Arschbombenalarm. Lisa Sturm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa Sturm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742709004
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alle Details wissen. Morgen nach der Arbeit im Julios? Guk. Jana.

       Abgemacht, 18 Uhr, Julios. Guk. Samira.

      Um 16 Uhr stand Samira bei ihrem Auto. Die Tasche war gepackt und verstaut. Sie hatte das Zimmer bezahlt und sich von Ida verabschiedet aber wo steckte jetzt bloss Yanick? Als sie das nächste Mal auf die Uhr blickte war es bereits 16.05 Uhr. Ob er sie vergessen hatte? Nein, das war nicht möglich. Genau in dem Moment fuhr der blaue Jeep vor und Yanick sprang aus dem Wagen. Er sah wieder umwerfend aus. Schwarzes T-Shirt mit einem karierten Holzfällerhemd, welches er offen trug. Dazu Jeansshorts und Turnschuhe. Ein wenig verschwitzt, ein wenig verwuschelt. Er sprang auf sie zu, hob sie hoch und küsste sie wild und leidenschaftlich. Sie hörten ein Auto hupen und jemand rief: „Habt ihr kein Zuhause?“ Sie schmunzelten sich verliebt an. „Hey, du hast ja dein Auto total schräg geparkt“, stellte Samira fest und musste lachen. „Jaaaa, ich weiss. Ich bin ein Alleskönner aber irgendwie steht mein Auto immer schief in der Lücke. Ist doch egal, oder?“, sagte Yanick entschuldigend. Samira antwortete, in dem sie auf ihr eigenes Auto zeigte, was genau so schräg da stand. „Da haben sich ja die zwei richtigen gefunden“, lachte Yanick. Sie küssten sich erneut. „Mhhh, du Wildkirsche du. Ich vermisse dich jetzt schon“. Yanick blickte sie traurig an. „Ich dich auch. Aber die Woche geht sicher schnell vorbei und am Freitagabend sehen wir uns ja wieder“. Sie setzte sich in ihr Auto ans Steuer und bekam nochmals einen Kuss, da Yanick seinen Kopf in ihr Auto streckte. „Oh, fast hätte ich es vergessen. Gibst du mir noch deine Handynummer?“ Samira griff schnell nach ihrem Handy und speicherte Yanicks Nummer, die er ihr laut diktierte. „Schreibst du mir, sobald du gut in Zürich angekommen bist? Dann habe ich auch gleich deine Nummer“. „Ja mache ich“. Ein letzter Kuss und Samira brauste los.

      Während der ganzen Fahrt sang sie frischfröhlich zu der Musik im Radio. Es hatte nicht allzu viel Verkehr und so war sie zwischen Viertel vor sechs und sechs Uhr zu Hause. Als sie in ihre Wohnung kam, wurde sie von der angestauten Hitze beinahe erschlagen. Sie hatte ganz vergessen, warum sie eigentlich von hier weggefahren war. Aber Hauptsache, sie war jetzt glücklich verliebt. Schnell schnappte sie sich ihr Handy und schrieb eine Nachricht an Yanick:

       Bin gut zu Hause angekommen. Vermisse dich jetzt schon. Dicker Kuss. Deine Samira.

      Gespannt schaute sie aufs Display. Vielleicht schrieb er ja sofort zurück. Nach ein paar Minuten entschied sie sich für eine ausgiebige Dusche. Danach würde sie dann seine Antwort lesen können. Nachdem sie fertig geduscht und sich frische Kleider angezogen hatte, schaute sie erneut aufs Display. Noch keine Antwort. Aber er hatte ja auch gesagt, dass er heute keine Zeit habe. Bestimmt war er beschäftigt. Sie guckte den ganzen Abend über alle 5-10 Minuten aufs Display aber eine Antwort bekam sie nicht. Als sie sich am Abend schlafen legte, blickte sie noch ein letztes Mal auf ihr Handy. Sollte sie ihm nochmals schreiben? Ihm gute Nacht wünschen und schreiben, dass sie ihn vermisste? Hm, das mit dem Vermissen hatte sie ja schon geschrieben. Nein, sie wollte warten, bis er sich meldete. Er wird ihr sicher über Nacht zurückschreiben.

      Als Samira am nächsten Morgen erwachte, war die erste Aktion der Griff zum Handy. Keine Reaktion von Yanick. Sie war enttäuscht. Warum schrieb er denn nicht? Sie tippte frustriert eine Nachricht an Jana:

       Heute Abend im Julios gibt es eine Krisensitzung. Guk. Samira.

      Kapitel 6

      Missmutig machte sich Samira auf den Weg zur Arbeit. Im Tram war es bereits am Morgen schon wieder ziemlich heiss und wie immer waren viel zu viele Leute unterwegs. Es war ein Gedränge und ein Gedrücke. Von ihrem Hochgefühl, das sie am Wochenende noch gespürt hatte, war nichts mehr übrig. Es wurde auch nicht besser, als das Tram über längere Zeit still stand. Die anderen Leute begannen zu fluchen und zu schimpfen. Nach einiger Wartezeit gab es dann eine Durchsage, dass das Tram nicht weiterfahren konnte, da die Strasse aufgrund eines schweren Autounfalls gesperrt worden war. Es gab Ersatzbusse, die auch schon bereitstanden. Samira ging im Sog der fluchenden Leute in Richtung der Busse. Auch dort musste sie sich zuerst einen Platz erkämpfen. Der Mann, der gleich neben ihr stand, stank übel nach Alkohol. Und das so früh am Morgen. Also wirklich. Samira rümpfte die Nase und wünschte sich nach Guttannen zurück, wo die Welt noch in Ordnung war. Sie dachte an Yanick. An seine starken Arme, seinen Duft und seine Küsse. Warum meldete er sich denn bloss nicht?

