Manche Engel sterben früh. Margarete van Marvik. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Margarete van Marvik
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741860119
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entfernt sich mehr und mehr aus der realen Welt und zieht sich in ihr von Panzern umgebenes Schneckenhaus zurück.

      Mit vierzehn Jahren muss Ruth die Hauptschule verlassen. Sie ist aufsässig, schwänzt die Schule und verprügelt ihre Mitschüler, wenn sie als Feuermelder tituliert wird.

      Sie klaut das Mofa vom Nachbarn und schafft es trotzdem nicht, mit dem Ding abzuhauen. Meistens ist zu wenig Sprit im Tank und sie kommt nur bis zur nächsten Ecke. Fluchend und wütend über sich selbst schiebt sie das Mofa wieder dorthin, wo sie es hergeholt hat.

      Meistens wird sie dabei nicht erwischt.

      Ihr Körper nimmt mehr und mehr eine Abwehrhaltung ein. Ohne Abschlusszeugnis verlässt Ruth am Ende der siebten Klasse die Hauptschule.

      Von diesem Tag an verschwindet sie immer häufiger im Keller mit einer billigen Whiskyflasche, die sie heimlich ihrem Vater entwendet hat. Ist ihr persönlicher Alkoholpegel erreicht, fällt es ihr wesentlich leichter, die Veränderungen an ihrem Körper zu ertragen.

      Sie muss hilflos zusehen, wie ihre Hüften breiter werden. Mit ohnmächtiger Wut muss sie erdulden, wie ihre Brüste Formen annehmen und sie es nicht verhindern kann. Das einzig Positive, was sie an sich sieht, ist, dass ihre Taille schlanker wird. An bestimmten Tagen leidet sie unter Krämpfen und Kopfschmerzen.

      Ruth ist völlig überfordert und hilflos mit sich und ihrem Körper. Panikartige Angstzustände begleiten sie in den nächsten Wochen und Monaten. Sie ist wütend auf sich selbst, da sie die Veränderungen an sich nicht aufzuhalten vermag. Sie glaubt, ihr Körper entwickelt sich zu einem Vulkan, der jederzeit erneut ausbrechen kann. Ihre Gesichtszüge verändern sich, ihr Kinn wird markanter und ihre grünen Augen blicken in letzter Zeit glanzloser und ohne Wärme. Ihre zarte Haut wirkt fettig und Pickel blühen rund um ihr spitzes Kinn. Sie erschrickt vor ihrem eigenen Spiegelbild.

      Eines Abends, als sie sich wieder einmal nicht verstanden fühlt, will Ruth sich und ihren Körper entdecken und hofft, so ein wenig aus ihrer Seelenqual entrinnen zu können.

      Unter ihrer Bettdecke fängt sie an, sich zu streicheln. Ihre Hände gleiten leicht wie eine Feder an ihrem Körper entlang. Sie spürt ein angenehmes, wohliges Gefühl auf ihrer Haut und findet Gefallen daran.

      Ruth glaubt, dass Christin fest eingeschlafen ist, und lässt diesem Gefühl der Wärme freien Lauf.

      Ihre Hände wandern langsam und zärtlich an ihren Brüsten entlang, weiter über den Bauchnabel bis hinunter zu ihrer Lustzone.

      Sie ertastet ihren ganzen Körper bis hinunter zu ihren Fußspitzen. Allmählich entwickelt sich ein wohliges Gefühl. Ruth tritt ein in eine Welt ihr bislang unbekannter Gefühle. Völlig entspannt lässt sie sich auf ihr Treiben ein.

      Jäh und ohne Vorwarnung wird ihr die Decke, unter der sie liegt, weggerissen. In diesem Augenblick hat Ruth das Gefühl, ihr Herz bliebe stehen. Ein tiefes Schamgefühl überkommt sie.

      Geistesgegenwärtig zieht sie ihre Arme hoch und versucht, ihren nackten Körper vor ihrer Mutter zu verdecken. Bevor sie sich jedoch wehren kann, klatscht eine Hand auf ihr Gesicht. Ruth stöhnt auf und hört, wie ihre Mutter brüllt: „Du Miststück! Was du da gerade gemacht hast, tut man nicht! Das ist schmutzig und macht blind. Hast du das verstanden?“ Ruth ist sprachlos und reißt ihrer Mutter die Decke wieder aus der Hand. Aus dem Augenwinkel erkennt sie, wie ihre Monsterschwester wieder in ihr Bett krabbelt. Sie ist es gewesen, die ihre Mutter gerufen hat, als Christin die lustvollen Geräusche ihrer Schwester vernahm. Ruth berührt sich seit diesem Erlebnis nie wieder selbst. Die Angst, erwischt zu werden, ist übermächtig. Mit dieser Attacke hat sie die Beziehung zu ihrem Körper vollends verloren. An solchen missglückten Tagen vermisst sie ihre Freundin Silke sehr. Oft fragt sie sich, ob es ihr in Schweden gut geht oder ob sie ebenfalls so leiden muss wie sie selbst. Ruth bekommt beklemmende Angst vor der Zukunft und fragt sich immer wieder, ob das alles sei, was sie vom Leben zu erwarten hat. Sie spürt eine unbändige Zerrissenheit in sich und fängt wieder an, sich bei jeder Gelegenheit, die sich ihr bietet, an den Unterarmen zu ritzen. Erst wenn das warme Blut rinnt, wird sie innerlich ruhiger. Sie trägt seit einiger Zeit, wenn es auch noch so heiß ist, nur langärmlige Shirts. Sie will nicht, dass gesehen wird, wie ihr rechter Arm vom Ritzen bereits stark vernarbt ist. Mehrere Tage hintereinander schließt sie sich im Keller ein und kommt nur heraus, wenn alle die Wohnung verlassen haben. Verzweifelt sucht sie einen Ausweg, um von hier zu verschwinden. Die Aggressionen, die sich bei ihr aufstauen, weiß sie nicht abzubauen.

      Eines Tages entdeckt sie einen alten Stuhl im Kellergang und schafft ihn in den eigenen Keller. Die Idee, Eigenkörpertraining zu probieren, ist geboren.

      Tag für Tag bietet Ruth ihrem Körper Widerstand. Nach einigen Wochen merkt sie, dass es körperlich und seelisch mit ihr bergauf geht.

      Nach dieser positiven Erfahrung verbringt sie viele Stunden im Keller und trainiert mit ihrem Eigengewicht bis zum Umfallen. Ruth drillt sich stark und geschmeidig und ihr Selbstbewusstsein fängt an zu strotzen.

      Ihre Augen bekommen wieder Glanz und ihr Durchsetzungsvermögen prägt sich aus. Freudig erkennt sie, dass sich ihr Körper zum Positiven verändert und ihre schlanke und zierliche Figur muskulöser wird. Das Ritzen in ihre Haut gerät in den Hintergrund. Ihrer Mutter tritt sie viel selbstbewusster gegenüber, ihre Schwester Christin ignoriert sie einfach. Sie will leben und den zerreißenden Seelenstress endgültig hinter sich lassen.

      Ruth hat ein neues Ziel, sie will nach Berlin!

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