Sonnig mit heiteren Abschnitten. V. A. Swamp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: V. A. Swamp
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742768407
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das vorher nicht geübt und ich hatte keine Ahnung, was ich da tat. Das Ergebnis war dementsprechend verheerend. Überall, wo ich das regennasse Zelt von innen berührt hatte, tropfte später die ganze Nacht der Regen durch.

       Mein Bruder meinte, als ich ihm die Geschichte erzählte, dass es im Sommer in Spanien nicht regnet. Wir fuhren in seinem Käfer zur Costa Brava und irgendwo bei Lloret de Mar fanden wir Platz auf einem völlig überfüllten Campingplatz. Es entwickelte sich genauso, wie ich es befürchtet hatte. In der Kühltruhe schwammen Butter, Käse und Wurst im Eiswasser, obwohl wir das Eis täglich erneuerten. Wir schmissen dann alles weg und ernährten uns von Pommes und Ähnlichem, was uns die Imbissbude bot. Jeder von uns schlief in einem Zwei-Mann-Zelt, weil ich keinesfalls mit meinem Bruder ein Zelt teilen wollte. Spanien quälte mich mit schier unerträglicher Hitze. Ich kroch meist morgens noch vor sieben Uhr auf allen Vieren aus dem Zelt. Da hatten die Temperaturen schon längst das erträgliche Maß überschritten. Mein Bruder ging mir tierisch auf den Senkel, weil er sich sowohl auf dem Strand als auch im Wasser wie ein Zwölfjähriger benahm, der es seinem großen Bruder mal so richtig zeigen wollte. Ich dachte die ganze Zeit, hoffentlich geht das hier bald vorüber.

       Kein schöner Urlaub?

       Nach ein paar Tagen hörten wir von einer Disco in der Nähe des Campingplatzes. Das roch endlich nach Abwechslung und so machten wir uns gegen Abend auf den Weg. Es war eine nette Disco mit großer nach oben offener Tanzfläche und einem Sternenhimmel, wie ich ihn bis dahin weder in Wuppertal noch in Berlin zu Gesicht bekommen hatte. Es waren ausreichend Mädchen da und wir landeten schließlich bei zwei netten Holländerinnen. Ich hatte mir zielsicher die Hübschere von den beiden an Land gezogen. Meinem Bruder war das ziemlich egal. Er stellte keine großen Ansprüche, zumindest was Mädchen betraf. Über mehrere Jahre hielt ich ihn ohnehin für schwul, weil ich ihn nie mit einem Mädchen gesehen hatte. Meine süße Holländerin und ich tanzten eng und die Atmosphäre heizte sich stark auf, trotz der kühlen Nachttemperaturen. Später gingen wir zum Strand und fanden einen Ort, der weit genug von den anderen Pärchen entfernt war. Meine kleine Holländerin war ein wirklich süßes Ding.

      Ich erzähle Strawinsky nicht, was dann geschah. Das süße Hollandmädel war eine sehr liebevolle Fickerin und es ist mir selten so gut gekommen, wie in dieser Nacht. Als ich in sie eindrang, hatte ich das Gefühl, dass tausend kleine zarte holländische Händchen meinen Schwanz willkommen hießen und ihn verwöhnten. Ich hätte es danach gerne noch einmal gemacht, aber sie vertröstete mich auf den nächsten Tag.

       Auf dem Campingplatz traf ich später meinen Bruder. Sein Mädchen hatte sich etwas spröde angestellt und außer Knutschen war nichts gewesen. Er fand das o.k.. Der nächste Abend würde es bringen. Ich denke heute, dass er eigentlich nichts mit dem Mädchen anfangen wollte, sondern lediglich nicht hinter seinem großen Bruder zurückstehen wollte. Der nächste Abend entwickelte sich für mich wie der Vorhergehende. Wir tanzten, tranken ein wenig, erzählten uns Geschichten und beschlossen schließlich, diesmal nicht zum Strand, sondern in die Zelte zu gehen. Das war kein Problem, unsere Zelte lagen weit genug voneinander.

      Ich erinnere mich, dass unser Sex noch besser als am ersten Abend war, obwohl der schon eine kleine Sensation war. Ich bin ein Freund von liebevollem, langsamem Sex. Hektische Rammelei war nie mein Ding. Dieses süße Kind hat mir in dieser Nacht alles gegeben, was auf meiner Wunschliste stand.

       Als wir beide genug hatten, brachte ich das Mädchen zurück zum Hotel. Bei meiner Rückkehr zum Campingplatz suchte ich meinen Bruder und fand ihn leise schnarchend in seinem Zelt. Da war es dann definitiv zu spät für Gutenachtgeschichten. Am nächsten Morgen war ich schon wieder früh unterwegs. Ich duschte jeden Morgen zur Abkühlung. Nach dem Duschen setzte ich mich wie gewöhnlich an die Imbissbude. Mein Bruder kam immer später, ihm machte die Hitze nicht so viel aus. Außerdem hatte er mit seinem Zelt einen Platz unter einem Pinienbaum ergattert. Da gab es wenigstens ein bisschen Schatten. An diesem Morgen kam er zunächst nicht und ich fing an, mir Sorgen zu machen. Ich wollte gerade losgehen, um nach ihm zu schauen, dann kam er. 198 Zentimeter Elend. Er sah schrecklich aus und ich tippte auf eine akute Erkrankung. Er wollte sich zunächst nicht zu seinem Zustand äußern. Er kaute lustlos auf seinem Weißbrot und starrte gequält in die Gegend. Dann brach er sein Schweigen.

