Verlorene Liebe. Sassika Büthe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sassika Büthe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738053180
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da er sie den ganzen Tag nicht beachtet hatte, würde er wohl bestimmt auch nicht zum Strand kommen. Somit ging sie früh schlafen und nach der letzten durchwachten Nacht schlief sie schnell ein.

      Was Julia nicht ahnen konnte, war, dass Marcos tatsächlich am Strand saß und vergebens auf sie wartete. Irgendwann gab er es dann auf und machte sich enttäuscht auf dem Heimweg. Sie hatte ihn schließlich den ganzen Tag schon ignoriert, und vielleicht hatte er es auch nicht anders verdient. Er hatte sie enttäuscht, das wusste er. Die Enttäuschung hatte er in ihren Augen gesehen. Vielleicht hatte seine Schwester aber auch recht und die Deutschen waren alle oberflächliche, verwöhnte Schnösel, doch das wollte er nicht recht glauben. Julia war nicht so. Sie hatte geweint, demnach musste es ihr doch etwas bedeuten, er musste ihr etwas bedeuten, oder?

      Als Julia am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich einfach grauenhaft. Sie hatte geträumt, Marcos wäre zu ihr gekommen und hatte sie um Verzeihung gebeten. Sie hatten sich umarmt und geküsst, doch dann war sie aufgewacht. Die Erkenntnis, dass es nur ein schöner Traum gewesen war, frustrierte sie. Seufzend und mit zugeschnürter Kehle zog sie sich die Bettdecke wieder über den Kopf. Leider hatte ihre Schwester wenig Mitleid mit ihr und riss ihr bald die Decke fort, so dass sie wohl oder übel aufstehen musste und zum Frühstücksbüfett schlurfte.

      Der Tag verlief im Grunde nicht viel anders als der vorige. Sie sah seine Familie ein paar Mal, doch von Marcos war keine Spur. Ging er ihr wohlmöglich aus dem Weg? Sie wusste es nicht. Sie versuchte, sich stattdessen auf ein Buch zu konzentrieren, in dem sie schon den ganzen Urlaub über immer wieder blätterte, doch immer wieder schweiften ihre Gedanken ab. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren und musste jeden Satz beinahe dreimal lesen, um ihn zu verstehen.

      Erst am Abend, als sie mit ihrer Familie an der Poolbar saß, sah sie ihn endlich. Er blickte ein paar Mal zu ihr herüber und ihre Blicke trafen sich ein ums andere Mal. Doch keiner von ihnen wagte den ersten Schritt. Keiner schien so recht zu wissen, was er tun sollte. Julia sah mitgenommen und vielleicht auch ein wenig traurig aus, fand er. Doch sie war bei ihrer Familie und da traute er sich nicht hin. Wer weiß, was sie ihren Eltern gesagt hatte. Außerdem hatte der Hotelmanager ein Auge auf ihn geworfen. Am Morgen schon hatte er ein ernstes Gespräch mit dem Manager gehabt, der ihn gewarnt hatte, mehr auf Abstand zu den Gästen zu gehen. Marcos hatte gedacht, vorsichtig gewesen zu sein, aber wer weiß. Er und Julia waren immer unvorsichtiger geworden, das wusste er. Er wusste nicht genau, wie viel der Manager, wusste und vielleicht war ihm auch nur Gerede zu Ohren gekommen, was sein plötzliches Interesse an Marcos wachgerufen hatte. Schließlich wussten mittlerweile zu viele über ihn und Julia bescheid. Wie dem auch sei, der Manager ließ ihn seitdem nicht mehr aus den Augen, und somit war es ihm auch völlig unmöglich, mit Julia an der Bar zu reden. Sie machte auch keine Anstalten, bald von ihrem Barhocker aufzustehen. Frustriert verließ er dann nach Feierabend das Hotel und machte sich auf den Weg nach Hause.

      An diesem Abend saß Julia irgendwann am Strand und hoffte, Marcos zu treffen. Doch er kam nicht. Ihn heute Abend zu sehen, hatte sehr wehgetan und sie hatte gemerkt, dass sie nicht mehr allzu böse auf ihn war. Sie hätte ihm jetzt sofort verziehen, wenn er doch nur aufgetaucht wäre. Er fehlte ihr unheimlich, und dieses Gefühl war ihr zum einen sehr fremd und zum anderen tat es höllisch weh. In zwei Tagen würde sie abreisen und somit blieb ihnen nun auch kaum noch Zeit für ein Gespräch oder eine Versöhnung. So hatte sie sich nicht von ihm verabschieden wollen. Lange saß sie völlig allein am Stand und bemitleidete sich selbst.

      Am letzten Tag ihrer Reise unternahm sie mit ihrer Familie einen Tagesausflug nach San Juan. Sie liefen durch die Straßen der Altstadt und besichtigten die bekannte Festung El Morro. Der Ausflug war sehr schön, doch Julia war nicht mit dem Herzen dabei. Gedankenverloren schlurfte sie ihrer Familie hinterher und nahm ihre Umwelt kaum wahr. Sie hatte eigentlich nicht mitkommen wollen, doch was sollte sie allein im Hotel, jetzt wo Marcos ihr aus dem Weg ging. Sie sehnte sich immer mehr nach seiner Nähe und wünschte, sie könnten sich wenigstens noch vernünftig voneinander verabschieden.

