HARDCORE-WESTERN, BAND 2 - FÜNF ROMANE IN EINEM BAND. Ronald M Hahn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ronald M Hahn
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750223127
Скачать книгу
her?« Sie machte keine Anstalten, ihre durch den fadenscheinigen Unterrock sichtbaren körperlichen Schätze zu verbergen.

      Roger räusperte sich. »Ich stehe sozusagen in den Diensten Ihrer Herrschaft. Wir sind gekommen, um Sie zu befreien.«

      »Ach, wirklich?« Roxanne schaute sich um, als rechne sie damit, dass jeden Moment jemand eintreten könne.

      Roger empfand ihren Blick als irgendwie gehetzt, und er hatte nicht im Geringsten den Eindruck, dass sie sich über sein unerwartetes Auftauchen freute. Befürchtete sie etwa, das tollkühne Unternehmen könne in letzter Sekunde schief gehen? Wusste sie, dass Flint hier irgendwo lauerte und jeden Moment zurückkehren konnte?

      »Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte er. »Ich habe Flint erledigt.«

      »Tatsächlich?«

      Roger nickte. »So gut mir ihre reizende Unterwäsche auch gefällt, meine Liebe«, fügte er dann hinzu, »ich würde es vorziehen, wenn Sie sich nun anzögen. Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden...« Er deutete über seine Schulter. »Es könnte sein, dass man Flint bald findet.«

      »Ja, ja...« Roxanne machte sich fahrig an der Schublade eines Schränkchens zu schaffen. »Wo ist die Gräfin?«

      »Das frage ich mich auch«, sagte Roger und runzelte die Stirn. »Sie hätte eigentlich vor mir hier sein müssen.« Er drehte sich um und fragte sich, ob er die Zeit nutzen sollte, um Lola zu suchen. »Hoffentlich hat sie sich in diesem Labyrinth nicht verlaufen...«

      »Das wäre ja furchtbar«, hauchte Roxanne – wie Roger fand, aus ziemlicher Nähe. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmte.

      Als er auf dem Absatz herumfuhr, blitzte etwas Silbernes vor seinen Augen auf, knallte gegen seine Stirn und knipste ihm sein inneres Licht aus.

      Dass es der Leuchter war, erfuhr er erst später.

      23.

      In den dreißig Jahren seines Lebens war Roger O’Donnell mit der Weiblichkeit immer gut gefahren.

      Die Damen mochten ihn, und er mochte die Damen. Doch als er diesmal zu sich kam, verspürte er das drängende Verlangen, einer Frau den Hintern zu versohlen. Nach Möglichkeit den nackten Hintern. Auf einem gut besuchten Marktplatz, damit alle braven Bürger etwas davon hatten.

      Sein Schädel dröhnte, doch zum Glück war ihm weniger übel als beim letzten Niederschlag. Er konnte den Kopf zwar schütteln, ohne sein Abendessen ausspucken zu müssen, aber seine Sinne funktionierten irgendwie falsch. Als er die Augen öffnete, erblickte er ein Nebelmeer. In seinen Ohren rauschte die See. Erst nach und nach wurde ihm klar, dass es menschliche Stimmen waren.

      Roxanne und...

      Dass sie ihn so heimtückisch niedergeschlagen hatte, hatte vermutlich den Grund, dass sie nicht gerettet werden wollte.

      Dies wiederum konnte nur bedeuten, dass sie von Anfang an mit Kensington unter einer Decke gesteckt hatte.

      Dass seine dämliche Bande die Falsche entführt hatte, hatte sie nicht verhindern können, da einer der Männer sie groggy geschlagen und sogleich über seine Schulter geworfen hatte. Sie hatte auch nicht ahnen können, dass Lola sie auf dem Schiff nach New York dazu zwingen würde, sich das Haar zu färben. So hatte sie keine Gelegenheit gehabt, Kensington die wichtige Veränderung mitzuteilen.

      Rogers Verdacht bestätigte sich wenige Sekunden später, als er jemanden sagen hörte: »Das hast du gut gemacht, Roxie! Jetzt brauchen wir nur noch die Zicke zu finden.«

      Die Stimme gehörte McGilligan. Und vermutlich auch die Stiefelspitze, die kurz darauf in Rogers linke Seite krachte. Er verbiss sich den Schmerz, denn er wollte dem Kerl nicht zeigen, dass er wieder bei Sinnen war. So lange man ihn für ohnmächtig hielt, würde man ihn in Ruhe lassen. Und dann ergab sich vielleicht eine Gelegenheit. Zumindest eine Gelegenheit zum Nachdenken.

      Die Zicke, die McGilligan erwähnt hatte, sollte wohl Lola sein. Nun redeten mehrere Anwesende durcheinander, und Roger vernahm auch das Organ Kensingtons. Dass sie Lola nicht geschnappt hatten, ließ hoffen. Hoffentlich war sie so gerissen, wie er vermutete, und...

