3. Innovationskooperationen
Mit Blick auf internationale Märkte wäre es riskant, nur darauf zu setzen, bestehende Produkte in internationalen Märkten ungeachtet der lokalen Besonderheiten vertreiben zu wollen. Nachfrageorientiert sind die Probleme und davon abzuleitende Bedürfnisse vor Ort zu erfassen und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur darum, angepasste technische Lösungen zu finden, sondern auch gesamte Geschäftsmodelle, einschließlich Vertriebskanälen, unter Berücksichtigung lokaler Strukturen anzupassen. Anpassung kann in diesem Zusammenhang durchaus bedeuten, ganz neue Lösungen und Modelle zu schaffen. Angesichts ländlicher Strukturen, begrenzter Kaufkraft und zugleich schwacher Infrastruktur in vielen Regionen besteht die Herausforderung in der Ausgestaltung des Angebots nach folgenden Anforderungen.
Dezentrale Lösungen/Kleinlösungen
Modularität der Lösung
Robustheit: Die meist schwache Infrastruktur macht einen schnellen, zuverlässigen technischen Service oft unmöglich, so dass Produkte robuster sein sollten und von den Nutzern leicht instandgehalten werden können
Tropentauglichkeit: Viele Produkte unserer Breitengrade sind nicht für die Belastbarkeit extremer Feuchtigkeit ausgelegt und können daher in feuchten Regionen schneller versagen. Die Produkte sind entsprechend anzupassen
Akzeptabler („affordable“) Preis: Die Bevölkerung derjenigen Regionen, die keinen Zugang zu Wasser und Strom haben, ist meistens einkommensschwach. Damit sie sich dennoch das Produkt leisten kann, muss es entfeinert werden, d. h. auf die notwendigen Funktionen ausgelegt sein, ohne dass die Qualität beeinträchtigt ist. Zudem ist zu prüfen, inwieweit Produkte verstärkt mit lokalen Ressourcen hergestellt werden können
Oft haben die Menschen keinen Zugang zu Strom und sauberem Wasser. Anbieter entsprechender Technologien können eine armutsbekämpfende Wirkung erzielen und gewinnen an Aufmerksamkeit in jungen, reifenden Märkten. Nachfolgende Tabelle zeigt einige Beispiele.
TABELLE 3: BoP-Ansätze ausgewählter Unternehmen
Besonders die Lösungen, die sich an den Endverbraucher wenden, erfordern nicht nur lokal angepasste Produkte, sondern auch ein entsprechendes Geschäftsmodell, das die beschränkten Vertriebs- und Marketingkanäle in vielen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas berücksichtigt und die Kunden tatsächlich erreicht. Aber auch größere Lösungen beispielsweise der kommunalen Strom-, Wasserversorgung und Abfallbehandlung sind an die lokalen Gegebenheiten anzupassen.
Für deutsche Firmen ist der Zweck der Anpassung von Produkten und Prozessen wichtigstes Motiv für FuE-Aktivitäten im Ausland. Dabei ist die Kooperation mit Partnern vor Ort wichtig, die das Wissen über lokale Bedürfnisse und Strukturen bei der Entwicklung entsprechender technischer Lösungen und Geschäftsmodelle einbringen können. Aber auch die Zusammenarbeit mit anderen deutschen Partnern ist von Vorteil, da sich Kompetenzen bündeln, Kosten und Risiken minimieren lassen und damit der Entwicklungsprozess beschleunigt werden kann.
Mit wachsender Bedeutung der Märkte in Asien, Afrika und Lateinamerika werden FuE-Kooperationen mit den Ländern dieser Regionen im Sinn der Entwicklung angepasster Lösungen von den deutschen Ministerien seit mehreren Jahren verstärkt gefördert.
3.1. Förderprogramme
BMBF-Programme: „IWRM“ und „CLIENT“
Das BMBF hat zur Umsetzung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie und High-Tech-Strategie der Bundesregierung im Bereich Klimaschutz, Ressourcenschutz und Energie im Jahr 2009 das Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklungen“ (FONA) lanciert. Erklärtes Ziel ist, dass Deutschland in diesen Bereichen seine Position als Technologieführer erhält und weiter ausbaut. Dafür werden im Zeitraum 2009 bis 2915 ca. 2 Mrd. € bereitgestellt1. Wichtiger Bestandteil des Rahmenprogrammes ist, die Kooperation mit Entwicklungs- und Schwellenländern voranzutreiben. Dabei soll sich die Förderung vor allem auf die exportstarken Felder konzentrieren.
