Fate of Whisky. Joachim Koller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joachim Koller
Издательство: Bookwire
Серия: Lost Tales
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750218000
Скачать книгу
diesen Anspruch nicht anerkennen.« »Ganz genau. Viele Jahre war es ruhig. Aber in den letzten Jahren, unter der Führung eines neuen Clan Chief wurde diese Legende wieder ausgegraben. Es geht erneut um den Anspruch auf die Höhle, mitsamt dem möglichen Inhalt. Das Problem ist, dass mein Vater nie erfahren hat, wo sich die Höhle befindet. Wir haben im Castle ein paar Goldnuggets, aber keines ist jünger als hundert Jahre.« »Was genau soll sich neben dem Schwert in der Höhle finden?« »Ein Raum, der voller Edelsteine sein soll. Ich nehme an, dass eine offene Ader an dieser Stelle liegt.« »Eine offene Ader?« »Ja. Du kennst sicher diese Schmucksteine, meistens Amethysten oder andere besonders farbenkräftige Steine, die man hinstellen kann. Wenn man eine Ader freilegt oder das Glück hat, eine zu finden, sieht man dort die unbehandelten Steine, wie sie scheinbar aus dem Erdboden gewachsen sind. Genaugenommen entstehen Kristalle durch das aus dem Erdinneren aufsteigende Magma, wenn es unter großem Druck aufsteigt und abkühlt. Je nachdem um welche Kristalle es sich handelt, kann auch ein Druck- und Temperaturunterschied in bestehenden Gesteinsschichten dafür verantwortlich sein. Gold hingegen entstand vor Jahrmillionen durch astronomische Ereignisse, die ich dir jetzt nicht genauer erklären werde. Nur so viel, damals war die Erde noch ein leerer Planet und es kommt kein Gold nach, es wird nicht wie Kristalle neu gebildet.« Niko bemerkte, wie ambitioniert Alison bei dem Thema war. Er nickte nur und ließ sie weiterreden. »Also, eine Edelsteinader wäre nichts Ungewöhnliches. Selten ja, aber nicht unmöglich. Aber es gibt noch eine weitere Legende, die recht übertrieben bis unmöglich ist. Ein Fluss soll in der Höhle verlaufen. Bei einem Becken soll alle hundert Jahre ein Goldnugget im Wasser zu finden sein. Woher das Gold kommt, kann aber niemand erklären. Wie gesagt, Gold wächst nicht einfach so.« »Das ist der Grund für das Interesse der Remingtons, ein Fluss aus dem Gold entspringt?« »Genau. Ich kann dir die bisherigen Funde zeigen, es sind nicht gerade kleine Stücke. Es gibt also Beweise für Goldfunde, aber es wird nicht so sein, dass irgendwo hier in Schottland ein magischer Fluss Gold produziert.« Niko schüttelte den Kopf. »Wenn etwas an dieser Geschichte dran ist, dann hofft der Clan auf immensen Reichtum.« »Reichtum aus einer Höhle, die seit hunderten von Jahren den MacHarts gehört.« »Wenn man wüsste, wo sie ist«, gab Niko zu bedenken, »Okay, genug von Legenden, ruhen wir uns aus. Wir werden morgen dem Fluss folgen. Hoffentlich landen wir so in einer Ortschaft, von der aus wir Hilfe bekommen werden.« »Mir genügt ein Telefon. Mein Vater erwartet mich schon heute, also weiß er längst, dass etwas nicht in Ordnung ist.« »Das kannst du ihm dann morgen ausführlich erklären.« Niko nahm seinen Rucksack als Polster und lehnte sich damit gegen einen Baum. Der Regen setzte ein und ließ das Feuer ausgehen. »Hast du Angst im Dunkeln?«, fragte Niko. »Hier gibt es keine Geister, vor denen ich mich fürchten muss.« Alison nahm die Taschenlampe an sich. »Schlaf ruhig, Niko. Ich werde schon aufpassen.« Wieso passiert das gerade mir? Wieso schon wieder so ein junges Ding?Niko schloss die Augen, das Nieseln auf ihrem provisorischen Dach wurde leiser und er versank in einen tiefen Schlaf.

      Jänner 1993

      Eine Woche war vergangen, seit Julia und Niko ein Paar waren.

      Zu ihrer Überraschung waren ihre Freunde nicht besonders neugierig gewesen. Außer einem kurzen Verhör durch die besten Freunde, war niemand an Details interessiert.

      Das Wochenende stand bevor und Lorenzo, dessen Eltern immer wieder die Wochenenden in ihrer Heimatstadt in Italien verbrachten, lud zu einer Party in seinem Haus ein. Diese Samstagabende waren bekannt für laute Musik im großen Keller des Hauses, viel Alkohol und ausgelassene Stimmung bis spät in die Nacht.

      »Mein Vater hat mir erklärt, bis 23 Uhr und keine Minute länger, sonst gibt es die nächsten drei Wochen keinen Ausgang für mich«, fluchte Julia, als Niko sie von der Straßenbahnstation abholte.

