Aloronice. Judith Weber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Judith Weber
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844232790
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Marie musste wieder lachen, „ Ja, Daniel lässt sich nicht so leicht abwimmeln. Ich denke, ich komme heute Abend mit. Aber dann muss ich jetzt wirklich ranrauschen und meine Nase am Nachmittag in die Bücher stecken. Du musst dann leider allein in die Stadt zum Einkaufen."

      „Kein Problem, ich nehme Carlos mit, der kann auch gleich die schweren Tüten schleppen, schließlich brauchen wir für heute Abend ja auch ein paar Getränke."

      Thea war immer so praktisch veranlagt.

      Den Vormittag über hatten sie Unterricht und versuchten einfachste Sätze im Französischen zu bilden. Danach gab es wieder eine lange Liste mit Vokabeln zum Lernen. Den ganzen Nachmittag saß Marie über diesen Listen und versuchte sie in ihren Kopf zu bekommen, bis Thea gegen sieben vom Einkaufen zurückkam.

      „Hallo du Sweetheart, du!", Thea ahmte Daniels Stimme nach, „Du bist ja immer noch fleißig und kaum zu bremsen." Thea schien gute Laune zu haben. „Hast du mal auf die Uhr gesehen? Höchste Zeit dich schön zu machen. Daniel holt dich in einer Stunde ab."

      „Ach je", Marie rieb sich die Augen, „das hatte ich total vergessen. Dann geh ich jetzt wohl besser duschen."

      Während Marie im Badezimmer war und sich für die Party zurechtmachte, packte Thea ihre Einkäufe in den kleinen Kühlschrank, den sie sich extra für ihr Zimmer gemietet hatten.

      Pünktlich zur verabredeten Zeit war Marie fertig, Thea und Carlos waren schon losgezogen. Sie verließ das Zimmer und schloss die Tür sorgfältig ab. Allzu oft waren schon Sachen aus anderen Zimmern entwendet worden. Daniel stand an der Straße und freute sich sichtlich, als sie ihm entgegenkam. Sie trug Sandalen und ein leichtes Sommertop in dunkelblau, dazu hatte sie Caprijeans angezogen. Diese Hosen saßen wie eine zweite Haut auf ihrem Körper. An ihrem rechten Arm baumelte der Motorradhelm.

      „Wow", rief er aus „du siehst mal wieder absolut umwerfend aus!"

      Marie lächelte, sie freute sich; dass Daniel ihr Komplimente machte, tat ihr gut. Er stieg auf seinen Motorroller und forderte sie auf, sich hinter ihn zu setzen. Während sie versuchte, ihre Haare unter dem Helm zu verstauen, ließ er schon den Motor an. Jeder fuhr hier Motorroller, darum war der Kauf eines entsprechenden Helmes eine der ersten Anschaffung hier vor Ort gewesen.

      Daniel setzte sich seinen Helm ebenfalls auf.

      „Warte mal eben", Marie zog aus ihrem Rucksack eine leichte Lederjacke hervor und zog diese über, „jetzt können wir."

      Eigentlich blöd, dachte Marie, wenn wir in dieser Bekleidung einen Unfall haben, dann ist außer dem Kopf auch nichts mehr heil.

      Daniel brauste los und Marie hielt sich an ihm fest. Sie fuhren über die großen Straßen der Stadt in Richtung Küste. Es war immer noch sehr warm und der Fahrtwind kühlte dabei nur wenig. Als sie auf die Strandstraße abbogen, fuhr er schneller und Marie musste ihre Arme um ihn legen um besseren Halt zu haben. Daniel genoss diese Berührung sichtlich. Sie lehnte sich an ihn und schloss die Augen. Eigentlich war sie viel zu müde um auf eine Party zu gehen, den ganzen Nachmittag hatte sie Vokabeln gelernt -sie schwirrten ihr noch im Kopf herum- dazu war sie heute Morgen verhältnismäßig früh aufgewacht, sie hatte wieder einen dieser verwirrenden Träume gehabt. Fast wäre sie an seinen Rücken gelehnt eingeschlafen, erst als er langsamer wurde und rechts in einen kleinen Feldweg einbog, wurde sie wieder klarer im Kopf. Der Feldweg führte nach mehreren Kurven schließlich auf ein weißes Häuschen zu, welches direkt am Wasser lag. Man konnte das Meer riechen, bevor man es sah.

      „Hallo Prinzessin, wir sind da. Du kannst aufwachen!"

      Wie peinlich, Daniel hatte bemerkt, dass sie fast eingeschlafen war, offensichtlich nahm er das aber nicht allzu persönlich.

