Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750213913
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zu suchen.

      Wenn ich mein Paps wäre, wo würde ich sie aufbewahren, damit mein Sohnemann nicht herankam?

      Als erstes kamen mir das Wohnzimmer und das Schlafzimmer meiner Eltern in den Sinn. Ich hoffte natürlich auf ersteres, da sich dort keiner mehr befand. Ich schlich mich runter und öffnete leise die Wohnzimmertür. Da es dunkel war, konnte ich nichts erkennen. Ich hatte die Befürchtung, die Stange befand sich tatsächlich im Schlafraum.

      Ich schaltete kurz das Licht an, um mich schnell umzuschauen. Zu meinem Pech war keine Stange da. Ich guckte zur Sicherheit ein zweites Mal, genauer, mit verschärftem Blick, aber da war nichts.

      Wieso?

      Ich machte das Licht wieder aus und kam mir vor als sei ich fast blind, denn meine Augen brauchten einen Moment, um sich erneut an die Dunkelheit zu gewöhnen. Es war nun an der Zeit, mich dem zu stellen, was ich die gesamte Zeit schon geahnt hatte: Ich musste in das Schlafzimmer meiner Eltern!

      Bis zur Tür war alles ganz einfach, aber ab dem Zeitpunkt, als ich den Türgriff anfasste, merkte ich, wie mein Herz schneller und stärker pochte als zuvor. Ich war dermaßen aufgeregt. Einen Moment, bevor ich den Griff leicht nach unten drückte, horchte ich kurz, um festzustellen, ob ich Geräusche hörte, die darauf schließen ließen, dass meine Eltern noch wach waren.

      Es war still- absolut still. Obwohl, ich konnte ein leises Schnarchen wahrnehmen. Vermutlich handelte es sich um meinen Vater. Langsam und zwar extrem langsam und vorsichtig drückte ich den Türgriff nach unten und drückte die Tür nach innen auf. Sie machte keine Geräusche, da sie nicht auf dem Boden schliff.

      Wie ich vermutete, schnorchelte mein Vater leise vor sich hin und meine Mom war womöglich im Tiefschlaf.

      Quietsch!!!

      Oh nein, die Tür machte ein unerwartetes quietschendes Geräusch. Es ließ mich erstarren. Mein Vater bewegte sich kurz auf die Seite. Dann war alles ruhig. Selbst das Schnarchen hatte er eingestellt. In diesem Moment fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich hätte eher vermutet, das Türengeräusch würde meine Eltern aufwecken und dann gebe es Ärger.

      Als nächstes musste ich hier die Stange finden, aber im Gegensatz zum Wohnzimmer konnte ich an dieser Stelle nicht einfach das Licht anknipsen, denn dann wären meine Eltern hellwach. Also musste ich ein wenig meine Augen benutzen, um in der Dunkelheit nach dem Gegenstand zu suchen.

      Tatsächlich konnte ich etwas entdecken, was den Umrissen einer Stange gleichkam. Ich schlich mich hin und fühlte daran und ich erkannte, dass es die Stange sein musste. Ich kannte meinen Vater recht gut und es kam ein Gefühl von Stolz in mir auf.

      Ich und die Stange verließen das Schlafzimmer und ich schloss die Tür schnell, aber leise wieder hinter mit zu. Ich spürte Erleichterung, denn ich hatte diesen Teil meines Plans geschafft. Ich machte mich nun auf zur Dachluke und öffnete sie. Ich sputete mich, die Treppe hochzukommen, sodass ich beinahe ausgerutscht wäre. Ich ging, ohne nach links oder rechts zu schauen, direkt zum Spiegel.

      „Peter?“ sagte ich fragend.

      Es war ruhig.

      „Peter!“ rief ich nun etwas lauter, aber natürlich nicht so laut, dass es meine Eltern hätte wecken können.

      Ich wartete einen Moment, aber Peter erschien noch immer nicht. Was hatte das zu bedeuten? Es verunsicherte mich und ich vermutete, dass eventuell Larvaster etwas damit zu tun hatte. Womöglich war er schon da und hatte Peter in seiner Gewalt. Und was war mit meinen Eltern? Waren die in Gefahr?

      „Tjalf?“ fragte Peter und erschrak mich, wo ich doch mitten in meinen Gedanken war.