      »Dann haben wir etwas über vier Stunden Zeit. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass du pünktlich wieder zu Hause bist. Hausarrest geht überhaupt nicht, ich will dich ja nicht nur in der Schule sehen.«

      Kaum öffneten sie die Tür zu dem zweistöckigen Haus von Lorenzo, schallte ihnen die Musik lautstark entgegen.

      »Entweder sind die Nachbarn alle taub, oder das Haus hat richtig dicke Wände«, stellte Niko fest. Dabei musste er laut reden, um MC Hammers ›Can't touch this‹ zu übertönen. Schon im Vorraum warf man ihnen neugierige Blicke zu. Auch wenn ihre Freunde nicht nachfragten, in der Schule waren sie dennoch eines der derzeit interessantesten Gesprächsthemen. Nikos Bruder Stefanos kam ihm entgegen und begrüßte Julia.

      »Hallo, ihr zwei. Viel Spaß in der Menge, ihr werdet begafft werden wie ein Promipärchen.«

      Ausgerüstet mit je einer Flasche Bier gesellten sie sich zu den schon anwesenden Freundinnen von Julia. Niko entging nicht, wie sie ihn von der Seite musterten. Am liebsten hätte er Julia gepackt und vor aller Augen geküsst, damit dieses Versteckspiel beendet war.

      Der große Kellerraum war mit Leuchtkugeln und großen Lautsprechern zu einer Disko umfunktioniert worden. In einer Nische war die Musikanlage aufgebaut, die nur Lorenzo benutzen durfte. Er hatte schon Erfahrung mit dieser Art von Partys. Jedem Gast war seine oberste Regel bekannt: Ausgelassen feiern, kein Problem. Aber es durfte nichts ruiniert werden, ansonsten war derjenige von allen weiteren Feiern ausgeschlossen, ein ganzes Schulleben lang. Da er häufig zu einer Wochenendfeier lud, wollte niemand es darauf ankommen lassen.

      Niko gesellte sich zu seinen Jungs, die zum Teil schon über den Durst getrunken hatten und dementsprechend wackelig auf den Beinen waren. Es reichte aber noch, um zu den aktuellen Dancefloor-Hits auf die Tanzfläche zu gehen.

      Eine Stunde später, in der sich der Keller gefüllt hatte und nur noch wenig Platz zum Tanzen blieb, stoppte die Musik.

      »Genug gerockt und herum gehüpft. Lasst uns etwas kuscheln!«

      An den Gesichtern der Gäste zeigten sich die unterschiedlichsten Reaktionen. Die Pärchen nahmen einander an der Hand und schlugen die Arme umeinander, die schüchternen Jungs verzogen sich schnell in die dunklen Ecken und widmeten sich lieber ihren Getränken. Ein paar Mutige suchten nach einer neuen Erfahrung und auch einige Mädchen hofften auf ein Angebot.

      »Na, wo ist dein Rotschopf?«, wurde Niko gefragt. Er hatte Julia schon vor einiger Zeit aus den Augen verloren.

      »Beginnen wir doch mit einem speziellen Song, ich widme ihn all den neuen Pärchen, für die das Jahr sicherlich noch einiges zu bieten hat!«, rief Lorenzo von der Musikanlage aus und startete einen Song, den Niko augenblicklich erkannte, auch wenn er ihn erst vor einer Woche zum ersten Mal gehört hatte.

      If I should stay

      I would only be in your way

      Whitney Houstons ›I will always Love You‹ war gerade der Nummer-eins-Hit in Österreich, natürlich auch dank des Kinofilms.

      Zwischen den Pärchen konnte er Julia entdecken, die etwas hilflos neben zwei Freundinnen stand und zu ihm blickte.

      »Trau Dich, kleiner Bruder. Jeder weiß es, dann kann es auch jeder sehen, oder?«, ermutigte ihn sein Bruder mit einem leichten Stoß in den Rücken.

      Niko musste ihm recht geben und ging zu Julia hinüber. Ihre Freundin drehte sich zu ihm und sah ihn mit einem wissenden Grinsen an.

      »So, so. Habt ihr zwei es endlich geschafft«, meinte sie, doch Niko hatte nur Augen für seine Freundin.

      »Willst du tanzen, Julia?«

      »Auf jeden Fall! Vor allem zu dem Song«, antwortete sie und ließ sich an der Hand auf die Tanzfläche ziehen.

      »Wir werden beobachtet«, stellte sie kurz darauf fest.

      »Lass sie doch. Von mir aus kann jeder wissen, dass wir zusammen sind.«

      Julia sah ihn kurz an, lächelte und küsste ihn dann lang und innig. Ab diesem Zeitpunkt war ihre Liebesgeschichte für alle anderen weit weniger interessant. Da es nun offiziell war, kümmerten sich alle wieder um andere wichtige Dinge.

      Es folgte noch ein weiterer Lovesong, Bon Jovi mit ›Bed of Roses‹, den das Paar ebenfalls eng umschlungen auf der Tanzfläche verbrachte. Danach verschwanden Julia und Niko in einem der schier unzähligen Gästezimmer, bei denen Lorenzo vorsorglich