Herrin der Finsternis. Kevin Rombold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kevin Rombold
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847659532
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Er wird dir gut tun.“ Der Tee schmeckte scheußlich und Monique verzog angewidert das Gesicht. Doch dann nahm sie einen weiteren kräftigen Schluck. Sie genoss die wohltuende Wärme, die sich in ihrem Hals und in ihrem Bauch ausbreitete und ignorierte den bitteren Geschmack in ihrem Mund so gut sie konnte. „Fühlst du dich besser?“ Monique nickte. Doch sie spürte, dass sich etwas verändert hatte. Sie spürte etwas in ihr, das sie bis zu dem Zeitpunkt, als sie das Pergament berührt hatte, nicht gespürt hatte. „Was ist passiert? Wo ist das Pergament?“ Abrahams Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. „Nachdem du das Pergament berührt hast, gab es einen hellen Lichtblitz. Als ich wieder einigermaßen gut sehen konnte, war das Pergament verschwunden und du warst ohnmächtig. Allerdings war dein Körper noch einige Minuten von einem seltsamen Leuchten umgeben. Schließlich haben wir dich hier her gebracht.“ Monique begann sich wieder an einige Dinge zu erinnern, die geschehen waren, nachdem sie das Pergament berührt hatte. „Ich habe…Bilder gesehen. Einige könnten Erinnerungen gewesen sein, doch andere sahen aus, als würden sie mir Dinge zeigen, die geschehen werden.“ Ihr Onkel nickte nachdenklich. „Es ist immer nur eine mögliche Zukunft, die du siehst. Dann ist es also wahr. Du hast die Gaben aller Helsings früherer Generationen in dir vereint. Du bist die Auserwählte.“ Diese Worte brannten sich in Moniques Gedächtnis. Diese Worte und das anschließende Gespräch mit ihrem Onkel würden ihr restliches Leben von nun an bestimmen.

      Kapitel 3

      Erschöpft von dem langen Flug und durch ihre Erinnerungen in ihrer Hoffnung bestärkt stieg Monique aus dem Flugzeug. Der Flughafen war, wie sie bereits erwartet hatte, hoffnungslos überfüllt. Hunderte von Touristen und Einheimischen tummelten sich auf den Gängen und der Lärm war beinahe unerträglich. Das Unwetter, das den ohnehin schon langen Flug unnötig verlängert hatte, war vorüber und die Luft war schwül, als die Sonne den Regen auf den Straßen wieder verdampfen ließ.

      Als sie den Flughafen verließ lag vor ihr die japanische Hauptstadt Tokio. Auf dem Parkplatz wartete bereits eine Limousine auf sie. Der Fahrer winkte Monique zu sich heran. „Hallo junge Frau. Sie müssen Miss van Helsing sein.“ Monique nickte und lächelte dem jungen japanischen Fahrer freundlich zu. Er schien nervös zu sein und sich in seiner Uniform nicht so recht wohl zu fühlen. „Ist dies ihr erster Tag als Fahrer für unsere Organisation?“ Der Mann nickte und seine Anspannung schien zuzunehmen. „Hat man ihnen die Regeln ausgehändigt?“ Wieder nickte der Fahrer und spielte nervös mit seiner Mütze. Seine Haare waren dunkel und kurz geschnitten. Inzwischen wurde Moniques Lächeln noch breiter. „Wie heißen sie?“ Der Fahrer erschrak, so als hätte man ihn bei einem Verbrechen ertappt. „Ich…ich heiße Jake Matsuo.“ Seine Aussprache war beinahe Akzentfrei. „Kommen sie aus Japan?“ Der Fahrer schien sichtlich verwirrt über diese Frage. „Nein. Meine Familie hat bis vor fünf Jahren in New York gelebt. Mein Vater hat eine Stelle bei einer neuen Computerfirma hier in Tokio angenommen.“ „Also Jake. Ich habe Regeln noch nie besonders gemocht. Am besten nehmen sie das Regelbuch und kicken es sofort in die nächste Tonne. Seien sie einfach sie selbst.“

      Die Anspannung des jungen Mannes schien wie verflogen. Jake lächelte erfreut. „Steigen sie ein Miss.“ Monique ging an der geöffneten Tür vorbei, die Jake ihr offen hielt. „Ich sitze gerne vorne.“ Damit setzte sie sich auf den Beifahrersitz der schwarzen Limousine. Jake lachte. „Hätte ich mir denken können. Sie sind der Boss.“ Er schloss die Hintertür und setzte sich auf den Fahrersitz. „Eine Frage hätte ich noch.“, wandte sich Jake an Monique. „Ja?“ „Kann ich diese alberne Mütze abnehmen?“