      Das Häuschen sah allerdings nur auf den ersten Blick sehr klein aus und die Verniedlichungsform schien eher unangebracht. Vor dem Hintergrund des Mittelmeeres, erhob sich eine prächtige, zugegebenermaßen von hier aus sehr schmal aussehende, Seitenfront, die sich, wenn man um das Haus herum ging, in eine große, von Säulen getragene Eingangsterrasse wandelte. Links und rechts blühten unzählige Büsche und große Blumenkübel aus Terrakotta vervollständigten das mediterrane Bild. An der weißen Eingangstür hing ein handgemaltes Plakat mit der Aufforderung hintenherum zur Terrasse zu gehen. Der aufgemalte Pfeil wies dabei die Richtung.

      Daniel und Marie folgten dem Pfeil und kamen zur Rückfront des Hauses, die von einer durchgehenden Terrasse umgeben war. Auch hier wieder

      Blüten über Blüten, die ganze Terrasse bis hin zum oberen Stockwerk war überzogen von einer riesigen Ranke der schönsten Bougainvillea.

      Die Feier war schon in vollem Gang und es wurde bereits getanzt. Nora schoss auf die beiden zu und freute sich sichtlich, dass Marie doch noch gekommen war.

      „Super, dass du da bist", sagte sie und nahm sie in die Arme „ist das nicht einfach sensationell hier? Sieh mal, wie viele Leute gekommen sind, auch Freunde von Henri aus der Stadt. Eine richtig bunte Truppe. Vielleicht fällt da ja auch mal einer für mich ab." Sie zwinkerte Marie zu.

      „Oder gibst du mir deinen? So geduscht ist er ja wieder ganz schnuckelig." „Nimm dir was du willst", lachte Marie und ließ sich von der fröhlichen Stimmung um sich herum anstecken. Sie sah Thea mit Carlos tanzen, sie versuchten sich wohl an einem Lambada, aber es erinnerte eher an römischen Ringkampf nach Noten.

      Daniel entschuldigte sich, um kurz etwas zu trinken zu holen. Sie könne schon mal einen Sitzplatz organisieren. Sie schaute sich um. Auf den ersten Blick waren alle Stühle belegt, nur unterhalb der Terrasse, auf dem Rasen standen noch ein paar leere Gartenstühle und Liegen. Es waren nur ein paar Meter dorthin und trotzdem waren sie so geschickt im Garten platziert, dass sie von der Terrasse aus nur schwer zu sehen waren. Sie standen überwiegend im Schatten einer großen Pinie und hatten gelbweiß gestreifte Polster. Sie sahen richtig einladend und gemütlich aus. Marie steuerte auf die Liegen zu und setzte sich auf eine der freien Gartenliegen auf dem Rasen. Dieser war in einem kleinen Streifen zwischen Haus und Strand mühsam hochgepäppelt worden. Eigentlich war dies keine Gegend für Rasen, es regnete zu selten. Aber dennoch stand der Garten in voller Blütenpracht und Bougainville, Jasmin und Oleander verströmten einen betörenden Duft.

      Sie zog die Sandalen aus und ließ ihre nackten Füße über das Gras gleiten, herrlich!

      Ihr Blick fiel auf das Meer, das jetzt in der untergehenden Sonne noch mal seine ganze Pracht entfaltete. Marie ließ sich gegen die Rückenlehne fallen und schloss genüsslich die Augen. Ein leichter, warmer Wind wehte über das Meer zu ihr.

      Er spürte ihre Anwesenheit, noch ehe er sie sah.

      „Richard", sagte er gepresst, „Richard, ich glaube es ist besser wenn ich jetzt gehe."

      „Wieso das denn? Die Feier fängt doch gerade erst an lustig zu werden. "Richard hatte drei Mädchen um sich versammelt und beeindruckte sie mit kleinen Taschenspielertricks und dazu passenden lustigen Geschichten. „Entschuldigt mich mal kurz ihr Süßen!", sagte er und nahm Claude beiseite.

      „Du siehst ja aus, als hätte dich der Schlag getroffen, ist dir nicht gut?", Richard machte sich sichtlich Sorgen.

      „Nein, alles ist okay, ich möchte nur gern nach Hause, das ist alles." Claude schien sauer zu werden „Muss denn immer etwas sein? Ich habe einfach keine Lust mehr auf diese Party. Das ist alles!"

      „Okay, okay, ist ja schon gut, dann verabschiede ich mich eben noch kurz und dann hauen wir halt ab." Richard war nicht wirklich glücklich darüber, denn wann hatte er schon mal drei Bewunderinnen auf einmal an der Angel?

      „Du kannst ruhig noch bleiben, ich gehe nur bis in Großvaters Haus, da warte ich dann auf dich!" Claude griff schon nach seiner Jacke, die er über die Stuhllehne geworfen hatte.

      „Ich darf dich doch nicht alleine lassen", Richard sah entsetzt aus, „das gibt mächtigen Ärger, falls Laurent das mitbekommt."

      „Muss er ja nicht, ich werde es ihm nicht erzählen und wenn du deine Klappe auch halten kannst..." Claude ließ den Satz offen.

      Richard