädchen, das gilt nicht, Geheimsprache verboten. Entweder Landessprache oder Englisch.", Daniel war schon wieder aufgestanden, er wollte noch schnell zu Hause anrufen, bevor er zum Unterricht musste. Beim Gehen drückte er Marie noch kurz einen Kuss auf die Wange und verschwand fröhlich pfeifend aus der Mensa.

      „Oh Gott", stöhnte Nora, „der würde mich umbringen mit seiner Energie. Aber du siehst auch ganz schön mitgenommen davon aus, wenn ich das mal so offen sagen darf." Ihr Blick fiel auf Marie, die immer noch ermattet am Tisch saß.

      Marie lachte, „Ja, Daniel ist unglaublich energiegeladen. Das kann ich von mir heute wirklich nicht behaupten. Wisst ihr was? Ich schwänze den Vormittag. Im Unterricht würde ich eh nur einschlafen. Wenn ich mich jetzt noch mal kurz hinlege, dann bekomme ich wenigstens in den restlichen Stunden noch etwas mit."

      „Ist okay", Thea nickte, „ ich schreibe mit und sage Bescheid, dass du dich nicht wohl fühlst."

      Sie waren die letzten am Tisch, die anderen waren schon auf dem Weg zu ihren ersten Unterrichtsstunden.

      „Aber heute Nachmittag erzählst du mir alles. Alles von dir und Daniel, ja?" Thea stand jetzt auch auf.

      „Geht klar", sagte Marie, „wenn du mir auch alles von Carlos erzählst." „Sicher Süße und nun schlaf mal noch ein Stündchen!"

      Thea war weg. Marie setzte sich ihre Sonnenbrille wieder auf und ging über den sonnenbeschienenen Campus zurück zu ihrem Zimmer.

      Laurent saß in der Küche am Tisch, als Claude die Treppe herunterkam um zu duschen. Claude hatte heute Nacht relativ gut geschlafen und fühlte sich ausgeruht. Seine Träume waren weniger heftig gewesen als er befürchtet hatte und Richards Schnarchen hatte tatsächlich eine beruhigende Wirkung auf ihn gehabt.

      Claude sah Laurent durch die offene Küchentür.

      „Guten Morgen mein Junge, hast du gut geschlafen?"

      Claude nickte, „Guten Morgen, schön das du da bist. Nur so? Oder gibt es einen besonderen Grund dafür?"

      Laurent betrachtete liebevoll seinen Enkel, wie er so vor ihm stand. Nur mit einer Schlafanzughose bekleidet, ein frisches Handtuch über der Schulter, schlaftrunken und mit völlig verwuschelten Haaren.

      Richtig jung sieht er aus, dachte Laurent, er sollte sein Leben lieber noch ein wenig genießen können.

      „Ja Claude, es gibt einen besonderen Grund. Aber", beeilte er sich zu sagen, als er den fragenden Blick von Claude sah, „es ist nicht so dringend, dass du nicht erst duschen könntest. Geh ruhig ins Bad, ich mach uns in der Zwischenzeit das Frühstück fertig."

      „Klingt überzeugend", gähnte Claude, „ich beeile mich!"

      „Lass dir nur Zeit, was ist mit Richard? Ist er wach?"

      „Jaaaah", tönte eine verschlafene Stimme aus dem oberen Stockwerk, „ und er hat einen Mordshunger!"

      „Wie ungewöhnlich!", rief Laurent nach oben, „ dann soll er doch runterkommen und mir beim Tisch decken helfen, bevor er auch duschen kann."

      „Mach ich sofort - wenn ich meine Hose gefunden habe. Oh heilige Ordnung!" Richard fluchte.

      Man hörte es oben rumsen und krachen und dann:" Hab sie gefunden! Lag unter der Kommode!"

      Claude ging ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Merkwürdig, dass Laurent hierhergekommen war. Seit Claude von Aloronice wusste, war das erst einige wenige Male geschehen und meist nur dann, wenn Laurent selber in der Stadt etwas zu erledigen hatte. Nun ja, er würde ihm schon noch sagen was er wollte, von Marie konnte er doch unmöglich etwas wissen, aber jetzt sollte er sich besser beeilen, denn Richard hämmerte schon an die Tür.

