HARDCORE-WESTERN, BAND 2 - FÜNF ROMANE IN EINEM BAND. Ronald M Hahn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ronald M Hahn
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750223127
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aus dem luxuriös eingerichteten Kellerraum. Ihre Laterne stand angezündet vor der Tür. Roger nahm sie und eilte durch die Gänge bis zur Treppe. »Beeil dich!«

      Er ließ Lola vorangehen. Als sie oben ankamen, schaute er sich schnell um. Sie waren erst in Sicherheit, wenn Georgie Flannagan ausgeschaltet war, der noch immer irgendwo im Haus umher streifte. Der Mann war gefährlich – er und seine Komplizen hatten keine Skrupel gehabt, drei Pinkertons zu töten. Wenn er seine Felle wegschwimmen sah, war er vielleicht zum Äußersten fähig.

      Die Haustür war verschlossen, also öffnete Roger kurzerhand ein Fenster und deutete hinaus.

      »Du gehst zuerst.«

      »Was wird aus Fifi?«, fragte Lola.

      »Niemand weiß, dass sie mit uns zusammen gearbeitet hat«, erwiderte Roger leise. »Also wird man ihr nichts tun.«

      »Doch, ich weiß es«, sagte irgendwo im Salon eine hämische Stimme.

      Dann krachte ein Schuss. Die Blumenvase, die Lola von der Fensterbank genommen hatte, um ins Freie zu klettern, zersprang in tausend Stücke.

      Roger packte ihren Arm und riss sie zu Boden. Als der weite Schuss sein Echo warf, stürzte er einen Tisch um und verwendete ihn als Barrikade. Sein Colt flog in seine Hand und erwiderte das Feuer.

      Roger hatte keine Ahnung, wo Georgie in dem halb dunklen Salon steckte, deshalb gingen seine ersten Schüsse ins Blaue. Dann sah er in der Nähe der in den ersten Stock führenden Treppe das Mündungsfeuer des Banditen aufblitzen. Er hatte sich hinter einer Ecke verschanzt. Roger gab zwei weitere Schüsse ab, und irgendwo fiel irgendetwas um.

      Im ersten Stock schrie eine Frau auf. Fifi? Herrjeh, hoffentlich kommt sie jetzt nicht raus. Auf der Kellertreppe wurde das Stampfen von Schritten laut. Gleich darauf steckte McGilligan den Kopf aus der Kellertür und schrie: »Leg ihn um, Georgie! Er weiß alles!«

      Roger schoss auf die Kellertür und hörte einen Schreckensschrei. Genau besehen war ihre Lage nicht allzu übel. Er hatte neben seinem eigenen Colt auch die erbeuteten Waffen Kensingstons und McGilligans, und Lola verfügte über Flints Schießeisen. So lange sie es nur mit einem bewaffneten Gegner zu tun hatten...

      Plötzlich flogen ihm Holzspäne um die Ohren, und er ging erschreckt in Deckung. Von der Kellertür her richtete sich der Lauf einer doppelläufigen Schrotflinte auf seinen und Lolas Standort.

      Mist! McGilligan musste irgendwo im Keller eine Waffe aufgetrieben haben. »Die Lage wird heikel«, raunte er Lola zu. »Ich kann nur hoffen, dass nicht auch Kensington bewaffnet ist... Offen gesagt, ich bin kein sehr guter Schütze...«

      »Aber ich.« Lola zucke hoch und gab einen Schuss ab. Aus Georgies Richtung kam ein Fluch.

      »Das beruhigt mich«, murmelte Roger.

      »Was ist hier los?«, schrie Fifi plötzlich in der Dunkelheit. »Victor, wo bist du?«

      Roger hob den Kopf und sah sie in ihrem Nachtgewand auf dem obersten Treppenabsatz stehen. Er wollte ihr zurufen, sie solle in Deckung gehen, doch im gleichen Moment zwang ihn eine weitere Schrotladung, den Kopf einzuziehen. Zu allem Übel ging nun auch die Sonne auf. Die ersten Strahlen erreichten das Haus. Als sein Blick ins Freie fiel, sah er, Kensingtons Hauspersonal verschlafen, zerzaust und notdürftig bekleidet aus dem Nebenhaus kommen und sich auf dem Hof versammeln. Zwei Männer rannten zum Tor des Forts, um es zu öffnen – aus welchem Grund auch immer.

      »Hört auf!«, schrie nun Kensington. «Hört mit der Scheiße auf, verdammt noch mal! Noch ist niemand zu Schaden gekommen! Noch können wir die Sache rückgängig machen!«

      Georgie Flannagan lachte wütend. »Du elender Feigling! Noch ist niemand zu Schaden gekommen? Und was ist mit den Pinkertons? Mac und ich werden baumeln, wenn die beiden hier rauskommen! Aber du bist fein raus!«

      »Hör zu, Mann«, rief Kensington verzweifelt. Er wollte vor seiner Angebeteten wohl nicht als Krimineller dastehen. »Hör zu... Lasst die beiden laufen... Ich...«

      »Ach, leck mich doch!« Georgie richtete seinen Colt auf die Kellertür und drückte ab. Roger hörte ein dumpfes Aufklatschen. Ihm sträubten sich die Haare. So klang es wohl, wenn jemand eine lange Treppe hinunter fiel.

