Eolanee. Michael H. Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael H. Schenk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847688563
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aus der kleinen Kolonne lösten. Ein gutes Stück voraus lag das offene Gelände und dort war ein einzelnes Weibchen zu erkennen, welches die Erregung der Männchen ausgelöst hatte. Es schien abzuwarten, schaukelte mit dem Kopf und machte jene nickenden Bewegungen, welche die Repbullen in wilde Paarungsgier versetzten. Zwar reagierte nur einer der Bullen, doch der rannte der Eskorte nun weit voraus und die Versuche seines Reiters ihn zu zügeln, blieben vollkommen erfolglos. Ein Stück zurück folgten die beiden anderen Männer und holten allmählich auf. Die übrigen sieben Reiter der Vorhut hielten ihre Formation, aber ihre Aufmerksamkeit galt nun ausschließlich der kleinen Verfolgungsjagd. Keiner von ihnen achtete noch auf die Umgebung. Auch einige Männer der Nachhut blickten nach vorne. Andere ließen sich nicht ablenken und hielten die Hänge der Schlucht im Auge. Es sollte ihnen kaum nützen, denn die Gefahr war sehr viel näher, als sie vermuteten.

      Direkt vor einem der Reiter schien sich der Boden zu öffnen und in einem Wirbel aus Sand erhob sich ein Krieger Han-Keltors, der nur wenige Augenblicke benötigte, um sich zu orientieren und seine Axt zu schleudern.

      Der getroffene Reiter kippte lautlos hintenüber.

      Die anderen reagierten sofort und einer zog sein wertvolles Metallschwert mit einer gleitenden Bewegung. Sein Rep sprang mit einem kurzen Satz neben Hans Krieger und die Klinge sauste im tödlichen Hieb nach unten.

      „Hinterhalt!“, schrie einer der Leibwächter, während ringsum der Sand in Bewegung war.

      Han-Keltor hatte zwanzig seiner Männer im Sand verborgen, die sich nun fast gleichzeitig erhoben. Allerdings waren die Krieger über eine weite Fläche verstreut, da niemand mit Bestimmtheit hatte voraussagen können, wie weit sich die Kolonne der Thaanit auseinander ziehen würde.

      Eine Leibwache stürzte, dann eine weitere, doch Heset-Barnors Kämpfer gerieten nicht in Panik. Sie waren noch immer im Vorteil, denn sie saßen auf ihren Reps. Eine gut trainierte Reitechse war selbst eine Waffe. Während die Reiter mit ihren Waffen kämpften, nutzten die großen Reptilien ihre scharfen Kampfklauen und ihre Gebisse. Die wenigen Männer Han-Keltors waren keine ernste Bedrohung.

      Die wirkliche Bedrohung lauerte in der Mulde, in der Han-Keltor mit dem Haupttrupp seiner Kämpfer ausgeharrt hatte. Als der Überfall begann, schnellten er und die anderen los. Die Begleitreiter waren in Kämpfe verstrickt und bemerkten erst spät, dass sich ein weit größerer Trupp mit langen Sätzen näherte.

      „Schützt die Thaanit“, erhob sich Heset-Barnors Stimme über den Kampflärm. „Bildet einen Kreis um den Wagen und schütz die Oberherrin!“

      Der Vorhutreiter auf dem paarungswilligen Männchen hatte nun das Weibchen fast erreicht und jeden Versuch aufgegeben, seinen Bullen aufzuhalten. Schockiert erkannte der Mann die massive Kette, mit der das Rep-Weibchen an einen Pflock gefesselt war. Dem Bullen war dies vollkommen gleichgültig, er hatte sein Ziel nun vor sich und besprang das brüllende Weibchen von hinten. Während er ihm verlangend in den Nacken biss, flog sein Reiter in hohem Bogen aus dem Sattel und kam so unglücklich auf, dass er sich das Genick brach.

      Die beiden folgenden Begleitreiter konnten ihre Reitechsen herumziehen, doch mitten in der Bewegung wurde einer von ihnen von einem Pfeil in der Brust getroffen. Sein Gefährte erkannte die Gefahr und spürte, dass es keinen Erfolg versprach, zum Wagen zurückzukehren. Er begriff ebenso, dass dieser Hinterhalt von Berengar gelegt worden war und dass der Rat der Thaan von diesem Verrat erfahren musste. Er hatte das Zeichen der blauen Hand auf der gefesselten Echse erkannt und wusste, wer für die schändliche Tat verantwortlich war. Die Reitsporne bohrten sich tief in die Flanken seiner Reitechse, das Tier streckte sich und schnellte förmlich über den Boden. Doch der Pfeil, gelöst von Lutrus Hand und einem menschlichen Bogen, war schneller.

      Han-Keltor und seine Gruppe hatten nun den Kampfplatz erreicht. Von seinen Männern, die sich zuvor eingegraben hatten, stand kaum noch einer auf seinen Beinen, doch sie hatten der Eskorte der Thaanit zugesetzt und Han die erforderliche Zeit verschafft.

      „Verfluchter Verräter.“ Heset-Barnor hatte Han-Keltor erkannt und trieb seine Echse an, um den Kriegsherrn der Blauhand zu stellen.