       Was war geschehen?

       Er hatte sich bei dem Versuch, in seine Holländerin einzudringen, die Vorhaut eingerissen. Er war eben ein ungeschickter Blödmann. Jedenfalls jammerte er rum, als wenn die Kleine mit dem Messer auf ihn losgegangen wäre. Mein Bruder hatte nun die Nase voll von Spanien und wollte auf dem schnellsten Weg nach Hause. Damit war auch mein Urlaub zu Ende. Ich verabschiedete mich noch von meiner kleinen Holländerin. Wir waren beide sehr traurig und ich versprach ihr, sie in Holland zu besuchen. Dann fuhr ich meinen leidenden Bruder nach Hause.

       Haben Sie die Holländerin wiedergesehen?

       Die Hollandmieze hat mir nette Briefe geschrieben. Damals gab es ja noch kein Email und Telefonieren war teuer. Ich habe mich immer über ihre Briefe amüsiert, weil sie in einem ulkigen Deutsch abgefasst waren. Immerhin war ihr Deutsch wesentlich besser als mein Holländisch.. Bei meinem nächsten Besuch in Wuppertal habe ich dann meinen Bruder überredet, die beiden Holländerinnen zu besuchen. Er stimmte nur sehr zögernd zu. Er fand keinen Draht zu seiner „Vorhaut-Einreißerin“. Als wir bei den beiden Mädchen waren, wich er mir nicht von der Seite. Dadurch wurde der Hollandtrip für mich zum Fiasko. Ich hab nur ein bisschen knutschen können. Meine Hollandmieze flüsterte mir zum Abschied ins Ohr: „Komm das nächste Mal ohne Deinen Bruder, dann haben wir mehr Zeit für uns.“ Ich wusste, was sie meinte. Leider habe ich sie nie mehr wiedergesehen.

      Wärme, Zärtlichkeit und erste Leidenschaft

      Wo ist SCHÖNSTE HÄNDE? Ich würde mich gerne an ihren Beinen erfreuen, falls sie einen Rock tragen würde. Strawinsky kommt gleich zur Sache.

       Waren Sie ein guter Schüler?

      Du kannst Witze machen, Strawinsky, denke ich, aber ich verkneife mir jede unpassende Bemerkung.

       Die Volksschule durchlief ich ohne besondere Vorkommnisse. Das änderte sich dann auf dem Gymnasium. Mein Vater steckte mich in ein altsprachliches Gymnasium. Ich glaube, er besuchte auch so eine antiquierte Schule. Mit Latein konnte ich mich noch anfreunden, weil ich Schwammborns Fünfminutenwalzer unbeschadet überleben wollte.

       Schwammborns Fünfminutenwalzer?

       Schwammborn war unser Lateinlehrer. In meiner Erinnerung war er ein großer, vierschrötiger Mann. Er versuchte, trotz seines bulligen Körpers, sich immer leichtfüßig und tänzelnd durch das Klassenzimmer zu bewegen. Das fanden wir alle sehr komisch, aber in seiner Gegenwart trauten wir uns nie, darüber unsere Witze zu machen. Man erzählte sich, dass er nach dem Krieg zunächst als Boxer gearbeitet hatte. Dann spülte ihn die akute Lehrernot in den Schuldienst. Wir mussten damals noch samstags in die Schule gehen. In der letzten Stunde hatten wir Schwammborn. Die meisten von uns hatten sich gedanklich schon ins Wochenende geflüchtet. Das war Schwammborn ein Dorn im Auge. Deshalb praktizierte er seinen Fünfminutenwalzer. Er suchte sich aus unseren Reihen einen Delinquenten aus und der musste sich in militärischer Haltung neben sein Pult stellen. Dann begann der Walzer. Schwammborn schaute auf seine Armbanduhr. Jetzt galt es, die nächsten fünf Minuten zu überstehen. Er rief Vokabeln auf, wahllos in Deutsch oder Latein, und wir mussten ihm das entsprechende Pendent laut und deutlich entgegen rufen. Schwammborn machte Notizen. Versagte der Prüfling nach seiner Meinung zu oft, tänzelte ihm Schwammborn entgegen. Half die nahende Gefahr immer noch nicht dem Gedächtnis des Prüflings auf die Sprünge, nahm Schwammborn das Ohr des Delinquenten in seine fleischigen Finger und drehte dies langsam im Uhrzeigersinn. Es gelang ihm meines Wissens nie, ein Ohr abzudrehen oder einzureißen. Aber der Schmerz genügte auch so, um uns davon zu überzeugen, bei dem Vokabelstudium nicht allzu nachlässig zu sein.

      Ich hasste Schwammborn, aber ich muss zugeben, dass meine Lateinkenntnisse aus Schwammborns Zeit bis heute gehalten