Ein Schwätzchen, ich kann es nicht lassen:
> Hallo, was angelt man denn hier? <
> Aale < wird geantwortet.
> In einer Stunde drei Stück, gestern. Guter Platz hier! <
Vater schmaucht Pfeife, wohl auch gegen die Mücken, Sohnemann Zigaretten.
Schubertklänge begleiten die Szene.
Und prompt:
Ein Leuchtschwimmer nickt und schon zappelt ein langer Aal an Land.
So geht es weiter.
Es wird dunkel und dunkler.
Die Mücken stören nicht.
Aal um Aal landet im Eimer.
Schubertiaden sind fertig, ich klettere in mein Hochbett.
Dietlinde schaut noch.
> Gute Nacht. <
7.8.
Morgendunst, diesige Wolken schleichen über die Wiesen.
Ein Angler steht direkt hinter uns.
Ob die Aale morgens auch beißen?
Sieht nicht so aus.
Es klart auf, wir queren die Normandie, denn Wiesen und Felder hatten wir schon und Bunkeranlagen wollen wir nicht.
Über St. Lo driften wir nach Süden, nach Le Mont St. Michel.
Das haut einen schon von Ferne um.
Eine der größten Sehenswürdigkeiten Frankreichs.
Die auf einem 78 m hohen Felsen im Wattenmeer errichtete, dem Erzengel Michael geweihte Kirchenburg ist mit einem 1,8 km langen Damm mit dem Festland verbunden. Es begann bereits im 8. Jahrhundert, dass ein erstes Kirchlein gebaut wurde. Aber erst ab dem 13. Jahrhundert baute man sie richtig aus.
Keine alten Steine?
Daran kommt man aber doch nicht vorbei. Einfach grandios.
Natürlich 1000de Touris.
Der Touristenzirkus schlechthin.
Man sollte meinen, dass schon alle Franzosen dieses beeindruckende Bauwerk gesehen haben.
Aber nein. Man strömt.
Wir mittendrin, lassen uns aber nicht erweichen, für 8 € zu parken und den Lemmingen zu folgen. Was dann noch abkassiert wird, können wir uns denken.
Der Eindruck reicht, der Führer erzählt mehr. Wir kreiseln ein paar Mal und entfliehen nach St. Malo mit seiner eindrucksvollen Festung.
Schon wieder alte Steine, aber wenn man schon mal da ist…..
St. Malo ist eine alte Seefahrerstadt, die ihren Umwallungsgürtel mit Altstadt nach den Bränden 1944 wieder aufgebaut hat.
Von hier aus ärgerten die Franzosen mit wilden Korsarenstreichen auf wendigen Seglern vor allem die Engländer im 16. und 17. Jahrhundert. Mehreren Belagerungen hielt sie stand, nicht aber den Bomben der Deutschen.
Auch hier natürlich 10.000de Touris.
Wir umrunden die Altstadt mehrfach, in der Hoffnung, irgendwo halbwegs nah eine Parkmöglichkeit zu finden.
Alles dicht.
Zwar gibt es überall Parkplätze, in die kann man aber nur reinfahren, wenn das Auto nicht höher als 1,90 m ist. Man will Pkws und Wohnwagen offensichtlich auseinander halten. Wahrscheinlich wegen der Gebühren.
Wir sind 1,97 m hoch, das haben wir nachgemessen.
Wo wir können, geben wir uns als PKW aus.
Stimmt doch auch.
Breitmaulfrosch.
Nur abends, wenn es dämmert, klappen wir das Dach hoch.
Jetzt sind wir ein Wohnmobil. Also keine Chance als PKW zu parken.
Unterwegs hatten wir Grillkohle gekauft.
Fisch!
Wir wollen Fisch essen. Wenn wir schon kaum Wasser sehen, wollen wir wenigstens in einer Poissonerie frischen Fisch kaufen.
Es fängt zu regnen an.
Wir queren auch die Bretagne, denn es ist kalt und nass. Keine Sicht.
Über St Brieuc, Loude´ac, Pontivy und Auray spült uns das Wetter nach Carnac.
Das sind nun aber wirklich alte Steine. Uralt, aber eindrucksvoll.
An der Zufahrtstraße zu diesem kleinen Seebad breiten sich in der Heide die Alignements aus. Weite Felder übersäht mit 2.935 Megalithen, bis zu
20 Meter hohe und bis zu 7000 Zentner schwere Steine. Den Sinn dieser Aufreihung hat man bis heute nicht erkennen können, auch nicht, wie und warum man diese Trümmer dorthin transportiert hat. Sie sind keltischen Ursprungs, zumindest das weiß man.
Der Wind pfeift, es regnet aber nicht mehr.
Wir ziehen Anoraks an und suchen an der Schnellstraße Vanne – Nante ein Plätzchen auf einer Raststelle. Langes Rumsuchen nach Plätzen mit Panorama ist bei diesem Wetter nicht drin.
Der Tag war lang.
Erst gegen 8 finden wir einen brauchbaren Platz auf einer Raststätte bei Roche-Bernard. Wir strecken uns und gehen erst mal aufs Klo.
Da wird ganz in der Nähe ein besserer Platz frei.
Nix wie hin.
Dietlinde fuhr heute, wir wechseln uns tageweise ab.
Sie ist nicht da.
Wo ist der Autoschlüssel?
Ich will den Platz besetzen, ehe ein anderer das macht.
Der Schlüssel ist weg.
Wir haben zwei klassische Plätze für den Ersatzschlüssel.
Entweder stecken lassen, weil der jeweils andere ja immer da ist, oder ins Fach neben dem Lenkrad.
Aber weder noch.
Nichts. Beide Plätze sind leer.
Vielleicht hat sie ihn mitgenommen?
Ich krame den zweiten hervor und besetze den besseren Platz.
Dietlinde ist entsetzt.
Sie hat den 1. Schlüssel auch nicht.
Alles wird abgesucht.
Das ganze Auto wird untersucht.
Nichts.
Wir gehen den Weg zum Klo mehrfach ab.
Der Schlüssel bleibt verschwunden.
Das ist nicht gut.
Wenn uns der 2. auch noch wegkommt, war´s das mit der Reise.
Dietlinde ist sich sicher, ihn im Auto gelassen zu haben.
Er wird schon wieder auftauchen.
Wahrscheinlich an einer unmöglichen Stelle.
8.8.
Der Schlüssel bleibt weg.
Auf den Ersatzschlüssel müssen wir jetzt aber wirklich aufpassen.
Wenn wir weggehen immer prüfen:
> Hast Du den Schlüssel? Zeigen. Alle Türen zu? <
In dieser Reihenfolge bitte, denn wir haben es auch schon geschafft, dass der Schlüssel drinnen ist und alle Türen zu sind. Es ist eine arge Fummelei, eine Tür aufzubiegen und mit einem Draht den Türschließer hochzuziehen.