      »Victor!«, rief Fifi. »Bist du verletzt?«

      »Er ist hin«, rief McGilligan zurück. »Geschieht ihm recht. Die feige Sau war von Anfang an nur halb bei der Sache! Außer der Idee hat er ohnehin nichts beigesteuert.«

      Roger schaute erneut zum Tor hin. Es war nun sperrangelweit offen. Er erblickte ein Dutzend Berittene mit langen Staubmänteln und Bowlerhüten, die Gewehre durchluden. Sie wirkten sehr entschlossen. Fast alle zierten dicke Schnauzbärte.

      Die Firma Pinkerton hatte ihr Versprechen erfüllt.

      Roger musste plötzlich lachen.

      »Was gibt’s da zu lachen, du Blödmann?«, rief Georgie Flannagan. »Gleich bist du tot!«

      »Ich würd an deiner Stelle erst mal aus dem Fenster schauen.« Roger zwinkerte der blass ihre Waffe umklammernden Lola zu. »Da draußen sind nämlich ein paar Herren, die vermutlich mit euch sprechen wollen.«

      Georgie riskierte einen Blick. Und fluchte.

      »Was ist, Georgie?«, schrie McGilligan. »Was meint der Kerl? Von wem redet er?«

      Die Pinkertons galoppierten nun auf das Haupthaus zu. Dort angekommen, sprangen sie ab und droschen mit den Kolben ihrer Gewehre auf die Tür ein. Einige andere nahmen sich die Fenster vor. Gleich darauf prasselten Scherben auf den Parkettboden des Salons.

      Georgie hob sein Schießeisen und eröffnete das Feuer auf sie, doch die Männer gingen rasch in Deckung.

      Roger O’Donnell duckte sich neben Lola hinter den Tisch. Dann flog die Haustür aus den Angeln. Die Läufe mehrerer Gewehre wurden in den Raum geschoben, dann krachte es.

      »Krepiert, ihr Hunde!«, schrie Georgie. Er stellte sich in Todesverachtung aufrecht hin, und Roger sah, dass auch er zwei Revolver hatte. Die Läufe seiner Eisen spuckten Feuer und Blei. Doch hatte er in seiner Wut völlig vergessen, dass einen das Alter von zweiundzwanzig Jahren nicht automatisch unsterblich macht. Lola schloss die Augen, als ein halbes Dutzend Gewehrschüsse Georgies Brust zerrissen und er fluchend ins Jenseits hinüberwechselte.

      McGilligan sprang mit vorgehaltener Flinte hinter der Kellertür hervor, doch er kam nicht dazu, einen Schuss abzugeben, denn er hatte das Nachladen vergessen. Ein schnauzbärtiger Pinkerton legte in aller Seelenruhe auf ihn an und drückte ab. McGilligan krachte gegen die Wand und blieb neben dem toten Flint liegen.

      24.

      »Roger!«

      Roger schaute auf. Fifi La Plume flog in ihrem transparenten Hemdchen die Treppe herunter, durchquerte auf nackten Füßen den Raum, warf sich an seinen Hals und küsste ihn ab.

      Die Pinkertons drangen nun in den Salon ein, verteilten sich und schauten sich um. Ihr Anführer, ein starkknochiger Ire mit rotem Haar und einem Grübchen am Kinn, warf einen verschmitzten Blick auf Fifis Hinterteil. Dann bemerkte er, dass er Lolas Blickfeld geriet. Er räusperte sich, griff in seine Manteltasche, zog ein Foto heraus und schaute es kurz an.

      »Sind Sie Countess Landsfeld?«

      »Ja?«

      »Ich bin Hugh Farrell von der Pinkerton-Detektei.« Farrell schüttelte ihr die Hand. »Ich hoffe, wir sind noch rechtzeitig gekommen.«

      »Es war buchstäblich in letzter Sekunde«, erwiderte Lola erschöpft. Sie musterte Fifi, die sich an Roger O’Donnell schmiegte, als wolle sie nicht mehr von ihm lassen. Nun ja, er hatte es ihr ordentlich besorgt, und was konnte sie von einem Mann seiner Art mehr verlangen?

      »Hätte übel ausgehen können«, sagte Farrell. »Aber zum Glück haben Sie ja eine Nachricht für uns am Empfang Ihres Hotels hinterlegt.«

      »Sie glauben gar nicht, wie sehr ich mich darüber freue«, sagte Lola.