Unterwegs zum Horizont. Bernd Majewski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bernd Majewski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844255928
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Grill. Kohle rein, anzünden und schon brutzelt der BAR in Alufolie gewickelt und gut gewürzt, für die Leute fast unsichtbar, in der Steinwanne. Dietlinde macht Wäsche und hängt die Sachen zum Trocknen an eine Leine zwischen Baum und Bus.

      2 x 10 Minuten und der Fisch ist fertig.

      Wasser auf die Kohle, Sand drüber.

      War was?

      Der BAR ist köstlich. Nicht billig, aber ein guter Griff.

      Das merken wir uns.

      Wir haben von zu Hause ein Basilikumtöpfchen mitgenommen, muss ja nicht verkommen. Es hängt hinter dem Hintersitz am Haken, schaukelt vor sich hin, bekommt täglich Wasser und wächst weiter. Frisches Basilikum und täglich Tomaten.

      Wunderbar.

      Das Wasser kommt, einige Schiffe schwimmen schon wieder.

      Wegen des schlechten Wetters und Wegabschneiden in der Normandie und in der Bretagne sind wir genau im Zeitplan.

      10.8.

      Nun ist es gewiss. Dietlindes Beinen geht es besser, meiner Hüfte auch. Die Bandscheibe pfeift noch etwas, das wird sicher auch noch besser. Baden wird helfen.

      Unsere Knochen brauchen über eine Woche, genauer ganze 10 Tage, um sich anders zu biegen als gewohnt. Viel Sitzen, auf einer gerade mal 5 cm dicken Matratze schlafen, aber das kann keine Entschuldigung sein, die war seit 15 Jahren nie dicker. Gebückt im Auto stehen – wir sind tagsüber zu faul das Hubdach zu heben, denn dann könnte man die Decke mit anheben, so dass wir stehen könnten.

      Wenn wir 70 sind, brauchen wir dann die ganze Reise, um wieder schmerzfrei zu funktionieren?

      Das wird böse enden, soviel steht fest.

      Spanien

      Wir machen heute einen Autobahnsprung von rund 500 km bis nach Spanien hinein. Die schöne Gascogne kennen wir schon.

      Die Küstenstraße verläuft 100ten von Kilometern mehr oder weniger weiter gerade nach Süden. Alle paar Kilometer geht eine Stichstraße durch den Pinienwald. Dort quetschen sich dann die Touris am Strand.

      Vorbei an Biarritz und bei Hendaye über die Grenze. San Sebastian bis Bilbao. Dort gibt es Wurstsalat zum Mittag. Der muss weg, denn jetzt wird es hoffentlich warm.

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      Und dann fängt endlich eine Küstenstraße an, die ihren Namen verdient. Die Autobahn mäandert durch die Ausläufer der Pyrenäen und führt immer wieder zur Steilküste.

      Blaues Meer, soweit das Auge reicht.

      Wir halten uns wegen der Warnschilder, die auf Radarkontrollen hinweisen, an die Geschwindigkeitsregeln.

      Die Spanier kümmert das wenig.

      Die brettern mit 140 – 150 – 160 Sachen an uns vorbei.

      80 -90-100 hätten es sein sollen.

      Hinter Santander geht’s dann ab in Richtung Altamira. Hier haben Forscher 1879 Höhlen entdeckt. Quasi die Sixtinische Kapelle der Steinzeit. Rund 15.000 Jahre alte Wandmalereien überziehen die Decken.

      Weil Atem und Schweiß der Touris die Farben angreifen, muss man sich ein ganzes Jahr vorher anmelden, um in kleinen Gruppen eingelassen zu werden. Haben wir natürlich nicht. Vor einem Jahr wussten wir noch gar nicht, dass wir hierher fahren würden.

      Es ist Sonntag, das Museum macht um 15 Uhr zu.

      Jetzt ist es 16 Uhr. Und montags ist Ruhetag.

      Ich wollte ja ohnehin keine alten Steine.