      Dadurch dass sie mit dem Einsatzbus fahren musste, kam sie erst um 8.07 Uhr im Büro an. Sie startete ihren Computer und richtete ihren Arbeitsplatz ein. Schnell ein Blick aufs Handy. Leider nichts. „Aha, sind Sie doch noch gekommen“, hörte sie ihren Chef schimpfen. „Ja, es gab einen schweren Verkehrsunfall und das Tram konnte leider nicht weiter fahren….“. „Sie wissen genau, dass Ihr Arbeitstag um 8.00 Uhr beginnt. Den Verkehr müssen Sie halt einberechnen. Kommen Sie morgen bitte pünktlich“. Er dreht sich um und ging zügig davon. Samira kochte innerlich. Was fällt diesem Arsch überhaupt ein? Sie arbeitete bereits über sieben Jahre für ihn und war jeden Tag pünktlich bei der Arbeit erschienen. Nach so langer Zeit kommt sie einmal ein paar Minuten später und muss sich so was anhören? Dabei konnte sie nicht einmal etwas dafür. Ihre Laune wurde von Minute zu Minute schlechter. Und leider wurde diese bei ihren regelmässigen Blicken aufs Handy auch nicht besser.

      Nach der Mittagspause packte sie ihr Handy in die Tasche und nahm sich vor, erst am Feierabend wieder darauf zu schauen. Bis dann hatte sich Yanick bestimmt gemeldet und so hatte sie etwas, auf das sie sich freuen konnte. Als sie am Nachmittag noch eine Besprechung mit ihrem Chef hatte, musste sie feststellen, dass dieser noch schlechter gelaunt war als sie selbst. Sie hatte ihm eine Liste vorgelegt mit Daten, die sie in mühseliger Arbeit zusammengestellt hatte. „Ja aber, die Daten sind ja total falsch“, schrie er schon wieder ausser sich. „Nein, sind sie nicht“. Langsam hatte sie die Nase voll davon, dass er seine schlechte Laune immer an ihr ausliess. „Hier, zum Beispiel das erste Datum, das ist ja schon lange gewesen“. Tatsächlich, beim Kopieren des Datensatzes war ihr wohl ein Fehler unterlaufen. „Ah ja genau. Ich hatte das rüber kopiert, weil wir ja diesen Termin verschoben hatten und habe das Datum noch nicht angepasst aber ansonsten ist die Liste….“ „Absoluter Müll“. Wütend machte er einen Strich quer über das ganze Blatt. „Machen Sie das neu. Ich will alle Daten drauf haben und zwar richtig“. Ich will, ich will, ich will. Kannte er eigentlich auch noch etwas anderes? Nur weil ihr ein minimaler Fehler unterlaufen war, war doch nicht alles Müll. Wieder zurück an ihrem Platz war sie so schlecht gelaunt, dass sie anstatt zu arbeiten wütend das Internet öffnete und die Neuigkeiten des Tages las. Da stand auch etwas über den Unfall von heute Morgen. Dabei war tatsächlich eine Frau ums Leben gekommen. Sie war in ihrem Auto eingeklemmt und konnte kaum geborgen werden. Wie tragisch. Plötzlich kam ihr ein schlimmer Gedanke. Was, wenn Yanick etwas passiert war? Was, wenn er sich nicht meldete, weil er einen Unfall hatte? Ob sie mal mit unterdrückter Telefonnummer im Tannenhof anrufen sollte um zu schauen, ob er noch lebte? Sie schüttelte den Kopf über sich selber und konnte den Feierabend kaum mehr erwarten. Dann konnte sie endlich Jana ihr Herz ausschütten. Punkt 16.58 begann sie ihren Platz aufzuräumen, damit sie um 17.00 Uhr gehen konnte. Keine Sekunde länger wollte sie die schlechte Laune ihres Chefs ertragen. Mit dem Tram machte sie sich auf den Weg ins Julios. Wieder quer durch die Stadt, in der Hitze, mit den vielen stinkenden Leuten.

      Als sie ein wenig später im Julios angekommen war und ihren Apérol Sprizz vor sich stehen hatte, fühlte sie sich endlich ein wenig besser. Sie hatte es auch tatsächlich geschafft, bis jetzt noch nicht auf ihr Handy zu gucken und zog dieses nun neugierig aus der Tasche. Nichts. Keine Meldung. Kein Anruf. Gar nichts. „Verdammte scheisse nochmal“, fluchte Samira leise vor sich hin. „Na, na. Was sind denn das für Worte?“, lachend stand Jana vor ihr, nahm sie in den Arm und gab ihr zur Begrüssung ein Küsschen auf den Mund. „Ich hatte einen richtig schlechten Tag“, gab Samira zur Antwort. „Ich kann mir auch schon denken um was es geht. Krisensitzung und so. Lass mich raten, du hast dich wieder einmal über deinen Chef geärgert“. Glücklich nahm Jana ihren Apérol Sprizz in Empfang und stiess mit Samira an. „Ja, schon aber deswegen brauche ich keine Krisensitzung“. „Sondern?“ „Es geht um