      „Lass mich ein, ich vergehe vor Dreck!"

      „Spinner!" rief Claude durch die Tür, gab aber dann doch das Bad frei.

      Er rubbelte sich noch mit dem Handtuch die Haare trocken, während er sich schon zu Laurent an den Frühstückstisch setzte.

      Dieser hatte ihm einen schönen, heißen Kaffee eingegossen und bot ihm jetzt die Milch dazu an.

      „Also?", Claude nippte vorsichtig an seinem Kaffe, er war wirklich sehr heiß „Schieß schon los! Was gibt es so dringendes, dass du dich selber her bemühst?"

      „Gleich, lass uns noch auf Richard warten, damit ich nicht alles zweimal erzählen muss.", Laurent nahm sich ein Stück Brot, „ Aber du hast Sorgen, oder? Du machst ein ziemlich ernstes Gesicht."

      „Ach, geht schon wieder", Claude war unbehaglich zumute, wie konnte sein Großvater nur immer spüren, wenn ihn etwas bedrückte?

      „Na Junge, komm raus mit der Sprache. Hast du Ärger gehabt?"

      „Nur ein bisschen Liebeskummer, das ist alles", versuchte Claude die Sache von gestern Abend herunter zu spielen. „Ich habe ein Mädchen kennengelernt, aber die hatte schon einen anderen."

      „Und das hat dich hart getroffen?", Laurent wurde hellhörig.

      „Nicht wirklich, wohl mehr in meiner Ehre gekränkt. Na ja ein wenig enttäuscht war ich schon." „Das kommt, weil er sich für unwiderstehlich hält", Richard betrat die Küche, „und das bist du natürlich auch. Besonders für mich!" die ohnehin schon völlig zerzausten Haare bekamen jetzt von Richard noch den allerletzten Todesstoß und standen nun in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab.

      „So so?", Laurent musste lachen, „Ihr seid schon echt ein tolles Paar! Komm Richard, nimm dir auch etwas zu Essen und dann setz dich zu uns, wir müssen einiges besprechen."

      Laurent berichtete den beiden von den Vorkommnissen im Rat und die Entscheidung bis zum nächsten Vollmond eine Stellungnahme von Hakon einzufordern. Er schilderte die angespannte Stimmung derzeit auf Irion und deutete an, dass bald schwere Zeiten auf sie zukommen könnten.

      „Es könnte sein, dass wir Hakon in seine Schranken weisen müssen und dass es sogar zum Kampf kommt. Aber vorerst braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, ich bin recht optimistisch, dass wir das Ganze friedlich klären können und Hakon sich wieder beruhigt. Trotzdem solltet ihr jeden Tag für eine Stunde Kampftraining nach Irion kommen. Schaden kann es in keinem Fall und schlimmstenfalls seid ihr wenigstens etwas besser gerüstet als jetzt."

      Sein Blick fiel auf die beiden Freunde und mit Freude sah er, dass sie auch hier in der Menschenwelt ihr Training nicht vernachlässigt hatten. Ihre Körper waren durchtrainiert und unter ihren T-Shirts zeichneten sich die Brustmuskeln ab. Richard schien sein Essen sämtlich in Muskel umzusetzen und obwohl er etwas plumper als Claude erschien, war er inzwischen bestimmt total fit.

      Die Freunde hatten höchst konzentriert zugehört und versprachen jeden Vormittag nach Irion zu kommen, um sich auf der Burg von ihrem alten Kampftrainer Markus noch besser im Schwert- und Ringkampf ausbilden zu lassen.

      „Gut", sagte Laurent, er stand auf, „ das ist gut! Eure tägliche Anwesenheit wird auch den anderen Ratsmitgliedern zeigen, dass wir die Sache durchaus ernst nehmen und sie zur Standfestigkeit gemahnen. Zudem freue ich mich ganz persönlich, wenn ihr dann öfter als bisher bei mir reinschaut."

      „Sollen wir nicht lieber ganz zurück kommen?" Richard fragte es mit einer leichten Besorgnis in der Stimme, vermutlich dachte er an seine Eroberungen von letzter Nacht. Andererseits verspürte er ein deutliches Pflichtgefühl gegen über Claude, Laurent und Aloronice.

      „Ich denke, das ist noch nicht