Unterwegs zum Horizont. Bernd Majewski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bernd Majewski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844255928
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Brennbarem. Wir achten sehr darauf. Gischt donnert über die Felsen.

      Abendessen um 8.

      Ich bin früh in der Kiste. Dietlinde sitzt noch beim Rosé.

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      14.8.

      10 Stunden Schlaf!

      Morgens kein Wind.

      Das könnte ein Shrimpstag werden.

      Shrimps können wir nicht in Alufolie wickeln. Die müssen gebrüht werden und dann in Knoblauch-Olivenöl brutzeln. Wind und Funkenflug können wir da nicht brauchen.

      Ein Stocherer ist unterwegs.

      Mit langen Stangen turnt er über die Felsen und stochert nach irgendwas.

      Ich tippe auf Hummer, Dietlinde meint Krebse.

      Gefährlich sieht es allemal aus.

      Viana do Castello ist ein nettes Städtchen.

      Wir bleiben auf der Küstenstraße, die aber plötzlich zur Autobahn führt.

      Aus die Maus, wenn wir über die Autobahn nach Porto reinfahren, müssen wir durch die ganze Stadt.

      Wir wollen aber nur die Altstadt und den Hafen sehen.

      Um die Kathedrale kommen wir dann auch nicht herum.

      All das liegt aber an der Küste.

      Porto ist immerhin die zweitgrößte Stadt Portugals und noch einmal in einer Großstadt herumirren, finden wir nicht lustig.

      Kurz vor Porto biegen wir ab und suchen die Küstenstraße, denn auf der sind wir sicher schneller am Hafen. Wir landen in kleinen Dörfchen, suchen nach einem Fischgeschäft, Laden oder Fischauto. Solche Fischautos gibt es sicher auch in Portugal. Es gibt sie in Spanien und in Ostfriesland. Warum also nicht auch hier.

      Nichts.

      Wir fahren zwei, drei Mal in die Häfen.

      Nichts.

      Da sind zwar Fischerboote, wir sehen auch Netze und Kisten.

      Aber nirgends einen Fisch, den man erwerben könnte.

      Jetzt geht es mit 30 – 40 über Kopfsteins-Pflaster dahin.

      Kein Fisch.

      Die bauen hier Gemüse an.

      Teures Mangold, Tomaten und und und. In Gemüsehäusern, in den Vorgärten, auf der Veranda. Aber kein Fisch.

      Wir sind doch an der Küste, zum Himmel.

      Fisch: Nada.

      Unser Basilikum hat inzwischen ein Schleudertrauma.

      Wir klappern Geschäft für Geschäft in den Vororten von Porto ab.

      Fischer, die gerade ihre Netze reparieren, werden befragt.

      Fisch, wir wollen Fisch, verflixt.

      > Ja, ja, norte, < man winkt und zeigt nach Norden.

      Wir sind es leid.

      Dann gibt’s eben Fleisch.

      Beim Metzger erstehen wir zwei schöne Schweinefleisch-Scheiben.

      Die werden heute gegrillt.

      Fertig.

      Kein Fisch in Portugal.

      Kaum sind wir ein paar Kilometer weiter, umfahren wir ein Fischauto, von dem aus gerade eine Hausfrau bedient wird.

      Pech!

      Nach 1 ½ Stunden für wenige Kilometer treiben wir durch einen Industriehafen und ehe wir uns versehen, sind wir schon wieder auf der Autobahn.

      Hoch oben auf einer Brücke über den Dourofluss sehen wir tief unten die Doppeltürme der Kathedrale. Nächste Abfahrt runter. Durch die Stadt, aber immer runter.

      Endlich am Hafen direkt vor der Altstadt.

      War doch gar nicht so schlimm.

      Die Altstadt enttäuscht.

      Kleine Gassen, schiefe Häuser wären ja ok, aber kaum Geschäfte, lieblose Bars. Einsame Kuchenstücke gammeln in Vitrinen.

      Arm sein heißt doch nicht, ohne Liebe zu dem stehen, was man macht.

      Hunde streunen durch die Gassen.

      Arbeitslose lungern mit leeren Blicken herum, ein paar huschige Touris.

      Wenig Lebensfreude kommt einem entgegen.

      Wir kennen das anders.

      Wo auch immer wir in den hintersten Winkeln der Länder arme Leute trafen, immer wurde Lebensfreude ausgestrahlt. Man war mit dem was man hatte zufrieden.

      Wir haben schon vor Jahren aufgegeben, uns darüber zu wundern.

      Aber hier.??

      Tristesse und Hoffnungslosigkeit springen einen an.

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      Die Kathedrale ist ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert. Es wurde lange mit viel Schweiß und Blut daran herumgebaut. Denkt man sich das wenige elektrische Licht in der Kirche weg, ist dies hier ein bedrohlicher Ort.

      Gott der Strenge.

      Gott der Unterdrücker.

      Die Kirchenfürsten saßen in herrlichem Chorgestühl und hielten das Volk schön dumm.

      Viele Kathedralen wirken – und sollten das wohl auch – bedrohlich auf den einfachen Menschen.

      Aber das hier strahlt Bosheit aus.

      Die Portugiesen haben wenig Spaß am Verkaufen.

      Die wenigen Stände mit Gemüse oder Textilien sind lieblos auf Kisten gestapelt. Nicht mal der Versuch, die Kisten mit irgendeinem Tuch etwas nett herzurichten, wird unternommen. Selbst die Restaurants oder Schenken am Hafen, wo doch ein paar mehr Touristen auftauchen, strahlen „ Nahrungsaufnahmestelle“ a la DDR aus.

      > Stell Dir mal vor, die Italiener würden hier einziehen. Portugiesen raus, Italiener rein. Da wär´was los. Lachen, singen, schwatzen und aus dem Wenigen, was man hat, irgendetwas machen. Aber so: Traurig. Traurig. <

      Aber die Schiffchen, mit denen man eine Hafenrundfahrt machen kann, sehen nett aus. Und freundlich sind die Leute. Nicht anders als in Spanien.

      Sobald sie unsere Setterdame sehen, zerfließen sie.

      In der Altstadt ist sie die Attraktion, nicht die alten Steine.

      Wie wird das erst in Italien.

      Man kann Hunde ansonsten offensichtlich auch in Portugal nicht leiden.

      Die ganze Zeit verfolgt uns ein Hund.

      Aylinchen ist schon wieder verängstigt.

      Sie hat noch die Rudel wilder Hunde in Rumänien im Kopf. Erst auf dem Parkplatz zieht er traurig Leine. Wieder eine Hoffnung weniger.

      Südlich Aveiro suchen wir ein Plätzchen am Strand.

      Hier ist wieder alles flach, keine Berge mehr. Küstenstraße vor den Dünen, wie schon oft. Pinienwälder. Stichstraße zum Praia = Strand.

      Hier tobt der Bär.

      Touris ohne Ende.

      Nichts für uns.

      Wir tuckern weiter, verfransen uns, umrunden Buchten auf Schotterpisten und erreichen Praia de Miro. Das sollte weit genug weg sein von jeder größeren Stadt.

      Nichts da.

      Hier toben zwei Bären.

      Himmel, irgendwo wird es doch wohl ein Plätzchen für uns geben.

      Auf löchrigem ehemaligem Asphalt suchen wir Kilometer um Kilometer. Hin und wieder kommt uns ein Auto entgegen. Es muss also irgendwo hingehen.

      Die