Herrin der Finsternis. Kevin Rombold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kevin Rombold
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847659532
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kleinsten Berührung zu Staub zerfallen. Schritt für Schritt ging sie weiter auf den Schrank zu. Jeder Schritt war sorgfältig gewählt. Schließlich hatte sie keine Lust in eine Falle zu tappen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. Die Magie war hier deutlich am stärksten. Hier musste das Buch sein, von dem Abraham gesprochen hatte. An allen Wänden befanden sich weitere Reliefs. Monique sah sich jedes einzelne davon an und fotografierte sie. Mal zeigten die Bilder ein großes Fest, welches nach dem Sieg über die Dunkelheit veranstaltet wurde. Das nächste Bild zeigte, dass ein Wanderer vorbeikam und das Fest störte. In seiner Hand hielt er eine Schriftrolle, die drohendes Unheil verkündete. Das musste die Schriftrolle sein, die sie auf dem Dachboden gefunden hatte. Irgendwann musste sie in den Besitz einer ihrer Vorfahren gelangt sein. Erneut blickte sie zu den Bildern an der Wand. Das Nächste zeigte drei Amulette, die von den Siegern verehrt wurden. In der Hoffnung, dass sie diejenigen beschützen würden, die sie trugen. Auf den Amuletten selbst waren wieder die Symbole der Elemente eingraviert. Vermutlich waren diese Amulette ein wichtiger Teil, wenn man die legendären Kämpfer finden wollte. Schließlich öffnete Monique den alten Holzschrank. Knarrend schwangen die Türen auf, als das alte verrostete Schloss nachgab. Staub wurde aufgewirbelt und vernebelte für einige Sekunden die Sicht. Monique hustete und wedelte mit ihrer Hand. Langsam legte sich der Staub wieder und Monique konnte ihre Augen wieder öffnen. Der Holzschrank war bis auf vier Bücher völlig leer. Monique nahm das erste Buch in die Hand. Das Emblem auf dem roten Buchdeckel begann zu schimmern. Es war das erste Elementsymbol. Feuer. Das zweite Buch, mit einem blauen Einband, trug das Wassersymbol, das dritte, welches einen gelb-grünen Einband hatte, die Symbole der Erde und der Luft. Das vierte Buch war schneeweiß und die Seiten waren vollkommen leer. Doch Monique fühlte, dass auch dieses Buch einen wichtigen Zweck hatte. Sie nahm alle vier Bücher an sich und wollte sie gerade in ihrem Beutel verstauen. Plötzlich zuckte ein leichter Schmerz durch ihre Finger. Jeweils an einer Ecke der Buchumschläge erschien ein kleines Symbol. Monique kannte dieses Zeichen. Ein kleiner schwarzer Schmetterling. Das Symbol, das sie schon in ihrer Kindheit auf vielen alten Büchern im Haus ihres Onkels gesehen hatte. Es war ein altes Familienwappen. Also hatte ein Helsing dieses Buch verfasst? Das war unmöglich. Oder vielleicht doch nicht? Der Stammbaum der Helsings ließ sich nur bis ins erste Jahrhundert nach Christus zurückverfolgen. Schon damals hatte sich die Familie der Bekämpfung der Geschöpfe der Dunkelheit verschrieben. Zumindest berichtete es so die Legende, die ihr Onkel ihr erzählt hatte. Diese Jagd dauerte so lange an, bis es endlich Abraham van Helsing, ihrem Vorfahren, gelang den Fürsten der Finsternis zu besiegen. Dracula, der erste aller Vampire. Seit dieser Zeit hatte man weder von Vampiren gehört noch hatte man welche gesehen. Heute glaubte niemand mehr an Vampire. Viele hatten noch nicht mal von ihnen gehört. Sie waren völlig in Vergessenheit geraten. Zu einem Mythos abgestempelt. Doch Monique glaubte an ihre Existenz. Ebenso wie ihr Onkel. Es konnte gut sein, dass diese Bücher einst einem Helsing gehört hatten. Monique fröstelte. Sie packte die Bücher endlich in ihre Tasche und beeilte sich die Bibliothek zu verlassen. Allerdings würde sie den japanischen Behörden von ihrer Entdeckung schon bald erzählen müssen. Diese Bibliothek durfte nicht ein zweites Mal in Vergessenheit geraten. Doch nun wollte sie nur noch zurück ins Hotel und ein Bad nehmen.

