verstanden?“ Mardock rappelte sich wieder auf, stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab und lächelte Ashara verschmitzt zu. „Na komm schon Kleine. Ich weiß, dass du auf mich stehst. Ich sehe es in deinen Augen.“ Erneut wandte sich Ashara an Mardock, der gerade aus dem Kistenhaufen heraus kletterte. „Das hättest du wohl gerne. Du verwechselst da etwas. Es ist nicht Begierde, die du siehst, sondern Hass. Ich weiß nicht, warum du eigentlich noch bei uns bist. Unsere Gebieterin muss, was dich angeht etwas falsch gemacht haben, oder du bist einfach ein hoffnungsloser Fall. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Doch Mardock wollte nicht so schnell aufgeben. Da packte ihn jemand an der Schulter und schleuderte ihn gegen die Wand. „Hast du nicht gehört, Casanova? Ashara möchte nicht gestört werden.“ Cero sah Ashara kurz an und wandte sich dann ab. Rasch verschwand er wieder im Schatten. Seine dunkel blaue Jacke flackerte im Wind und verbarg sein Gesicht, als er sich noch einmal kurz umwandte. Ashara nickte ihm hinterher und kümmerte sich nun endlich wieder um ihren Begleiter. Sie führte ihn in den Nebenraum. Als sie die Türe hinter sich geschlossen hatte, umschlang sie seinen Hals und fühlte seinen Puls. Sanft glitten seine Finger über ihren Körper. Nun legte Ashara ihren Kopf auf seine Brust und arbeitete sich langsam zu seinem Hals hoch. Als sie ihren Kopf auf seine Schulter legte, begann sie sich zu verändern. Als sie den Mund öffnete, zeigten sich lange Fangzähne, die sie genüsslich in den Hals ihres Opfers schlug. Der Mann riss entsetzt seine Augen auf, als er endlich merkte, in welcher Situation er sich befand. Doch es war zu spät. Ashara hatte bereits den letzten Tropfen Blut aus seinem Körper gesaugt. Achtlos warf sie den Leichnam zur Seite, während sie noch den Geschmack des Blutes auf ihren Lippen genoss. Doch in diesem Moment sagte ihr Instinkt, dass etwas passierte. Nervös blickte sie sich um. Es war Niemand zu sehen. Dann spürte sie es erneut. Es war viel intensiver, als beim ersten Mal. Jemand rief sie, doch diesen Ruf hatte sie schon lange nicht mehr vernommen. Ihre Gebieterin rief nach ihr. Sie musste zur Kristallkugel. Ohne großen Kraftaufwand öffnete sie eine Bodenplatte des Raumes. Unter der Platte befand sich eine Öffnung. Ashara griff hinein und holte eine schwarze Kugel heraus. Sie glühte schwach. Mina rief nach ihren Dienern. Konnte es sein, dass endlich der Tag gekommen war, auf den sie so sehnsüchtig gewartet hatte? Mit der Kugel in der Hand lief sie in ihr Zimmer, wo sich der Halter für die Kugel befand. Sanft ließ sie die Kugel in die Fassung gleiten. Sofort verstärkte sich das Leuchten und tauchte den Raum in ein unheimliches Zwielicht. Eine dunkle Gestalt erschien im Inneren der Kugel. Doch das Gesicht konnte Ashara nicht erkennen. „Meisterin Mina, sind sie es?“ „Ja. Meine Treue Dienerin. Ich habe einen Auftrag für dich und die Anderen.“ Ashara verbeugte sich knapp. „Ich verstehe, worum geht es?“ Die dunkle Gestalt in der Kristallkugel schien sich zu Bewegen. „Ich spüre, dass der entscheidende Tag kurz bevorsteht. Wir müssen uns darauf vorbereiten. Die Welt wird erneut unter unserer Macht erzittern. Doch vorher müssen wir die drei magischen Amulette finden. Mit ihnen wird unsere Macht unendlich sein.“ „Aber Meisterin. Die magischen Amulette sind seit mehr als zweitausend Jahren verschollen. Niemand weiß, ob sie überhaupt noch existieren. Wie sollen wir sie überhaupt finden?“ „Ich spüre, dass die Kräfte der Amulette erwacht sind. Sie suchen nach ihren Trägern, den legendären Kämpfern. Ich spüre deutlich ihre Kräfte. Wir müssen sie vorher finden. Wenn sie den legendären Kämpfern in die Hände fallen, sind sie nutzlos für uns. Macht euch auf den Weg nach Australien, dort werdet ihr das erste Amulett finden. Macht schnell. Meine Visionen zeigen mir, dass unsere Widersacher auch schon auf der Suche nach den Amuletten sind. Verliert keine Zeit.“ „Ja Gebieterin. Wir werden das nächste Flugzeug nehmen. Wir werden nicht versagen.“ „Ich melde mich bald wieder bei euch. Enttäuscht mich nicht.“ Damit verschwand Minas Gestalt und die Kugel war wieder schwarz. Endlich war die Zeit der Rache gekommen. Seit dem Tod von Minas altem Meister, warteten sie auf den Tag, an dem die alte Prophezeiung endlich erfüllt würde. Der Kampf zwischen Dunkelheit und Licht. Mehrere hundert Jahre waren die Mächte der Dunkelheit zerschlagen und über die ganze Welt verstreut gewesen. Mit dem Erwachen der Amulette hatte der Countdown zur letzten Schlacht begonnen. Nun konnten sie endlich aus ihren Verstecken hervor. Die Zeit der Schwäche war vorbei und Ashara spürte, wie ihre alten Kräfte wiederkehrten. Sie hatten endlich ein neues Ziel. Doch nun mussten sie unverzüglich aufbrechen. Sie durften keine Zeit verlieren.