      „Ja?“

      Ich musste mich etwas beruhigen nach meinen wilden Vermutungen:

      „Wo warst du?“ wollte ich wissen.

      Meine Stimme war angesäuert, obwohl ich erleichtert war, den Geisterjungen anzutreffen.

      „Wurde aufgehalten“, antwortete er und mir fiel erst jetzt auf, dass er erschöpft wirkte.

      „Was war denn los?“ fragte ich ihn.

      Er schaute deprimiert und wirkte hilflos.

      „Eine lange Geschichte“, entgegnete er, „da kannst du mir nicht helfen.“

      „Woher willst das denn wissen?“ fragte ich und regte mich etwas darüber auf, denn Peter bat mich gar nicht erst um Hilfe.

      „Es handelt sich etwas hier drinnen“, teilte er mir mit und zeigte hinter sich, „und bekanntermaßen kannst du hier nicht rein.“

      Da hatte er natürlich recht.

      „Aber wenn ich könnte, würde ich dir helfen“, versicherte ich.

      „Das weiß ich“, bestätigte er.

      Dann war es für einen Moment still. Es war ein Moment, wo für uns klar war, dass dies der Beginn einer Freundschaft werden könnte.

      „Warum bist du eigentlich hier?“ wollte Peter wissen und beendete die Stille.

      „Ich habe viel nachgedacht“, begann ich, „und mir ist klar geworden, dass ich gegen Larvaster etwas unternehmen muss.“

      „Das kannst du nicht“, unterbrach Peter mich und wirkte sehr besorgt, „du musst fliehen, solange du noch kannst.“

      „Aber das geht nicht“, sprach ich und wandte mich etwas ab, „meine Eltern glauben mir nicht. Sie denken ich sei verrückt.“

      Peters Augen verrieten mir, dass er meine Verzweiflung verstehen konnte.

      „Aber ganz gleich, was du dir vornimmst, es wird nicht funktionieren“, sagte er mir mit flehender Stimme, „er ist zu mächtig.“

      „Ich habe keine andere Wahl, Peter“, sagte ich entschlossen, „ich muss es tun.“

      Peter schwieg, denn er hatte alles gesagt, was er sagen konnte. Für mich war es an der Zeit, meinen Plan und eigentlich meine einzige Hoffnung zu realisieren, denn so unrecht hatte Peter nicht- Larvaster war sehr mächtig. Ich glaubte dies auch, aber ich steckte jeden Hoffnungsschimmer in das Buch des Professors.

      „Sag mal, wo ist eigentlich dieses Buch vom Professor?“ fragte ich Peter.

      „Die Einordnung der Geisterklassen und wie diese zu bekämpfen sind“, korrigierte mich Peter.

      „Ja, genau das!“ rief ich.

      „Ich weiß nicht“, teilte Peter mit, „ich habe keine Erinnerung daran, wo es sein könnte.“

      „Aber du warst doch die ganze Zeit hier drinnen seitdem dich der Professor hier reingezaubert hat, oder nicht?“ wollte ich wissen.

      „Ja, schon“, Peter machte eine kleine Pause, ehe er seine Antwort fortsetzte, „ich hatte halt Probleme.“

      Ich schaute ihn nur fragend an, da ich gar nichts mehr verstand.

      „Ich stand nicht die ganze Zeit an diesem Fleck, am Ende dieser Welt, direkt am Spiegel“, führte Peter weiter aus, „ich musste mich schützen, denn hier gibt es noch weitere Geschöpfe, die nichts Gutes von mir wollen.“

      „Das tut mir leid für dich“, sagte ich, „aber kann dir das Buch nicht auch helfen?“

      „Ja, sicher und dennoch weiß ich nicht, wo es sich befindet“, antwortete Peter.

      Es ärgerte mich, denn irgendwie schien nichts hinzuhauen, was ich anpackte.

      „Aber ich brauche es!“ rief ich wütend und vergaß dabei, dass ich mitten in der Nacht nicht so laut sein sollte.

      „Hey, du weckst noch deine Eltern“, flüsterte Peter, um zu demonstrieren, dass ich leise sein soll, „und dann wäre alles umsonst.“

      Er konnte meine Wut trotzdem nicht bändigen. Ich war so sauer, sauer auf diesen blöden Poltergeist, sauer auf meine Neugier und sauer darauf, dass ich diese doofe Kiste überhaupt geöffnet hatte.