      Jake hatte sie rasch zurück ins Hotel gebracht und nach einer entspannenden Dusche lag Monique ausgestreckt auf dem Bett. Mehrmals hatte sie inzwischen versucht ihren Onkel zu erreichen. Doch niemand ging ans Telefon. Nach dem siebten Versuch gab sie schließlich auf. Vielleicht war Abraham in der Bibliothek und hatte sein Handy zu Hause vergessen. Er würde bestimmt zurückrufen, wenn er nach Hause kam. Doch nun wollte Monique sich die Bücher vornehmen, die sie vor nicht einmal einer Stunde gefunden hatte. Als sie die erste Seite aufschlug und die alten japanischen Symbole betrachtete, fluteten erneut Bilder in ihren Geist. Erinnerungen an eine längst vergessene Zeit, als Japan noch in viele kriegerische Staaten aufgeteilt war und Herrscher um die Vormacht in Japan kämpften. In einer Zeit vor der Vereinigung des Volkes. Schließlich begann das Buch mit dem weißen Umschlag zu glühen. Monique griff beinahe schon unbewusst danach und schlug es auf. Erstaunt sah Monique, wie sich die leeren Seiten langsam mit Schriftzeichen und Zeichnungen füllten. Es war so eine Art Tagebuch. Doch diese Schrift war anders. Es waren Runen, wie auf dem Stein, der den Eingang zur kaiserlichen Bibliothek verschlossen hatte. Das Buch berichtete davon, wie ein junger japanischer Mönch von seinem Herren beauftragt wurde die legendären Amulette zu finden, die überall auf der Welt verstreut sein sollten. Der Mönch berichtete von seiner Reise, und was er alles über die Geschichte der Amulette herausgefunden hatte. Doch während seiner Reise war ihm klar geworden, dass sein Herr keine guten Absichten hatte. Immer mehr Hinweise deuteten darauf hin, dass er danach strebte die Kräfte der Amulette für seine finsteren Machenschaften zu missbrauchen. Der junge Mönch floh und versuchte die Amulette, die er gefunden hatte, wieder zu verstecken und vor seinem Herren zu schützen. Jahre lang wurde er von den Schergen seines Auftraggebers verfolgt. Doch es war ihm gelungen alle Amulette so zu verstecken, dass nur diejenigen, die dazu bestimmt waren sie zu tragen, sie auch finden würden. Im Alter von neunzig Jahren kehrte er schließlich nach Japan zurück. Sein Verfolger war verstorben und damit war er wieder ein freier Mann. Außerdem brachte er vier geheimnisvolle Bücher mit. Es war das gesammelte Wissen über die Amulette und die legendären Krieger, das er auf seiner siebzigjährigen Reise gesammelt hatte.

      Die Zeit verflog und als Monique endlich mit dem Buch fertig war, hatte der neue Morgen bereits zu dämmern begonnen. Doch Monique fühlte sich weder müde noch ausgepowert. Es war unglaublich, was sie alles in nur einer Nacht herausgefunden hatte. Der junge Mönch trug den Namen Chang Hél Sing. Als er in Europa gewesen war, hatte er sich unsterblich in eine einheimische Frau verliebt und war etwa zehn Jahre lang mit ihr zusammen gewesen, bevor er erneut vor seinen Verfolgern fliehen musste. Er hatte ihr einen Sohn geschenkt und sie geheiratet. Und im Laufe der Zeit musste der Name Hél Sing zu Helsing abgeändert worden sein. Endlich wusste Monique, warum ihr diese Bücher so vertraut waren. Sie waren ein Teil ihrer Geschichte. Und nun hatte sie endlich das fehlende Glied in ihrem Familienstammbaum gefunden. Also stammten die Helsings ursprünglich aus Japan. Von den japanischen Mönchen wusste Monique, dass man ihnen oft mystische und geheimnisvolle Kräfte zuschrieb. Nun war ihr klar, woher sie ihre Gaben hatte. Die Fähigkeiten dieser Mönche wurden von Generation zu Generation weitervererbt. Abraham würde bestimmt große Augen machen, wenn er erfahren würde, was Monique alles herausgefunden hatte. Doch das musste noch etwas warten. Sie musste zunächst noch einige andere Dinge herausfinden, bevor sie nach Hause zurückkehren konnte. Erneut nahm sie das erste Buch in die Hand. Das Buch mit dem Feuersymbol.

      Kapitel 6

      Monique blätterte aufmerksam durch die ersten Seiten des Buches. Bisher hatte sie noch Nichts gefunden, was sie nicht bereits gewusst oder was ihr auch nur im Ansatz weitergeholfen hätte. Die alten japanischen Symbole waren für Monique sehr einfach zu lesen, auch wenn heute kaum noch jemand diese Sprache beherrschte. Das Buch war zudem nicht sehr dick, daher würde sie es sehr schnell durchgelesen haben. Doch in dem Moment, als sie sich gerade in das Buch vertieft hatte, klopfte es an der Tür zu ihrem Zimmer. Wer konnte das nur so früh sein? Es wusste doch fast niemand, dass sie hier war. Hastig verstaute Monique die Bücher in ihrer Reisetasche und ließ die Schlösser an den Riemen einrasten. Das Klopfen dauerte an und wirkte beinahe schon aufdringlich. „Ja, ich komme gleich. Ich muss mir nur etwas anziehen.“ Es war gelogen, doch es gab ihr genug Zeit sich ihren Besucher durch den Türspion genauer zu betrachten. Ihr Herz klopfte wie wild. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Doch zum ersten Mal seit neun Jahren konnte sie nicht genau sagen, was es war. Und genau dieser Umstand war es, der ihr solche Angst machte. Vorsichtig spähte sie durch die Linse. Erstaunt wich sie zurück. Das konnte doch nicht sein. Was machte Mauris hier? War etwas in London passiert? Hatte ihr Onkel ihn geschickt? Mauris schien sehr aufgeregt zu sein und sah sich mehrmals nervös um, so als hätte er Angst, dass ihm jemand folgen könnte. Monique hatte ihn noch nie so außer sich gesehen. Er musste sehr überstürzt aufgebrochen sein. Er hatte sich nicht einmal Rasiert. Er trug eine dunkle Jake in Kombination mit einer ziemlich verschlissenen und ausgebleichten Jeans. Erneut klopfte er an die Tür, wobei er sich wiederum nervös umsah. Monique war beunruhigt. Sie entriegelte die Türe und öffnete sie vorsichtig. Mauris zögerte keinen Augenblick und betrat ohne weiteres das Zimmer. „Schnell, Kind. Mach die Tür zu.“