Leitfaden 2013 Innovative Ansätze des internationalen Vertiebs von Energie- und Umwelttechnologien. Georgia Badelt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Georgia Badelt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844251999
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Technologien und Erneuerbarer Energien fördert und die russische Regierung berät. Träger sind neben der dena (40 %) der Energy Carbon Fund (30 %) und die Gazprombank (30 %). Letztere ist Russlands drittgrößter Finanzdienstleister und ist an 500 russischen Unternehmen beteiligt. Dies begünstigt natürlich die energetische Sanierung dieser Unternehmen und schafft Nachfrage auch nach deutschen Technologien.

      Veranstaltungen der Rudea wie Konferenzen und Seminare, eine Informationsplattform (energieforum.ru) ebenso wie die Durchführung von Pilotprojekten sind für deutsche Unternehmen gute Plattformen, um sich zu präsentieren und die Tür zum russischen Markt aufzuschlagen: Im Juli 2011 haben die Rudea, dena und Siemens die Durchführung einiger Energieeffizienzprojekte in Russland vereinbart, bei denen die beiden Agenturen eine koordinierende Rolle haben, die Projekte fachlich begleiten, um schließlich die Erfahrungen aus den Projekten in die Beratung der politischen Entscheider zu energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen einfließen zu lassen. Bei den Projekten geht es zum einen um den Einsatz verlustarmer Transformatoren und Umspannwerke und zum anderen um die modellhafte Installation kleiner und mittlerer KWK-Anlagen. Siemens kooperiert bei diesen Projekten mit russischen Energieversorgern und Verteilnetzbetreibern.

      Anknüpfungspunkte für deutsche Unternehmen bieten auch regionale Partnerschaften, wie zum Beispiel die Afrika-EU-Energiepartnerschaft (AEEP), an der das BMZ beteiligt ist und die von der GIZ koordiniert wird: Als Teil der Partnerschaft wurde auf dem ersten „Gipfeltreffen“ im September 2010 ein Kooperationsprogramm zu Erneuerbaren Energien ins Leben gerufen (RECP – Renewable Energy Cooperation Programme), mit dem zum Ziel der Partnerschaft beigetragen werden soll, bis 2020 100 Mio. Menschen Zugang zu nachhaltigen Energiedienstleistungen zu verschaffen. So sollen bis 2020 500 MW Solaranlagen installiert, 5 GW Windkapazität und 10 GW Wasserkraft errichtet sein.

      Davon abgesehen, dass zu Energiepolitik beraten und hierbei zum Beispiel mit dem regionalen, westafrikanischen Zentrum für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (ECREEE) kooperiert wird, ist eine Komponente zur Förderung privatwirtschaftlicher Kooperationen geplant. Dabei sollen europäische Firmen verstärkt mit Akteuren der Region zusammengebracht werden, um schließlich Investitionen im Bereich Erneuerbare Energien zu forcieren. Damit ist das AEEP ein weiteres Beispiel für politische Plattformen bzw. Politikdialoge, die konkrete Kooperationsprojekte auch unter Einbeziehung (deutscher) Unternehmen initiieren.

      2.2. Internationale Normungskooperation

      Neben dem Politikdialog ist die Normungskooperation ein wichtiger Anknüpfungspunkt für deutsche Unternehmen. Normen und Standards sind zwar keine Rechtsvorschriften, aber sind ganz wesentliche Rahmenbedingungen eines Marktes: Entsprechen die Normen eines Landes nicht den europäischen oder internationalen Standards, dann erschweren sie den internationalen Handel bzw. für deutsche Unternehmen den Marktzugang.

      Die Ergebnisse einer Studie zum Nutzen der Normung belegen: 84 Prozent der produzierenden Unternehmen der deutschen Wirtschaft erhalten globalen Marktzugang, indem sie europäische und internationale Normen anwenden. Damit liegt die Anwendung von Normen als Internationalisierungsstrategie deutlich vor der Einrichtung von Fabriken im Importland (13 Prozent) und dem Abschluss von Zulieferverträgen im Importland (7 Prozent).