      Han und Heset kannten sich. Sie hatten sich in den letzten Jahren oft getroffen, wenn die Thaanit Rat hielt und Tirana-Valkar zur Oberherrin reiste, um daran teilzunehmen. Die beiden Männer empfanden schon immer eine instinktive Abneigung voreinander und zugleich respektierten sie sich als Kämpfer. Dieser Respekt ging jedoch nicht soweit, dass Heset-Barnor den Vorteil aufgegeben hätte, den ihm die zusätzliche Kampfkraft seiner Reitechse verlieh. Er würde alle Waffen anwenden, um Han-Keltor zu bezwingen und dieser wusste das. Er hätte nicht anders gehandelt. Der Sieg zählte und nur den Überlebenden interessierte es noch, wie er errungen worden war.

      Um sie herum waren die Schreie der Kämpfenden zu hören, das Stampfen der Schritte und Klirren der Waffen. Gelegentlich das Schmatzen, mit dem sich eine Klinge in Fleisch grub. Es stank nach den Exkrementen der Reitechsen und nach vergossenem Blut.

      Auch Han führte ein wertvolles Metallschwert und es war der erstklassige Stahl einer mentevischen Klinge. Damit ließ sich feinstes Tuch ebenso sorgfältig durchtrennen, wie der metallene Panzer eines Kämpfers.

      Oder die Sehnen einer Reitbestie.

      Han-Keltor beabsichtigte nicht, den Anführer der Leibwache im Vorteil zu lassen. Er warf sich zur Seite, als dieser auf seinem Rep heran stürmte. Wie er erwartet hatte, versuchte die Echse nach ihm zu schnappen, als er dem Angriff auswich. Dazu verlagerte das Reptil sein Gewicht, denn es wollte Hans Ausweichbewegung folgen. Für einen Lidschlag waren die Sehnen des rechten Hinterlaufes in Hans Reichweite und der nutzte die Gunst des Augenblicks. Der blitzende Stahl fuhr in das Bein des Reps, durchtrennte Sehnen und Muskeln und während die Klinge zurückgezogen wurde, verlor die Reitechse die Balance und stürzte, sich überschlagend, zu Boden.

      Heset-Barnor wurde mitgerissen und bekam seine Füße nicht rechtzeitig aus den Steigbügeln. Er schrie schmerzerfüllt auf, als sein Reittier auf ihn fiel und ihm Bein und Hüfte brach. Das verwundete Reptil fauchte schmerzerfüllt und schnappte nun wild um sich, gefährdete seinen Reiter und auch Han, der sich jetzt von der anderen Seite näherte.

      Einer der letzten lebenden Leibwächter versuchte seinem Anführer beizustehen. Bereits verwundet, stellte er sich Han entgegen. Kein ernsthafter Gegner und kaum mehr als zwei rasche Bewegungen wert, dann sackte der Mann tot zusammen. Aber diese rasche Abfolge von Schlag und Stoß, die Han benötigte um zu töten, verschaffte dem verletzten Heset-Barnor etwas Zeit.

      Der Führer der Leibwächter versuchte unter unsäglichen Schmerzen, sich unter dem Leib seines Reittieres hervor zu stemmen. Mit den Armen zog er sich frei und seine Beine waren schlaff und scheinbar leblos. Als er es geschafft hatte, tastete er verzweifelt nach seiner Waffe, die ein Stück neben ihm im Sand lag. Er erreichte sie, als Hans Schatten über ihn fiel.

      Heset-Barnor wusste, dass er sterben würde. Er ließ sich zurücksinken und sah Han an. „Nun vollende, was du begonnen hast, du stinkender Verräter.“

      „Du hast der alten Oberherrin gut gedient, Heset-Barnor“, sagte Han mit ruhiger Stimme und setzt die Spitze des Schwertes an die Kehle des Verwundeten. „Und dein Tod wird nun der neuen Oberherrin dienen.“

      Die breite Klinge trennte den Kopf Hesets nahezu vom Rumpf.

      Han-Keltor wandte sich um.

      Verwundete stöhnten und drei verwundete Reps fauchten erbärmlich. Die beiden Reptilien vor dem Wagen der Oberherrin lagen tot in ihren Zuggeschirren und der Fahrer hing halb über dem Bock. Nur Han-Keltors Krieger waren noch auf den Beinen, zumindest jene, die noch stehen konnten. Aber Han wusste, dass noch jemand am Leben war dessen Zeit nun enden würde.

      Er ging langsam zum Wagen hinüber und sah wie die Oberherrin ihm kühl entgegen blickte. Sie schien nicht sonderlich beunruhigt, obwohl sie wusste, was nun geschehen würde. Han erreichte das Fahrzeug, langte an den toten Fahrer und zog die Leiche vom Bock herunter, so dass er sich hinauf schwingen konnte. Für einen Moment starrten sie sich schweigend an.

      „Ich bin Sareda-Manor, die Oberherrin der Berengar“, sagte sie unvermittelt. „Und du bist Han-Keltor, der Kriegsführer