      Monique streckte ihre Hand aus und nahm Jake die Mütze ab und warf sie auf den Rücksitz. „So sehen sie ohnehin viel besser aus.“ Monique lächelte. „Danke Miss.“ Damit startete Jake den Wagen und fuhr los. „Zum Hioshito Hotel. Nehmen sie die Jokuostraße. Dort ist um diese Zeit am wenigsten Verkehr.“ Jake sah sie verwirrt an. „Waren sie schon öfters in Tokio Miss Helsing?“, fragte er verblüfft. Monique versuchte ein Lachen zu unterdrücken und lächelte stattdessen nur. „Nein. Dies ist meine erste Reise nach Japan.“ Jake war nun deutlich verwirrt. „Woher wussten sie dann…?“ Er brachte den Satz nicht zu Ende. „Sagen wir mal, ich habe mich gut informiert.“ Natürlich war Monique sehr überstürzt aufgebrochen und hatte sich vorher kaum mit ihrem Reiseziel beschäftigt. Manchmal machte es ihr heute noch Angst, dass sie solche Dinge einfach wusste und den Menschen in ihrem Umfeld ging es ebenso. Daher versuchte sie die Wahrheit ein wenig abzuändern, um so niemanden unnötig zu beunruhigen. Seit den Ereignissen vor neun Jahren hatte sich ihr ganzes Leben verändert. Sie wusste Dinge, von denen bisher noch nie jemand gehört hatte. Zudem konnte sie Ereignisse sehen, bevor sie stattfanden. Diese Gabe hatte es ihr ermöglicht ein Vermögen mit Aktien zu machen. Der Helsing Konzern war einer der bekanntesten Konzerne der Welt geworden und hatte großen Einfluss gewonnen. Doch Monique ging es nicht um das Geschäft. Ein Großteil des Einkommens wurde für die Suche nach den prophezeiten Kämpfern eingesetzt, von denen sie vor neun Jahren zum ersten Mal gehört hatte. Bisher jedoch ohne großen Erfolg. Doch vor zwei Tagen hatte Abraham endlich einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des ersten Kämpfers entdeckt. Er sollte irgendwo in Japan sein, dem Land der aufgehenden Sonne. Monique hatte ihre Kräfte eingesetzt, um die Suche etwas einzugrenzen. Schließlich hatten ihre Fähigkeiten sie nach Tokio geführt. Schon als sie auf dem Flughafen gelandet war hatte sie gespürt, dass sie auf dem richtigen Weg war. Sie fühlte, dass sie hier fündig werden würde. Allerdings wusste sie noch nicht genau, wonach sie genau Ausschau halten sollte.

      Die Fahrt zum Hotel hatte nicht lange gedauert. „Wir sind da Miss Helsing. Soll ich auf sie warten?“ Monique schüttelte den Kopf. „Ich werde sie anrufen, wenn ich sie brauche.“ „Wie sie meinen, Miss.“ Monique stieg aus dem Wagen und schloss die Beifahrertür. Als Jake losgefahren war, stieg sie die Stufen zum Haupteingang hinauf. Sie freute sich schon auf ein gemütliches Bett und etwas Erholung nach den unbequemen Sitzen des Flugzeugs. Als sie die Halle betreten hatte, klingelte ihr Handy. Es war ein unaufdringlicher Ton, der keinem sofort aufgefallen wäre. Mit einem sicheren Griff holte sie ihr Handy aus der Halterung an ihrem Gürtel. Sie drückte die Annahmetaste. „Abraham, hast du noch irgendwelche Informationen für mich? Diese Stadt ist ganz schön überfüllt, wenn du mich fragst.“ Am anderen Ende der Leitung hörte sie ein unterdrücktes Lachen. „Wenn ich nur wüsste, wie du das immer nur machst.“ „Was denn?“ „Ist auch egal. Ich habe tatsächlich Neuigkeiten. Anscheinend handelt es sich beim ersten Krieger um einen Schüler.“ „Gut das grenzt die Sache schon erheblich ein. Sonst noch was?“ „Ich habe außerdem herausgefunden, dass dieser Kämpfer die Elemente Erde und Luft beherrscht. Halte nach ungewöhnlichen Anzeichen Ausschau. Und, Kleines, pass auf dich auf. Bye.“ Damit war die Verbindung unterbrochen. Monique musste lachen. Inzwischen war sie 25 Jahre alt, doch ihr Onkel nannte sie noch immer Kleines. Für ihn würde sie wohl immer seine Kleine bleiben. Gut gelaunt steckte sie das Handy zurück in die Halterung und hielt direkt auf den Empfangsschalter zu. Zum Glück befand sich keine Schlange vor dem Schalter. Monique trat an den langen hölzernen Tisch heran und drückte auf die Klingel. Eine junge japanische Frau trat an den Schalter heran. „Herzlich willkommen im Hioshito Hotel. Was kann ich für sie tun?“ „Ich habe ein Zimmer reserviert.“ „Wie ist der Name?“ „Monique van Helsing.“ Die junge Frau schien aufgeregter zu werden. „Oh, wir haben sie bereits erwartet. Ihr Zimmer steht bereit. Hier ist ihre Schlüsselkarte. Ich wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“ Schließlich beugte sie sich ein wenig vor und hob ihre linke Hand vor den Mund, damit man nicht sehen konnte, was sie sagte. „Es ist mir eine Ehre sie kennen zu lernen. Ich bewundere sie schon seit Jahren. Ich würde gern so sein wie sie.“, sie schien ein wenig verlegen zu werden. „Ich weiß, das klingt jetzt ein wenig albern.“ „Nicht doch. Aber sie brauchen mir nicht nachzueifern. Ich weiß, dass sie eine große Zukunft vor sich haben. Sie werden schon bald Erfolg haben.“ „Im Ernst? Glauben sie?“ Monique nickte und lächelte freundlich. „Ich weiß es.“ Damit ließ sie den Empfang hinter sich und suchte nach dem nächsten Fahrstuhl.

      Das Zimmer war luxuriös eingerichtet und umfasste etwa die Hälfte der gesamten Etage. Es kostete ein halbes Vermögen. Doch Monique hatte nicht vor sehr lange zu bleiben. Sie musste sich unbedingt auf die Suche machen. Schon seit geraumer Zeit fühlte sie, dass sich etwas zusammenbraute.