      Im Deutschen Museum in München kann man Nachbildungen bewundern.

      Ein Traum:

      Blauer Himmel, manchmal grünes Wasser in den Buchten, Steilküsten, dann wieder kleine Strände, an denen sich Fleischberge stapeln.

      Abseits der Tourifallen gehen keine Straßen zur Küste, jedenfalls finden wir keine. Wir wollen aber ganz nah ran.

      Wir erreichen das Örtchen Tomanes.

      > Da, in Richtung Küste stehen doch Häuser. Fahr doch einfach mal rein. Mal sehen, wo der Weg hinführt. <

      Tatsächlich, an den letzten Häusern vorbei durch hügelige Wiesen, führt ein Sträßchen erst asphaltiert, dann Kies und schließlich grober Schotter. Keine Verbotsschilder, kein Zaun. Wir fahren einfach weiter und bleiben staunend auf einer Hügelkuppe stehen.

      Steilküsten, soweit man gucken kann.

      Kleine Buchten, in denen wir per Fernrohr ein paar Unentwegte angeln sehen. Wie die über schäumende Brandungen hinweg was angeln wollen, ist uns schleierhaft.

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      Wiesen, ein paar Gehöfte.

      Grillen zirpen.

      Hin und wieder kommt ein Einheimischenauto vorbei.

      Ein Hiesiger jagt seine 3 Hunde per Auto über die Wiesen.

      Aylinchen wird kurz beschnüffelt und beknurrt, sie flüchtet indigniert in den Bus.

      Bei Baguette und Rosé de Provence Steilküsten betrachten, das hat was.

      Das mögen wir.

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      Hier wollen wir bleiben zumindest so lange, bis man uns wegjagt.

      Der Hundehetzer entpuppt sich als Falkner, der nicht nur Hundespaß vermittelt, sondern seinen Falken anpiept. Er steht unweit und es dauert nicht lange, sitzt ein Falke auf seinem Handschuh.

      Hunde und Falke.

      Problemlos.

      Es sind zwei!

      Sie werden gekröpft und nach einer halben Stunde fliegen sie wieder ab in die Steilküste.

      Ein dicklicher Radler kommt schon zum dritten Mal vorbei. Wir klatschen und feuern ihn an. Er freut sich. Das Fett muss weg.

      Dann ist himmlische Ruhe.

      Nachts um halb 3 kracht es.

      Donner und Blitz. Ein Unwetter zieht über uns weg.

      Alles schwarz.

      Da wir der höchste Punkt auf dem Hügel sind, ziehe ich schnell unser Hubdach ein, Faradayscher Käfig hin oder her und fahre ein Stückchen runter.

      Wir machen runde Augen.

      Unwetter, steile Klippen und auch noch Wind.

      Aber es hält sich in Grenzen.

      11.8.

      Wir schlafen bis halb 8.

      Grau, nieselig empfängt uns der Tag. Wenig Aussicht auf Besserung.

      Die Straße Nr. 632 führt uns an Gijón vorbei zum Flugplatz hinter Aviles. Unsere 20 Jahre alte Karte kann zeitweise mit der rasenden Bautätigkeit dank der EU nicht mithalten.

      Wir verfahren uns, was für uns eine völlig neue Erfahrung ist.

      An der Straße sehen wir immer wieder Pilger-Hinweisschilder.

      Die armen Teufel müssen hier sicherlich 50 – 60 Kilometer direkt auf Asphalt neben den vorbeirauschenden Autos wandern. Auch wir donnern an den armen Gestalten vorbei.

      Hape Kerkeling hat recht.

      Das frustet nicht nur, das ist richtig gefährlich.

      Ob Gott das will?

      Und wenn die nicht aufpassen, landen sie direkt auf der Autobahn, die oft parallel zur Bundesstraße verläuft. Uns ist das einige Male wegen der schlechten Beschilderung passiert. Auf Asphalt laufen ist schon schlimm, aber das auch noch bei Wind und Regen.

      Da müssen viele Sünden abgewandert