      Den größten Exporterfolg erzielen Unternehmen, die nicht nur Normen anwenden, sondern sich am Normungs- und Standardisierungsprozess aktiv beteiligen. Hier gilt „Wer die Norm setzt, macht den Markt“. Dies gilt natürlich nicht nur für den heimischen Markt, sondern auch für Auslandsmärkte. Somit sind Normung und die Mitwirkung an dieser strategische Instrumente im globalen Wettbewerb. Besonders deutsche Unternehmen haben ein großes Interesse daran, dass deutsche bzw. internationale Normen in den Wachstumsmärkten übernommen werden. Denn in der Regel ist in diesen Ländern der Wettbewerb ein ungleicher, indem lokale Unternehmen nicht nur aufgrund kompetitiver Kostenvorteile (u. a. niedrige Arbeitskosten) Produkte günstiger anbieten können, sondern weil auch die Qualität geringer ist bzw. die Qualitätsanforderungen nicht so hoch sind; werden internationale Normen auch in den Zielmärkten übernommen, steigen damit dort die Qualitätsanforderungen und deutsche Produkte, die diesen von vornherein genügen, haben einen Wettbewerbsvorteil.

      Kurzum also: Einheitliche internationale Normen sind für deutsche Produkte ein Reisepass für den globalen Markt.

      Vor diesem Hintergrund sind die deutschen Normungsinstitutionen DIN und VDE/DKE bemüht, auf internationaler Ebene die Normungsarbeit zu prägen und das deutsche bzw. europäische Standardsystem zu verankern. Mit einer Reihe internationaler bilateraler Kooperationen wird zugleich das Ziel verfolgt, technische Handelshemmnisse abzubauen, indem der Austausch von Informationen zu den geltenden Normen gefördert und auf die Übernahme europäischer/deutscher Standards hingewirkt wird.

      So hat der DIN bereits in den Jahren 2005/2006 Kooperationsvereinbarungen mit Russland, China, Indien und zuletzt (2008) mit Indonesien geschlossen. Die Zusammenarbeit mit Indien und Indonesien umfasst:

       Einrichtung eines Informationssystems zur Normung und zum Austausch von Experten

       Durchführung von sog. Twinning-Projekten, bei denen die Partner gemeinsam die Führung technischer Komitees bei der ISO übernehmen

       Beratung zur CE-Kennzeichnung

      Über den Austausch zu Normen hinaus sind auch oft Fragen der Konformitätsbewertung Gegenstand von Konferenzen, Seminaren und Workshops. Hier berührt die Normungskooperation die Entwicklungszusammenarbeit, in deren Rahmen die PTB (Physikalisch-Technische Bundesanstalt) und im weiteren Sinn auch die GIZ-Projekte der Qualitätssicherung durchführen: Dabei geht es um den Aufbau einer entsprechenden Qualitätsinfrastruktur, angefangen mit der Stärkung der nationalen Metrologieinstitute über die Unterstützung lokaler Kalibrier- und Prüflaboratorien hin zur Entwicklung und Implementierung von Zertifizierungsprogrammen.

      Als Beispiel sei Indien genannt: Als ein Themenfeld für die Normungskooperation sind Photovoltaik und Solarthermie identifiziert worden. Im Rahmen eines Expertenaustausches werden nicht nur Informationen zum geltenden technischen Regelwerk ausgetauscht, sondern auch Fragen wie die der Anpassung von IEC-Standards für Solarmodule an indische (klimatische) Verhältnisse diskutiert; VDE-Prüfverfahren gehen ohnehin bereits über die IEC-Standards hinaus, indem sie die Testzyklen erweitert haben. Deutsche Unternehmen können sich mit Themenvorschlägen einbringen, zu welchen konkreten Normen ein Austausch stattfinden sollte. Eng vernetzt mit der bilateralen Normungskooperation ist ein Projekt, das die PTB im Auftrag des BMZ zur Stärkung der Qualitätsinfrastruktur in der indischen Solarindustrie seit Januar 2012 durchführt. Schwerpunkte sind u. a. die Konformitätsbewertung von PV-Anlagen, die Stärkung lokaler Labore zur Prüfung von Solarkollektoren und die Einführung eines Zertifizierungsprogramms für Kollektoren in Anlehnung an Solar Keymark.

      Energie-und Umweltthemen sind auch Themen in der Kooperation der DKE mit Ländern wie Russland, GUS, Indien und China: Im Mai 2010 fand in China das erste europäisch-chinesische „Smart Grid Technology and Standardization Forum“ in Kooperation mit dem ZVEI, EuropElectro und chinesischen Partnern statt. Gegenstand der Zusammenarbeit mit Weißrussland sind u. a. energieeffiziente Geräte und Systeme und Öko-Design.

      Um besseren Zugang zu Auslandsmärkten zu bekommen und dort wettbewerbsfähiger zu sein, können deutsche Unternehmen also:

       Konkrete Themen für die bestehenden Normungskooperationen vorschlagen

       Sich unmittelbar in Events im Rahmen der Normungskooperation einbringen

       Weiterführende Projekte der Qualitätssicherung (PTB/GIZ) anstoßen