      Seine Hoffnung nahm zu, als er hörte, dass jemand die Decke am Eingang beiseite wischte und Lolas Stimme sagte: »Die Flossen hoch, aber ’n bisschen plötzlich!« Und dann, ziemlich erfreut: »Hallo, Roxanne! Da bist du ja!«

      Roger riskierte einen Blick. Kensington saß auf dem Bett. Sein Mund stand sperrangelweit offen. McGilligan, der sich offenbar kurz zuvor gebückt hatte, um das Schnürband seines rechten Schuhs zu richten, verharrte mitten in der Bewegung. Roxanne Prentiss stand etwa einen Meter von Lola entfernt. Lola hielt einen Schießprügel in der Hand, den sie vermutlich dem toten Flint abgenommen hatte.

      Roger wollte etwas sagen, doch seine Stimmbänder weigerten sich.

      »Lola! Endlich!« Roxanne stürzte sich auf die Retterin, von der sie gar nicht gerettet werden wollte, doch Lola wich ihr geschickt aus und sagte: »Vorsicht! Geh aus der Schusslinie!«

      Roxanne wich frustriert zurück. Den verbiesterten Blick, mit dem sie Kensington musterte, bekam nur Roger mit, dem es nun gelang, seinen Oberkörper aufzurichten. Als Lola ihn erspähte, machte es Bumm! Roger knallte mit dem Schädel an den Tisch, unter dem er gelegen hatte und sank erneut stöhnend zu Boden.

      »Roger!«, rief Lola. »Bist du verletzt?«

      »Hören Sie, Lady«, warf McGilligan nun ein. »Was soll das bedeuten?« Er wollte sich erheben, doch Lola war wie der Blitz bei ihm und trat ihm ins Kreuz, so dass er der Länge nach neben Roger auf den Boden schlug.

      »Maul halten!« fauchte sie. »Was habt ihr mit meinem Freund gemacht?« Sie wandte sich an Roxanne. »Was haben sie mit ihm gemacht, Roxanne?«

      »Er hat was auf den Kopf gekriegt«, erwiderte Roxanne und näherte sich dem gestürzten McGilligan von der Seite. »Ich nehme ihm die Kanone ab...«

      Sie bückte sich, doch in diesem Moment gelang es Roger, sich aufzurappeln. Seine Hand zuckte vor und packte Roxannes Gelenk. Die Frau schrie auf, und Lola rief erschreckt: »Was machst du denn da?«

      »Die verdammte Schlampe steckt mit den Kerlen unter einer Decke«, fauchte Roger. »Sie hat mich niedergeschlagen!«

      »Was?!« Lola schaute von ihm zu Roxanne, als wisse sie nicht, was sie glauben sollte. Roxanne setzte eine empörte Miene auf und schrie: »Er lügt! Glaub ihm nicht! Er gehört zu der Bande! Er will dich nur in Sicherheit wiegen!«

      Roger nahm McGilligan das Schießeisen ab und fletschte die Zähne. Roxanne schrie auf und wich zurück, als erwarte sie Prügel. Roger hatte die Schnauze nun voll. Man hatte seinen besten Freund ermordet und ihm zweimal auf den Kopf geschlagen. Irgendwann platzte auch dem sanftesten Gemüt der Kragen.

      »Leg ihn um!«, schrie Roxanne. »Leg ihn um, Lola! Du kannst ihm nicht trauen!« Kensington saß totenbleich hinter ihr auf dem Bett. Er war zwar bewaffnet, schien aber nicht den Mut zu haben, sein Eisen zu ziehen, da Lola das ihre schon in der Hand hatte.

      »Lass dich von dieser Schlange nicht einwickeln«, fauchte Roger. Er trat auf Kensington zu, der erschreckt zurückfuhr. Roger zog ihm den Revolver aus dem Holster und steckte ihn zu McGilligans Waffe in seinen Gürtel. Er überblickte schnell den Raum. »Lass und abhauen, Lola! Hier haben wir nichts mehr verloren. Deine Freundin fühlt sich wohl in diesem Haus. Du siehst es schon an ihrer Unterwäsche.«

      Lola schaute Roxanne an. Erst jetzt schien sie zu bemerken, dass sie anders gekleidet war als am Abend ihrer Entführung. »Woher weißt du, was sie vorgestern anhatte?«

      »Erzähl ich dir später mal«, sagte Roger und verfluchte sein vorlautes Mundwerk. »Komm jetzt!« Er deutete auf den Ausgang. »Du wirst schon sehen, dass sie freiwillig hier bleibt.«

      Lola schaute ihn zweifelnd an, dann setzte sie sich langsam rückwärts in Bewegung. Roger schlug die Decke zur Seite, und Roxanne rührte sich tatsächlich nicht von der Stelle. Lola warf ihr einen wütenden und zugleich