Kapitel 5
Monique wanderte langsam durch die finsteren Gänge. Die Luft war modrig und ein Hauch von Geschichte lag in diesem Geruch. Sie hatte etwas gefunden, das für mehr als tausend Jahre als verschollen gegolten hatte, ja in manchen Fachkreisen sogar als Legende abgetan worden war. Dabei war es so einfach gewesen, den Eingang zu finden. Als sie endlich das Ende des Ganges erreichte, erstreckte sich vor ihr eine weite Halle. Das hintere Ende konnte sie von ihrer Position aus nicht ausmachen. Die Decke befand sich etwa hundert Meter über ihr und durch Spalten und Risse drangen Lichtstrahlen herein, die die Halle in ein spärliches Licht tauchten und so eine düstere und bedrückende Stimmung der Einsamkeit vermittelten. Doch es genügte um Einzelheiten zu erkennen. Die ganze Halle war mit mehreren Meterhohen Bücherregalen gefüllt. Insgesamt erstreckten sich zehn Reihen dieser Bücherregale bis in die entfernte Dunkelheit, die Monique beinahe endlos erschien. Jeweils eine der Regalreihen erstreckte sich an den Seitenwänden entlang und die restlichen acht in Abständen von jeweils zwei bis drei Metern. Monique trat an eines der Regale näher heran. Alle Ablagen waren mit Büchern und Schriftrollen bis zum Bersten gefüllt. Langsam ging sie durch die erste Reihe hindurch. Es dauerte etwa zehn Minuten, bis sie schließlich das andere Ende erreichte. Diese Bibliothek war gewaltig. Sie musste weit über hunderttausend Bücher und Schriftrollen enthalten. Selbst mit einem großen wissenschaftlichen Team würde es Jahre dauern, um all diese Schätze zu identifizieren und katalogisieren. Wie sollte sie da nur das finden, was sie suchte? Es wäre wirklich einfacher gewesen alle Schulen in Tokio abzuklappern, als sich hier durch Tausende von Büchern zu wühlen. Sie fühlte die Magie, die von dem Gegenstand ausging, den sie so angestrengt suchte. Doch dieses Gefühl schien sich auf die gesamte Halle auszubreiten. Irgendetwas hier drin musste ihre Kräfte schwächen. Doch in diesem Moment fiel ihr etwas an der hinteren Wand auf, die sie erst jetzt sehen konnte. Direkt über den Bücherregalen, die dort standen, befand sich ein Relief. Bilder waren dort in den Stein gehauen worden und zeigten in unglaublichen Details eine gewaltige Schlacht. Doch es handelte sich nicht um eine gewöhnliche Schlacht. In der Mitte eines gewaltigen Heeres zeigte sich eine dunkle Gestalt. Sie war vollkommen von Dunkelheit umgeben. Das wahre Böse. Um das Böse herum standen drei Krieger in heiligen Rüstungen. Auf jeder Rüstung waren Symbole eingraviert. Es waren die Symbole der Elemente. Feuer, Wasser, Luft und Erde. Jeder dieser Krieger trug eines dieser Symbole. Die linke Figur trug das Zeichen des Feuers, die rechte das Zeichen des Wassers. Nur die mittlere Figur, die dem Bösen direkt gegenüberstand trug zwei der Symbole. Auf ihrer Rüstung trug sie das Symbol für die Erde und auf ihrer Waffe prangte das Symbol der Luft. Monique kannte diese Szene irgendwoher. Es war die Schlacht, die auf der Schriftrolle erwähnt wurde. Ohne ihren Blick von dem Wandbild abzuwenden griff sie nach ihrer Digitalkamera, die sie immer bei sich zu tragen pflegte. Sie ging einige Schritte zurück, damit sie das gesamte Relief aufs Bild bekam. Dann drückte sie mehrmals den Auslöser. Das Blitzlicht der Digitalkamera flackerte mehrmals auf. Doch schließlich war es wieder so dunkel wie vorher. Abraham würde dieses Foto bestimmt sehr interessant finden. Doch als sie sich gerade abwenden wollte, fiel ihr etwas im Bücherregal direkt unter dem Relief auf. Sie näherte sich langsam. Eine dicke Staubschicht hatte sich auf dem Holz und den Büchern abgelagert. Doch einige der Bücher in diesem Regal standen merkwürdig schief. Sie schienen nur auf einer Kannte zu stehen. Dennoch fielen sie nicht aus dem Regal heraus. Vorsichtig drückte Monique auf die Buchrücken, um sie richtig hinzustellen. Schließlich hatte Monique alle Bücher wieder richtig ins Regal gedrückt. Doch als sie das letzte gerade in die richtige Position gebracht hatte, gab es ein seltsames Geräusch. Ein mechanisches Klicken schallte durch die gesamte Halle und plötzlich schwang Monique das ganze Regal entgegen. Sie konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen, bevor es sie erschlagen konnte. Moniques Herz raste, als sie sich langsam erhob und in den Hohlraum blickte, der sich hinter dem Bücherregal auftat. Es war ein kleiner Raum. Fast genauso hoch wie die Halle doch wesentlich schmaler. Die Wände waren frei von den sonst alles beherrschenden Bücherregalen, nur am Ende des kleinen Raumes befand sich ein alter Holzschrank, der mit Eisenketten gesichert wurde. Ein einziger Sonnenstrahl drang durch die Decke und beleuchtete