Mit dem Integrierten Wasser-Ressourcen-Management (IWRM) hat das BMBF einen Förderschwerpunkt, bei dem in geeigneten, größenmäßig überschaubaren Modellregionen außerhalb der EU Konzepte und Herangehensweisen eines Integrierten Wasser-Ressourcen-Managements entwickelt werden. Das Ziel ist es, vor Ort einen Beitrag zur Verbesserung des Zugangs der Menschen zu sauberem Trinkwasser und bei der sanitären Entsorgung zu leisten. Bei der Umsetzung von technischen Lösungen soll durch die frühzeitige Einbeziehung von Wirtschafts- und Industriepartnern eine Perspektive für die Erschließung neuer Märkte für Unternehmen der deutschen Exportwirtschaft geschaffen werden.
INFO 3: Geförderte IWRM-Forschungsprojekte
Land
Projekt
Iran
IWRM Isfahan (2010-2013)
Deutsche Industriepartner: Passavant Rödiger GmbH, p2m berlin GmbH, DHI-WASY GmbH
Mongolei
Integriertes Wasserressourcen-Management in Zentralasien: Modellregion Mongolei (2010-2013)
Namibia
IWRM im Cuvelai-Etosha Becken (2 Phasen, 2006-2013)
Deutscher Industriepartner: Roediger Vacuum
Südafrika
Pilotprojekt Mittlerer Olifants mit Technologietransfer durch ein Franchise.Konzept (2006-2010)
Deutsche Industriepartner: REMONDIS Aqua International GmbH, Hans Huber AG
Jordanien
SMART – Nachhaltiges Management verfügbarer Wasserressourcen mit innovativen Technologien (2. Phase, 2010-2013)
Deutsche Industriepartner: ATB Environmental Technology GmbH, Hans Huber AG
Vietnam
AKIZ (2009-2014)- Integriertes Abwasserkonzept für Industriezonen am Beispiel der Tra Noc Industriezone
Deutsche Industriepartner: EnviroChemie GmbH, HST Hydro-Systemtechnik GmbH, Passavant Roediger, LAR Process Analysers AG
Indonesien
IWRM Java (2008 – 2013) – Erschließung unterirdischer Wasservorkommen
Deutsche Industriepartner: KSB AG, IDS GmbH, Hans Huber AG, Chemisches Institut Pforzheim GmbH, COS Systemhaus OHG
Quelle: zusammengestellt aus BMBF, IWRM- Von der Forschung zur Umsetzung, Mai 2011
INFO 3
Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung und/oder Anpassung technischer Lösungen, sondern um alle Facetten eines IWRM in Betracht zu ziehen: In vielen Ländern liegt das Hauptproblem nicht in unzureichender Verfügbarkeit von Technologien, sondern eher in Managementdefiziten. Die Entwicklung nachhaltiger Wasserbewirtschaftungskonzepte bedeutet die Verknüpfung ökologischer, ökonomischer und sozialer Ziele. Angesichts der bestehenden Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen Wassereinzugsgebieten ebenso wie der Größe der jeweiligen Einzugsgebiete müssen verschiedene Institutionen miteinander kooperieren. Bei den Planungs- und Entscheidungsprozessen müssen die Interessen vieler Akteure ausbalanciert werden (bspw. Ober- und Unteranlieger). Dies zeigt, dass Erkenntnisse aus unterschiedlichen Disziplinen einzubeziehen sind (Ökonomie, Ökologie, Politologie, Hydrologie, Ingenieurwissenschaften).
Das BMBF fördert derzeit gut ein Dutzend Forschungsvorhaben zum IWRM. Der Projektträger Karlsruhe, Bereich Wassertechnologie und Entsorgung, und der Projektträger Jülich, Geschäftsbereich Umwelt betreuen die einzelnen Vorhaben.
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