      Am Abend wurde im Hotel eine Grillparty mit Tanz veranstaltet. Ihre Eltern bestanden darauf, dass Julia sie begleitete, also hatte sie sich noch einmal ihr Sommerkleid angezogen und war mitgegangen. Sie wurden mit einem Glas Sekt empfangen, doch sie lehnte ab. Sie mochte Sekt nicht besonders, und die ganze Sache war ihr ohnehin auf den Magen geschlagen. Sie betraten die schön geschmückte und von vielen Lampions erhellte Terrasse. Sie sah sich um und musste feststellen, dass es alles wirklich sehr schön aussah. Mit gesenktem Blick folgte sie ihren Eltern und ihrer Schwester, die an einen kleinen Tisch herantraten. An dem Tisch wartete Marcos Vater, der die Gäste empfing. Er sprach mit ihrem Vater und überreichte ihm dann einen Stift und bat ihn, etwas ins Gästebuch zu schreiben. Er lächelte Julia kurz zu, ehe er davonging, und dann begegnete sie endlich Marcos Blick, der neben seinem Vater gestanden hatte und ihnen nun das Gästebuch überreichte. Sie hielt seinem Blick stand, auch wenn sie ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre. Es war zum Heulen. Sie liebte diesen Kerl, und sie würde ihn heute zum letzen Mal sehen. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht in Tränen auszubrechen. Nachdem ihre Familie bereits etwas in das Buch geschrieben hatte, stupste ihre Mutter sie an und reichte ihr ebenfalls den Stift.

      „Möchtest du nicht auch was hineinschreiben?“

      Julia nickte bloß und nahm den Stift in die Hand. Sie beugte sich hinunter und hielt den Stift über das Papier. Was sollte sie schreiben? Ihr fiel einfach nichts Passendes ein. Dann sah sie noch einmal zu Marcos auf und sein Blick war so eindringlich, dass sie nur drei Worte schrieb und das Buch dann zu ihm hinüber schob, so dass er es lesen konnte. Dann ließ sie den Stift fallen und ging zu ihrer Schwester, die am Rande der Tanzfläche stand und ihren Eltern beim Tanzen zusah. Sie waren ein tolles Tanzpaar, man sah ihnen die jahrelange Übung des gemeinsamen Tanzens an.

      Marcos ärgerte sich über sich selbst. Er hatte etwas zu ihr sagen wollen, doch ihm hatten die Worte gefehlt. Er sah ihr hinterher, wie sie davonging und ihren Eltern beim Tanzen zusah. Sie war wunderschön und vor allem dieses Kleid hatte es ihm angetan. Es betonte ihre schlanke Figur und die schönen Rundungen ihres Körpers. Das brünette Haar fiel ihr heute Abend lang über die Schultern. Sie lächelte, als sie ihren Eltern zusah, doch es lag auch ein Schatten auf ihr. Er ließ seinen Blick sinken und blickte auf ihren Einschrieb in das Gästebuch. Drei Worte: „Ich vermisse dich.“ Tränen schossen ihn in die Augen, doch er blinzelte sie schnell weg. Er sah noch einmal zu ihr und versuchte sie in der Menge ausfindig zu machen. Dann trafen sich ihre Blicke und er wusste augenblicklich, was er zu tun hatte. Von ihrem Blick angezogen, verließ er seinen Posten beim Gästebuch und ging in ihre Richtung. Lucia hatte die beiden beobachtet und nun ihren Bruder bestens im Blick, und ihre Alarmglocken schienen zu schrillen, als sie sah, was sein Ziel war. Sie stellte sich ihm in den Weg und hielt ihn am Arm fest.

      „Nicht, mach keinen Mist.“

      „Lass mich“, fauchte er und schüttelte unsanft ihren Arm fort. Er wusste, dass er großen Ärger bekommen würde, doch das war ihm im Augenblick herzlich egal. Er berührte Julias Schulter, und sie drehte sich zum ihm herum. Sie schien überrascht und zog zittrig nach Luft.

      „Marcos, was tust du?“

      Er brauchte eine Weile, ehe er seine Stimme wiederfand. „Es tut mir leid, ich wollte nicht… ich vermisse dich auch.“

      In Julias Augen schimmerten Tränen, doch sie nickte und flüsterte.

      „Ich liebe dich.“

      Es war sehr laut um sie herum und ihr Flüstern war kaum zu verstehen, doch er hatte ihre Worte genau verstanden. Er zog sie in seine Arme und gab ihr einen langen innigen Kuss. Er hörte Lucias empörtes Meckern, doch es war ihm alles egal, nur Julia nicht. Er wollte sie nie wieder loslassen. Nur kurz löste er sich von ihr. Er sah ihr tief in die Augen und sagte:

      „Ich liebe dich auch, Julia.“

      Julias Herz spielte verrückt. Sie hatte das Gefühl zu platzen und als er ihr sagte, dass er sie auch liebte, zog sie ihn wieder an sich und küsste ihn erneut. Alles um sie beide herum schien zu verblassen. Julia wusste, dass ihre Eltern es mit Sicherheit sahen und viele andere auch, aber all das zählte jetzt nicht. Nur Marcos. Sie hätte ewig so ausharren können, doch was gerade erst begonnen hatte, wurde